Innendämmung

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Svenja

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Hallo zusammen,

habe mich ganz neu hier bei Fachwerk.de angemeldet und ehrlich gesagt ist es erst mal super anstrengend sich hier durchzukämpfen. Bitte nicht falsch verstehen, aber hier gibt es so viele Fachleute die sich Gott sei dank gut auskennen, viele Tips, Probleme, Fragen etc.. Alles doch ein bißchen viel aufeinmal, zumindest für einen Anfänger.

Wir wohnen nun seid 01.01.08 in unserem Haus. Der eine Teil des Hauses besteht aus ausgemauerten Fachwerk. Dieser Bereich war damals Schweinestall und Scheune und wurde von den Vorbesitzern zum Wohnraum umgebaut. Der andere Teil ist komplett gemauert.

Eigentlich waren wir der Meinung, das unser Haus in einem relativ guten Zustand ist, aber nachdem ich angefangen habe, hier durchzulesen, wird mir ganz schlecht. Zudem hatte der Vorbesitzer anscheinend keinerlei Ahnung und sich auch nicht schlau gemacht, sondern einfach mal drauf los gedoktert.

Im Obergeschoß des Fachwerkbereichs hat der Vorbesitzer den Wohnraum von innen gedämmt. Leider kann ich den Aufbau der Dämmung nicht genau erklären, da wir noch nicht selbst nachgesehen haben. Laut Erklärung des Vorbesitzers hat er einen Freiraum zwischen dem Fachwerk und seiner Dämmung gelassen. Dann hat er mit Styroporplatten gedämmt und darauf
Rigipsplatten gesetzt.
Kann man laut dieser Erklärung (mehr wissen wir leider auch nocht nicht) ansatzweiße erläutern, ob unser Fachwerk einen Schaden davon getragen haben kann? Wenn ja, mit welchen Schaden müssen wir rechnen?

Wir möchten, sobald das Wetter es zulässt, die Dämmung entfernen und dann mit Lehm dämmen. Aber auch hier wissen wir noch nicht, wie wir das am besten meistern, ohne unseren Haus noch mehr Schaden zuzufügen.

Ich hoffe ganz einfach, das ich hier Leute finde, die

1. uns Auskunft geben können, welcher Schaden bei so einer
Dämmung enstehen kann

2. Ob es in unserer Nähe Fachleute gibt, die uns mit Rat und
Tat zur Seite stehen können oder wohin ich mich wenden
kann

3. Infos über richtiges Dämmen im Fachwerkbereich.

Ganz lieben Dank im Vorraus

Lg Svenja
 
Zunächst mal: keine Angst, das Haus steht ja noch.
Aber falsche Innendämmung kann sehr schnell ein Problem werden. Das haben Sie richtig erkannt.
Wiesbaden ist, glaube ich, bei Ihnen in der Nähe > den Kollegen Kornmeier mal fragen.
Sonst: Ig-bauernhaus hat eine Auskunft über regionale Zuständigkeitsbereiche.

Grüße vom Niederrhein
 
Hallo Svenja,

wir sind mit unsere Firma die sich auf die Beratung rund um das Fachwerk spezialisiert hat in Koblenz ansässig.

Gerne beraten wir Dich hier bei uns mal unverbindlich.

In unserem Profil finden sich die Kontaktdaten.

Viele Grüße aus Koblenz Gerd
 
So kann

ein innengedämmtes Holzhaus nach ein paar Jahren Nutzung aussehen. Dabei handelte es sich um eine kalkverputzte Heraklithverkleidung. Es kommt immer etwas Feuchte hinter die Dämmung, und die gedämmte Wand ist halt kälter, und dann kondensiert es - abhängig von der Raumluftfeuchte, die in dicht gedämmten Buden gerne höher ist, ein. Von außen kommt fallweise der Schlagregen dazu. Die Wand kann folglich auffeuchten, die Feuchte wird dann in der kalten Jahreszeit nimmer richtig rausgeheizt.

