Baujahr im Vertrag ist "ca. 1918" - die Behörde schreibt mir "ca. 1880"

Diskutiere Baujahr im Vertrag ist "ca. 1918" - die Behörde schreibt mir "ca. 1880" im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Moin, ich habe hier eine ganz praktische Frage: Im Exposée und im Kaufvertrag steht für unser Haus "ca. 1918". Als ich die Behörde...
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Michael60

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Moin,
ich habe hier eine ganz praktische Frage:
Im Exposée und im Kaufvertrag steht für unser Haus "ca. 1918". Als ich die Behörde (Denkmalschutzamt hat geantwortet) um eine Bescheinigung des Baujahres bat (für die Steuern = AFA) schreiben die mir "ca. 1880".

Jetzt habe ich eine Doppelfrage:
a. Wie gross ist das Zeitfenster für "ca."; ca 1918 ist 1915 bis 1921? ca 1880 ist ........ gibt es da Regeln?
b. Es kann doch nicht sein, dass ca 1918 und ca 1880 das Selbe sein sollen? Sind ja immerhin 38 Jahre....

Wer könnte mich da aufklären, auch wenn es mehr ein juristisches Ding ist, und (noch) kein bautechnisches.

Ich hoffe auf Eure Hilfe.
 
Nun,

der Verkäufer muss es ja nicht so genau wissen (er war nicht dabei), und die Behörde auch nicht. Vielerorts sind Akten nicht mehr vorhanden, oder es war einfach nicht so interessant, nachzugraben.

Bei näherer Betrachtung des Baues werden sich hinweise finden lassen, die mehr zu dieser oder jener seite tendieren werden. Und in den betreffenden Archiven zu suchen, kann sehr interessant und bildend über das konkrete Ziel hinaus sein.

Viel Erfolg beim Forschen.

Viele Grüße

Thomas
 
Bauakten einsehen

Wichtig ist es, beim Bauamt die alten Bauakten einzusehen. Diese werden dort über Jahrhunderte archiviert. Bei unserem Haus war es ähnlich: im Giebel steht "1924",- die Bauakten zeigten aber das es 1924 nur neu verschalt und umgebaut wurde. Der Zimmermann konnte anhand der Fachwerk-Konstruktion sehen, dass es wesentlich älter sein muss...da die Akten von 1924 auch nur "Umbau" überschrieben waren und es keine Akten des Vorgängerbaus gibt, weiß ich bis heute nicht wie alt das Haus in seinen ältesten Teilen ist.

Wenn aber eine Generation mindestens den Vorgängerbau bewohnt hat, kommen Differenzen wie Ihre 30-40 Jahre heraus.
 
Nicht bindend

Makler Aussagen sind niemals binden. Hier ist es die Pflicht des Käufers, sich umfänglich zu informieren. Der Gang zum Bauamt inklusive der Einsichtnahme der Akten ist ja ein wichtiger Bestandteil bei einem Hauskauf.

Mit dem Hinweis circa, wurde auch grob das Alter angegeben. Häufig ist es, wie meine Vorredner auch schon sagten, so, dass es verschiedene Bauzeiten gibt.

Die Unterlagen des Bauamtes sind aller Dings meist sehr exakt.
 
BAUJAHR 1880

Ohne das Objekt zu kennen , würde ich 1918 als Baujahr ausschließen.
Das im letzten Kriegsjahr des ersten Weltkrieges ein Haus neu gebaut wurde ist für mich schwer vorstellbar.
Aber das ist nur eine Vermutungen....
Mit besten Grüssen
Danilo
 
Naja,

das eigene Vorstellungsvermögen sollte man nicht zum Maß aller Dinge machen. "Ca. 1918"lässt Spielraum. Außerdem wurde auch 1918 gelebt, und der Krieg fand ja auch, so verheerend er war, nicht auf deutschem Boden statt.

Grüße

Thomas
 
Ungewissheit ist normal

Bei älteren Häusern ist das durchaus nicht unnormal, dass es verschiedene Schätzungen gibt. Spätestens in den Wirren des zweiten Weltkriegs, in denen auch deutsche Städte teils stark zerstört wurden, sind massenweise Dokumente auf immer verloren gegangen.

Für unser Haus gab es von offizieller Seite praktisch gar nicht mehr. Das hiesige Bauamt hatte nichts, im Staatsarchiv fanden sich lediglich Baupläne der Tenne, die allerdings stark abgewandelt waren. Auf dem Bauamt hieß es einfach: Sofern es keine Unterlagen gibt, gilt ein Bau als genehmigt, wie er in den Katasterplänen eingezeichnet ist. Hätte keine Baugenehmigung vorgelegen, wäre er so auch nicht eingezeichnet worden.

Um mehr über so ein Haus zu erfahren, muss man selber recherchieren, denn die Ämter interessieren sich nicht unbedingt dafür. Wir haben unter anderem im Haus noch alte Dokumente gefunden. Zudem konnte uns die Erbengemeinschaft, deren Urgroßeltern das Haus ca. 1913/1914 gebaut haben, noch mit alten Fotografien dienen, die teilweise handschriftliche Notizen auf der Rückseite hatten.

Die Baumaterialien können auch Aufschluss über das Alter geben, können aber auch stark verwirren. In unserem Fall wurde zum Beispiel ein vorher an dieser Stelle stehendes Haus abgerissen, um dieses Haus zu bauen. Dabei wurde einiges an Baumaterialien wiederverwendet. Ungefähr 1/5 der Deckenbalken war zum Beispiel schon mal an anderer Stelle verbaut, was sich unschwer an alten Zapflöchern erkennen lässt. In einem Zimmer wurden darüber hinaus die Fensterläden des abgerissenen Hauses als Deckeneinschübe verwendet, was uns einen unerwarteten Fundus an handgeschmiedeten Beschlägen beschert hat.

Wir hatten einfach Glück, dass das Haus bis zu unserem Kauf in Familienbesitz war und Fotos sowie Dokumente über Generationen aufgehoben wurden. Hat man dieses Glück nicht und haben die offiziellen Anlaufstellen keine Unterlagen mehr, kann man sich halt oftmals nur auf einige Indizien stützen oder raten.

Viele Grüße
Tilman
 
und manchmal

gibt es auch schlicht gar keine Informationen. Unser Haus ist ein solches Phantom. Die Gegend war so arm, dass erst ab den 1960er Jahren fotografiert wurde - und dann auch nur Menschen. Obwohl das Haus um 1790 gebaut wurde, taucht es in keiner Akte, keinem Archiv auf. Frustrierend, wenn man manche originalen Bauzustände schlicht nicht mehr rekonstruieren kann.
Die Angabe ca 1918 kann auch im Zusammenhang der Werterfassung angegeben worden sein, um zu definieren, dass es älter als 100 Jahre - und damit wirtschaftlich gesehen wertlos ist.
 
Thema: Baujahr im Vertrag ist "ca. 1918" - die Behörde schreibt mir "ca. 1880"
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