1750 gebautes Fachwerk: vermieten oder verkaufen?

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Vanessa

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Hallo Zusammen,

ich bin ein wenig verzweifelt und würde mich sehr über ein paar Meinungen freuen. Meine Mutter hat vor circa 13 Jahren ein altes Fachwerkhaus gekauft und mit mir (bis ich ausgezogen bin) dort 10 Jahre gewohnt. Sie hat es selbst und denkmalgeschützt renoviert und restauriert, konnte aber natürlich immer nur so viel machen, wie Geld vorhanden war.
Geheizt wird mit Öfen (Keine Heizung, außer eine kleine E-Heizung im klitzekleinen Badezimmer), die Wände sind aus Lehm und erste "richtige" Isolierungsarbeiten haben vor zwei Jahren begonnen (Austausch der alten Fenster, Wanddämmung). Wohnfläche ist circa 100m2, Gesamtgrundstück mit Schneune, 2 Pferdeställen, 1 Kuhstall, einem Backhäusschen beträgt circa 1000m2.

Nun ist meine Mutter letztes Jahr verstorben. Natürlich hängt an dem Haus ein sehr, sehr hoher emotionaler Wert. Ein befreundeter Prokurist allerdings meinte, dass das Haus: Grundfläche minus Abrisskosten wert sei. Nunja, abgerissen darf es gar nicht werden, da denkmalgeschützt.

Ich bin erst 24, gerade mit meinem Studium fertig und nach Berlin gezogen und kann mir in meinem jetztigen Gefühlszustand (und natürlich auch beruflich gesehen) nicht vorstellen zurück aufs Land zu gehen. Da ich das Haus jedoch liebe und es auch liebe an ihm zu arbeiten, möchte ich es auch nicht verkaufen. Schließlich ist es das einzige was mir von meiner Heimat noch bleibt.

Sprich, man könnte es vermieten oder in irgendwelche Projekte mit einbeziehen. Ich fühle mich jedoch sehr überfordert und weiß nicht Recht wo ich mir Hilfe/Unterstützung holen kann. Ich habe einen Bruder (Erbengemeinschaft), der das Haus jedoch lieber Verkaufen würde. Er ist 20 Jahre älter als ich und hat zu dem Haus keinen Bezug, da er dort nicht mit unserer Mutter zusammen gewohnt hat.

Nun stelle ich mir idealerweise die kommenden Jahre wie folgt vor: Vermietung an "alternativ-denkende" Liebhaber, denen ein Haus ohne Heizung und mit vielen Mängeln (teils undichte Fenster) nichts ausmacht. Und die selbst Reparaturen in die Hand nehmen würden und das Haus intakt halten würden. Große Reperaturen kann ich nicht bezahlen. Da müsste ein Kompromiss gefunden werden.
Ist das utopisch oder eine angemessene Vorstellung?

Was meint ihr? Ist vermieten deenoch sinnvoll? Oder Projekte wie: "Leben auf dem Land im 18Jhd." und das dann für ein Wochenende vermieten oder so.. Mir schwirren ganz viele Ideen in meinem Kopf herum, jedoch weiß ich nicht wie sinnvoll diese sind.
Ich freue mich auf Anregungen und Meinungen.

Liebe Grüße,
Vanessa
 
Vermietung Fw- Haus

Nun,
machen kann man alles, das Problem ist hier Rechtssicherheit.
Das was ich auf den 3 Fotos ansatzweise sehe bzw. mehr erahne ist das dieses Häuschen gar nicht den Kriterien für vermietbaren Wohnraum entspricht. Solange jemand bereit ist für ein paar Euro da einzuziehen und dafür im Gegenzug den Verfall aufhält, gut. Aber wehe es gibt Meinungsverschiedenheiten oder Streit... Außerdem gibt es noch einen Miteigentümer, der zustimmen muß.
Allein die laufenden Nebenkosten wie Müllabfuhr, Wasser, Abwasser, Steuern, Versicherungen sollten hereinkommen. Ob das jemand bereit ist zu zahlen?
Es gibt noch die Möglichkeit das Grundstück jemandem kostenlos zu überlassen mit der Maßgabe, dafür die laufernden Kosten zu übernehmen und mindestens für den Erhalt des jetzigen Zustandes zu sorgen, also kein Mitvertrag, sondern so eine Art Grundstücksbewachung.
Damit haben Sie erst mal Zeit gewonnen um eine Entscheidung zu finden, denn die Zeit arbeitet gegen Sie (und das Wetter, Jugendliche die Langeweile haben, Schatzsucher...).

