Woran erkennt man ein Fertighaus

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Erin Brokovich

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besitzer-bauakte-w-nde-i29042_202142319265.jpegHallo zusammen, vielleicht ist die Frage etwas ungewöhnlich, ich versuche mal unser Problem zu schildern.

Wir möchten uns ein Haus kaufen, dass uns schon mal sehr gut gefällt. Die Lage und das Grundstück sind ein Traum, der Preis ist ok und soweit sieht auch alles gut aus.

Die jetzigen Besitzer verkaufen sozusagen das Haus des Vaters, in dem sie selbst nur als Kinder gewohnt haben. Deshalb wissen sie wenig bis sehr wenig über Dinge wie Baujahr, Anbauten, Leitungen usw. Deshalb haben sie uns eine Vollmacht zur Einsichtnahme der Bauakte beim Bauamt gegeben. Dort steht nun drin (soweit wir das als Laien überblicken), dass 1969 der Bau eines Streif Neckermann Fertighauses beantragt und genehmigt wurde. Das ist chronologisch der erste Eintrag in der Bauakte. Inklusive Baubeschreibung mit dem ganzen Schlimmen was einem so in den Kopf kommt, allen voran natürlich Asbest. Einstöckig. Dann hat 1972 der Besitzer gewechselt und die „Fertigstellung des Einfamilienhauses“ beantragt und genehmigt bekommen. Massiv. Alles gemauert. Inzwischen ist auch noch ein Stockwerk dazu gekommen, was wir aber in der Bauakte nicht beschrieben finden (das ist die nächste „Baustelle“). Wir schätzen also, dass da ein Rohbau stand, den der 72er Besitzer weitergebaut hat. Im Bauplan sind entsprechend gelb markiert wo Wände eingerissen wurden, rot wo neue Wände hingekommen sind und schwarz wo „bestehende Bauteile“ belassen wurden.

Nun sagte uns der Gutachter, der ein Verkehrswertgutachten erstellt hat für die Besitzer (dem die Bauakte aber nicht vor lag), dass das schon rein physikalisch garnicht sein könne, weil auf Fertigbauwände kein Obergeschoss aus massivem Mauerwerk gesetzt werden könnte. Auf Nachfrage bestätigte uns die Firma Streif bzw. Renopan auch, dass der Haustyp „Saar ohne Loggia“ um den es hier geht, ein Haus in Holzständerbauweise war. Die Besitzer sind aus allen Wolken gefallen und haben auch zig mal betont dass es sich um ein massives Haus handelt (aber wie gesagt, wissen sie wenig).

Wir fragen uns nun was wir tun sollen. Es muss sich doch irgendwie herausfinden lassen ob da noch Wände von dem Fertigbau stehen gelassen wurden, ohne die Wände aufzubohren und ohne nochmal einen Gutachter zu beauftragen der 2 Monate braucht und Tausende von Euro kostet.

Kann uns irgendwer einen Tipp geben wie wir vorgehen sollen?

Danke schon mal!

Erin
 
Geldmangel?

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Fertighaus zwar genehmigt, aber nie gebaut wurde, ist angesichts der Schilderungen sehr hoch. Das war in der Zeit nicht ungewöhnlich, denn damals sind auch die Baupreise gestiegen, aber die Zinsen waren vorhanden bis schmerzhaft hoch und da ist manchem Bauherren die Luft ausgegangen.
Dem Stil nach war auf dem Grundstück ein Haus aus den zwanziger oder dreissiger Jahren, das dann 1972 nicht abgerissen, sondern komplett umgebaut und erweitert wurde. Vermutlich lohnt sich ein Gang ins Archiv, um den ursprünglichen Bauplan dort zu finden.
Oder:
Klopf mit dem Knöchel an alle Wände, die Du erreichen kannst. Dann weißt Du nach einiger Zeit schon, ob es sich um eine massive Wand oder einen Holzständerbau handelt.
 
Vielen Dank!

Archiv bedeutet bei der übergeordneten Behörde? Also in unserem Fall beim Landkreis?
 
Archiv

Das musst Du erfragen. In meinem Fall sind die aktuellen Bauakten im Baurechtsamt aufbewahrt und die älteren Bauakten im Stadtarchiv. In den kleineren Gemeinden in der Umgebung habe ich es erlebt, dass die Akten bis 1871 zurück im Bauamt aufbewahrt wurden oder in einem separaten Archiv im Keller waren. Manche haben ihre Bauakten auch an ein Zentralarchiv abgegeben (hier das Staatsarchiv). Wenn die Baurechtszuständigkeit bei einer übergeordneten Behörde lag (z.B. dem Landkreis), dann findet man in dessen Archiv auch etwas.
Du musst Dich aber auf händische Sucharbeit einstellen, die wenigsten Altarchive sind online oder irgendwie aufbereitet. Je freundlicher Du zu den Archivmitarbeitern bist (die jahrzehntelanges Wissen aufbewahrt haben, ohne dass sich jemand dafür interessiert), desto eher hast Du Erfolg.
 
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