Feuchter Keller und Betonputz - wie weiter?

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micha07

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Hallo,

in meinem Haus (BJ 1927) ist - das wird kaum überraschen - der Keller feucht. Das Haus hat Hanglage, derzeit noch keine Drainage und dementsprechend blüht es im Keller. Die Drainage soll noch kommen, aber im Moment möchte der Installateur erst einmal neuen Putz im Keller, bevor er die neuen Leitungen legt. Soweit so gut.

Ich habe also begonnen, den alten Putz entfernen zu lassen. Dabei handelt es sich der Härte nach offenbar um Zementputz. Die Wand dahinter ist wohl eine Betonwand.

Teilweise kommen nun aber schon die Kieselsteine aus der Wand gefallen, nachdem der Putz unten ist, siehe Foto (etwa 50cm breit). Offenbar ist an diesen Stellen der Beton hinüber.

Meine Frage sind daher:

a) soll trotzdem weiter der Putz abgeschlagen werden? Ich möchte bei den Außenmauern keine Probleme mit der Statik bekommen, wenn noch mehr Kiesel herausfallen...

b) womit diese Stellen wieder zumachen? Betonputz wäre zwar hart und haltbar, aber dann habe ich wieder das Problem mit der Nässe, die in der Wand bleibt.

Der Gipser soll hinterher übrigens Sanierputz auftragen. Die Drainage kommt dann hoffentlich nächstes Jahr.

Vielen Dank und Grüße,
Micha
 
mit

der Wurst nach dem Hund geworfen scheint mir die Idee, Sanierputz auf eine Betonwand aufzutragen. Unten Zement, oben Zement - das soll da so schlimm sein. Ich würde den alten Putz nur ausbessern, Die Nässe auf der Wand könnte andere Ursachen haben als das eine Draingae zum Einsatz kommen muß. HAst Du mal eine Feuchtemessung in der Wand machen lassen ?
Die gezeigte Stelle ist kein sich auflösender beton, hier haben sich nur die Steine eine Mischung konzentriert abgelagert - passiert bei Fertigbeton oft am Anfang. Vielleicht kommt auch ungenügende Verdichtung hinzu. Gerade Zementmörtel kann das Problem klären. Wenn Aber Nässe aus dem Beton käme, würde sie auch den Z-Putz durchdringen .....
 
Hallo Olaf,

danke für die Nachricht. Laut Ansicht meines Architekten ist eine feuchte Betonwand auf Dauer ebenso Verfall preisgegeben, wie andere Wände.

Für die Ursache der Feuchte kommt sonst nicht viel in Frage. Das Wasser drückt vom Hang oben gegen die Wand. An den anderen Außenwänden sieht man den Verlauf des Hangs auch innen am Verlauf der Ausblühungen. Der Schluss lag daher nahe, dass eine Drainage notwendig ist.

So wie mir das mitgeteilt wurde, verhindert der Zementmörtel das Austrocknen der Wand, da er wasserundurchlässig ist. Die Wand selbst aber, aufgrund der Kiesel etc. lässt immer etwas Wasser durch. Das klang für mich erst einmal nachvollziehbar...

Andere Einschätzungen bzgl. Sanierputz und Statik der Wand?

Danke und Gruß,
Micha
 
Kellerwand

Hallo Micha,
anscheinend hat Ihr Architekt lieber gekellnert als sich Vorlesungen reinzuziehen.
Das was er da über Beton erzählt ist Quatsch.
Der Betonwand ist es egal, ob sie feucht oder trocken ist.
Deshalb braucht man nicht mit Gewalt und viel Geld versuchen, die Wand im gesamten Querschnitt trocken zu halten. Für eine normale Kellernutzung genügt es, das kein Eintritt von flüssigem Wasser innen erfogt. Das ist bei Ihnen gegeben.

Das was auf dem Foto zu sehen ist nennt man Pfusch, so was gabs auch früher. Statisch hat dieses Kiesnest keinen Einfluß.

Wie mit der Wand zu verfahren ist, hängt von der weiteren geplanten Nutzung des Kellers ab.
Ich gehe von einer normalen, einfachen Nutzung wie in Kellern üblich aus (Lager, Hausanschlußraum, Waschküche, Weinkeller...):
Klopfen Sie mit dem Hammer lose Teile ab und verputzen Sie die Stelle und von mir aus die ganze Wand wieder mit Zementputz.
Sie können dem Putz ein Dichtmittel zusetzen, wenn Sie Angst vor Wassereintritt haben oder eine innenliegende Abdichtung aus mineralischer Dichtschlämme einbauen.
Ich halte das aber nicht für erforderlich, da bei Ihnen kein flüssiges Wasser eintritt. Und wozu wollen Sie die Betonwand und damit das ganze umliegende Erdreich (das immer für Feuchtenachschub sorgt) austrocknen? Das ist wie einen Sumpf mit einem Kaffeelöffel trockenlegen. Es akkumuliert nur Salze im Wandquerschnitt.

