Expertenrat Ytong als Dämmung im Fachwerkhaus??

Diskutiere Expertenrat Ytong als Dämmung im Fachwerkhaus?? im Forum Fußboden, Wand & Decke im Bereich - Hallo! Nachdem ich und mein Freund, beide totale Baulaien, ein Herz für alte Fachwerkhäuser entdeckt haben, und nun tatsächlich die Möglichkeit...
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Katharina Kühnel

Guest
Hallo! Nachdem ich und mein Freund, beide totale Baulaien, ein Herz für alte Fachwerkhäuser entdeckt haben, und nun tatsächlich die Möglichkeit bestände, eines mit BJ 1870 zu erwerben, kommen natürlich viele Fragen. Um einer privaten Finanzkrise vorzubeugen haben wir zu Ansicht einen Berater mitgenommen, welchen ich hier auf der fachwerk.de Seite in dem Branchenbuch gefunden habe. Das Haus ist nicht gedämmt und so kamen wir zu der Frage, wie weiter vorzugehen sei. Um außen Sichtfachwerk zu erhalten, wurde uns von Seiten des Experten vorgeschlagen, innen quasi eine zweite Schale aus Ytong zu errichten. Weiteres Studium der fachwerk.de- Seiten meinerseits ergab, dass dieses wohl nicht die beste aller Lösungen ist.
Meine Frage ist nun: ist nach diesem Vorschlag wirklich von einer fachkundigen Person auszugehen? Da ich selber wirklich keine Ahnung habe, kann ich nicht beurteilen, ob Ytong zum Beispiel in Verbindung mit Lüftungsschlitzen in der Außenwand nicht doch funktioniert (Lüftungsschlitze wurden im Gespräch erwähnt). Habe dazu auch keinen Forumsbeitrag gesehen.
Falls Zweifel an dem Expertenrat bestehen sollten: gäbe es andere, vertrauenswürdige Berater hier in der Gegend (Cloppenburg, Wildeshausen)? Wir haben das Haus noch nicht gekauft, möchten gerne vorweg zumindest wissen, was an dem Gebäude zwingendst zu tun ist um es zu erhalten und uns einen ganz groben Finanzrahmen stricken (Gebot für Kaufpreis hängt von diesem groben Rahmen ab).
Ich möchte mich im Voraus für Antworten bedanken,
Gruß Katharina.
 
Diesen Expertenrat...

können Sie definitiv vergessen. Ytong hat an der Innenseite einer Fachwerkaußenwand nichts zu suchen. Schon gar nicht mit Hinterlüftung. Kondensatausfall und Feuchteeintrag würden hier dem Holz langfristig nur Schäden einbringen.
Geeignete Innendämmug können Sie z.B. mit Leichtlehmschalen (Guter Schallschutz, Wärmepuffer, sehr Substanzverträglich auch an Wetterseiten) oder mittels Holzweichfaserdämmsystem (Höhere Dämmwirkung als LLS, Bei starker Schlagregenbelastung nur mit Verkleidung der Wetterseite einsetzbar) In Jedem Fall sollte die Innendämmung auf das Gesamtkonzept des Hauses abgestimmt werden und vom RICHTIGEN Experten beurteilt und geplant werden... Sonst kann der Schuss auch schnell nach hinten losgehen. Bei diesen Arbeiten ist auch immer vom Profi betreute Eigenleistung möglich, um die Kosten zu reduzieren...
Zu den besagten Möglichkeiten einfach mal die Forumssuche benutzen, steht schon einiges geschrieben.

Viele Grüße aus Nordhessen
Mathias
 
WIE erkenne ich denn einen richtigen Fachmann??

Hallo Mathias,
erst mal Danke für die schnelle Antwort. Die Alternativen habe ich schon fleissig durchgearbeitet, nur wie gesagt, ich bin Laie und arbeite in der Woche zu lange um mich noch nebenbei zum Fachmann weiterzubilden. Da ich ja eigentlich gedacht habe, in dem Fachwerk.de- Branchenbuch den guten Fachmann zu finden, frage ich mich nun, woher weiß ich denn, wer´s kann??? Kennt jemand hier in der Gegend (siehe Eingangsposting)jemand gutes?
Ich kann sicherlich weiter im Fachwerk.de-Branchenbuch gucken, wer hier noch einen Eintrag in der Gegend hat, aber anscheinend kann ich da genauso an "falsche" Experten gelangen, wie im Branchenbuch der Telekom.
Gruß Katharina.
 
