Fragen zur Fachwerkdecke und Fachwerkwände bzw Wandaufbau

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Mecklenburger

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Hallo,
ich bin neu hier im Forum und habe einen Haufen an Fragen. (einige konnten durch die Suchfunktionen schon geklärt werden)

Vorab möchte ich mich kurz vorstellen. Ich habe mir nun mit 40 Jahren und guter handwerklicher Kenntnis aus der Altbausanierung einen Abenteuerspielplatz für meine Familie gekauft und ein wenig für mich. ;)
Eigentlich haben wir nach einem Gartengrundstück an der Ostsee gesucht, es wurde dann aber eine Doppelhaushälfte mit ca. 900m² Grundstück in Mecklenburg nahe Wismar (na Ja fast Ostsee) am Rande einer alten Siedlung mit 10 Häusern. Das Haus wurde die letzten 60 Jahre als Jagdhütte genutzt und war für uns ehr nachrangig interessant, da es von Innen schrecklich ausgebaut war, Alle Wände mit Holzpanelen verkleidet, Decke abgehängt mit Kunststoffholzimmitat Panelen, Boden mit PVC und teils Linoleum ausgelegt. Sehr funktional und sehr hässlich…

Es ging uns eh um das naturbelassene Grundstück … kurz gesagt das war völlig verwildert. Genau das was wir wollten.
Nun haben wir das Grundstück einigermaßen auf Line und haben uns dem Haus angenommen. Hierbei stellten wir durch Gespräche mit den Dorfmitbewohnern fest, das sich um ein altes Schnitterhaus mit einem Feldsteinfundament von ca. 1850-70 handelt, das letzte von ca 20 Stück die, wie auch der Gutshof in den 70ern abgerissen wurden.
Von aussen kann man es dem Haus kaum noch ansehen, Aussenwände sind neu verputzt, Dach und Dachstuhl ist ca 15 Jahre alt, Fenster Türen aussen neu.
Lange Rede, hier die erste Frage:
Um nun eine wenig Platz zu schaffen, wollten wir eine Innenwand entfernen und haben dabei festgestellt das unter der Holzverkleidung, verschiedene Putz, Tapeten und ein ausgemauertes Fachwerk steht. Leider ist jedoch der untere Balken vollständig weggegammelt. Die aufliegenden Balken hängen nun frei. Der Deckenbalken ist aber wohl nicht tragend, daher würden wir zwei der drei Balken auch entfernen wollen. Den dritten jedoch stehen lassen und den Teil des weggegammelten Balken aufmeuern und mit einer Trennschicht (Teerpappe) von Balken isolieren, da wir nicht ausschließen können das weitere Feuchtigkeit durch den Boden aufsteigt. Mach das Sinn?
Des Weiteren haben wir uns gefragt ob die Naturholzwandpanele drin bleiben sollten? (Sind überall!) da es ein Wochenhaus ist und es im Winter nicht beheizt wird machen wir uns schon sorgen um Stock und Schimmelbildung. Angeblich sollen die Holzverkelidung die Feuchtigkeit im Winter gut auf und abgeben…? Macht es mehr sind die Wände mit Lehm neu zu verputzen?
Nachdem wir auch die schrecklichen(!!!) Kunststoffdeckenpanelen ab gerissen haben stellten wir fest da darunter eine Holzdecke ist auf der(also im Dachstuhl) eine ca. 10cm dicke Lehmdecke liegt die einen Stroh(?) unterseite hat. Teils sind die Bretter schon recht wurmstichig, und mit weißer Farb oder Kalkresten versehen (?) ebenso rieselt durch die Spalten lehmstaub usw. Nun fragen wir uns wie wir die Spalten (ca 2-8mm) zubekommen. Dann wollte ich die Decke abbürsten und ölen oder so lassen? Wie weiß ich noch nicht gibt es hier schon Erfahrungen?
Für Erfahrungen und Anregungen wäre ich sehr dankbar, Suchfunktion habe ich schon genutzt und einige Fragen wurden beantwortet aber die oben stehenden bisher nicht (zumindestens nicht befriedigend)…
 
Wohin soll die Reise gehen ?