Die Wandfeuchte kann auch Folge von Kondensatausfall sein.
Einen Sanierputz halte ich ebenfalls für nicht erforderlich. Der wäre nur sinnvoll, wenn die Wand durch Abdichtungsmaßnahmen von weiterem Feuchtenachschub getrennt wurde und der Raum ohne großen Zeitverzug einer hochwertigen Nutzung zugeführt werden soll.
Fall Sie dann einen "Gipser" da ranlassen: Bei einem Sanierputzsystem ist zuerst die Salzbelastung der Wand zu messen, danach richtet sich der Aufbau bzw. ob ein e Salzspeicherschicht erforderlich ist. Wenn der ohne vorherige Salzanalyse antanzt und Sanierputz draufschmieren will, jagen Sie ihn vom Grundstück.
Und Ihren Architekten gleich mit dazu.

Zur Dränung (Drainage)
Der Keller wurde wahrscheinlich wie damals üblich in Stampfbetonbauweise gegen das anstehende Erdreich betoniert. Das sicherte eine Abdichtung zwischen gewachsenem Boden und Wand, die gegen Wassereintritt infolge hydrostatischem Druck funktioniert, aber nicht gegen Bodenfeuchte.
Bodenfeuchte war bei Kellern gewünscht und normal.
Wenn jetzt aufgeschachtet wird, zerstören Sie diese Abdichtung. Sie muß nachträglich aufgebracht werden.
Mit ein wenig Dichtmittel auf die Wand schmieren ist es aber nicht getan, die Betonfläche ist sehr rauh, also muß erst verputzt werden, dann abgedichtet, dann eine Dränung (die jetzt nicht erforderlich ist) geplant, gelegt, angeschlossen werden. Das ist nicht billig, dafür können Sie Ihrer Frau einen Kleinwagen kaufen
Also : Wenn Sie nicht aufgraben, brauchen Sie keine Abdichtung und keine Dränung!
Ich empfehle Ihnen die Oberflächengestaltung hangaufwärts so vorzunehmen, das anströmendes Regenwasser vor der Wand gefasst und abgeleitet wird.
Dann sollte der Sockelbereich, das sind etwa 40 cm oberhalb und 40 cm unterhalb der Oberkante Gelände mit einem regelkonformen Sockelputzsystem aufgebaut werden. Hier gelangt das meiste Wasser an und in die Kellerwand.
Falls Sie an eine hochwertige Nutzung der Kellerräume als Aufenthaltsraum denken, (dazu müssen Bedingungen wie genügend Fensterfläche und Raumhöhe erfüllt sein) dann empfehle ich Ihnen eine Innendämmung der Betonwände mit Foamglasboards, verputzt mit Luftkalkmörtel. Dieses Material dämmt sehr gut und wirkt gleichzeitig als Dampfsperre. So bleibt der Innenraum vom ständigen Feuchtenachschub aus der Wand getrennt, was sich an der Raumluftfeuchte bemerkbar machen wird.
Ihr Architektenkellner wird Ihnen dann sicher etwas von Perimeterdämmung außen erzählen, die er bei Einbau der (überflüssigen) Dränung auf die (überflüssige) Abdichtung kleben will.
Das mag angehen, wenn Sie Ihr Wohnzimmer in den Keller verlegen wollen.
Bei kurzzeitiger Nutzung, z.B. stundenweise als Büro oder Gästezimmer ist so eine Dämmvariante unökonomisch. Um die Bude für ein paar Stunden warm zu kriegen, müssen Sie erst einmal etliche Tonnen Beton aufheizen. Wenn nicht (man kann sich auch einen Heizlüfter mit nach unten nehmen) läuft Ihnen das Kondenswasser an den kalten Wänden herunter, egal welcher Sanierputz drauf ist.

Viele Grüße
 
Hallo Herr Böttcher,

vielen Dank für Ihre prompte und ausführliche Antwort. Es ist interessant, Ihre Ausführungen zu diesem Thema, auch auf Ihrer Homepage zu lesen.

Zur Ehrenrettung des Architekten muss ich erwähnen, dass es sich nicht immer um ein und denselben handelt. Der erste Architekt hatte sich den Keller betrachtet und gemeint, er würde da nicht viel machen. Der zweite Architekt war, ebenso wie die diversen Handwerker, die das Haus mittlerweile betrachtet haben, anderer Ansicht und riet zu den genannten Maßnahmen. Da der zweite Architekt und die Handwerker in ihren Argumenten ausführlicher waren, als der erste, der nur riet "nicht viel zu machen", schien mir deren Rat fundierter zu sein.

Natürlich habe ich auch kein Geld zu verschenken und auch wenn ich keine Anschaffung eines Kleinwagens plane, so wäre ich doch zumindest froh, keinen weiteren Kredit aufnehmen zu müssen. Mir ging (und geht) es lediglich darum, das richtige zum richtigen Zeitpunkt zu tun, damit ich mich hinterher nicht ärgere und noch mehr Geld in die Hand nehmen muss.

