"Laufkeller" trocken legen?

Diskutiere "Laufkeller" trocken legen? im Forum Keller & Fundament im Bereich - Unser "neuer" Keller ist ein "Laufkeller". Wie uns gesagt wurde, sei das im Schwarzwald recht üblich. An zwei Stellen an der Kellerwand tropft...
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Konrad

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Unser "neuer" Keller ist ein "Laufkeller". Wie uns gesagt wurde, sei das im Schwarzwald recht üblich. An zwei Stellen an der Kellerwand tropft langsam, aber kontinuierlich Wasser aus der Wand, läuft dann quer durch den Keller und dann an der anderen Ecke durch ein extra geschaffenens Loch wieder raus. Eigentlich sieht es harmlos aus, und vermutlich ist es seit 80 Jahren schon immer so gewesen.
Trotzdem ist so ein Keller immer feucht und die Holzbalkendecken werden es vermutlich auch nicht auf Ewigkeit mitmachen.
Ausserdem stachelt es meinen Ehrgeiz an...

Fakten: die Wand ist aus Stampfbeton und sonst eigentlich rundum recht trocken. Leider grenzt sie an einen nichtunterkellerten Hausbereich. Damit fällt die Variante "Aufgraben" weg.
Die Austrittsstellen scheinen an Bereichen zu sein, wo man vermutlich den Beton nicht gut verdichtet hat, da der Beton gröber und rissiger aussieht.

Meine zwei Lösungsvarianten:
1. Das Wasser sauber einfassen und im geschlossenen Kunststoffrohr ableiten. Die Wände mit irgendwelchen Kunststoff- oder Betonteilen kastenartig abbedecken, so dass das Wasser noch ablaufen kann, aber ein dichter Abschluss zum Keller hergestellt ist und somit keine Feuchtigkeit mehr austritt. Nachteil: die Wand wird vermutlich grossflächiger nass.

2. Beton von innen dichten, z.B. mit Dichtschlämme. Ich weiss, dass dann die Feuchte angeblich weiter nach oben wandert. Aber feucht ist die Wand sowieso...

Irgendwelche Hinweise? Kann man vielleicht anbohren und dichten? Hat jemand Erfahrung mit Injektionssystemen? Was kostet sowas?


Danke für Eure Hilfe!



Nicht viel, aber es ist eben immer feucht.
 
Viele Wege führen nach Rom

Mann kann, wie Sie schon sagten, eine Innenabdichtung erstellen.
Diese muss dann aber auch dem Wasserdruck standhalten der am Objekt anliegt. Weiter muss dann gegebenenfalls eine Horizontalabdichtung am oberen Ende der Innenabdichtung eingebaut werden um aufsteigende Feuchtigkeit aus der nach Innenabdichtung feuchter werdenden Wand zu verhindern. Auch der Anschluss zum Boden bedarf einer erhöhten Aufmerksamkeit.

Eine weitere Möglichkeit ist die Vergelung des außen liegenden Erdreich.
Hier wird von innen durch Bohrkanäle ein Gel ins Erdreich gepresst welches dann die vor der Wand liegende Abdichtung bildet.
Sehr praktisch bei überbauten Außenwänden.

Was sie auch machen lassen, es wird ein teurer Ehrgeiz.

Grüße aus Schönebeck
 
Rom? Ich bezweifle, dass die dort alle dicht sind... Gell, Ratze?

Danke für die schnelle Antwort!

Ehrlich gesagt misstraue ich der Vergelung - das ist doch nur Polyacrylsäure - also das Zeug aus den Babywindeln. Dass das dauerhaft stabil ist, bezweifle ich. Die Wasseraufnahmefähigkeit, damit die Quellung und damit wiederum die Dichtwirkung hängt nämlich massiv vom Salzgehalt des Wassers ab (altes Problem mit dem Pipi in der Windel...)
Wenn es das umsonst gäbe würde ich es gern versuchen. Schaden kann es ja nicht - bis auf die Bohrungen... Aber gegen Geld ist das keine Option.

Wenn ich die Wand anschaue, die rund um die Austrittsstelle relativ schnell wieder trocken ist, würde ich sagen, dass der verwendete Beton recht wenig Kapillarwirkung hat. Somit hätte ich als Laie einer Innenabdichtung - wenn sie denn funktioniert - keine Argumente engegenzusetzen.
Der Plan mit der Dichtschlämme ist vielleicht etwas einfach gestrickt. Was wäre mit Aufstemmen (vorausgesetzt, die Austrittsstelle lässt sich genauer lokalisieren), dann erstmal mit Stopfmörtel dichten, danach einen flächigeren Dichtschlämmeanstrich aufbringen?

