Umfrage für Masterarbeit zum Thema energetische Sanierung an historischen Wohngebäuden

Diskutiere Umfrage für Masterarbeit zum Thema energetische Sanierung an historischen Wohngebäuden im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Ich bin derzeit Studentin an der Universität Cardiff in Großbritannien und mach dort meinen Master (MSc) in Theorie und Praxis Nachhaltigem...
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Gesa J

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Ich bin derzeit Studentin an der Universität Cardiff in Großbritannien und mach dort meinen Master (MSc) in Theorie und Praxis Nachhaltigem Designs. Diese Studie führe ich durch im Rahmen meiner Masterarbeit zum Thema Energetische Sanierung an Historischen Wohngebäuden in Deutschland und sie zielt darauf ab, zu untersuchen, ob es finanziell sinnvoll ist, eine Energieeffizienz-Zertifizierung anzustreben, wenn man eine energetische Sanierung für ein historisches Wohngebäude (Baujahr vor 1919) plant.

Um eine umfassende Analyse dieses Themas machen zu können, bitte ich Sie Ihre Meinung und Ihre persönlichen Erfahrungen auf diesem Gebiet mit mir zu teilen. Die Umfrage umfasst 18 Fragen und dauert etwa 10-15 Minuten. Die Daten, die im Rahmen dieser Studie erfasst werden, werden bis Dezember 2016, drei Monate nach Ende des Projektes, aufbewahrt und anschließend zerstört.

Hier geht es zur Umfrage: https://www.surveymonkey.co.uk/r/XMDG6B9

Danke!
 
Wirtschaftlichkeit einer energetischen Sanierung

Wir selbst standen 2014 vor der Entscheidung unser Haus (BJ. 1911, Ensembleschutz) im Rahmen der Kernsanierung energetisch zu sanieren.
Durch einen Energieberater, der auch Denkmäler im Sinne der KfW betreuen darf, haben wir ein Konzept erarbeiten lassen. Die Skizzierung des IST-Zustandes anhand der vorgegebenen Multiplikatoren der EnEV widersprach unserem physikalischen Verständnis. Die Kostenschätzungen für eine Innendämmung lag bei 60 TEUR für ein Gebäude mit 200 qm. Wir haben uns gegen eine Innendämmung entschieden und lediglich die Fenster erneuert und das Dach gedämmt.
Nach dem ersten Jahr haben wir die errechneten Werte des Energieberaters und die reellen verglichen und unser Verbrauch liegt lediglich 200 EUR pro Jahr über dem bei "Volldämmung" und deutlich niedriger als der errechnete Wert ohne Innendämmung.
Wir glauben, die Häuser werden absichtlich schlecht gerechnet.
Liebe Grüsse
Bettina
 
Rückfrage zur Wirtschaftlichkeit

Vielen Dank für die Kommentare (und die ausgefüllten Fragebögen, natülich!) - Danke auch an dieser Stelle, dass fabig den Link gepostet hat, ich habe das verkehrt gemacht!

Mit derzeit noch recht starkem Fokus auf veröffentlichten Materialien, wie Journale etc. ist mir "Wir glauben, die Häuser werden absichtlich schlecht gerechnet" noch nicht aufgefallen. Da die Literatur sich hin und wieder jedoch recht weit von der Praxis wegbewegt, bin ich sehr interessiert daran, zu erfahren, ob es noch weitere Erfahrungen dieser Art gibt:

Der Kostenvoranschlag für eine Komplettsanierung erwies sich als zu teuer, aber die "abgespeckten" Maßnahmen haben dennoch die errechneten Einsparungen erzielt bzw. nahezu erreicht.

Außerdem würde mich interessieren, ob Sie eine Idee haben, *warum* energetische Sanierungen von Altbauten (BJ vor 1919) absichtlich falsch kalkuliert werden?

Liebe Grüße und vielen Dank!
Gesa
 
Also ich hab keine Ahnung wer was wie da in die Formel eingebaut hat. Ob es wirklich absichtlich falsch ist? Mein Haus (Ziegel) ist ebenfalls nicht gedämmt und ich hätte die Dämmung auch nicht aus der Energieeinsparung finanzieren können.
Was mich aber grundsätzlich irritiert.
150mm armierter Beton mit Putz hat 3,4. Gedämmt mit 100mm EPS 0,29.
480mm Vollziegel mit Putz hat 1,36. Mit der gleichen Dämmung dann 0,26.
Auf deutsch, die Betonhütte dämmen lohnt wahrscheinlich. Den Ziegelbau dämmen wahrscheinlich nicht.
 