Bitte erst ein Konzept entwickeln damit sich der "Spielplatz" schön entwickelt.

- Was soll mit dem Dachboden geschehen ? ev. zukünftiger Ausbau ?
- Ist das Dach gedämmt, oder mit vernünftigem Aufwand zu dämmen (Unterspannbahn vorhanden) ?
- Soll die Decke im Erdgeschoss holzsichtig sein ? Sind die Balken noch schön ?

Wenn der Dachboden nicht ausgebaut werden soll, und die Decke holzsichtig sein soll, würde ich die Bretter ersetzen, und darüber mit Dampfbremse und geeignetem Dämmstoff (z.B. Holzweichfaser) dämmen. Ja, auch wenn die Hütte im Winter nicht beheizt werden soll.

Wegen der "nicht tragenden Wand", da würde ich mir die Balkenlagen usw. im Dachstock genauer ansehen, oder von einem Statiker / Zimmermann ansehen lassen.

Wie sind die Böden und Aussenwände aufgebaut ? Wie sehen die Holzwandpaneele aus - gerade oder geschüsselt ?
 
Willkommen im Club ;)

Wir liegen gerade in den letzten Zügen der Sanierung unseres "Spielplatzes" in der Brandenburger Provinz .
Macht euch erst einmal ein Bild davon, was euer Haus von euch will ;)
Dazu würde ich soviel Verbaubastelungen wie möglich zurückbauen ohne in die eigentliche Struktur des Hauses einzugreifen und dann mit einem wirklich altbauerfahrenen Bauing durch das Haus gehen. Der kann dann bei freigelegten Strukturen den Umfang der Schäden einschätzen, auch Aussagen zu möglichen Änderungen / Abriss treffen und euch eine genauere Vorstellung von dem geben, was auf euch zukommen kann.
Wir haben erst nachdem wir wussten, was im Haus im Argen liegt mit den genaueren Planungen begonnen und sie im Bauverlauf dann den nochmaligen Überraschungen angepasst. Dies ging aber auch nur, weil wir dieses Haus niemals zu Dauerwohnzwecken der ENEV entsprechend herrichten wollten.
Wir haben auch keine Heizung im Winter - nur zwei Kaminöfen für den Übergang - und haben z.B. in allen Räumen den 200 Jahre alten Lehmputz nur ergänzt und überarbeitet.Der Putz hatte den fast 30 jährigen Leerstand des Hauses super überstanden - die wenigen Holzverkleidungen waren alle entweder angeschimmelt oder zerfielen zu Holzmehl bei Berührung. Eine Sanierung für einen Winterleerstand bei so alten Häusern ist auf jeden Fall mit anderen Mitteln durchzuführen, als eine "normale" Altbausanierung. Unser Spielplatz enthält jetzt keine einzige Rigipsplatte, Vorwandverkleidung oder Schimmelfalle Laminat und Teppich mehr und wird mit reinen Kalk oder Lehmfarben gestrichen. Auch Mineralwolle wird man bei uns nicht finden - wir haben die alten Lehmwickeldecken repariert und ergänzt, eine Winterdämmung brauchen wir ja nicht.
Auch wir hatten weggefaulte Schwellen und tragende Balken - ein guter Zimmermann hat dieses Schäden behoben ohne das Gesicht des Hauses zu verändern oder , was noch wichtiger ist, die Statik anzugreifen. Einfach mal so eine Wand wegzunehmen oder irgendwie aufzumaueren würde ich ohne den Rat eines echten Fachmannes nicht wagen.
So ein altes Haus braucht eine Menge Fingerspitzengefühl und einen guten Berater.
Die Region um Wismar kenne ich recht gut, da wir dort auch eine Weile nach einem Haus gesucht haben. Leider gibt es dort viele verbaubastelte Objekte, bei denen man wirklich erst einmal die Grundsubstanz freilegen muss. Die Kunststoffpaneele und PVC Böden lassen da so Einiges vermuten.
Nehmt euch Zeit euren Spielpaltz gut kennenzulernen.

