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Im
Rahmen des 4. BDB-BBT-Junkers-Forums stellte Hartmut Miksch, Präsident der
Architektenkammer in Nordrhein-Westfalen, 10 Thesen zu Zukunft der Städte in NRW
vor. Hierbei spielte die Frage der "Rückkehr des Wohnens in die Stadt" eine
besondere, wenn nicht die Schlüsselrolle!
Das Wohnen ist - neben Handel, Arbeit und Kultur - seit jeher
eine Kernfunktion der Stadt. Stimmt aber die provokante These des bekannten
Stadtplanungstheoretikers John Friedmann, der behauptet: "Die Stadt ist tot!"?
Problemaufriss
Auch wenn man die kritische Einschätzung von John Friedmann
nicht teilt, ist nicht zu übersehen, dass viele Städte derzeit eine krisenhafte
Entwicklung nehmen. Viele Städte verlieren demnach an Bedeutung. Gewachsene
Strukturen lösen sich mehr und mehr auf: Wohnen verlagert sich zunehmend in den
suburbanen Bereich der Vorstädte und Umlandgemeinden. Gewerbebetriebe verlassen
ihren innerstädtischen Standort oder siedeln sich direkt in Gewerbegebieten
außerhalb der Stadtgrenzen an. Die stetige Zunahme des Verkehrs nimmt
öffentlichen Räumen ihre Aufenthaltsqualitäten. Das Leben in der Stadt werde
(nicht nur) laut Miksch zusehends unwirtlich.
Ursachen
Die Faktoren für die skizzierte Negativentwicklung sind
vielfältig. Für viele Bürger sind auch die fehlenden privaten Grünflächen in
verdichteten Wohngebieten ein Anlass, Wohnraum außerhalb der Kernstadt zu
suchen. Darüber hinaus wären es auch politische Steuerungsinstrumente, die
Fehlentwicklungen begünstigt haben.
Ziele
Was angesichts der dramatischen Entwicklungen, die sich in
vielen Städten derzeit vollzieht, dringend gebraucht werde, ist die Regeneration
und die Revitalisierung der Städte. Unter ökologischen Gesichtspunkten sei eine
nachhaltige Eindämmung des Flächenverbrauchs erforderlich. Hinzu kommen die
Belastungen der Umwelt durch die Pendlerströme.
Aber auch volkswirtschaftliches Kalkül spricht dafür, die
Stadtflucht einzudämmen: Die bereits vorhandene Infrastruktur in den Städten
müsse genutzt werden.
Lösungsansätze
"Wenn wir die Städte erhalten wollen, müssen wir sie besser
bewohnbar machen," stellt der Präsident der NRW-Architektenkammer fest. Das
Wohnen in der Stadt müsse wieder attraktiv werden. Daraus leite sich die Frage
ab, mit welchen Maßnahmen und Instrumenten sich diese Zielsetzung erreichen
lasse. Im Folgenden hat Hartmut Miksch thesenartig einige Handlungsoptionen
formuliert, mit denen sich die Bedingungen für eine "Neuorientierung unserer
Städte " potenziell verbessern lassen.
Seit 2002 veranstaltet der BDB-Landesverband NRW gemeinsam mit BBT-Junkers
Thermotechnik das jährliche Forum in Dortmund. Während in den Vorjahren z.B.
Fragen der energetischen Sanierung der Gebäude oder anlagentechnische Neuerungen
sowie neue Verordnungen im Vordergrund standen, war in diesem Jahr der
thematische Bogen deutlich weiter gespannt.
Zum diesjährigen Forum haben sich rd. 450 Architekten, Bauingenieure sowie
Vertreter der Wohnungswirtschaft angemeldet. Nicht alle Anmeldungen konnten
berücksichtigt werden. An der fachlich hervorragend besetzten Tagung nehmen 270
Architekten, Stadtplaner und Bauingenieure teil.
<div align='right'>Siehe auch: ausgewählte weitere Meldungen:
Rahmen des 4. BDB-BBT-Junkers-Forums stellte Hartmut Miksch, Präsident der
Architektenkammer in Nordrhein-Westfalen, 10 Thesen zu Zukunft der Städte in NRW
vor. Hierbei spielte die Frage der "Rückkehr des Wohnens in die Stadt" eine
besondere, wenn nicht die Schlüsselrolle!
Das Wohnen ist - neben Handel, Arbeit und Kultur - seit jeher
eine Kernfunktion der Stadt. Stimmt aber die provokante These des bekannten
Stadtplanungstheoretikers John Friedmann, der behauptet: "Die Stadt ist tot!"?
Problemaufriss
Auch wenn man die kritische Einschätzung von John Friedmann
nicht teilt, ist nicht zu übersehen, dass viele Städte derzeit eine krisenhafte
Entwicklung nehmen. Viele Städte verlieren demnach an Bedeutung. Gewachsene
Strukturen lösen sich mehr und mehr auf: Wohnen verlagert sich zunehmend in den
suburbanen Bereich der Vorstädte und Umlandgemeinden. Gewerbebetriebe verlassen
ihren innerstädtischen Standort oder siedeln sich direkt in Gewerbegebieten
außerhalb der Stadtgrenzen an. Die stetige Zunahme des Verkehrs nimmt
öffentlichen Räumen ihre Aufenthaltsqualitäten. Das Leben in der Stadt werde
(nicht nur) laut Miksch zusehends unwirtlich.
Ursachen
Die Faktoren für die skizzierte Negativentwicklung sind
vielfältig. Für viele Bürger sind auch die fehlenden privaten Grünflächen in
verdichteten Wohngebieten ein Anlass, Wohnraum außerhalb der Kernstadt zu
suchen. Darüber hinaus wären es auch politische Steuerungsinstrumente, die
Fehlentwicklungen begünstigt haben.
