Frage zur Fachwerkreparatur

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philipp23

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Hallo zusammen,

aus aktuellem Anlass (Zimmerer sarniert eine Fachwerkwand bei mir) habe ich folgende Frage: Sind bei Einbau eines neuen Ständers/Pfostens Stumpfstöße mit langer Spax als Fixierung zulässige (= "zimmermannsmäßig in alter Handwerkstechnik" wie es so schön in der Genehmiung der Denkmalbehörde heißt) und akzeptable Verbindungen zu Schwelle und Rähm? Anbei zwei Fotos ...


02_neuer_Pfosten_unten-Stumpfstoss_mit_Spax.jpg


01_neuer_Pfosten_oben-Stumpfstoss_mit_Spax.jpg

Vielen Dank für eure Antworten und Anregungen!

Edit: Ich hoffe, dass die lediglich eine provisorische Fixierung ist, aber man weiß ja nie. Deshalb frage ich zur Sicherheit doch mal lieber hier nach. Expertise ist hier ja reichlich vorhanden.
 
Ja, ist "zimmermannsmäßig" zulässig. Zwar nicht nach deinem Bescheid der Denkmalbehörde, aber statisch und nach "Stand der Technik". Wenn du es gerne "in alter Handwerkstechnik", sprich verzapft hättest, musst du es so beauftragen (und bezahlen).
Wenn der Ständer unter Last steht, verdreht oder verschiebt er sich nicht mehr. Da reichen die beiden Spax zur Sicherung.
 
Vielen Dank für deine schnelle Antwort. Das hätte ich nie vermutet - zumal Stumpfstöße in meinem schlauen Büchlein (Fachwerk von Wolfgang Lenze) fast als Sakrileg beschrieben werden. Aber man lernt ja nie aus

Naja gut, dann können/sollen sie so weiter machen. Hauptsache es hält. Außen ist und bleibt Schiefer, innen kommt Holzweichfaser. Von daher soll es mir egal sein.

Mal eine weitere Frage dazu: Ich war letztens auf einer Baustelle, da haben sie alle Riegel (jeweils 2) zwischen den Ständern entfernt und mittig einen neuen Riegel gesetzt, indem sie links und rechts einfach eine lange Spax durch die Ständer in die Riegel geschraubt haben. Ist das auch ok?
 
… da haben sie alle Riegel (jeweils 2) zwischen den Ständern entfernt und mittig einen neuen Riegel gesetzt, indem sie links und rechts einfach eine lange Spax durch die Ständer in die Riegel geschraubt haben. Ist das auch ok?
Was „ok“ ist, kann man hier (YouTube-Link) und im nächsten Video des „Fachwerkers“ und seines Zimmermanns sehen:

 
Zuletzt bearbeitet:
da haben sie alle Riegel (jeweils 2) zwischen den Ständern entfernt und mittig einen neuen Riegel gesetzt, indem sie links und rechts einfach eine lange Spax durch die Ständer in die Riegel geschraubt haben. Ist das auch ok?
Naja, Riegel sind keine lasttragenden Bauteile im statischen Sinn. D. h., sie können mehr oder weniger lose zwischen den Ständer rum schlockern. ohne dass es der gesamten Konstruktion schadet. Was bei altem Fachwerk auch oft der Fall ist. Trotz Schlitz-Zapfen-Verbindung. Statisch ist das kein Problem, da sie außer den Ausfachung die auf ihnen sitzen, nichts zu halten haben. Aber wenn die dann nur mit einer Spax pro Seite fixiert sind, kann man sie (theoretisch) auch drehen. D. h., die Ausfachung könnte nach außen oder innen kippen, wenn sie nicht, bzw. nicht genug seitlich/oben gehalten wird.
Mit anderen Worten: Wenn schon nur gespaxt, dann wenigstens mit 2 Schrauben pro Verbindung. Eben damit sich die Riegel nicht drehen können.

Der große bauphysikalische Nachteil an solchen stumpf gestoßenen Verbindungen ist, dass sie durchgängig offen sind. D. h., die Außenluft kann ungehindert durch diese Stoßfugen bis ganz nach innen eindringen. Bei verzapften Verbindungen verschließt dagegen der Zapfen die Fugen.... bei altem, verwittertem Fachwerk mehr oder weniger....;)

Gruß,
KH
 
Ich gebe dem Karl-Heinz Recht und darf ergänzen....
Mir würden zwei Schrauben in einer stumpfen Ständer/Streben-Schwellenverbindung nicht reichen. Je höher die Last ist die dort ankommt und je größer die zu verbindenden Dimensionen, umso weniger. Dauerhaft wird die Schraube oxidieren und gerade in Eiche bei entsprechenden Verwindungskräften in der Verformung des Holzes abreißen. Beim Rückbau sind solche Fälle immer wieder zu sehen. Besonders dann, wenn die Schraube Kondensationspunkt im Wandgefüge ist. Gute Alternative sind für mich vier schräg angeordnete Dübelstangen.