LG
anna
 
Hallo danke für die schnellen Reagtionen, bzw. Antworten und Nachfragen.

Ich habe jetzt auch gesehen das ich ausführlicher den Baubestand beschreiben hätte sollen.

- Was soll mit dem Dachboden geschehen ? ev. zukünftiger Ausbau ?

Der "Dachboden" hat an seinem höchsten Punkt ca 80-90cm, daher ist eine Nutzung aus meiner Sicht nicht gegeben. Es ist nicht gedämmt und ich denke es wäre recht schwierig es wicklich dicht zu kriegen.

Da auch wir das Haus nur als Wochenendhaus benutzen und es im Übergang zum Winter mit zwei Öfen beheizen, sehe ich auch keinen Sinn es zu isolieren, dauergenutzt werden wird sicher nicht mehr.

- Soll die Decke im Erdgeschoss holzsichtig sein? Ja, ich würde es gut finden, und ich Gewinne Deckenhöhe. (bin recht groß)

Sind die Balken noch schön ? Naja... ich finde schön recht relativ, die Panelen waren auf jeden fall superhäßlich. Ich überlege gerade wie nicht schöne Balken aussehen würden...?

Wenn der Dachboden nicht ausgebaut werden soll, und die Decke holzsichtig sein soll, würde ich die Bretter ersetzen, und darüber mit Dampfbremse und geeignetem Dämmstoff (z.B. Holzweichfaser) dämmen. Ja, auch wenn die Hütte im Winter nicht beheizt werden soll.
Wieso genau würdest du es trotzdem dämmen? In wie fern hole ich mir denn dann auch möglicherweise Getier in das Dach, auf grun der Dämmung? (Zwei Erdhummelvölker haben wir schon!)

Wegen der "nicht tragenden Wand", da würde ich mir die Balkenlagen usw. im Dachstock genauer ansehen, oder von einem Statiker / Zimmermann ansehen lassen.
Ich habe die Balkenlage geöffnet und gesehen das auf diesem Balken das Dach nicht aufliegt nur die holzsichtige Decke mit der Lehmschicht. Die Wand die Rausgenommen haben hat eine Länge von ca. 3 Metern, den rest haben wir stehen gelassen. Ein Fachkundiger Architekt aus der Gegend hatte uns da auch mehr oder weniger grünes Licht gegeben. Daher gehe ich von aus das das passt, richtig wäre natürlichen einen Statiker zu konsultieren jedoch manche Sachen kann man auch mal wagen. (Dachte ich mir….) Haus steht auch noch…


Wie sind die Böden und Aussenwände aufgebaut ? Wie sehen die Holzwandpaneele aus - gerade oder geschüsselt ?
Die Außenwände sind gemauert (wir haben einen Hinweis auf Fachwerk gefunden) und haben einen neuen Ringanker bekommen.
Was verstehst du unter gerade oder geschüsselt Holzopanneele? Es sind so Profilholzer mit Nut und Federn wie Sie in den Achtzigern in (gefühlt) jeden Kinderzimmer im Dachgeschoss verbaut wurden… (zumindestens bei den Lehrerfamilien.)
Der Boden hat zu unterschiedlichen Zeiten immer mal wieder partiell Estrichschichten bekommen, teils Fliesen. Häufig ein unterschiedliches Niveau. An der Stell wo der vergammelte Balken lag, liegen Ziegel fast sicher das die original sind.

Ich muss hier auch nochmal sagen dass ich zur Zeit nicht vorhabe das Haus komplett zu restaurieren, eigentlich wollen wir es erstmal wohnlich machen, den schrecklichen 70-90er Jahre Baumaterialschrott teils rückbauen, aber nicht unbedingtin den Orginalen zustand. Das lohnt einfach nicht umd würde auch auch über unsere Motivation (und Zeit) hinausgehen. Ganz vielleicht später mal. Erstmal ist nur Bestandssicherung angesagt und es (versuchen) nicht schlimmer zu machen. ;)
Das ist so in etwa das Konzept
@anna
„Macht euch erst einmal ein Bild davon, was euer Haus von euch will ;)
Als erste war das lüften! Nein im ernst eure Baustelle ist von der beschreibung unserer sehr ähnlich,
Ja es sind hier recht viele verbastelte Gebäude, man muss natürlich auch dazusagen das wir in erster Linie das Grundstück und der wunderbare Baumbestand die Kaufentscheidung war. Das haus gab es halt mit dazu.