Berechnungen

Bin in der Schweiz, kann die Umfrage also nicht beantworten. Trotzdem ein paar Gedanken zum Thema.

Ich war in der Planung in der Zwickmühle zwischen der Denkmalpflegerin - die bei Dämmung aller Art sehr konservativ war - und der Energiefachstelle, die natürlich alles nach den lokalen Regeln usw. haben wollte. Am liebsten hätte ich den beiden Boxhandschuhe ausgehändigt, und das ganze untereinander ausmachen lassen.

Die Planung habe ich als Bauherr selber gemacht, musste aber einen "Systemnachweis" nach SIA Normen einreichen. Der musste von einer Spezialfirma gemacht werden, Zeit- und Geldverschwendung. Die Leute wollten das Haus übrigens krampfhaft schönrechnen.

Witzig bei den Formeln ist dass auf die "Energiebezugsfläche" inklusiv Aussenwände + Dämmung abgestellt wird. D.h. ein dicker Dämmstoff mit hohem WLG kommt besser weg als ein mit guten Materialien gedämmtes Haus. Mindfuck !

Ich denke nicht dass die - in der Schweiz erheblichen - Dämmkosten je durch die Heizkostenersparnis eingespielt werden. Man muss aber auch den Wohnkomfort im Winter und Sommer berücksichtigen, und die Vermeidung von zukünftigen Bauschäden durch Schimmel usw.
 
energetische Sanierung

hallo Gesa,

die energetische Sanierung in Deutschland und nicht nur die historischer Gebäude ist meiner Meinung nach etwas aus dem Ruder gelaufen und wiederspricht sich in sehr vielen Fällen. Grundsätzlich um co2 einzusparen eine Gebäudehülle mit erdölhaltigen Material einzupacken und das noch zu fördern ist für mich schon der größte Unsinn und gehört verboten.
Zum einen setze ich co2 frei bei Styroporherstellung und irgendwann muss das auch wieder entsorgt werden. Zum anderen hat das Bauwerk keine Möglichkeit solare Energieeintragungen/ Speicherungen zu erfahren. Einzig die 3mm Putzstärke sollen das regeln. Dies führt wiederum zur Kondensation auf den Fassaden was wiederum zur Algenbildung führt. Als man das erkannt hat man diesen Fehler nicht geändert sondern einfach die Aussenfarben mit wasserlöslichen Bioziden und Fungiziden ausgestattet - vielen dank auch hierfür. Die Kläranlagen haben auch hier dies schon zu spüren bekommen denn die benötigen Bakterien die die Schadstoffe im Abwasser verstoffwechseln müssen - die aber durch das auswaschen der eben genannten Stoffen von den Fassaden daran gehindert werden.
Von den bauphysikalischen Betrachtungsweisen mal abgesehen gibt es ein weiteres Problem in Sachen Brandschutz! Wenn eine Fassade im Bereich z.B. eines Mehrfamilienhauses (mehrstöckig) mit 12-20 cm Styroporfassade brennt ist die Feuerwehr so gut wie nicht in der Lage das Feuer in den Griff zu bekommen. Die giftigen Gase werden dann zur Falle der Personen in dem Gebäude und der Umwelt. Obwohl man dies alles weiß ist es heute immer noch erlaubt und man bekommt sogar eine Baugenehmigung für so etwas im Bereich z.B. der Krankenhäuser und Pflegezentren. Dort kann dann im Brandfall keiner mehr sich schnell genug retten aber der 2te Rettungsweg und die lächerlichen Brandriegel werden es schon richten!
Soll heißen solange solche Gesetze Menschen machen die keine Ahnung haben oder Interessen vertreten die mit dem eigentlichen Sinn nichts zu tun haben und auch noch die Augen verschliessen wenn erkannt wird was für ein Murks dort angestellt wurde braucht man sich über Normen, Werte, Berechnungen Förderungen, Energieberater und infrarot Bilder mit angeblichen Wärmeverlusten eigentlich nicht den Kopf zu zerbrechen.

Nur das das nicht falsch verstanden werde ich bin für eine vernünftige energetische Bauweise oder Sanierung wenn alle wichtigen Faktoren mit berücksichtigt werden und es kein wirtschaftlicher Vollblödsinn ist. Ein Haus mit wenig Wärmebrücken auszustatten ist sicherlich sinnvoll, genauso die Speicherkapazität von Materialen aber ein Nullenergiehaus in Plastik einzupacken und koste es was es wolle um die Werte hinzubekommen eine Amortisierungszeit zu erhalten die mindestens in die nächste oder übernächste Generation geht halte ich für völlig am Ziel vorbei.

