Fensterbauer Raum Stuttgart/Ludwigsburg

[chris_1401]

Moin zusammen,

in unseren neu erworbenen Fachwerkhaus (BJ ca. 1740) steht nun am Februar eine Komplettsanierung an. Vieles wird zwar in Eigenleistung gemacht - bei vielen Dingen bin ich aber natürlich raus. So auch bei den Fenstern. Aktuell sind Holzfenster aus den 80ern verbaut. Nun sollen (vor allem aus Budgetgründen) Kunststofffenster eingebaut werden - alte bzw. historische Substanz haben wir ja leider sowieso nicht mehr.

Daher meine Frage: Hat einer von euch einen Fachmann im Raum Stuttgart/Ludwigsburg? Ich hab mittlerweile nämlich festgestellt, dass ein "normaler" Fensterbauer ja spätestens beim Thema Abdichten evtl. Probleme bekommen könnte, da PU-Schaum und Co am Fachwerk ja nicht wirklich gut fürs Haus sind.

Theoretisch könnte ich mir auch - falls ich nur einen "normalen" Fensterbauer finde - die Fenster einbauen lassen und selber abdichten oder?

 

[Thommes1]

selber abdichten.....

da freut sich jeder Fensterbauer...
denn dann ist er in Sachen Gewährleistung fein raus....Weil DU ja abgedichtet hast....und DU dann bei jeglicher Undichtheit Pech hast...

Abdichtung ist der wichtigste Punkt in Sachen Fenster.
die Rahmenprofile und Beschläge kommen aus der Industrie, das sehe ich weniger problematisch.
die Handwerkliche Ausführung bei der Montage ist zu 99% die Fehlerquelle Nr.1

Der Fensterbauer wird Natürlich seine Materialien zu Montage nehme wollen die er kennt und denen er Vertraut....bzw. der DIN entsprechend vorgegeben sind...
Wenn du ihn überzeugen kannst alternative Abdichtungen zu nehmen wird er es sicher als vermerk in die Rechnung schreiben.....was ja auch nicht schlimm ist.

Kompriband außen zu Wind und Schlagregenabdichtung würd ich immer machen.
Anschlußband innen zwecks Luftdichtigkeit auch...

Welcher Dichtstoff dazwischen verbaut wird ....ist Geschmackssache...frag 5 Leute ...bekommste 6 Meinungen.

Wichtig ist meiner Meinung auch das der Bauherr bei montagebeginn vor Ort ist um zu gucken wie es ausgeführt wird......besser einmal zu viel da sein ...ggf. mit kaffee und Kuchen ...als einmal zu wenig.

wie oft liest man folgenden Satz: " als ich auf die Baustelle kam war alles fertig ....aber nichts wurde so gemacht wie zu anfangs besprochen"

gruß
thomas

 

[chris_1401]

Danke

Moin,

danke für die schnelle Rückmeldung Sagen wirs mal so: Am liebsten wärs mir, der Fensterbauer macht das komplett rein. Wobei ich bei den aktuellen Fenstern auch noch nicht weiß, wie die damals verbaut wurden. Ich hab bisher immer nur gelesen bzw. gehört: Auf keinen Fall PU-Schaum

Das mit dem Band innen und außen hab ich auf meine lange Liste geschrieben und geb das gleich mit an wenn wir jemanden gefunden haben

 

[KHH]

Deine lange Liste

Hallo Christian,

eine vorweg: Wenn die das Holz der Fenster noch rundum gesund ist, kann man die Fenster u. U. auch ertüchtigen, indem nur neue Gläser und Dichtungen eingesetzt werden. Schau dich auch mal in deiner Gegend nach einer Schreinerei um, die das anbieten.