Viele Grüße
 
Antwort

Ja, die Zeit arbeitet gegen uns. Das stimmt.

Was die Kriterien für "vermietbaren Wohnraum" sind, das weiß ich leider nicht. Ich habe mich letztes Jahr mit einem Rechtsanwalt getroffen und dieser meinte es gibt die Klausel: gekauft, wie gesehen. Sprich, man führt alle Mängel auf, hält diese im Mietvertrag fest und der Mieter ist sich seines "Kaufes" Bewusst. Aber wo sie Recht haben, viel zu oft hört man von Streitigkeiten, denen man durch einen Vertrag nicht aus dem Weg gehen konnte. Aber das ist der Nachteil des Vermietens..

Die Idee der "Grundstücksüberwachung" finde ich nicht schlecht. Zumal uns so etwas Zeit geschenkt wird und wir uns rational darüber Bewusst werden können, was nun mit dem Haus geschehen muss. Hierfür muss es sicherlich auch gewisse "Verträge" geben oder? Sonst können Streitigkeiten doch viel schneller aufkommen, als bei herkömmlichen Mietverträgen?


Kennen Sie Foren, indenen man sich etwas expliziter über diese "Grundstücksbewachung" (gibt es hierfür einen Fachausdruck?) unterhalten kann, oder ggf. potentielle Interessenten finden könnte?

Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort!
Gruß,
Vanessa
 
Als

erstes Rechtssicherheit schaffen, d.h. mit dem miterbenden Bruder einig werden.
Dann gibts die Möglichkeit mit interessierten Altfachwerkhausverrückten ;-) einen (Erb)-Pachtvertrag abzuschließen, darin können alle Vereinbarungen fixiert werden die den Beteiligten so einfallen, (Dauer der Nutzung, Verwendung oder Ausschluß bestimmter Baumaterialien, Nutzungszweck, Tierhaltung und was dergleichen noch so einfallen mag).
Beratung dazu bei Notar oder Rechtsanwalt.

Viel Glück bei der Suche
Micha
 
Schwierig...

Vernünftiger wäre sicherlich ein Verkauf. Das Haus ist nicht wirklich in einem Zustand, in dem sich wirklich viele Mieter finden würden (vor allem auf dem Land) und man braucht auch schon "spezielle" Mieter, denen man auch vertraut. Besonders, wenn sie eigenverantwortlich Reparaturen ausführen sollen und niemand vor Ort ist (oder wohnt dein Bruder in der Nähe?).

Als Vermieter bist du verpflichtet, Reparaturen auszuführen. "Unkonventionelle" Mietverträge würde ich auf jeden Fall nur mit Hilfe eines Antwalts aufsetzen. Mir persönlich wäre das allerdings zu unsicher, ich würde das Haus eher nicht vermieten wollen. Da sehe ich Ärger mit den Mietern und vor allem auch mit deinem Bruder vorprogrammiert.

Ich verstehe absolut, dass du das Haus gerne behalten würdest, und es sieht auch aus als hätte das Haus definitiv Potential. Aber "wollen" alleine reicht leider oft nicht. Du hast nicht in absehbarer Zeit vor, das Haus zu nutzen, und es sind auch nicht die finanziellen Mittel da, die man für so ein Haus haben sollte. Ich an deiner Stelle würde vermutlich schwersten Herzens das Haus verkaufen.

Wenn du dich fürs Behalten entscheidest solltest du allerdings deinen Bruder ausbezahlen (wobei ich nicht annehme, dass der aktuelle Wert des Hause überaus hoch ist).

Ich wünsche dir, dass du für dich die richtige Entscheidung triffst.
 