Hat irgendwer schon Erfahruung mit einem solchen Ansatz?
Kann man da Fehler machen - ausser, dass man "das Loch nicht trifft" ;)

Danke schon mal für´s Lesen und vor allem für´s Helfen

Konrad
 
Wie ich schon sagte spricht bei richtiger Ausführung nichts gegen eine Innenabdichtung.
Falsch machen kann man hier so ziemlich alles, das hier im einzelnen aufzuführen würde den Rahmen sprengen.

Zur Vergelung sei gesagt, das das von Ihnen angesprochene Polyacrylatgel vom Salzgehalt des Wasser abhängt ist falsch,
Die dritte Komponente dieses Gels besteht aus diesem Salz, über die Zugabemenge wird dann auch die Reaktionszeit des Gel eingestellt, das ist insofern wichtig, als das die Reaktion für diese Anwendung sehr schnell von statten gehen muss um den Schleier vor der Wand und nicht auf dem Nachbargründstück zu haben.
Die schnelle Reaktionszeit setzt natürlich den Einsatz einer speziellen 2K Pumpe mit Mischkopf voraus.
.
Der “Altstadtkreisel” in Wernigeroder (unterirdischer Kreuzungsneubau) wurde nach massiven Wassereinbrüchen so erfolgreich abgedichtet.
Dazu gab es mal einen sehr interessanten Bericht in der “Bauen im Bestand”.
Kann ich Ihnen bei Interesse gerne mal einscannen.

Grüße aus Schönebeck
 
-Off-Topic-

Hallo Herr Struve - erstmal danke für die gute Diskussion.
Ich bin sonst nicht besserwisserisch veranlagt, und es ist auch nicht unbedingt das Kernthema hier, aber am Mythos vom ewig stabilen Acrylatgel muss ich leider etwas
kratzen. Auch wenn die Hersteller natürlich das Gegenteil behaupten werden.
Polyacrylsäure (und Polymethacrylsäure) sind wunderbare Gelbildner - und zwar dann, wenn pH-abhängig (etwa neutral - also perfekt für´s Grundwasser) genügend Säuregruppen dissoziiert vorliegen und sich schön abstossen können, wobei monovalente Kationen hydratisiert locker in den Hohlräumen sitzen und damit dort das Wasser gebunden wird. Das System wird gestört durch Zugabe von Salzen im Überschuss (wohl eher unwahrscheinlich im Grundwasser) oder von zweiwertigen Ionen (Ca und Mg - aua!), die dann ein Zusammenbrechen der Hohlräume durch Querverlinkung verursachen können.
Wenn man hingegen lösliche Polyacrylate versucht, über mehrwertige Kationen (Al3+...) zu vernetzen, wie das in der Ölförderung teilweise getan wird, hat man das gleiche Problem: irgendwann werden diese Kationen gegen die Kationen im Wasser ausgetauscht und dann zerfällt das schöne Gel wieder.
Das alles kann man natürlich mit verschiednen Tricks BEhindern, aber nicht dauerhaft VERhindern - es sind halt Ionentauscher... Ob es nun Wochen, Monate oder Jahre dauert - irgendwann wird es zusammenbrechen.
Polyacrylamid wäre übrigens auch nicht schlecht, ist aber leider nicht hydrolysestabil.

Aber wir können uns gern schon mal für in 20 Jahren verabreden und dann sollte klar sein, inwieweit diese Dinge dauerstabil sind :) Und falls ich verliere, ist mir das sicher eine gute Flasche Wein wert.

Viele Grüsse

Konrad
 
Diese Technik wird seit etwa 20 Jahren sehr erfolgreich für, z.B.
Bauwerke der Deutschen Bahn AG eingesetzt..
Hier konnten so viele ältere Unterführungen und Brückenbauwerke sehr erfolgreich abgedichtet und erhalten werden. Die Bahn hat hierzu eine eigene Richtlinie und die ist speziell bei Vergelungen auch für viele andere Ingenieurbauwerken mittlerweile rechtverbindlich.
Das das Gel zerfällt ist weniger das Problem, viel mehr Probleme bereiten diese Gele wenn sie völlig durchtrocknen.
Dann schwinden diese und brauchen nach der neueren Befeuchtung wieder etwas Zeit um zu quellen und somit zu dichten.
Das kann bei der Abdichtung von Bauwerken, speziell an Bauteilen die aus dem Erdreich ragenden, zu Zeitweisen Undichtigkeiten kommen.
Aber für diese Anwendungen (da könnte man freilegen) sind die Gele ja nicht konzipiert und auch viel zu teuer.

Grüße aus Schönebeck


PS
Die Flasche Wein ist schon mal weg ;-))


… und wieso eigentlich Off-Topic ???
 
Thema: "Laufkeller" trocken legen?

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