Für lediglich aussteifende Riegel oder Wandkonstruktionen, die eben nur eine gewissen Zeit ohne große Belastung halten sollen (z.B. Schuppen, Scheunen und Fertighäuser) kann man das aber mal so machen.

Frohes Schaffen noch - M.Mattonet
 
Vielen Dank für alle eure Antworten!

@M. Mattonet
Genau so will mein Zimmerer das auch machen, wie ich nach Rücksprache mit ihm klären konnte. Die Pfosten sind momentan also lediglich angeheftet. Wenn alles fertig ist, kommen schräg angeordnete Holzdübel rein, die dann die kraftschlüssige Verbindung herstellen.
Diese Lösung zieht er gerade bei der Schwelle generell der Zapfenlösung vor, da sich in den Zapfenlöchern der Schwelle gerne mal das Wasser sammelt, wenn Fassade oder Dach undicht sind.

@Pälzer
Ich kenne die Videos vom s.g. Fachwerker und finde sie ehrlich gesagt nicht so toll. Meiner Meinung stellt er sein Fachwissen wesentlich größer dar als es tatsächlich ist.
Ein gutes Beispiel ist dieses Video hier:


Zusammenfassung: Riegel werden generell mit Fehlzapfen getauscht und anhand fehlender Holznägel erkennt man, dass Riegel (und anderere Balken) wohl nur mit Metallwinkeln befestigt sind.
Problem dabei: Nur weil sein Zimmerer das mit Fehlzapfen macht, heißt es nicht, dass es nicht auch andere Lösungen gibt (zum Beispiel mittels Schleifzapfen oder schräg angeordneter Holzdübel). Und bei meinem Haus ist auf der unteren Etage bei der Sichtfachwerkseite kein einziger Holznagel, sondern nur die Zapfenverbindungen. Das Haus steht wie eine Eins, ganz ohne Metallwinkel (die seiner Meinung nach drin sein müssten) und ist sicher nicht "verpfuscht", wie er so gerne sagt.
Bis jetzt hat er ja fast 3 Jahre nur Abriss gemacht (Bodenplatte mal ausgenommen). Bin mal gespannt, wie er sich anstellt, wenn es darum geht mal wieder was aufzubauen ...

Hier noch ein weiteres Beispiel, dass man nicht alles glauben darf, was im Internet so steht: "Strebenstellung bei Fachwerkwänden" auf
7 Fachwerkhaus Lektionen [2022 Update]. Dort steht, dass nach Innen gerichtete Streben "eine grobe Fehlkonstruktion" sind. Jetzt sind aber in meiner Heimat (Kreise Marburg-Biedenkopf und Waldeck-Frankenberg) bei gefühlt 90% der Fachwerkhäuser die Streben nach Innen gerichtet und überdauern trotzdem die Jahrhunderte und die Erbauer waren gewiss nicht alle Deppen ...

@KHH
Wenn ich der Argumentation von Herrn Mattonet folge, scheint jeweils eine Spax oben und unten zur Sicherung doch nicht auszureichen ...
 
"Jetzt sind aber in meiner Heimat (Kreise Marburg-Biedenkopf und Waldeck-Frankenberg) bei gefühlt 90% der Fachwerkhäuser die Streben nach Innen gerichtet und überdauern trotzdem die Jahrhunderte und die Erbauer waren gewiss nicht alle Deppen ..."

Ich wohne auch im Landkreis Marburg-Biedenkopf und kenne die nach innen gerichteten Streben, die es auch im übrigen Hessen gibt.
Generell würde ich beim Neubau die Strebe nach außen richten. Statisch ist es wahrscheinlich egal, nur bei Türen und Toren relevant, damit diese nicht irgendwann durchhängen.
Im Fachwerk gibt es an der anderen Hausecke aber immer eine Strebe in die entgegengesetzte Richtung.

Weiß irgend jemand, ob eine nach Innen gerichtete Strebe irgendeinen
Vorteil hat oder ob dies nur eine Modeerscheinung war?
 
Weiß irgend jemand, ob eine nach Innen gerichtete Strebe irgendeinen
Vorteil hat
Das ist eigentlich egal. Sind die Streben nach außen gerichtet leiten sie die direkte Windlast auf Druck ab, sind sie nach innen gerichtet geschieht der Lastabtrag auf Zug.
Auf der Wind abgewandten Seite wird die Konstruktion ohne hin immer entgegengesetzt belastet, daher spricht man besser von Horizontallasten.
Darum sind zimmermannsmäßig ordentlich ausgeführte Verbindungen im Fachwerkbau auch so wichtig.
Das ist nicht zu verwechseln mit dem Holzrahmenbau, hier werden die Horizontallasten über die statisch ausgebildete Wandscheibe, meist OSB, eliminiert.
 
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