Das ganze Anwesen

steht hier doch zur Option,nicht nur der Wohnteil.
Dafür könnte es Interessenten geben. Einigen Sie sich mit dem Käufer über einen Preis { durch Umfragen, Makler der Kasse, etc ermittelt},den Erlös teilen Sie sich mit dem Bruder. Von Ihrem Teil lassen Sie einiges nach und lassen sich dafür ein einem Gebäude eine Ferienwohnung einrichten.Dann kann der Erwerber innerhalb Denkmal... alles nach seinem Gusto aus und umbauen und Sie haben in ein zwei Jahren ein festes Domizil in der "Heimat".
 
Vermietung FW- Haus

Ganz schön blauäugig, lieber Benjamin,
da wollen Sie jemanden ein (fast) totes Pferd verkaufen und verlangen auch noch das Sie darauf reiten dürfen wenn Sie wollen.
Bei rund 100 m² Nutzfläche auch noch eine Ferienwohnung für den Altbesitzer- nee das ist utopisch.
Das Wort Verkauf ist nun mal gefallen, sicher die einfachste Alternative, je schneller je besser.
Sicher gibt es auch in der Gegend ein paar Nachkommen von König Geiserich.
Ich denke Vanessa wird noch einige Zeit brauchen um sich mit dem Unvermeidlichen abzufinden. Bis dahin aber sollte jede Chance für eine andere Lösung gesucht werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Was die Kriterien für vermietbaren Wohnraum betrifft:
Die stehen in den jeweiligen Landesbauordnungen im Abschnitt "Aufenthaltsräume und Wohnungen".

Viele Grüße
 
Herr Böttcher

lesen Sie bitte noch einmal: Ich spach das ganze Anwesen an !
Dann könnte es wohl die Option geben.
 
Grundstück

Benjamin,
lesen Sie bitte meine Beiträge auch sorgfältig. Wo soll die Ferienwohnung denn sonst hin?
In die Scheune, den Stall oder auf die Wiese? Für das Geld einer (neu zu errichtenden) Ferienwohnung kriege ich schon ein ordentliches gebrauchtes EFH mit Grundstück.
Was schätzen Sie denn was so eine "Ferienwohnung" dem Käufer kosten wird? Das was da generös vom Kaufpreis nachgelassen werden sollte wird den Gesamtkaufpreis wohl weit übersteigen...
Noch was zur Vermietung.
Wohnraumnutzung ist mit die höchste Form einer Grundstücksnutzung (auf dem Land). Ohne Wohnraum, (und damit die Einordnung als Bauland) egal wie er aussieht, ist ein Grundstück nur noch einen Bruchteil wert. Egal ob die Wiese hinter dem Haus 500 oder 5.000 m² groß ist sie bleibt eine Wiese und die ist nun mal nicht viel wert. Der Unterschied zwischen Bauland und LN kann leicht das 10- fache und mehr betragen.
Verkauf oder Verpachtung lohnt nur wenn das als Bauland bzw. zur Wohnnutzung erfolgt. Scheune, Wiese usw. sind dann Zugaben oder Anhängsel.

Viele Grüße

p.s. Als Bauland zählt nur die bebaubare Fläche und nicht die Grundstücksgröße
 
Antwort

Liebe Vanessa,

ich kann sehr gut verstehen, dass du an dem Anwesen hängst.

Wir haben vor vier Jahren ein Anwesen gekauft, dass sich seit Generationen in Familienbesitz befand. Die ältere Dame wollte das Anwesen nicht verkaufen, war aber letztendlich doch dazu bereit, da es total runtergewirtschaftet war.

In den letzten Jahren wurden die sich auf dem Grundstück befindenten Häuser (beide mit Ölöfen und zentraler Ölversorgung und Holzöfen) an Verwandte oder Familien mit Kinder günstig vermietet, in der Hoffnung oder Erwartung, dass diese sich auch um das Anwesen kümmern und instandhalten.
Das Ergebnis: Neben Vermüllung aller Nebenräume wurde so ziemlich alles worauf Dispersions- und Acrylfarbe haftet damit überstrichen und fast jeder Ziegelstein zum Aufhängen von irgendwas benutzt. Die Küche war förmlich durchsiebt mit lauter Bohrlöchern.

Man kann einen Idealisten finden, ich halte die Wahrscheinlichkeit für größer, dass man an obiges Klientel gerät.

