Bauerngarten gestern und heute
Hallo Helmut,
bei den Bauerngärten gibt es einen großen Unterschied. Die Gärten in den Büchern und denen hier bei unseren Bauern, die die Gärten so anlegen, wie sie es vom Uropa kennen.
Wir haben hier im Dorf noch einige ältere Leute mit Landwirtschaft und Tierhaltung. Und deren Gärten sehen nicht so "schön" aus, wie in modernen Büchern. Am Zaun wuchern oft die Brennnesseln, denn die jungen Pflanzen bekommen (im Gemisch mit anderen Sachen) die Kücken. Außerdem wird Brennnesseljauche daraus gemacht. Die Beete sind mit Feldsteinen eingefasst, die vom Feld aufgesammelt werden mussten. Auch die Wege sind teilweise damit "gepflastert" - also immer nach dem Motto, dort weg, wo es weg muß, dort hin, wo es hin muß. Und vor allem wurde eigentlich nichts weggeschmissen und vorhandenes Material genutzt und nicht von ewigweitwoher herangefahren.
Die Vorgärten sind Vorzeigegärten mit Blumen, die Gärten hinter den Häusern reine Nutzgärten. Wer nur einen Vorgarten hat, macht den hier auch als Nutzgarten. Unseren Vorgarten habe ich auch wieder als Vorzeigegarten angelegt, aber die Rosen mit Lavendel kombiniert, wegen der Blattläuse. Da ich die Rosenblätter und den Lavendel nutze, ist es aber eigentlich gleichzeitig schon wieder ein Nutzgarten.
Die Bauern haben in der Regel auch keine Zeit für irgendwelchen Schnickschnack ohne Nutzen, also z.B. für diese 10 cm hohen "Hecken" als Beeteinfassung, die in den meisten Büchern drin sind, und eigentlich nur dazu da sind, schön auszusehen und Arbeit machen, wenn sie geschnitten werden müssen. Kenne ich keinen hier, der sowas hat.
Wer seinen Vorgarten hier als Nutzgarten hat, hat natürlich die Beete schön symetrisch oder gleich groß angelegt, aber je nach Gegebenheiten des Grundstücks. Will ja keiner negatives Gesprächsthema beim Bäcker sein - ist halt Dorf.
Wir haben uns im Garten eine Kräuterschnecke gebaut (hier noch fast unbepflanzt) und bepflanzen die mit allen Kräutern, die ich in der Küchen nutze. Da es bei uns überall Schiefer gibt, und der übrig war vom Umbau, habe ich die logischerweise nach Uropas Philosophie....genau... aus Schiefer gebaut. Das sparte das Geld für den Containerdienst. Sonst wäre es ein normales Beet geworden.
Also ich würde mal Frauchen fragen, was sie sich unter einem Bauerngarten vorstellt: ob sie einen modern schicken Bauerngarten aus dem Buch haben will, oder einen, wo nur Pflanzen stehen für Mensch, Natur und Nutzen.
Die meisten Pflanzen ziehe ich mir übrigens aus Samen (Kaufhallen, Gärtnereien) oder bekomme sie von netten Nachbarn, die zu viel haben.
Ich hoffe, das hilft etwas weiter.
Petra