Zum dem was Thomas dir schrieb und du geantwortet hast.
Wenn du auf deiner Baustelle auch die Ausführungsüberwachung, bzw. Qualitätskontrolle von beauftragten Firmen übernehmen willst, reicht es nicht nur irgendwelche Punkte auf eine immer länger werdende Liste zu setzen. Du musst dich mit den Themen auch ausführlich (!!!) befassen. Sonst erzählt dir jeder was ihm gerade zu pass ist. Esnützt dir überhaupt nichts, wenn du nicht underit hinterfragen oder gar kritisieren kannst.
Gerade das Thema Fenster ist sehr speziell, erst recht im Fachwerkbau!
Im Bereich Fenster herrscht immenser Konkurrenz- und somit Preisdruck. Die meisten Fenster(ein)bauer arbeiten quasi auf Akkord. Die haben einfach keine Zeit sich um spezielle Wünsche zu kümmern. Da muss man als Auftraggeber schon genau wissen was man denen wie sagen muss, damit es gemacht wird.
Befasse die vor allem mit den Einbaurichtlinien (RAL). Die sind zwar bindend, aber die wenigsten setzen sie fehlerfrei um...
Ansonsten rate ich dir das Geld zu investieren und einen Sachverständigen für die Abnahme des Gewerks zu engagieren.....und dies dem Fenstereinbauer natürlich auch gleich von Anfang an mitteilen.... ;-)

Gruß,
KH

 

[chris_1401]

Danke

Moin Karl-Heinz,

danke für den Tipp - das ist auch eine gute Idee

Ich geb euch auch in allen Punkten recht...War haben vor dem Kauf auch extra einen Sachverständigen dabei gehabt um einschätzen zu können, ob das Haus soweit in Ordnung ist. Ich hab auch einen Restaurator für solche alten Buden im Bekannten/Freundeskreis der sich mit mir das ganze anschaut.

Aber ganz aus dem Punkt was Du ansprichst versuche ich mich aktuell bevors dann richtig los geht zu informieren, damit ich nachher auch weiß wovon ich rede Uns war auch schon vor dem Kauf klar, dass man im Fachwerk auf einiges achten muss - aber ich will das daher jetzt gleich richtig machen bzw. richtig beauftragen damit ich hinterher keine Probleme bekomme.

Und da helfen mir solche Antworten hier schon sehr viel weiter! DANKE

 

[KHH]

Lesestoff

Falls du dich zum Thema Fachwerkhäuser grundsätzlich belesen willst, es gibt das Buch "Fachwerkhäuser restaurieren - sanieren - modernisieren: Materialien und Verfahren für eine dauerhafte Instandsetzung " von Wolfgang Lenze (siehe https://www.fachwerkhaussanierung.de/)
In dem Buch gehts vom Keller bis ins Dachgeschoss. Das Ganze laienverständlich, fundiert und detailliert, ohne zu langatmig zu werden. Ein guter Einstieg für Newcomer.

Gruß,
KH

 

[chris_1401]

Außenfuge

Moin zusammen,

jetzt hab ich mir mal das Buch besorgt und mich auch ein bisschen in die Thematik eingelesen. Denn mittlerweile war auch der Fensterbauer da und hat mal alles aufgenommen. Sein Vorschlag wäre ein auch Kompriband. Von Kunststoff hab ich mich auch verabschiedet und schau, dass ich Holzfenster bekomme.

Nur zum Verständnis: Wenn das Kompriband angebracht ist muss aussen keine Acrylfuge mehr ran oder? Im Buch selber steht ja das das Fenster außen nur am "oberen Deckleistenabschluss versiegelt werden soll". Aktuell ist da nämlich bei den 80er-Jahre-Fenster eine angebracht - auch am Übergang zur Fensterbank (siehe Bild links). Den brauen äußeren Rahmen innen würde er wohl erstmal eingebaut lassen - der hat mit dem Fenster Ansicht wahrscheinlich nichts zu tun vermute ich (Bild rechts).

Die Fenster selber sind übrigens Schrott - da lohnt sich die Restauration nicht. Und wie gesagt - ich vermute auch, dass der Einbau teilweise nicht optimal fürs Haus is.