Einen Eintritt von wirklich fließendem Wasser habe ich (bis jetzt! *auf Holz pocht*) noch nicht entdecken können. Die Wand ist eben nur ziemlich feucht. Insbesondere im Eck, wo die ganzen Hausinstallationen hineinkommen, ist selbst der Betonputz schon fast alleine von der Wand gefallen.

Der Keller soll in der Tat nicht als Wohnraum genutzt werden. Lediglich ein Raum soll als Gästezimmer dienen. Allerdings möchte ich auch nicht, dass durch die Luftfeuchtigkeit meine gelagerten Bauteile und Werkzeuge Rost ansetzen.

Ihre vorgeschlagene Lösung mit dem +/- 40 cm Sockelputzsystem klingt für mich sehr interessant. Gibt es diesbezüglich Regelwerke, die ich im Gespräch mit den Handwerksbetrieben erwähnen sollte bzw. nach denen ich fragen sollte? Bislang war in diesem Bereich nur von der bekannten Perimeterdämmung die Rede. Über Ausführung oder Ausgestaltung ist mir nichts bekannt.

Mit bestem Dank und freundlichen Grüßen,
Micha
 
Feuchter Keller

Die DIN 18195, die DIN 1053, die DIN 18550, die Putzmörtelnorm EN 998-1, die DIN V 18550.
Für empfehlenswert halte ich die "Leitlinien für das Verputzen von Mauerwerk und Beton", herausgegeben vom Industrieverband WerkMörtel e.V.

Vergessen Sie eines nicht:
Planer und Architekten werden anteilig nach der Bausumme bezahlt.
Viel Feind- viel Ehr, wie die Preußen sagten.

Zu dem nassen Fleck in dem Bereich der Rohrdurchgänge von Hausanschlüssen:
Die Leitungen werden über aufgeschachtete Gräben an die Wand geführt. Nach der Verlegung wurden die Gräben wieder mit Kies o.ä. verfüllt.
Über diese Bettungen kann jetzt Oberflächenwasser an Ihren Keller gelangen, daher die verstärkte Auffeuchtung in diesem Bereich.

Viele Grüße
 
Hallo Herr Böttcher,

abermals vielen Dank für die rasche Antwort.

Ich habe mich vor Ort mit dem Gipser getroffen und die Meinung geäußert, den Teil des Zementputz , der noch fest an der Wand haftet, zu belassen und den Rest der Wand wieder mit Zementputz zu beschichten.

Der Gipser möchte allerdings, dass ich den Rest des Putzes ebenso abschlage und die Wand dann komplett mit Zementputz zugespritzt wird. Darauf soll dann der Sanierputz kommen. Letzteres wurde mir nicht ganz ersichtlich, denn wenn der Zementputz das Wasser in der Wand hält, dann brauche ich doch eigentlich keinen Sanierputz mehr... oder habe ich da einen Denkfehler gemacht?

Es gibt in diesem Raum eine Wand zwischen zwei Kellern, die nicht aus Stampfbeton wie die Außenwände, sondern aus Ziegeln besteht. Leider ist diese auch erkennbar feucht.

Nachdem ich nun einiges gelesen habe, meinte ich, dass dies wohl eher nicht von aufsteigender Nässe kommen könne. Der Gipser allerdings führt dies auf eben jene zurück ("woher soll es denn sonst kommen?") und empfiehlt eine Horizontalsperre.

Hier treffen mindestens zwei Welten bzw. Ansichten aufeinander...

Viele Grüße,
Micha
 
Feuchter Keller

Natürlich will der Putzer Ihnen einen Sanierputz verkaufen, der ist schließlich richtig teuer. Mit einem einfachen Verputz (Pinselputz aus PII oder PIII) verdient er nicht viel.
Nochmal: Zum Einbau eines Sanierputzes gehört eine Salzanalyse und die Feststellung des Durchfeuchtungsgrades!
Ohne diese Untersuchungen kann man nicht festlegen, ob
a) ein Sanierputz erforderlich ist und
b) wie der aufgebaut wird (mit oder ohne Salzspeicherzone).
Ein Sanierputz ist keine Abdichtung!
Die Wand ist hinterher immer noch feucht, nur die Oberfläche des Putzes fühlt sich trocken an.
Die Kellertrennwand kann aus drei Gründen feucht werden:
1. Der Keller wird mit kurzzeitig drückendem Wasser beaufschlagt.
2. Kondensatbildung
3. Bettungsmaterial um die Grundleitung führt Wasser unter die Bodenplatte und unter die Trennwand.

Welche Maßnahmen angemessen sind hängt von der Höhe der Durchfeuchtung ab. Das kann von gar nichts machen bis zur nachträglichen Abdichtung reichen, von einem einfachen Kalkanstrich bis zum Sanierputz. Das ist nur vor Ort und nach Prüfung und Beprobung der Bausubstanz zu entscheiden.

Viele Grüße
 
Thema: Feuchter Keller und Betonputz - wie weiter?
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