Eine zusätzliche Lehmschale halte ich für ebenso falsch. Wichtig ist doch, daß die Fachwerkwand in der Heizperiode genug Wärme bekommt, um eben ausreichend auszutrocknen. Und genau dem steht jegliche Art von Dämmung entgegen. Die hohe Schule des Nichtdämmens steht ja auf meiner Homepage, das will ich hier nicht wiederholen.

Wichtig: Richtig (!) heizen und lüften, also stetig und nicht ständig rauf und runter bzw. unsinnige Stoßlüfterei. Dann bleibt auch der Energieverbrauch niedrig.

Und: Ein funktionierendes System wie die historisch bewährte Fachwerkwand bitte nicht zu Tode dämmen, egal ob industriemäßig mit Schaum/Gespinst, mit mondscheingestampftem ÖKO-Leichtlehm oder handgezupft- pobedrückten BIO-Haschischplatten. Nebenbei stehen die Dämm-Kosten nie in einem akzeptablen Verhältnis zu den (theoretischen) Einspareffekten - das sage ich als EnEV-Sachverständiger, der ständig - streng nach EnEV, versteht sich - Wirtschaftlichkeitsberechnungen betr. EnEV-Befreiung vornimmt.

Viel Erfolg!

Konrad Fischer
Dämmskeptiker

PS: Örtliche Fachwerkbastler kann ich leider nicht empfehlen. Mit der richtigen Zielstellung kann es doch fast jeder ...

PPS: Das war keine Bauberatung, sondern meine unmaßgebliche Meinung nach 30 Jahren Fachwerksanierung und Schadensanalyse.

PPPS: Wenn es mal dauerhaft keine Schäden durch Fachwerk-Innendämmung geben sollte, ich will das ja nicht abstreiten, liegt das

- an der dank guter Dauerlüftung ausreichend trockenen Raumluft,
- an fehlender Bewitterung der Wand von außen, bzw.
- Dauerbetrieb einer Hüllflächentemperierung.

Doch damit wird die Innendämmung noch lange nicht wirtschaftlich. Und bleibt ein Risiko, wenn die genannten Voraussetzungen irgendwann mal nicht mehr funktionieren, sei es durch Leerstand oder sonstige bauliche Änderungen.
 
Sie angesprochen als EnEV-Sachverständiger

Herr Fischer: Ich glaube nicht, dass mit EnEV-Befreiungen in den nächsten Jahren Energie eingespart wird.
Und eine aufgedübelte Heraklithplatte als Innenverkleidung im Fachwerk wird hier auch niemand allen Ernstes als das Optimum empfehlen.

Immer mit Negativbeispielen zu operieren überzeugt am Ende auch nicht, im Gegenteil. Sie haben vermutlich mit ihrem 30-jährigen Sachverstand auch schon wärmegedämmte Häuser gesehen, die i.O. waren, bloß erzählen Sie uns das leider nie.
Und ich frage mich warum es die Firmen Meurer/Jannasch/etc z.B. immer noch gibt, obwohl hier regelmäßig mit Innendämmungen gearbeitet wird...
 
Innendämmung

Schließe mich da inhaltlich voll und ganz an: meine Innendämmungen funktionieren seit anno Tobak.

Grüße vom Niederrhein
 
Da hab ich doch glatt noch jemand vergessen,

Herr Beckmann.

Aber vermutlich bereiten Sie, wie alle anderen Genannten und Ungenannten der Innendämmfraktion bereits den Einstieg ein Abbruchunternehmen für gedämmte Fachwerkbauten vor, den Sachverständigen zur Beurteilung haben wir ja schon gefunden ;).
 
Eristik würde uns hier mehr bringen denn Polemik

Lieber Herr Göb,

es gibt halt mehr Häuser bei denen es nicht funktioniert als welche bei denen die innenliegende Styropor- oder Sonstwasdämmung keine Probleme macht. Dies gibt uns Arbeit und Brot. Wäre dem nicht so würde ich etwas anderes machen.

