Wie mit altem Kalkputz verfahren?

Diskutiere Wie mit altem Kalkputz verfahren? im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo liebes Forum, mein 1895 auf den Grundmauern einer Ruine gebautes Häuschen (48m2) ist mit Kalk verputzt. Ob der Putz auch so alt ist weis ich...
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steffen götz

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Hallo liebes Forum,
mein 1895 auf den Grundmauern einer Ruine gebautes Häuschen (48m2) ist mit Kalk verputzt. Ob der Putz auch so alt ist weis ich nicht.
Nach meiner Beurteilung als Laie ist der Wandputzutz zu ca. 80% noch in Ordnung, die restlichen 20% setzen sich aus Fehlstellen, Hohlstellen und sandendem und rissigem Putz zusammen.
Die Fehlstellen habe ich verputz und es ist somit eine Ebene vorhanden.
Die Oberfläche hat im Laufe der Jahre verschiedenste Beschichtungen bekommen, aber auch hier ist nach entfernen der Tapete vorwiegend der alte Kalkanstrich vorhanden.
Trotzdem möchte ich nicht Schönen, wie so oft in alten Häüsern sind die Bedingungen der Oberfläche für eine weitere Beschichtung nicht gut, da stark saugende und nicht saugende Stellen dicht beieinander liegen.
Es soll nicht Tapeziert werden und ich möchte beim Kalk bleiben. Es kann schon etwas rustikal werden, soll aber auch nicht ungekonnt aussehen.
Und nun die große Frage: Wie sollte ich weiter verfahren um eine gute Oberfläche zu erreichen?
 
putz-grundierung-unebenheiten-i25248_20191171146.jpgDanke für die schnelle Antwort...

Hallo Mario,
ich denke auch, das da was zu machen ist. Ich erzähle einfach mal was mir so im Kopf herumgeht.
Fehlstellen, größere Hohlstellen und stark sandender Putz werde mit Kalkputz erneuert (das habe ich zum größten Teil schon gemacht).
Mit Kalkspachtel werden große Unebenheiten und Schraubenlöcher etc. gefüllt.
Jetzt besteht eine relativ ebene und stabile Oberfläche.
Zuerst wollte ich ganzflächig eine Armierung in den nun folgenden Oberputz einarbeiten, so wie beim WDVS.
Aber ich glaube nun, das das gar nicht notwendig ist und der Putz dann auch mindestens 5mm stark sein müsste.
Ich glaube, eine Putzstärke von 0-3mm ganzflächig aufgetragen könnte ein schönes Ergebnis liefern.
Am liebsten würde ich alles einmal mit Kalkmilch streichen, um zu sehen wie die Fläche einheitlich wirkt.
Kann man das machen, oder kann da was im Aufbau kaput gehen?
Jetzt stelle ich mir die Fragen der Grundierung und welcher Oberputz...
aber erstmal ein paar Fotos:

(ist da was angekommen, ich sehe nur ein Foto)

Zur Grundierung: Am liebsten hätte ich ein Wundermittel, das sowohl saugende als auch nicht haftendende Stellen bediend und das auch noch diffusionsoffen... gibt es das? Silikatputzgrund von.. wie heißt die Schweizer Firma nochmal.. vielleicht?
Ansonsten würde ich die Wand anschleifen und Ölfarben und Kleber mechanisch entfernen, damit nur noch alter (und neuer) Kalkputz da ist. Wie wird der Altputz ggf. gefestigt? Wie mache ich dann mit Kalkgrundierung weiter? Oder brauche ich dann keine Grundierung mehr?
Zum Putz: Ich überlege Kalkglätte und Kalkspachtel (gibt es auch mit Glasfaser), kenne aber den Unterschied nicht? Was ist nun Kalkschlämme? Die Werksputze für dünnen Auftrag haben meist einen geringen Weiszement Anteil. Wie ist das zu bewerten?
Kann ich evtl. gleich einen feinkörnigen Rollputz auftragen, wenn ich die Unebenheiten ausspachtele... oder sieht das nicht gut aus?
Entschuldigung für den langen Text und die vielen Fragen, bei Interesse würde ich zu einem späteren Zeitpunkt auch noch Putz auf Holzbalken und die Decke ansprechen.
Viele Grüße und vielen Dank,
Steffen
 
Pfusch :)

Also ich stand in meiner Altbauwohnung vor nahezu gleichem Problem:

Neu eingezogene Zwischenwände + großflächig abgefallener Putz an diversen Ecken habe ich mit selbsgemischtem Kalkputz neu verputzt.