Grüße,

Alexander
 
entweder oder …

Hallo

Sie sind jung und angebunden … einerseits ans mütterliche Haus … andererseits an die "Freiheit der Großstadt" …

Sei sollten entweder gleich verkaufen oder selbst nutzen … oder einen reichen Mann (oder eine reiche Frau) finden, der (die) Ihnen alles ermöglicht …

eine rein "betriebswirtschaftliche" Sichtweise wird Ihnen weiter die inneren Gefühle dezimieren, wie es sowieso in unserer tollen Gesellschaft "in" ist … alles wird "berechnet" … Gefühl ist Sentimentalität, out und viel zu teuer und vor allem völlig unmodern …

Sie werden es nicht leicht haben mit Ihrer Entscheidung … aber wenn Sie's nicht machen wollen, wer soll es dann machen …? für lau? ohne Bezug … zum Haus …

Ihre beschriebenen "Sanierungsansätze" sind ja auch nur Makulatur und m.E. ohne Konzept … und wenn das fehlt, wirds mit dem Haus nix und auch mit dem Leben …

mal durchschnaufen und nur auf das eigene Herz hören ohne die Zuflüstereien von "Hinz und Kurz" und "Krethi und Bleedi"

wird nicht leicht … aber das Web wirds Ihnen auch nicht abnehmen . vielleicht ein paar "Argumente" oder Ausreden finden … aber essentiell nichts

Ich drücke Ihnen die Daumen …

ein schönes Lied:
Reinhard Mey: Susann
http://www.songtexte.com/songtext/reinhard-mey/susann-4bda073a.html


Florian Kurz
 
Lehmbauer sind verrückt genug

Hallo Vanessa, ich als junger (29J.) Lehmbauer würde mich genau über ein solches Angebot freuen. Habe bei meinem Studium immer in unsanierten Wohnungen gewohnt und finde das weitaus angenehmer und inspirierender als eine perfekt sanierte Hütte, sei noch so viel Lehm verbaut worden. Interessant wäre um welche Region Deutschlands es sich eigentlich grob handelt?

Mit freundlichen Grüßen, Christoph
 
Ich würde...

verkaufen. Sie wollen es selber nicht nutzen, haben auch keine Mittel zur Erhaltung oder gar Sanierung. Da hängen auch nur 10 Jahre Erinnerung dran, nicht Generationen.

Eine Vermietung als Wohnraum ist höchst problematisch, da Sie als Vermieter ganz schnell höhere Kosten als Einnahmen haben könnten. UND fortschreitenden Verfall. Es mag hie und da erfolgreiche Instandbewohnungen durch Mieter geben, die Chance aber, daß das nicht funktioniert, ist außergewöhnlich hoch.

Leisten Sie sich ein unverfänglicheres Hobby. Nach dem Studium sind doch meist erst 'mal ganz andere Aufgaben auf dem Schirm.

Ein Frohes Osterfest wünscht

Thomas
 
Auch ich würde

es verkaufen. Vielleicht findet sich ja ein Käufer mit dem man sich gut versteht, so das eine Freundschaft entsteht.
Mit diesem Käufer können Sie dann eventl. im Kontakt bleiben und wenn das Bedürfniss nach der ehemaligen Heimat aufkommt, besuchen Sie ihn einfach.
"Verrückte Lehmbauer" die eine günstigen Wohnraum während des Studiums suchen wird es auf dem Lande weit ab der Uni kaum geben.
Auch glaube ich das Ihr Bruder ausbezahlt werden möchte und wie will man das machen mit begrenzten Geldmitteln.

Was ich mir eventl. noch vorstellen könnte, wäre ein Art kleines Museum oder Heimatstube, die unter der Regie ( auch finanziell) der Gemeinde bzw. eines Vereines aus dem Ort in Ihrem Haus eingerichtet wird. Dann würde Ihr Haus erhalten bleiben und auch noch zugänglich.
Aber das nur als Idee nebenbei....

Mit freundlichen Grüßen
Danilo
 
Ich würde auch

verkaufen, zumindest wenn Du nicht langfristig zurückkehren willst. Allerdings traf ich unlängst ein nettes Pärchen, das in einem total unsanierten winzigen Haus mit Holzöfen lebte. Das zahlte 200 Euro Miete o.ä. und wohnten da, weil direkt hinter dem Haus ihre zwei (oder waren es vier?) Pferde standen. Unter Pferdebesitzern könntest Du so verrückte finden, ich jedenfalls hätte sowas auch gemacht, hätte ich jemals die Gelegenheit gehabt :) Das Risiko ist allerdings hoch und ich würde lieber verkaufen, damit Du nicht bei jedem Rohrbruch aus Berlin anreisen musst. Zumal Rohrbrüche teuer werden können.
 