Klar gibt es auch Gebäude bei denen keine Schäden auftreten - hat wohl auch schon jeder gesehen. Nur wenn es halt mal gut geht ist es nicht unbedingt förderlich für Häuser und Gebäudesubstanzen unter Laien den Finger auszustrecken und zu rufen "Da, schaut her!" So auch die von Svenja beschriebene Konstruktion. Das kann bestens funktionieren – habe ich zu Beginn des Jahres bei einem Kommunarden gesehen – aber eben auch vielfach schon mit Stockflecken, Pilzbewuchs und Schimmelflaum.

Es kann genauso viele Gründe geben warum eine Dämmung funktioniert wie Gründe zu finden sind, warum alles schimmelt und fault. Bevor Stift und Taschenrechner angesetzt werden, sollte sich der aufmerksame Planer und Handwerker zunächst einmal verinnerlichen, welchen Wegen, physikalischen Eigenschaften usw. Raumfeuchte und Kondensation folgen, welche Einflüsse feuchte Dämmstoffe, feuchte Wände, Gebäudeausrichtungen, Temperatur- und Lüftungsvorlieben der Nutzer haben, was Kleber, Dampfbremsen und Dampfsperren in diesem Gefüge wirklich bewirken – bevor irgendein Fitzelchen Dämmung, Lehm, OSB, Styropor oder was auch immer an die Wand (Innen oder Außen) gefummelt wird. Einfach Lehmplatten dranpatschen kann auch furchtbar in die Hose gehen.
Wie steht es eigentlich mit solaren Gewinnen aus gedämmten Außenfassaden?

Wenn nur einer der zuvor genannten Parameter nicht richtig funktioniert, falsch dimensioniert ist, falsch eingebaut ist, Vorschäden nicht bemerkt oder fehlerhaft behoben wurden – dann komme ich zurück auf meinen ersten Satz: Dies gibt mir Arbeit und Brot.

Ungedämmte und ungedämmt bleibende Grüße aus Wiesbaden,

Christoph Kornmayer
 
Wann war denn "Anno Tobak", Herr Beckmann? Verglichen mit richtigen Häusern sind wir doch alle junge Gesellen. Zwanzig Jahre sind doch keine Referenz.

Von der Dämmerei würde ich dei Finger lassen, ausser sie haben nur gerade eine Bretterwand. Ansonsten gibt es ein paar Dinge über das Wohnraumklima zu wissen: Warme Farben heben das subjektive Temperaturempfinden. Ein roter Raum wirkt bei 18° wie ein zwanziggrädiger, mit blau braucht's 22°. Es muss ja nicht gleich knallebunt sein, dem Weiss etwas Farbe beigemischt bewirkt schon viel. Wichtig ist dann auch die Wandtemperatur. Stein ist kalt. Holz ist warm. Eine Holztäferung macht einen Raum schon viel angenehmer, auch angenehmer als Lehm.

Und zum Schluss: Wenn etwas gemacht wird, dann mit baubiologisch vertretbaren Techniken und Materialien. Aber nicht alles, was die Baubiologen tun, ist auch gut.


P.S.: Das war keine Bauberatung, sondern meine unmassgebliche Meinung nach 30 Jahren intensiver Naturbeobachtung und etwas bautechnischem Interesse.
 
