3. Mayener DachForum 2004: Vom Künstler zum Kaufmann

Diskutiere 3. Mayener DachForum 2004: Vom Künstler zum Kaufmann im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Die Zahl der Architekten stieg in den letzten 10 Jahren um 50% auf 118.000. Im Gegenzug sank die Zahl der am Bau beschäftigten von 1,7 auf 0.7...
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Die
Zahl der Architekten stieg in den letzten 10 Jahren um 50% auf 118.000. Im
Gegenzug sank die Zahl der am Bau beschäftigten von 1,7 auf 0.7 Millionen. Wer
sich aus der Masse der zu vielen Architekten herausheben will, muss mehr Wissen,
sorgfältiger und schadensfreier planen, seinen Kunden mehr bieten, in
Rechtsfragen sicherer stehen und sein Profil als Planer schärfen. Marketing ist
eine Lösung.



Vor ausgebuchten Rängen fand das dritte Mayener DachForum mit
Referenten aus Politik, Architektur und Rechtswissenschaften in der Aula des
Bundesbildungszentrums des Deutschen Dachdeckerhandwerks statt. Ewald A. Hoppen,
Geschäftsführer von Rathscheck Schiefer (1. Bild), erklärt den Erfolg der
Veranstaltung mit der Zielgruppenansprache. Die Themen, die Architekten
interessieren, seien nicht nur Architektur, sondern die veränderten
Rahmenbedingungen rund um den Entwurf.







<img border="1" src="http://www.baulinks.de/webplugin/2004/i/1357-dachforum2.jpg" align="right" hspace="3" vspace="3" alt="Prof. Dr. Lothar Späth">Die
Gemütslage hierzulande verglich Lothar Späth mit einem Rudel Löwen das im Zoo
geboren wurde und für die die tägliche Fütterung durch das Zoopersonal, mangels
anderer Erfahrungen, etwas Selbstverständliches ist. Nur noch der ganz alte Löwe
kann sich an das Leben in der freien Wildbahn erinnern. Dieses Leben war zwar
nicht so bequem, dafür machte es aber Spaß. Spaß macht die Wirtschaft nur dort,
wo noch die alten Industriestrukturen stimmen, wie im Automobilbau. Doch
vergleicht man die Stundenlöhne in Deutschland (23 €) mit Spanien (14 €)
Tschechien (4 €) und China (0,82 €) könne man erahnen, dass alle aktuellen
Kostensenkungsprogramme im globalen Vergleich keine signifikante
Wettbewerbsverbesserung mit sich brächten. Früher oder später würden alle
klassischen Produktionen weltweit vergleichbar. In Zukunft, so Späth, könne
Deutschland nur bestehen, wenn Unternehmergeist, Forschung und Ideenentwicklung
im Mittelpunkt stünden. Späth: "Wir brauchen mehr Airbus und weniger Toll
Collect. Wir müssen die Schlacht der Innovationen gewinnen."



  • Prof. Dr. Axel G. Schmidt zur Inmit-Studie:

    Vom Architekten zum Kaufmann

    Für Optimisten ist die Krise eine Chance







Max Frisch, Schriftsteller und Architekt sagte einst: "Krise ist
ein produktiver Zustand. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe
nehmen." In der von Rathscheck Schiefer in Auftrag gegebenen Studie zur
Wettbewerbssituation unter Architekten
(kann
hier angefordert werden
), kommt das Institut für
Mittelstandsökonomie an der Universität Trier zu einem ähnlichen Fazit. Darin
heißt es: "Auch unter schwierigen Rahmenbedingungen gelingt es Optimisten
positiv und damit erfolgreich in die Zukunft zu blicken". Optimisten würden sich
viel konstruktiver mit den Veränderungen befassen, ihnen auch Positives
abgewinnen, und ein hohes Aktivitätsniveau an den Tag legen. Sie seien damit auf
die Veränderungen des Marktes besser vorbereitet als Pessimisten. Unter
ökonomischen Zwängen wird in jedem zweiten Architekturbüro, so die Befragung, an
der Personalschraube gedreht. Danach folgen die Erschließung neuer
Betätigungsfelder, Spezialisierung und Investitionen in Ausstattung sowie
Personal.
Wichtiger Lösungsansatz ist für fast ¾ aller Architekten das strategische
Marketing. Um sich zukünftig im hart umkämpften Markt behaupten zu können,
wollen sich die meisten Planer glaubwürdig als Problemlöser der Bauherren
positionieren. In Betracht gezogen werden auch Spezialisierungen auf neue
Arbeitsfelder wie "Bauen im Bestand", ökologisches und altengerechtes Bauen, Facility Management, Energieberatung oder Gutachtertätigkeit.