Ziele
Was angesichts der dramatischen Entwicklungen, die sich in
vielen Städten derzeit vollzieht, dringend gebraucht werde, ist die Regeneration
und die Revitalisierung der Städte. Unter ökologischen Gesichtspunkten sei eine
nachhaltige Eindämmung des Flächenverbrauchs erforderlich. Hinzu kommen die
Belastungen der Umwelt durch die Pendlerströme.
Aber auch volkswirtschaftliches Kalkül spricht dafür, die
Stadtflucht einzudämmen: Die bereits vorhandene Infrastruktur in den Städten
müsse genutzt werden.
Lösungsansätze
"Wenn wir die Städte erhalten wollen, müssen wir sie besser
bewohnbar machen," stellt der Präsident der NRW-Architektenkammer fest. Das
Wohnen in der Stadt müsse wieder attraktiv werden. Daraus leite sich die Frage
ab, mit welchen Maßnahmen und Instrumenten sich diese Zielsetzung erreichen
lasse. Im Folgenden hat Hartmut Miksch thesenartig einige Handlungsoptionen
formuliert, mit denen sich die Bedingungen für eine "Neuorientierung unserer
Städte " potenziell verbessern lassen.
- These 1: Gemeinsame Raumentwicklungsziele definieren
In einem ersten Schritt gilt es, gemeinsame Raumentwicklungsziele auf allen
Handlungsebenen festzulegen.
- These 2: Bedarfsgerechtes Angebot aller Wohnformen
Die "Rückkehr des Wohnens in die Stadt" setzt ein bedarfsgerechtes Angebot
aller Wohnformen voraus.
- These 3: Baulandpreise senken
Das Wohnen in der Stadt ist derzeit für breite Bevölkerungsschichten zu
teuer. Aus diesem Grund müssen die Baulandpreise nachhaltig gesenkt werden.
- These 4: Brachflächen nutzen
Das große Potenzial innerstädtischer Flächen - wie Industriebrachen,
ehemalige militärische Liegenschaften oder Bahnflächen - müssen für die
Stadt als Wohnstandort nutzbar gemacht werden.
- These 5: Baulücken schließen
Eine weitere zentrale Forderung lautet: Baulücken schließen. Durch die
Folgen des Krieges sind wir in Deutschland bis heute von dieser Problematik
besonders betroffen. Baulücken sind eine Chance für die zukünftige
Entwicklung der Stadt, weil sie nicht selten wertvolle Baugrundstücke in
zentraler städtischer Lage darstellen.
- These 6: Bauen im Bestand
Ein weiteres wichtiges Aufgabenfeld ist das Sanieren und Modernisieren von
Bestandsbauten. Hier geht es um Maßnahmen wie die Ertüchtigung von
Siedlungen der Vor- und Nachkriegszeit, die Nachverdichtung, die
Verbesserung des Grundrisses, das Zusammenschalten von Wohnungen, den
Teilrückbau und die energetische Nachrüstung.
- These 7: Stadtkerne und Innenstadtbereiche stärken
Eine ganz wichtige Rolle im Kontext einer Rückgewinnung des urbanen Lebens
kann die Unverwechselbarkeit der historischen Stadt als
Identifikationsmerkmal spielen. Um den Status der Innenstadt als
Aufenthalts- und Einkaufsort abzusichern und die Konkurrenzfähigkeit der
Innenstadt zu Versorgungsflächen auf der grünen Wiese zu gewährleisten, ist
ein aktives Stadtmarketing unter Beteiligung sämtlicher Interessensgruppen
unabdingbar.
- These 8: Öffentliche Räume attraktiver machen
Eine weiteres Handlungsfeld ist der öffentliche Raum, der attraktiver
gemacht werden muss. Hier gilt es, Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität zu
schaffen, die gut gestaltet, sicher und sauber sind.
- These 9: Den Schrumpfungsprozess planen
Die Politik und die Bürger dürfen nicht die Augen vor den Konsequenzen des
Schrumpfungsprozesses, dem viele Städte ausgesetzt sein werden,
verschließen. Schrumpfen muss auch als Chance erkannt werden, Defizite
abzubauen.
- These 10: Heraus aus den Fachzirkeln
Insgesamt betrachtet ist die Neuorientierung unserer Städte aber eine
Aufgabe, die nicht allein durch politische Steuerung gelöst werden kann. Sie
ist kein Selbstzweck. Es ist vielmehr eine Gestaltungsaufgabe, an der alle
gesellschaftliche Gruppen ebenfalls mitwirken müssen.
Seit 2002 veranstaltet der BDB-Landesverband NRW gemeinsam mit BBT-Junkers
Thermotechnik das jährliche Forum in Dortmund. Während in den Vorjahren z.B.
Fragen der energetischen Sanierung der Gebäude oder anlagentechnische Neuerungen
sowie neue Verordnungen im Vordergrund standen, war in diesem Jahr der
thematische Bogen deutlich weiter gespannt.
Zum diesjährigen Forum haben sich rd. 450 Architekten, Bauingenieure sowie
Vertreter der Wohnungswirtschaft angemeldet. Nicht alle Anmeldungen konnten
berücksichtigt werden. An der fachlich hervorragend besetzten Tagung nehmen 270
Architekten, Stadtplaner und Bauingenieure teil.
<div align='right'>Siehe auch: ausgewählte weitere Meldungen:
-
HafenCity Hamburg - Modell einer europäischen Stadt des 21. Jahrhunderts (12.10.2005)</div>