von 18cm Außenwand auf Niedrigenergiestandard

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Marc Andreßen

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Hallo,
Unser Fachwerkhaus, Bj 1870 hat Außenwände einer stärke von 18 cm, innen ist Lehmputz. Die Fächer müssen neu vermauert werden, da von außen alles mit mehreren Schichten Farbe zugekleistert ist.
von innen soll eine Wandheizung mit Lehmputz verwendet werden.

Ich habe einiges von "schädlicher" Dämmung gelesen und bin nun etwas unsicher, ob Fachwerkhäuser generell "ungedämmt" sein müssen ( was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann)

Wie kann ein Wandaufbau aussehen, der sich einerseits mit dem Fachwerk verträgt, andererseits aber nach Niedrigenergiehaus-Standard gedämmt ist?
 
Dämmung NE-Standard

Guten Morgen Herr Andreßen,

Wenn das Fachwerk sichtbar bleiben soll / muß - was nicht unbedingt immer der Fall sein muß, dann gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Auch die Ziegel müssen sichtbar bleiben. In diesem Fall ist es nur möglich, die Wände innenseitig so warm zu bekommen, daß das Kondensat nicht die Wände herabläuft und die Mindestanforderungen der DIN 4108 eingehalten sind, man kann dann darin wohnen. Methode: 10cm Yton innen vormauern. Dies zieht den Taupunkt noch nicht zu tief in die Wand hinein. Aber NE-Standard geht nicht.
2. Es darf verputzt werden:
Kombinieren Sie die Yton-Innenschale mit einem dick aufgetragenen Wärmedämmputz als Alternative zum Wärmedämmverbundsystem.
Dies ist schon besser, aber NE-Standard geht auch so nicht.
Falls das Holz nicht mehr sichtbar bleiben muß, kann man eine richtige Vorhangfassade bauen: 15 cm Dämmstoff von außen, hinterlüften und dann ein traditionsreiches Material, in Niedersachsen wohl Eiche, aber auch Lärche, dann farbig lasiert.
Sind Kombinationen vielleicht auch möglich ?
Da aber bei den norddt. Hallenhäusern die Wandfläche klein ist im Verhältnis zu Dach und Boden, sollten Sie diesen Bauteilen Aufmerksamkeit widmen. k-Boden < 0,50; besser unter 0,35; k-Dach unter 0,25; dann klappt das eher mit dem NE-Standard.
 
Ytong??? *uaaahhhh*

Ytong hat in nem Fachwerkhaus nix zu suchen. Wir haben 5 cm Schilfrohrmatten in ein Lehmbett gelegt. Am besten jedoch wäre eine Vorsatzschale und Stampflehm dahinterschütten (also purer Lehm mit Holzhäckseln drinnen). Einen Niedrigenergiehaus-Standard werden Sie wohl nie erreichen, weil das einfach kein Fertighaus-Plastikkram ist, sondern eben ein Fachwerkhaus. Dazu würden nämlich z. B. auch ganz dichte Fenster usw. gehören. (und: wenn die Sonne auf das Haus scheint, kommt auch Wärme ins Haus, auch, wenn es draußen kalt ist, so wie jetzt. Bei einem "dichten" Haus ist das nicht der Fall). Grüße Annette
 
Bei einer Dämmung mit Ytong bekommen Sie ihr NE-Haus spätestens in 20 Jahren, wenn Ihnen das Fachwerkhaus weggegammelt ist. Sie brauchen bei einem Fachwerkhaus immer einen Aufbau, der Wasserdampf durchlässt - egal ob an der Wand, im Dach oder bei den Fenstern. Bei der Ytong-Schale haben Sies zwar in der Bude warm, im Zwischenraum zur Außenwand oder in der Außenwand selbst bekommen Sie aber im Winter "Frostbeulen" - ein bisschen Feuchtigkeit in der Wand, und sie haben die schönsten Schäden. "Zu Tode gedämmt"! Nehmen Sie's bei einem alten Haus in Kauf, dass Sie einen Teil der Heizenergie verwenden müssen, um die Wände warm und trocken zu bekommen. Das geht am besten mit Strahlungsheizungen, Heizleisten an der Wand oder Wandheizungen, wie man sie in vielen sanierten Gebäuden findet. Natürlich sollen in ihrem Vorgarten an Weihnachten nicht gerade Tomaten wachsen; eine vernünftige Dämmung müsste ein kundiger Experte vor Ort für Sie berechnen. Annettes 5 cm Schilfmatten sind schon mal ein guter Ausgangspunkt. Mehr muss nicht sein (der erste cm Dämmung sorgt für ca. 80 Prozent der Dämmwirkung!). DenKen Sie mal an sich im Winter: Ein Pullover (Dämmung) und eine leichte Windjacke (Außenwand) halten Sie warm; mit drei Mänteln und acht Pullovern wird's auch nicht viel wärmer (höchstens zu warm!).
Gruß Günter Flegel (2 x 2 cm Schilfmatte und Wandheizung im Fachwerkhaus).
 
Dämmung Niedrigenergie etc.