An allen anderen Wänden und Decken habe ich die alte Leimfarbe abgewaschen und dann den Kalklputz von Baumit (https://www.hornbach.de/shop/Kalkin-Kalkputz-0-1mm-Naturweiss-25-Kg/8404913/artikel.html) als Oberputz neu aufgezogen und verrieben.

Bisher hat sich da nix wieder gelöst - aber klar: das ist schon ein wenig gepfuscht, keine Frage. Kleine Haarrisse habe ich nur an den 12er Innenwänden bekommen - allerdings auch nur dort, wo ich die alten Balken mit Schilfauflage belassen habe.

Heute würde ich wahrscheinlich nach dem Abwaschen nochmal kurz alle Wandflächen überstreichen und ggf. mit einem Haftgrund etwas vorbehandeln - aber auch nur fürs Gewissen.

Der Kalkputz wird ebenfalls ein wenig Zement enthalten, ich denke dass wird der Grund sein, wieso das funktioniert. Feuchtetechnisch habe ich keinerlei Probleme, selbst im Bad wo ich regelmäßig dampfbadähnliche Zustände habe.

Eine Kalkglätte (damals von Sakret) habe ich mal ausprobiert, war damit aber nicht zufrieden. Ließ sich irgendwie nicht gut verarbeiten - was aber durchaus auch an meinen Fähigkeiten liegen könnte... Verputzen ist generell nicht so meine Welt... :)

Wie gesagt, mit Kalkin hab ich ganz gute Erfahrungen gemacht und das Zeug hält jetzt auch nach 4 Jahren noch gut an der Wand / Decke.
 
Hallo Nooto,

danke für deine Tips!
Wie stark hast du denn den baumit Kalkputz aufgetragen? Und wie verrieben bzw. weiterbehandelt?
Ich kenne den, ist mir etwas zu grob für den Oberputz (kann aber auch mein Fehler sein), mindestens 3mm, sollte aber keinen Zementanteil haben.
Was war denn das Verarbeitungsproblem mit der Kalkglätte?
Beste Grüße,
steffen
 
Nachtrag

Ich weiß nicht mehr wie hoch der Auftrag war... aber eher gering. Ich denke mal so zwischen 3 und 5mm maximal. Der hat ja keine soooo große Körnung.

Zement ist da allerdings mit Sicherheit drin, wie bei den meisten Werksmörteln - vermute ich jedenfalls.

Zement ist ja nu auch in kleinen Mengen nicht so das Problem, ich denke da wird auch zu viel "Religion" betrieben. Für mich wars i der Mietwohnug am Ende wichtig, eine vernünftige Oberfläche zu haben und gut und bezahlbar durchzukommen - und das ist mir sehr gut gelungen mit dem genannten Mörtel.

Die weitere Behandlung der Flächen erfolgte in einem Raum mit selbstgemischter Kalkfarbe - das hat aber nicht wirklich gut geklappt, da ich sehr viel mehr Farbe brauchte wie ursprünglich berechnet und damit die Farbmischung sehr schwierig und das Gesamtbild extrem fleckig wurde, eine Wand musste ich so oft überstreichen, dass sich nach der ersten Heizperiode Risse im dicken Farbauftrag zeigten. Das Badezimmer wurde mit reinem Strecihkalk gestrichen und bei den anderen Räumen bin ich nach der schlechten Erfahrung mit selbsgemischter Farbe dann auf ganz herkömmliche Silikatfarbe ausgewichen.

Ich hab halt viel ausprobiert und bin auch froh drum. Für mein eigenes Bauvorhaben werde ich solche Experimente sicherlich nicht mehr machen. Gezeigt hat sich bei mir jedenfalls, dass man als Laie bestenfalls auf fertige Produkte zurückgreift - außer jetzt bei sowas wie Unterputz, da reicht die normale Baustellenmischung absolut zu. Oder man beauftragt eben dann doch nen alten Hasen der sich mit Kalk und der richtigen Verarbeitung wirklich gut auskennt - dafür gibts die Leute ja schließlich.