Ytong als Fachwerkdämmung

Auch wenn ich
jetzt wohl eine hitzige Diskussion lostrete - ich habe eine etwas differenzierte Meinung zum Thema Ytong bzw. Gassilikatbeton und Fachwerk.
Auch ich bin der Auffassung, das bei einigen früheren Sanierungen mit Gasbeton mittlerweile Schäden aufgetreten sind.
Mir selber ist nur ein Fall untergekommen, da war die Verarbeitung aber so grauslich und eine solche Menge anderer Mängel vorhanden, das dies keine Rolle spielte. Feuchteschäden waren am Holz trotzdem nicht vorhanden.

Ich will dieses Beispiel nicht verallgemeinern.
Aber: Was ich gesehen und gelesen habe reicht mir jedenfalls nicht aus, um dem Material die Schuld an den Mängeln und Folgeschäden zu geben.
Zum Beispiel: Es werden schlichtweg die falschen Steingrößen und -arten eingesetzt.
Ytong ist nicht gleich Ytong.
Für Fachwerkausmauerungen gibt es spezielle kleinformatige Steine.
Ob bei Schadensfällen immer der dafür vom Hersteller empfohlene Leichtmörtel verwendet wird, wage ich zu bezweifeln.
Das es neben den verwendeten Ausfachungsmaterialien auch eine Menge anderer Verarbeitungsmängel gibt, die zu Schäden führen können, ist auch allen klar, die mit der Materie zu tun haben.
Auch die Wetterexposition spielt eine große Rolle.

Zur Materialspezifik hier noch einige Werte zum Vergleich:

Wasserdampf- Wasseraufnahmekoeffizient
Diffusionswiderstandszahl

Gips 5/10 35
Gasbeton: 5/10 4-8
Vollziegel 5/10 30
Bimsbeton 5/10 2,5- 1,5
Kalksandsteine 5/25 4-8

Der oft geschmähte Gasbeton ist also physikalisch gesehen gar nicht so schlecht!
Natürlich kann man wie Florian Kurz auch an die globale Verschwörung der Baumaterialhersteller glauben, die solche Zahlen manipulieren.
Falls jemand in der Runde über gesicherte Quellen wie Langzeituntersuchungen, statistische Auswertungen usw. verfügt, die einen signifikanten Materialmangel nachweisen, bitte ich um Angaben dazu.

Jetzt mein Tipp an Katharina:

Die Ratgeber in Bausch und Bogen in die nächste Tonne zu kloppen halte ich für verfrüht.
Ob deren Rat auf fachlich versierter Kenntnis oder bloßem Nachplappern beruht, kann ich nicht unterscheiden.
Vorsichtig sollten Sie aber bei solchen Ratschlägen sein, die auf eine vorgestellte Innenschale aus Gasbeton zielen.

Viele Grüße
 
@ Georg

Das Problem beim Gasbeton ist, das dieser sich zwar sehr schnell mit Wasser vollsaugen kann, dieses dann aber nicht mehr schnell genug abgibt. (Vor allem auch, wenn wie zumeist bei der Vermauerung von Ytong üblich, mit zementären Klebern/Mörteln gearbeitet wird) Somit wird wie z.B. auch bei der Kombination Zementputz / Fachwerk das Wasser unnötig lange im Bauteil / am Holz gehalten.

Die fatale Wirkung einer Luftschicht zwischen Innendämmung / Fachwerkwand ist in der Fachwelt auch weitestgehend anerkannt.

Ich durfte mich selbst auch schon des öfteren die Ergebnisse solcher "Sanierungen" ansehen.

Eine Ytonginnenschale mit Hinterlüftung an einer Fachwerkaußenwand errichten zu wollen zeugt für mich von mangelnder Fachkenntnis und dem fehlendem "Fingerspitzengefühl" in der Fachwerksanierung.