<center>



</center>



Doch eines steht fest, der Baukünstler Architekt verändert unter
ökonomischem Druck sein Berufsverständnis. Er wird zum schöpferischen
Problemlöser mit ökonomischen Verständnis. Der Architekt wird auch zum Kaufmann.
Nur auf diese Weise kann er seine gestalterischen Ideen erhalten und dann mit
kaufmännischen Mitteln umsetzen. (Die Studie kann unter

www.rathscheck.de
heruntergeladen oder kostenlos bei Rathscheck Schiefer
angefordert werden.)



  • Architekt Uwe Morell:

    Marketing: Was willst Du Architekt?







Fragt man einen Architekten nach seinen beruflichen Zielen, ist
zuerst noch alles diffus. Soll es die "Spitze" der Architektur sein, z.B.
Stahl-, Glas- und Schieferfassaden mit Tageslichtlenkung, oder eher in Richtung
"Breite" gehen, mit Einfamilienhäusern, Grundstückssuche und Schlüsselübergabe.
Basierend auf der grundlegenden Erkenntnis: Was will ich eigentlich?, baut das
Marketingkonzept auf. Architekt Morell empfiehlt eine Spezialisierung auf nur
wenige zusammenhängende Kernarbeitsfelder und erklärte welche Mittel zur
Verfügung stehen und wie sie am effektivsten eingesetzt werden. In einem
Workshop wurde der Vortrag des ersten Tages vertieft. So manche provokativ
vorgetragene These des Praktikers fand im kritisch diskutierenden Kreis eine
sinnvolle Vertiefung.



  • Prof. Dr. Petra Kirberger:

    Der Architekt als Rettungsanker bei Insolvenzen

    Am Architekten schadlos halten







Die zahlreichen Insolvenzen am Bau wirken sich auf die
wirtschaftliche Situation der Architekten aus. Wenn keiner mehr da ist, wird
immer öfter der Architekt im Rahmen der gesamtschuldnerischen Haftung in die
Verantwortung genommen.



Dr. Kirberger berichtete über aktuelle Gerichtsurteile und
Erfahrungen aus der Praxis. Demnach würden die Gerichte vor allem die
Aufsichtspflicht des Architekten, besonders wenn der Bauherr selbst baut oder
sogar schwarz bauen lässt, sehr streng auslegen. In einem realen Beispiel wurde
z.B. ein Architekt zum Schadensersatz verurteilt, weil er die Baustelle eines
benachbarten Hauses besuchte das er einst geplant hat. Der Architekt hatte zwar
keinen Auftrag zur Bauüberwachung und erhielt auch kein Honorar, dennoch
verklagte ihn der schwarz bauende Bauherr auf Schadensersatz wegen fehlerhafter
Bauausführung (Risse) und siegte. Das Gericht war der Meinung, dass der
Architekt, wenn er schon die Baustelle betritt, auch auf Mängel hinweisen muss.
Fazit: Wer nur die Planung honoriert bekam, sollte bei späteren
Baustellenbesuchen berücksichtigen, dass dies zu einer faktischen Bauleitung
führen kann. Grundsätzlich ermahne Frau Dr. Kirberger die Architekten
schriftliche Vereinbarungen stets rechtzeitig, deutlich und auf professionellen
Vertragsvordrucken zu treffen.