Warum bringen sie nicht mal ein paar mehr Bilder, und besonders die Außenansicht. Vorher kann doch niemand etwas beurteilen! Davon abgesehen ist es meist falsch auf andere Meinungen zu bauen, wenn man etwas eigenes schaffen will, Erfahrung vorausgesetzt
Wenn es nur um das Geld geht liegt der Fall anders.
Das was sie hier lesen sind subjektive Meinungen gegründet auf eigenen Ansichten. Wie auch immer, es existiert der Zwiespalt zwischen dem Machbarem und dem Unmöglichen.
Ich habe mich für letzteres Entschieden und fahre damit sehr gut, auch wenn es oft recht rustikal zugeht, ich kann mich nicht beklagen.
 
Liebe Fachwerk-Freunde,
ganz herzlichen Dank, dass Ihr mir so viele und vor allem unterschiedliche Meinungen zukommen lassen habt. Natürlich muss ich mir die meinige selbst bilden, aber es hilft sich dabei Rat von „Unbefangenen“ und viell. objektiver denkenden Menschen zu holen. Bevor ich auf näher auf einzelne Beiträge eingehen werde; ich habe weitere Fotos hochgeladen. So können weitere Eindrücke entstehen. Leider sind es immer nur Teilaufnahmen. Bessere Bilder habe ich auf meinem Pc nicht gefunden.
Viele von Euch waren der Meinung ein Verkauf sei die bessere Option in meiner Lage. Schließlich sei momentan kein Geld zum Investieren vorhanden und es sind ja, so Thomas, „nur“ 10 Jahre Erinnerung, die man verkaufen würde. Eine ziemlich gewagte Aussage. In meinem Fall sind 10 Jahre so in etwa die Hälfte meines Lebens und das ist für mich natürlich eine sehr lange Zeit ist.
Von den emotionalen Aspekten abgesehen, sehe ich natürlich, dass ein leer stehendes Haus, kein glückliches Haus ist. Sei es Wasser, Schimmel oder Jugendliche, die eindringen. Viele von Euch sprechen davon, dass die Zeit drängt. Ist das wirklich so arg der Fall? Ein Fachwerkexperte nahm uns letztes Jahr scherzend die Angst und meinte: „Das Haus steht seit 1750, das fällt nun in zwei Jahren auch nicht zusammen“. Ich hoffe ja, dass er Recht hat und dass man die Zwischenzeit (bis ich Geld zum Investieren und bauen habe) überbrücken kann. Mit Zwischenlösungen wie zB Pachtverträgen/Grundstücksüberwachung, Heimatmuseen, kreativen Ideen etc.
Aber wahrscheinlich muss man sich hierfür wirklich nochmals einen Experten Vorort zu Rat holen, der mit einem durchs Haus geht..
Bezüglich angesprochener Zwischenlösungen habe ich ja wirklich die Hoffnung (oder Blauäugigkeit/Naivität?!), dass es Menschen gibt, die mit uns eine „winwin-Situation“ schaffen (können und wollen). So wie sich Christoph zu Zeiten seines Studiums ein solches Haus sehr gewünscht hätte, so muss es doch noch andere Gleichgesinnte geben!
Aber Herr Böttcher, Sie haben Recht. Wir haben viel Bauland, was den Wert des Anwesens um einiges mindert. Und nicht nur das. Die Scheune im Hinterhaus (leider habe ich kein wirklich gutes Bild hiervon), ist schon mindestens 300Jahre alt (laut Schätzung) und am Zusammenfallen. Natürlich gleichzeitig auch ein Kunstwerk (für Liebhaber). Der Fachwerkexperte meinte, dass er so etwas noch nie „so intakt“ gesehen hätte.
Herr Kurz, Sie haben so Recht, wenn Sie sagen, dass mir die Entscheidung keiner abnimmt. Aber kleine Hilfestellungen sind diese vielen verschiedenen Meinungen doch. Die Option „reichen Mann“, habe ich mir natürlich auch schon durch den Kopf gehen lassen :) (kleiner Scherz am Rande). Denn der Grund für ein fehlendes Gesamtkonzept ist nun leider der Geldmangel…
Mir liegt vor allem am Herzen, dass das Haus nicht zusammen bricht und das vor allem, weil ich weiß, wie sehr meine Mutter daran gehangen hat und wie sehr sie es geliebt hat. Und wenn dann nur noch ein Verkauf zur Option steht, dann wird es so sein. Aber um Anregungen und Ideen zu sammeln, um dem eventuell noch aus dem Weg gehen zu können, bin ich mit meiner Frage hier her gekommen.
Vielen lieben Dank für Eure informativen und aufmunternden Worte!
Gruß, Vanessa
 