Ohne eine Grundsatzdiskusion pro/kontra Ytong anfangen zu wollen, ist es doch wohl hoffentlich unbestritten das es für die Innendämmung von Fachwerkhäusern wesentlich geeignetere und sinnvollere Baustoffe gibt!??

Nachdenkliche Grüße
Mathias
 
2. Schale

War im Baufachhandel und da wurde mir auch eine 2. Schale vorgeschlagen. Entweder mit 11,5 Ytongwand mit stehender Luftschicht zwischen Ytong und altem Putz, oder mit 7,5 cm Metallständer mit isover gedämmt und stehender Luftschicht. Hier aber eine Dampfsperre Raumseitig und davor eine Instalationsebene. Wichtig wäre nicht zu viel zu dämmen damit die Konstruktion trocknen kann. Ob es gut ist weis ich nicht!

René
 
Ist nicht dein ernst oder?

Allein in den letzten 25 Jahren ist wahrscheinlich mehr historische Bausubstanz durch unseren "modernen" Baustoffe zerstört worden als im 2. Weltkrieg. Irgendwann kommt das ja vielleicht auch mal bei Obi an...
Für solch eine sensible Problematik wie es bei Fachwerkbauten der Fall ist, sollte man vielleicht auch nicht unbedingt zum Baumarkt gehen. Der kann genauso falsch beraten wie der Maler um die Ecke... (Erlebe ich immer wieder das selbst bei sogenannten "Fachbetrieben" noch die "alles dicht" Mentalität herrscht. Hauptsache die Gewähleistung überstehts...)
Geht doch bitte für eine wirklich gute Beratung zu einem Restaurator, Lehmbauer oder Architekten mit entsprechender Qualifikation und Referenzen in der Baudenkmalpflege.

Ebenfalls rege ich mal ganz unabhängig von der Frage nach Innendämmung mit Steinwolle oder Ytong die Frage an:

Sind wir nicht auch etwas verpflichtet nachfolgenden Generationen gegenüber historische Bausubstanz möglichst schonend und mit baukulturell passenden Baustoffen zu sanieren, anstatt alles bis zur Unkenntlichkeit mit z.T. schadstoffbelasteten Baumarktmüll zu verbauen?

Viele Grüße
 
Ich nochmal...

"Geht doch bitte für eine wirklich gute Beratung zu einem Restaurator, Lehmbauer oder Architekten mit entsprechender Qualifikation und Referenzen in der Baudenkmalpflege."

Hab ich ja versucht, aber wie trennt man denn nun die Spreu vom Weizen?
Ich kann mir als Laie gern fertiggemachte Häuser ansehen, wenn sie nicht schon 20 Jahre alt (restauriert) stehen, werde ich sicher kaum etwas beurteilen können, außer sieht schön aus oder eben nicht. Der Herr den ich mir ausgesucht habe ist aus dem Branchenbuch nach Postleitzahl ausgewählt, sagt, dass er sich mit Restauration auskennt (alles aus einer Hand) und man könnte auch Häuser hier in der Gegend ansehen. Es wurden auch schon unter Denkmalschutz stehende Bauwerke restauriert. Sämtliche restaurierten Gebäude sind aber noch nicht alt, d.h. evtl auftretende Bauschäden werden mir wohl verborgen bleiben.
Nochmals Gruß Katharina.
 
IGB

Vielleicht kann Ihnen Stefan Haar hier weiterhelfen:

(Link kopieren und in die Adresszeile einfügen)

http://fachwerkhaus.historisches-fa...fm/ly/1/0/Marktplatz/a/showMitglied/1245$.cfm

wenn es für ihn vielleicht auch etwas weit sein sollte sich das Haus vor dem Kauf einmal anzusehen, kennt Er vielleicht ein kompetentes Mitglied der Interessengemeinschaft Bauernhaus
in Ihrer Nähe.

Wenn Sie dann tatsächlich ein Gebäude gekauft haben finden Sie hier auf Fachwerk.de auch einige "Reiselustige" Fachleute / Handwerker und sind somit auch regional unabhängig bei deren Auswahl.

Wünsche viel Erfolg bei der Suche...
 