Hallo und Vielen Dank !
Ich möchte nactürlich nicht, dass das Haus weggammelt. Ich habe mir mal die Produkte von Claytec angesehen und die Alternativen Holzleichtlehm und Lehmplatten auf Lehmmörtel gesehen.
Ein Bekannter BauIng schlug nun vor statt Lehm in seinen Varianten das Fachwerk quasi zu einer hinterlüfteten Vorhangfassade zu "degradieren", in dem man im Sockelbereich Lüftungssteine einmauert und im oberen Bereich ebenfalls entweder über Lüftungssteine oder über einen vergitterten Spalt (wegen der Tiere) einen Abzug ermöglicht. Hinter die einfach vermauerten (nicht von innen verputzen Steine) käme seinem Vorschlag nach eine Luftschicht, dann Dämmung, Kalksandstein, Lehmputz.
Wenn das Fachwerk angemessen hinterlüftet ist, wodurch könnten noch Feuchteschäden entstehen?
 
Bei diesem Vorschlag bekommen Sie natürlich wohl kaum Probleme. Aber der Aufwand ist schon enorm. Wie würden Sie dann heizen? Und wie stellen Sie sicher, dass Sie über die Hinterlüftung keine kühle Luft ins Haus bekommen?
 
Außenwand

Die interessanten Diskussionsbeiträge entlocken mir doch noch einen Nachtrag:

Herr Flegel hat völlig recht, wenn er anmerkt, daß eine Fachwerkwand immer noch so warm bleiben muß, daß sie gerade keine Frostbeulen bekommt. Ich darf ergänzen: und innen so warm, daß gerade kein Tauwasser die Wände herabläuft und zwar bei einer Oberflächentemperatur, die eine Abstrahlung der Körperwärme, die als unangenehm empfunden wird, nicht zuläßt.
Womit man diese Forderungen erfüllt, ist bauphysikalisch und wohnphysiologisch ziemlich egal. Ein wenig Rechnen kann vielleicht den Disput klären helfen:
2,5 cm Schilfrohrmatte verbessern den Wärmedurchlaßwiderstand um
0,025 m / 0,064 W/mK = 0,39 m²K/W.
10 cm Ytong erweisen sich als ungefähr äquivalent:
0,10 m / 0,24 W/mK = 0,42 m²K/W.
Also wo bitte ist das wärmetechnische Problem ?
Hinsichtlich der Diffusionsfähigkeit stuft man Schilfrohrplatten mit 1 - 1,5 ein (hoch diffusionsfähig), GB 6 (Ytong) mit 5 (immer noch hoch diffusionsfähig); zum Vergleich Normalbeton: 100 - 150. beide Lösungen würden also immer noch das in der Heizperiode unverzichtbare Austrocknen von Fachwerkwänden nach innen ermöglich.
Die Frage nach der haus in Haus Lösung ist damit beantwortet: tolles Haus, Außenwand kaputt, wird nämlich nicht warm. Die Luftschichten haben sich eher als Be- denn als Entlüftung herausgestellt mit allen Negativerscheinungen bei heranrückenden Warmfronten im Frühjahr.
Es bleibt letztlich jedem überlassen, wie er die eingangs genannten Forderungen erfüllt. Bei der Vielzahl unterschiedlicher Anforderungen und nicht zuletzt persönlicher Vorlieben verbietet sich eine allgemeine Antwort von selbst.
Einige andere Überlegungen können Ihnen vielleicht weiterhelfen: Wie sieht es mit dem Brandschutz aus ? und wie steht es mit der Feuchtigkeitsempfindlichkeit der neuen Innendämmung ?
Grüße aus dem warmen Rheinland
 
Den Nagel auf den Kopf getroffen, lieber Herr Beckmann: Bei so heiklen Fragen wie der nach der Beheizung kann eine Ferndiagnose nur eine grobe Richtung geben - bei Bauschmerzen kann man den Arzt zwar anrufen, wenn der Blinddarm zwickt, sollte man aber doch in die Klinik. Heizung und Dämmung sind die Lebenserhaltungssysteme für jedes alte Haus - ganz einfach deshalb, weil zur Bauzeit weder geheizt noch gedämmt im heutigen Sinne wurde. Alles ist da ein mehr oder weniger fauler Kompromiss, und viele Wege führen da ans Ziel - aber viele auch in eine Sackgasse. Ich würde lieber 200 Euro im Jahr mehr verheizen (wenn es nicht grad öl, gas oder strom ist!) als für 10.000 Euro zu viel dämmen und dann in ein paar Jahren teuer sanieren.
Günter Flegel
 
Fachwerkdämmung

Man sollte nicht verallgemeinen. Neben der Wärmedämmung gibt es auch die Wärmespeicherung. Über den Taupunkt und Feuchtigkeitsdurchlass wurde schon besprochen. Ich versuche bei zwei meiner Projekte z.Zt folgendes. Südwand eher mit Masse dämmen damit diese Wand vorallem speichern kann: 12cm Leichtlehmziegel, dahinter Leichtlehm gestampft. Ausfachung mit Lehm, Feldbrandziegel oder Hochlochziegel. Kein Porenbeton bitte.
Nordwand wie bereits von anderen Teilnehmer erwähnt: 5cm Binsenmatten in Lehm verklebt und angenagelt, davor Leichtlehmziegel und Lehmputz.
Westen: hier sollte von Außen mit Ziegelbehang gedämmt werden (Wetterseite). Im Osten wie im Norden verfahren.
m.f.g
 
Thema: von 18cm Außenwand auf Niedrigenergiestandard
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