Hallo Vanessa,

ich war nicht nur währenmd meines Studiums auf der Suche nach günstigem unsanierten Wohnraum ;) Und ich arbeite zwar leidenschaftlich mit Lehm und verdiene damit momentan auch meinen Lebensunterhalt aber mein Studium habe ich auch abgeschlossen, trotz Ofenheizung ;) und ich bin Dipl.Bauingenieur, von manchen auch Fachmann genannt. Und Lehmbauer müssen nicht mittellos sein, meine lieben Kollegen. Ich kann deine Sicht auf das Haus jedenfalls gut verstehen, denn ich würde mein Elternhaus, übrigens auch ein Fachwerkhaus, hier im Eichsfeld auch an niemanden hergeben... Ich würde mich nach wie vor freuen zu hören um welchen Gegend es sich eigentlich handelt? Gerne stehe ich dir auch beratend zur Seite, Geld will ich dafür übrigens keins. Mit besten Grüßen, Christoph.
 
Hallo Vanessa,

ich überlege seitdem ich Deine erste Frage gelesen habe, was ich Dir zu der Entscheidung raten kann. Dass Du so sehr an dem Haus hängst kann ich gut nachvollziehen, dass die "rationale" "vernünftige" Entscheidung der Verkauf ist ebenso. "Verkaufs..." oder "Behalts..." ist bei Deinem Haus eine so gravierende und schwere Entscheidung... ich weiss keine Antwort.

Daher nur ein paar Gedanken:

Unsere ersten Infos zu den notwendigen Maßnahmen haben wir als Laien selbst gesammelt, sorgfältig in einem "Konzept" zusammengetragen. Das hat uns erst mal kein Geld gekostet, hat aber bei der Abstimmung mit Denkmalpflegern, Behörden etc. geholfen. Wir haben einfach in das Dokument alles eingetragen, was wir über unser Haus gefunden haben. Alte und neue Fotos, Ideen und Empfehlungen was gemacht werden muss (auch mal unterschiedliche Ansätze), allererste Kosteninfos, Namen und Adressen von Behörden, Experten...

Am Foto mit dem Briefkasten habe ich den IGB-Aufkleber gesehen: Kennst Du zufällig IGB'ler in der Nähe, die Dir weiterhelfen können? Die IGB'ler in Hessen die ich kenne sind leider mindestens eine Stunde Fahrt entfernt, aber vielleicht meldet sich jemand übers IGB-Forum, der näher dran ist.

Da das Haus unter Denkmalschutz steht: Denkmalpfleger geben auch fachliche Hilfe bei der Planung von Maßnahmen. Finanzielle Unterstützung ist allerdings selten, da die unteren Denkmalschutzbehörden in Hessen auch kaum Geld haben. Wahrscheinlich hat Eure untere Denkmalschutzbehörde wie unsere eine offene Sprechstunde, da kannst Du ohne Anmeldung einfach vorbei schauen.

Hier im Forum kenne ich einen Fachwerkhaus-Fan, der knapp eine halbe Stunde von Deinem Haus entfernt selbst ein großes Projekt mit seiner Frau gestemmt hat. Und im Nachbarort ist noch ein Fachwerkhaus-Begeisterter, der das seit einiger Zeit auch professionell macht. Beide könntest Du ansprechen, sie können Dir vielleicht vor Ort weitere Ideen und Tipps geben. Oder notfalls auch die Augen und Ohren aufsperren, ob jemand bei Euch in der Ecke genau so einen Schatz wie Dein Haus zum Sanieren sucht. Wenn Du magst maile ich Dir die Adressen von beiden zu.