Ehrlich gesagt, komme ich momentan keinen Schritt weiter

Also zuerst bin ich mal froh, das es Fachleute in unser Nähe gibt und ich werde mich auch auf jeden Fall bei diesen melden. Aber mit vielen Beiträgen kann ich als Laie ehrlich gesagt, nichts bzw kaum was anfangen.
Ich bin nun immer noch auf dem gleichen Stand wie gestern. Wenn ich das richtig verstehe, sollte man die Finger von der Wand bzw. der Dämmung lassen und hoffen das es gut geht?????? Bei diesem Gedanken bekomme ich Bauchweh!!!!
Würde es Sinn machen, die Feuchtigkeit zwischen Dämmung und Wand zu messen? Und lassen sich die Balken bzw. der Zustand der Balken beurteilen, ohne die Wand zerlegen zu müssen?
Wieviel Wärmeverlust könnte man im Ernstfall von der Fachwerkwand mit Bimsausmauerung erwarten ohne Dämmung? Wäre
es vielleicht Denkbar, ganz auf die Dämmung zu verzichten und nur die Gefache mit Lehm auszuputzen (wegen der Optik)?

Lg Svenja
 
Selbstverständlich

macht es Sinn, die Feuchte zu messen. Noch mehr Sinn machte es, anhand einer Freilegung an einer kritischen Partie wie Außenwandecke sich die Sache mal genauer anzusehen.

Und ansonsten wette ich, daß der historische Oberputz ein Luftkalkmörtel war, auf welchem Gefachaufbau auch immer (Ziegel, Bims, Lehm). Und genau das würde ich ggf. wieder so machen, denn er kann im Unterschied zum Dichtbaustoff Lehm (ideal für Fundament- und Teichabdichtung) wirklich Raumluftfeuchtespitzen puffern und bestens wieder abtrocknen.

Viel Glück!

Konrad Fischer
 
Der Mensch ist das Maß der Dinge und nicht der U-Wert

Hallo Svenja,

natürlich sollte man n i c h t die Finger von der Wand bzw. der Dämmung lassen und hoffen das es gut geht.

Jetzt geht es in die richtige Richtung. Erstmal hinter Rigips und Styropor schauen. Das geht auch mit einer Teilöffnung ohne die ganze Wand zu zerlegen. Dann wird man sehen, was man sehen wird. Auch eine Feuchte und Temperaturmessung kann dann sinnvoll vorgenommen werden. Die Messungen und Beobachtungen sollten unmittelbar nach der Öffnung geschehen um die Ergebnisse nicht zu verfälschen.

Dann bekommen Sie einen Rat und eine Vorgehensweise geschildert und dürfen dann selbst entscheiden, was Geschmack, Vernunft und Geldbeutel zulassen.

Es ist im Übrigen durchaus denkbar die Innendämmung wegzulassen. Lehmputz im richtigen Aufbau gehört hier verm. zur besseren Wahl.

Grundsätzlich: Untersuchen & Messen => Analysieren & Interpretieren => Lösungsansatz & Umsetzung => Bewohnen & Genießen

Gruß aus Wiesbaden,

Christoph Kornmayer
 
@Svenja

Das läuft hier im Forum leider immer so, das hier die Anti-Dämm- und Dämmfraktionen sich eingraben und mit den ewig gleichen Statements den Anfrager verunsichern. Ich würde mir an Ihrer Stelle jemand holen der sich mit Dämmungen im Fachwerk auskennt und das öfters macht, Referenzen dazu gibt es hier ja jede Menge. Schauen Sie sich auch mal ein paar Beispiele live an. Styropor hat in einem Fachwerk nichts zu suchen, nicht weil es nicht aus Holz ist, sondern einige unerwünschte Eigenschaften besitzt.

Alles einfach im alten Zustand lassen ist natürlich immer das einfachste, nur war vor 500 Jahren auch nicht alles besser und heute ist auch nicht alles schlechter.
Mir persönlich wäre eine 14er-Fachwerkwand nach alter Väter Sitte schlicht und im Winter einfach zu ungemütlich.
 
@Herr Kornmayer

Ihre Frage: Wie steht es eigentlich mit solaren Gewinnen aus gedämmten Außenfassaden?
Das hätte ich gerne mal von Ihnen genauer erfahren - wie steht es damit?
 