Ja wir wollen uns auch Zeit lassen aber eine große Küche muss sein…

Gruss
 
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Bei nur 80 bis 90 cm Höhe im Spitzboden würde ich die Dachschräge dämmen, und die Zwischendecke entfernen. Das haben wir im Dachgeschoss gemacht (etwa 130 cm Spitzboden), das Raumgefühl ist viel schöner. Balken sind teilweise drin geblieben (Statik), teils entfernt. Ich muss mal Fotos reinstellen.

Statik - ich hatte bei meinem Umbau keinen Statiker, aber wir haben nichts wildes gemacht, und hatten auch erfahrene Bauleute.

Dämmung - never say never. Dachdämmung bringt auch im Sommer etwas, Hitzeschutz.

Nicht schöne Balken - z.B. gut verwurmt. Unsere Dachsparren sind nicht sichtbar, und das ist gut so...

Holz schüsselt sich (biegt sich) wenn es zu feucht wird.

„Macht euch erst einmal ein Bild davon, was euer Haus von euch will ;)

Sehr schön ausgedrückt, alte Häuser sagen einem oft was ihnen passt.
 
Mir ist noch nicht so ganz klar, wie die Decke aussieht ...
Bretter von unten und Lehm von oben ? Nach einer Lehmwickeldecke hört sich das nicht an...eher Einschubdecke mit Lehmauflage und dann Stroh an den Balken als Putzträger ???Ein Foto wäre hilfreich. Wir wollten auch die Balken frei lassen - leider waren die doch so stark bebeilt und hässlich, dass wir dann doch auf die 2 cm mehr an Deckenhöhe lieber verzichtet haben - bzw der Boden nun etwas tiefer liegt.
Ja natürlich kann man die Decke bis zum Dachstuhl öffnen, aber das Raumklima einer echten Lehmdecke erreicht man damit nicht und viel Aufwand ist es auch noch. Wir haben keine Dämmung im Dachstuhl , aber eine 20 - 30 cm starke Lehmdecke. Das Raumklima ist im Sommer wunderbar, immer leicht kühl, und als wir letzte Woche den Kamin angeworfen haben, war der Raum in Nullkommanix warm und blieb es auch. In einem anderen Gebäudeteil haben wir eine moderne Decke mit modernen Dämmungen in der Dachschräge - der Unterschied war in diesem Sommer seehr stark zu spüren.
Ich finde gut, dass ihr zunächst einmal das Haus von seinem Ballast befreien wollt und nur soweit ausbaut, dass dadurch keine weiteren Schäden entstehen können. Das haben wir hier auch gemacht. Ich würde bei den Arbeiten, die ihr jetzt durchführt, versuchen so nahe wie möglich am Original zu bleiben. Lehm, Kalkputz, Holz und Steine verzeihen Baufehler viel leichter als die heutigen modernen Baustoffe mit Folien, Mineralwollen und Gips. Ausserdem waren sie gegenüber Temperaturschwankungen bis hin zur Frostgrenze flexibler. Ein Haus im 18. oder 19. jhdt konnte durchaus im Innenbereich auf die Frostgrenze fallen - auch wenn es bewohnt und beheizt war. Eisblumen an den Fenstern kannten auch noch unsere Eltern.....
Ich hoffe, das Haus steht auch noch länger ;) Ich bin halt inzwischen vorsichtig geworden, bei Abriss von scheinbar nicht tragenden Wänden. Bei uns ist der Bauing damals mit uns durchs Haus gegangen und hat unseren Blick für die Probleme und auch schönen Überraschungen des Hauses geschärft.
Ach ja, und den senkrechten Balken kann man auch zimmermannssmässig ersetzen bzw ergänzen, ebenso wie die Schwelle.
 
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