Vielen Dank...

...den Ansatz werd ich weiter verfolgen!
Wünsche noch einen schönen Abend!
Katharina.
 
Fragen über Fragen

ich hatte auch die probleme mit der suche eines experten. hab nach langer suche und mehrern fehlgriffen endlich einen gefunden.
aber wie wollt ihr denn heizen?
was kostet denn der ganze aufwand und wieviel prozent spart ihr denn an energie? wenn ihr innen alles verkleidet, wozu dann ein fachwerkhaus kaufen?
 
Ich muss nicht dämmen,

wenn mir ein glaubwürdiger Mensch versichert dass Dämmung sich nicht lohnt, dann lass ich es. Aber wie schon gesagt, ich habe keine Ahnung von k-, oder x-y-z-Werten, dem Taupunkt oder sonstigen Spezialitäten und bin der Meinung, dass ich das auch nicht haben muss. Von daher brauch ich jemanden der mir Vor- und Nachteile klarmacht und dann bin ich bereit eine Entscheidung zu treffen. Genauso wird es auch mit der Heizung laufen.
Gruß Katharina
 
Bei einer Ausfachung...

...mit speziellen kleinformatigen Ytong und dem entsprechenden richtigen Mörtel bin ich jetzt eher bei Georg, schon allein weil er von seinen Eigenschaften so weit nicht vom Bims ist, der vor hundert Jahren zu Hauf in Fachwerkhäusern bei uns in der Gegend mit Kalkmörtel vermauert wurde. Meine Hütte hatte auch nur da Schäden, wo andere Faktoren den Tod des Holzes quasi provoziert hatten. Rein die Verwendung eines porösen Steins macht das Holz nicht kaputt. Auch gibt es kein Phänomen, daß ein Stoff Wasser quasi aufsaugt und nicht mehr rausläßt. Wasseraufnahme und -abgabe ist rein physikalisch gesehen lediglich eine Frage des Gleichgewichts von Kräften kapillarer und dampfdruckgetriebener Art, richtungsunabhängig.
Hier im Forum habe ich nie den Tip gegeben und werde nie den Tip zu einer Ytongausfachung geben, aber Physik bleibt Physik. Ob man es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, ein Fachwerk von 1870 (geschichtlich ein interessantes Jahr) mit Ytong auszufachen, ist eine andere Sache.
Aber hier geht es um eine zweite Schale innen mit Ytong. Ich weiß nicht, was der Berater geraten hat, aber mal unabhängig davon, worauf man in einem Haus mit Balkendecken so eine zweite Wand stellt, sehe ich das Problem auch in der Dämmstärke. Zuviel sollte es halt innen nicht sein.
Und da bin ich wieder bei Mathias, da wäre eine moderate Dämmung mit Holzweichfaserplatten in Lehm sicher wesentlich sinnvoller.

Gruß Patrick.
 
Lohnen...

Ob sich eine Dämmung, gleich welcher Art, lohnt, ist mal das eine. Mein WDVS wird seine Zeit brauchen, sich gelohnt zu haben (vielleicht erlebe ich es noch:) ). Es ist aber auch eine Frage der Wohnqualität. Jeden Quadratzentimeter Außenwand einer Bude wird man nicht mit einer Wandheizung durchglühen können, und dann hilft eine gedämmte Wand schon, damit es dir nicht kalt ins Genick strahlt. Reine Fachwerkwände bringen halt nicht das Zeug mit sich, um bei geringen Außentemperaturen eine passable Oberflächentemperatur zu erreichen. Die Zeiten, in der man einmal in der Woche im Zuber badet und man unter der Woche sich von einem Ofen nur in der Stube anstrahlen läßt, während in der Schlafstube das Kondenswasser an den Scheiben gefriert, sind halt vorbei.
Bei einem Fachwerkhaus ist eine moderate und angepaßte Innendämmung, eventuell in Bereichen mit einer Wandheizung kombiniert, halt der Kompromiß zwischen Energieeffizienz und der Bewohnbarkeit von alten Buden mit heutigen Bedürfnissen.

Gruß Patrick.
 
Thema: Expertenrat Ytong als Dämmung im Fachwerkhaus??
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