Ich hoffe in Großbritannien lernt man durch die Fehler unseres deutschen Dämmwahns und bezieht sämtliche wichtigen Faktoren hinzu um ein ausgewogenes Maß zu erhalten.

VG Hüpenbecker
 
Graue Energie und Lebenszyklusanalysen

Erst einmal vielen Dank für die interessanten Kommentare! Ich persönlich sehe de Problematik ähnlich - wenn die energetische Sanierung so viel "graue Energie" oder embodied energy besitzt (Energie, die für die Herstellung, Transport, Verpackung, Einbau, Ausbau und Entsorgung, aufgewendet werden muss), dann ist das für die Umwelt unterm Strich eventuell sogar problematischer, als der höhere Energieaufwand durch mehr heizen gewesen wäre und nichts zu ändern wäre umweltfreundlicher gewesen. Der Haken ist, dass diese Lebenszyklusanalysen derzeit nur sehr lückenhaft durchegführt werden und für organische Baustoffe kaum machbar sind. Und für das Energiespar-Abkommen, das letzten Herbst in Paris vereinbart wurde zählt halt wie viel weniger Energie auf dem Zähler verbraucht wird - unabhängig vom Energieaufwand, um den Zähler dorthinzubekommen.

Gerade die Sache mit dem Brandschutz war mir persönlich jedoch noch nicht so klar, sind die Materialien so leicht entflammbar? Und gibt es da keine Vorschriften oder Mindestanforderungen? oder ist die Kombination der Materialien das Problem?

Bei Verputz schwärmen meine Dozenten gern von Leimputz, der hier in Süd-Wales auch wieder vermehrt zum Einsatz kommt. Atmungsaktief und kommt mit der vielen Feuchtigkeit gut klar - nur muss der halt regelmäßig neu aufgetragen werden und es gibt schnell Unebenheiten und Verfärbungen. Plus, man kann dann nicht mehr mit Farbe drüber - das Haus ist weiß.

Liebe Grüße und vielen Dank!
 
Brandschutz

Hallo Gesa,

wenn Du Styropor ansteckst dann brennt das wie Teufel. Aber der Putz der draufkommt soll das verhindern. Ebenso muss zusätzlich ein Brandriegel eingebaut werden - entweder über jedem Fenster oder alle 2 Geschosse( meist üblich weil einfacher). Man geht davon aus das die meisten Brände in der Küche oder Innenräumen entstehen, die Scheiben platzen und die Flammen an der Fassade oberhalb der Fenster wüten. Wenn dann das Feuer den Weg in die Dämmung gefunden hat frisst sich diese sogar hinter dem Putz hinauf. Wenn dann so eine Erdölfassade richtig brennt ist die Feuerwehr so gut wie machtlos bis das Zeug verbrannt ist. Über Sinn und Unsinn solcher Zulassungen kann man also toll diskutieren und spekulieren.

VG Hüpenbecker
 
Brandschutz und Putz

Vielen Dank für die Berichtigung - da ist mir ein Fehler unterlaufen: Ich meinte Kalkputz (im Englishen "lime/limestone"), keinen Klebstoff.

Welche Materialien halten Sie denn für geeigneter als mineralölbasierte Dämmstoffe? Dass ein Geschossriegel im Falle eines Dämmstoffbrandes wenig nützt, leuchtet ein. Aber was wäre die bessere Alternative? Mir sind Materialien auf organischer Basis, z.B. Holzfaser, bekannt, aber inwiefern sich die Verwendung solcher Materialien auf den Brandschutz auswirkt, ist mir derzeit leider nicht bekannt. Haben Sie evtl. Literaturempfehlungen?

Vielen Dank!
LG Gesa
 
Brandschutz...

Hallo Gesa,

es gibt ja mehrere Möglichkeiten die Dämmung auszuführen; Mineralwolle = Brandschutz Top, Partikelfasern = :(
Holzfaser
Hanffaser
Flachsfaser
Kork
Schaumglas mit hinterlüfteter Fassade
usw.

Beim Neubau würde ich immer einen Stein wählen ohne zusätzliche Dämmung (z.B.Porotonziegel mit Perlitfüllung) Top Brandschutz, Top Wärmeschutz, Top physikalische Eigenschaften, Top Raumklima

VG Hüpenbecker
 
Brandschutzzulassungen


dort sind noch unzählige Berichte und Beispiele zu sehen.

VG Hüpenbecker
 
Thema: Umfrage für Masterarbeit zum Thema energetische Sanierung an historischen Wohngebäuden

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