Muss

ich auch meinen Senf dazugeben.
Mal ganz grundsätzlich ist eine Innendämmung machbar. Auch die Standardvariante mit GK-Schale und Dämmstoff ist bei korrekter Ausführung funktionstüchtig. Allerdings ist Styropor als Dämmstoff völlig ungeeignet. Als Alternative bietet sich ein diffusionsoffener Aufbau mit Holzweichfaser und Lehmputz zum Beispiel an. Was dann letztendlich eingebaut wird, sollte unter Beteiligung eines Fachmannes festgelegt werden, wobei eine Menge Aspekte berücksichtigt werden müssen. Finanzrahmen, Eigenleistung, ob in Abschnitten gearbeitet werden muss etc.
MfG
dasMaurer
 
Mit meinem Eintrag, die Finger von der Dämmerei zu lassen, meinte ich nicht, die Styroporplatten drin zu lassen! Ich würde die ohnehin rausnehmen, und dann eben nicht wieder eine Dämmung reintun.

Wenn Sie sich einen Dämm-Fachmann anlachen, dann wird der Ihnen sagen, wie Sie dämmen sollen. Nicht-Dämm-Fachmänner machen ja eben gerade keine Dämmung, auch wenn sie mindestens ebenso fachmännisch. Die Fragestellung ist eben eine Grundsätzliche. Baubiologische Dämmung ist vom Übeln einfach das am wenigsten Schlimme. Da kann ich Ihnen nur raten, sich über Dämmschäden zu informieren. Meist wird dann von falscher Dämmung gesprochen, von mangelhaftem Einbau - nur ist das vielmehr die Regel als die Ausnahme. Und wenn's ohne Schäden abgeht, ist das eher ein Glücksfall denn technisches Geschick. Und kein sichtbarer Schaden heisst nicht, dass der Schaden nicht existiert.
 
Und die Biodämmstoffe

sind in Bezug auf Schimmel keineswegs besser als Industrieware: Sie halten Feuchte gräßlich zurück mangels Kapillarsystem - vergleichbar Mineralwollfilz oder machen dicht wie z.B. Lehm. Wenn nun Feuchte da ist, schimmelt's eben. Und Holz rottet dann. Habe selbst in diesem Forum schon irgendwo Schimmel auf Bio gesehen, und zwar nicht nur in meinen Bildern ...

(Herrlich, diese Streitkultur! Arme Fragesteller, muß man sich doch wieder selbst eine Meinung bilden. Und das ist gut so.)

Viel Spaß weiterhin

Konrad Fischer
 
1 Quadratzentimeter...

...ist nicht viel. Da passt knapp ein Finger rein. Dämmung ist fast immer mit einer Dampfbremse verbunden, und wenn da drin ein 1 cm2 grosses Loch ist, dann gehen pro Jahr etwa 3 Badewannen voll Wasser durch; einfach aus der Raumfeuchte. Es braucht also nicht Pfusch am Bau, um sich Probleme aufzuhalsen. Klitzekleinigkeiten reichen da schon.
Die Folien können sogar ganz dicht verlegt worden sein. Es kann auch geprüft werden, ob das Haus dicht ist. Aber die Montage der Folie geht nahezu nie ohne irgendwo ein paar Stellen auf Zug zu haben. Und die Klebbänder mögen 10 Jahre schön kleben, aber dann? Vielleicht nach 20 Jahren? Wie finden Sie dann die Stelle? Dann heisst's alles rausreissen, die ganze Inneneinrichtung, und neu verkleben, und neu schalen, täfern, putzen etc.
 
Fachmänner & Taxifahrer

da hat Herr Göb aber recht damit,

das es manchmal auf Grabenkämpfe hinausläuft und dem Fragesteller so manches mal nicht geholfen wird. Ebenso mit dem Hinweis, dass man sich lieber jemanden besorgen sollte, der das schon öfters gemacht hat.