  • Architekt Dr. Benedikt Loderer:

    Architektur des geringsten Widerstandes?







Am Ende steht eine irritierende These: Es gibt keine Baukultur
mehr, weil es keine richtigen Bauherren mehr gibt, weil es zu wenige gute
Architekten gibt, weil die Meisten nur den Weg des geringsten Widerstandes
gehen. Das ist kurz zusammengefasst die Lebensweisheit eines streitbaren
Geistes. Bauen, so Architekt und Publizist Loderer, sei weitgehend von
Gewinnaussichten gesteuert, und die Architektur des geringsten Widerstandes kann
nur das Gegenteil von Baukultur sein. Loderer: "Im Grundsatz sind wir alle
dieser Meinung, im konkreten Einzelfall aber ausnahmsweise dagegen." Nur, so die
Erfahrung dieses Architekten, die Ausnahme ist die Regel.



  • Richter Ulrich Weiland und

    Architekt Michael Probst, Sachverständiger:

    Allerorts mangelhafte Qualifikation







Massive Defizite in der Ausbildung von Architekten und
Handwerkern beklagte der bekannte Bausachverständige. Diese mangelnde
Qualifikation der am Bau beteiligten Parteien sei laut Probst der Grund für die
vielen Schäden, die mittlerweile die Volkswirtschaft ernsthaft belasten.
Funktion, Konstruktion, Haltbarkeit und wahre Wirtschaftlichkeit würden an den
Hochschulen zu Gunsten des Designs geopfert und die Ausbildung des graduierten,
praktisch orientierten Ingenieurs nivelliert. Der solide ausgebildete
Bauhandwerker sei so gut wie ausgestorben. Die Folge laut Probst: Immer seltener
gelingen gut konzipierte, solide und im vernünftigen Kostenrahmen liegende
Bauwerke. Die Regel wird zur Ausnahme.



<center>



<img border="1" src="http://www.baulinks.de/webplugin/2004/i/1357-dachforum3.jpg" vspace="2">

<span style="font-size: 10px">In Workshops wurden die Kernthemen des Forums,
hier Marketing für Architekten, vertieft.</span>
<hr>

</center>



Den dringenden Appell, sich intensiver mit dem Recht im Bauwesen
zu beschäftigen, richtete Richter Weiland an die anwesenden Architekten. Die
Ausbildung der Architekten in Rechtsfragen, darin waren sich Probst und Weiland
einig, sei schlichtweg jämmerlich. Das fehlende Grundwissen koste diese
Berufsgruppe zunehmend mehr Geld z.B. wenn es um Hinweispflichten oder die
Anmeldung von Bedenken bei Billigangeboten geht. In schwierigen Zeiten habe sich
als dritter Finanzierungsweg der "Justizkredit" herumgesprochen. Hier müsse sich
der Architekt entsprechend schützen. Wenn schon während des Studiums zu wenig
Baurecht vermittelt würde, so solle man zumindest im Rahmen der
Erwachsenenbildung diese auf Dauer existenzbedrohenden Wissenslücken schließen.



Zu den Übeln am Bau zählt Richter Weiland junge, finanzschwache
Familien, die mit der "Geiz ist geil- Mentalität" ans Bauen herangingen. Gute
Arbeit gibt es nicht zum Tiefstpreis. Bauherren, die mit Tiefstpreisen und dazu
am Rande ihrer Finanzkraft kalkulieren, sehen sich anschließend oft gezwungen,
vor Gericht ihr Recht und ihre Finanzen zu retten. Doch dies sei keineswegs so
einfach. Weiland: "Viele Rechtsanwälte, Sachverständige und auch Planer sind oft
in Unkenntnis der Rechtslage vor Gericht überfordert." Dann sei es preiswerter,
sich im Vorfeld eines Prozesses gütlich zu einigen.



<div align='right'>Siehe auch:

Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme KG
</div>
 
Thema: 3. Mayener DachForum 2004: Vom Künstler zum Kaufmann

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