Es braucht halt trotz der simplen und kostengünstigen Zutaten doch eine gehörige Portion Erfahrung - vor allem weil die Zutaten ja auch immer regional verschieden sind. Das ist jedenfalls meine Erfahrung damit.

We gesagt, ich finde was Kalk und Zement angeht, wird vieles überbewertet. Die Maurer haben früher auch gern mal eine Spitze (!) Zement mit in den Mörtel gehauen und der wird ja dadurch nicht gleich dicht - und das ist ja das eigentliche Kernproblem Wir kennen halt die typischen Zementschadensbilder wo das Bindemittel nach dem Motto "viel hilft viel" eingesetzt wurde - daher kommt ja auch der schlechte Ruf. Ob jetzt ein wenig Weißzement zur besseren Verarbeitung iund Haftung n einem Kalkmörtel zugesetzt wird, ist da sicherlich nicht ausschlaggebend - außer an einem Punkt: Früher wurden die Putze ja relativ zügig übereinander aufgebracht und verbanden sich dadurch auch sehr gut. Ob die Haftung eines reinen Kalkputzes auf einem hundealten Kalkunterputz so gut wird wie frisch in frisch wage ich zu bezweifeln.

Aber: Ich habe bisher nur eine Wohnung damit bearbeitet - andere haben da sicherlich sehr viel mehr Erfahrung. Ich habe jedenfalls keinerlei Probleme mit dem Mörtel, auch nicht nach 4 Jahren. Die besagten Risse rühren sicherlich auch aus der Unterkonstruktion heraus und sind wirklich vernachlässigbar.

Vielleicht ein Nachteil: Meine Wohnung ist eher zu trocken als zu feucht, was aber sicherlich auch an der Ofenheizung liegt.

Probiers halt einfach aus. Fängste halt bei nem untergeordneten Abstellraum an und sammelst eigene Erfahrung. Machste halt eine Wand mit selbstgemischtem Zeug und die anderen drei mit verschiedenen Produkten. Dann siehst du am ehesten was bei dir passt, was dir gefällt und wie sich welches Material verarbeiten lässt.

Fast vergessen, die Kalkglätte:

Ich hab die genommen um die Decke in der Wohnküche zu spachteln und sie ließ sich zwar gut aufziehen, bildete aber Risse und ließ sich furchtbar schlecht am Ende abreiben. Kann sein, dass sie einfach schlecht auf dem Untergrund haftete, kann an der mangelnden Erfahrung mit dem Produkt liegen oder an einer falschen Verarbeitung... Wer weiß. Für mich hat der Kram von Baumit jedenfalls am besten funktioniert.
 
Noch ein Hinweis

ich habe bislang die Kalkglätten von Kreidezeit und Otterbein verarbeitet. Kalkglätten werden eigentlich nicht abgerieben, sondern nur mit der Glättkelle aufgezogen, so wie das der Trockenbauer mit dem Uniflott macht. Sie können nach dem Trocknen auch verschliffen werden.
 
Vielen Dank euch allen....

zuerst noch ein paar neue Fotos.
Sie zeigen von 5 Räumen jeweils einmal die vorliegende Grundsituation und folgend eine Nahaufnahme einer Stelle die bis zum Putz von Altanstrichen befreit ist:
 
unteren-k-che-wahrscheinlich-i25248_20191182318.jpg2a Küche

hier ist an 2 Wänden im unteren bereich wahrscheinlich Ölfarbe aufgetragen.
Die beiden anderen Wände waren im unteren Bereich gekachelt (nicht auf dem Foto). Hier wurde frischer Putz auf das Mauerwerk gebracht
 
treppenhaus-verputzt-treppe-i25248_201911823455.jpg3b Treppenhaus

unter die Treppe kommt das Bad.
Evtl wird hier alles neu verputzt.
 
verklebt-entfernt-spr-de-i25248_201911823659.jpg4a Raum1 OG

hier wurde etwas verklebt.
Der Kleber ist hart und spröde, geht sehr schlecht ab... soll aber trotzdem entfernt werden.
 
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