Es geht mir hier nicht um das generelle Verteufeln einer Wärmedämmung sondern um den gezielten, wirtschaftlichen, ja technisch richtigen Einsatz des Materials jenseits der Sondermülldeponie. Beschwichtigen und hoffen alleine bringt nichts.
Kenntnislos Lehm an die Wände zu bringen ist genauso unsinnig wie ein 16er Polystyrol-WDVS an das Fachwerk zu tackern. Beides führt auf Dauer wohl zum Totalausfall, wahlweise durch Schimmelbefall oder schlichtes Absaufen.

Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, der wird sehen wie viele Fachmänner Dämmsysteme an Häuser gebracht haben, die nach wenigen Jahren offenbaren, dass der Fachmann kein Fachmann sondern eher Schwachmann war. Entgegen jedem physikalischen Gesetz, widerstehend jedem Dampfdruck, Taupunkt und mächtig schwitzenden U-Werten zeigt sich entweder fachliche, planerische oder handwerkliche Unzulänglichkeit durch fleckige, zur Vermoosung neigende Fassaden, Frostschäden, Schimmelproblemen im Gebäudeinneren .... usw.

Nach 20-Jahren längst durchfeuchtete Dämmsysteme, mit diffusionsdichten Kunstharzanstrichen – dadurch ohne weiter dämmende Eigenschaften – neigen dann im Winter zu Erfrierungserscheinungen und sehen dem kubikmeterpreisteuren Lebensende auf der Deponie entgegen.
Heizkosten gespart? Mit feuchten WDVS-Systemen gewiss nicht. Ob sich diese Investitionen gelohnt haben kann nur der Eigentümer selbst ergründen. Was sich nach höchstens 10 Jahren nicht gerechnet hat, wird sich wohl auch nicht rechnen. Bei Mietshäusern erübrigt sich der Berechnungsansatz, es sei denn es gäbe steuerliche Beweggründe.

Wie auch immer: Aus Fehlern sollte noch immer gelernt werden, und nur, weil das technische Ende der Dämmstoffe erst nach Ablauf der Gewährleistung erfolgt müssen Fehler nicht wiederholt werden. Vernünftiger Einsatz und vernünftiges Material ist hier gefragt!

So bitte ich die Zweifler sich Samstagvormittags einmal in die Baustoffabteilung eines Obi, Bauhaus, Hagebau, Hornbach oder besser noch Praktiker zu stellen und dem dort beratenden Ex-Taxifahrer zuzuhören, wie dieser Dämmstoffe, Beschichtungen usw. an nichtsahnende, in das Verderben laufende Bauherren zu verkaufen. Und: Alle sind zufrieden! Der Bauherr fühlt sich gut beraten und hat an der Kasse noch 5% gespart, der Ex-Taxifahrer, weil er sicher sein kann, dass der Kunde wieder kommt, und wieder und wieder ...

Hier will ich neben dem Bauherren auch nicht die Planer, Ingenieure, Handwerker, Trockenbauer und sonstige Fachleute ausnehmen: Es ist oft Unwissenheit, Unkenntnis, Unbedarftheit, Faulheit und manchmal auch der ewig eingespielte Trott, der vor Erkenntnis schützt und Fehler provoziert.

Auch ist nicht alles nur schwarz und weiß. Da gibt es noch einige Nuancen zwischen "Die EnEV ist sinnvoll" und "Dämmen ist Teufelzeug" - mmh.

Ach ja, die solaren Gewinne, Herr Göb, dazu schreibe ich noch etwas extra.


Gruß aus Wiesbaden,

Christoph Kornmayer
 
@Herr Züger und die Dampfbremse

Dämmung ist fast immer mit einer Dampfbremse verbunden
So? Wirklich?

Oder hat hier jemand eine Dampfbremse empfohlen? Sie werden unter den Mitdiskutanten vermutlich niemand finden, der das ohne Not tun würde.
 
Thema: Innendämmung
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