Schönes WE euch und viele Dank

Chris

 

[KHH]

Re: Außenfuge

"Den brauen äußeren Rahmen innen würde er wohl erstmal eingebaut lassen - der hat mit dem Fenster Ansicht wahrscheinlich nichts zu tun vermute ich"
Mit was hat er zu tun?
Dem Foto nach ist der Rahmen die Leibungsverkleidung. D. h., er stößt von innen AN den Fensterrahmen und verdeckt das Kompriband, bzw. jetzt noch die alte Abdichtung.
Dito von außen. Der Blendrahmen (an dem die Kloben der Klappläden montiert sind) stößt von außen AN den Fensterrahmen und verdeckt das......
Wenn die neuen Fenster nur zwischen diese Rahmen gemessen werden. werden sie dem entsprechend kleiner.
Der innere Rahmen muss ausgebaut werden, damit der Fensterbauer die neuen Fenster bis an die Fw-balken messen und nachher montieren kann. Das Kompriband dichtet dann den Spalt zwischen Fensterrahmen und Balken ab (nicht zwischen Fensterrahmen und Verkleidung). Die Verkleidung deckt dann das Kompriband ab.
Somit sind irgendwelche nachträglich angebrachte Deckleisten überflüssig und das Fenster so groß als möglich.

Viele Fensterbauer messen gerne nur bis an die vorhandene Leibungsoberfläche, weil die relativ gerade ist, lassen dann noch großzügige 2 - 3 cm Luft, damits nachher auch garantiert passt, ohne nacharbeiten zu müssen, schäumen beim Einbau der kleiner gewordenen Fenster die Riesenspalten dann mit Schaum aus, weil das Kompriband nicht weit genug auf quillt und decken den Pfusch dann mit ganz tollen Deckleisten ab.

Wenn es gut werden soll, entfernt man zuerst die Leibungsverkleidung (egal, ob Holzrahmen, Putz, what-ever), misst dann die alten Fensterrahmen und baut die neuen in den gleichen Abmessungen.

"Nur zum Verständnis: Wenn das Kompriband angebracht ist muss aussen keine Acrylfuge mehr ran oder?"
Richtig. Acryl, Silikon und sonstige Dichtungspampe hat grundsätzlich und generell nix an einer Fachwerkfassade verloren!
Die äußeren Blendrahmen um deine Fenster werden nur von oben mit einem Blech abgedeckt, damit kein Regenwasser dahinter laufen kann.
Dazu wird in den Sturzriegel ein ca. 2 cm tiefer Schnitt gesägt, in den eine Zinkblech-Abdeckung eingeschoben wird. Der Schnitt wird im ca. 15 -20°-Winkel schräg nach innen/oben gesägt, damit kein Wasser rein laufen kann.
Zusätzlich kann man entweder den Blechrand, der in den Schnitt geschoben wird ca. 1 cm umkanten, oder wenn das Blech eingeschoben und fixiert ist, den Schnitt mit Bleiwolle abdichten.

Wenn das Fachwerk so uneben ist, dass die äußeren Blendrahmen seitlich arg abstehen, kann man die seitlichen Spalten mit einer Hanf-Lehm-Leinöl-Mischung verschließen/zu schmieren. Das Rahmenbrett unter der Fensterbank wird nicht hinterfüllt, damit trotz allem eingedrungenes Regenwasser garantiert und ungehindert abfließen kann.

Gruß,
KH

PS: Ich habe das zweigeteilte Foto mal runter geladen und soweit als möglich rein gezoomt. Ich würde sagen, das Fachwerk sieht arg überholungsbedürftig aus! Um es mal vorsichtig auszudrücken.
Bevor du Geld in neue Fenster investierst, stelle erst ein Gerüst und überhole die Fassade. Es macht keinen Sinn neue Fenster einzubauen, wenn danach Leibungsbalken ausgetauscht werden müssen.....

 

[chris_1401]

Vielen Dank

Moin Karl-Heinz,

super - vielen Dank. Genau das hilft mir weiter

Ich hoffe nicht das die Fassade nicht allzu große Probleme bereitet - sagen wirs mal so. Wir hatten vor dem Kauf einen Sachverständigen mit dabei - der meinte das der Zustand passen sollte und zumindest nichts defekt ist. Ich bin aber am Montag sowieso mit einem Kumpel dort - der ist auch Fachwerkrestaurator. Der schaut sichs auch noch an.

Wird spannend wenns los geht

Viele Grüße

Chris