Selbst wenn Du die schwere Entscheidung für den Verkauf treffen würdest: Hättet Ihr überhaupt potentielle Käufer? Wie hoch sind die Bodenrichtwerte bei Euch - was wäre ein fairer Kaufpreis? Das ist wichtig sowohl für mögliche Käufer als auch falls Du Deinen Bruder auszahlen musst. Müsstest Du ihn wirklich jetzt schon auszahlen oder wäre er bereit Dir entgegen zu kommen, dass Du das Geld erst später abstottern musst? (Nein, die Antworten brauchen wir im Forum weniger - nur für Euch zum Nachdenken.)


@ Christoph / sonntag007: Schau' mal in Vanessas Profil, da steht sogar die ganz exakte Adresse ihres Hauses in Schlüchtern (Rhön / Hessen).

Dir alles Gute,

Dirk
 
hallo Vanessa,

keine leichte Situation. Sicherlich ist hier auch Fachwissen zur Beurteilung der Notwendigkeiten, Belastungen und Möglichkeiten notwendig, aber bei so einer "Herzensangelegenheit" fällt die Entscheidung meist auf einer viel emotionaleren Ebene. Vielleicht können Dir da einige Überlegungen hilfreich sein:

1. Ich bin immer gut gefahren, wenn ich nach dem Motto handelte:
Nicht wir haben den Dingen zu dienen, sondern die Dinge uns!
Angewendet würde das heissen, wenn Du an das Haus mit Freude denkst, Dich dabei wohl und lebendig fühlst, Lust darauf hast, die Probleme zu lösen, dann sind das gute Argumente, das Haus zu behalten. Dann wirst Du auch eher kreativ und lockerer an die Sache herangehen, dann werden Dir eher Dinge zur Lösung einfallen. Wenn Du aber merkst, dass es Dir eng und schwer wird, Du Dich belastet oder auch getrieben bei dem Gedanken an das Haus fühlst, dann nehme auch diese Regungen ernst. Möglicherweise sind das Anzeichen von Überforderung und Überlastung. Als weiteren Aspekt gibt es natürlich auch Menschen, die bei vielen Herausforderungen zunächst mit Unsicherheit und Stress reagieren und diese lieber automatisch vermeiden. Wenn dem bei Dir so wäre (weiß ich natürlich nicht), bräuchtest Du zunächst einmal Ermutigung. Dann solltest Du dir jemand suchen, der Dich in Deinem Selbstvertrauen aufbaut. Meist sind aber die Entscheidungen "richtig", bei denen wir uns leicher fühlen.

2. Wenn Du das Haus erst küzlich nach dem Tod Deiner Mutter geerbt hast, ist die Trauer möglicherweise noch frisch. Unter diesem Eindruck neigen viele Menschen dazu, erst einmal festzuhalten. Dann fällt das Loslassen evtl. schwer und tut weh. Sollte dieses Motiv bei Dir eine Rolle spielen (weiß ich natürlich wieder nicht), könnte es Deine anderen Bedürfnisse überdecken und Du könntest nicht frei entscheiden. Deshalb ist es in solchen Situationen immer gut, sich die Fragen Warum?, Wozu? zu stellen.

3. Wir können letzten Endes nie wissen, ob eine Entscheidung "richtig" war oder nicht, sonst wären wir Propheten. Also können wir uns eigentlich nur danach ausrichten, ob wir mit unserer Enscheidung übereinstimmen, einverstanden sind, ob wir damit unsere persönliche Wahrheit getroffen haben. Mir hilft diese Überlegung sehr, ruhig zu meinen Dingen zu stehen und ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit dieser Haltung fast immer gut gefahren bin.

4. Erst wenn man weiß WAS (siehe oben), kann man sich zielführend mit dem WIE auseinandersetzen. Vorher hilft das WIE zwar bei der Entscheidung über das WAS indem man sich über seine Möglichkeiten Gedanken macht, mehr aber nicht.

Gutes Gelingen!

András
 
Thema: 1750 gebautes Fachwerk: vermieten oder verkaufen?
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