Translozierung - Woher bekommt man ein altes Fachwerkhaus

Liebe Fachwerkfreunde,

ich beschäftige mich jetzt schon einige Zeit mit dem Thema Translozierung von Fachwerkhäusern. Meine Frau und ich möchten uns in den nächsten Jahren ein Haus bauen, wobei uns ein Fachwerkhaus sehr gut gefallen würde. Ich selbst habe schon mehrfach in meiner Freizeit mit dem Baustoffen Holz und Lehm gearbeitet, von Gartenhäuschen bis hin zu einem Lehmbackofen (ach ein Fachwerkvogelhäuschen habe ich ebenfalls*g*) Bei meinen Recherchen bin ich auf die Möglichkeit einer Translozierung gestoßen und nach und nach begeistert davon. Ich fahre jetzt schon mit offenen Augen durch das Erzgebirge auf der Suche nach dem passenden "Grundgerüst" allerdings halte ich diese Suche für die sogenannte "Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen". Denn selbst wenn ich ein Fachwerkhaus sehen würde, was ich mir vorstellen kann, dann heißt dies ja noch lang nicht, das der Besitzer mir sein Häuschen zur Verfügung stellt. Daher meine Frage:
Wo kann man sich am sinnvollsten nach Fachwerkhäusern erkundigen, die für eine Translozierung in Frage kämen?

Die zweite Frage: IM erzgebirge stehen sehr viele Fachwerkhäuser aus Nadelhäusern, lohnt sich eine Translozierung auch bei Weichholz?

Soweit erstmal. Vielen Dank für Eure Antworten.

Lars Böttcher

Warum ein Fachwerkhaus versetzen?

Sinn macht das ja nur, wenn Ihr unbedingt an einer gewissen Stelle ein Haus haben wollt. Oder das gefundene Haus ist ein Objekt, dass man an seiner Stelle wegen irgendwelchen Umständen preisgeben müsste.

Bei sehr alter Bausubstanz spielt meistens der Denkmalschutz mit. Denkmäler versetzt man aber nicht so einfach von links nach rechts. Da müssen schon triftige Gründe vorliegen - nicht nur Liebhaberei.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de

Grundstück vorhanden

Hallo Frank,

wir haben ein sehr schönes und großes Grundstück, welches wir ungern aufgeben möchten, noch dazu, da die Arbeit im selben Ort ist. Neubau wäre ja auch eine Möglichkeit, jedoch finde ich es Schade, wenn schöne und alte Häuser verfallen und ich ein neues hinsetze.

MfG Lars

da

Hartmut kein FB mag, hier ein indirekter Tipp "Bundesweite-Fachwerkbörse" bei FB mal suchen ....

Hallo,

Du kannst auch mal im Forum der Interessengemeinschaft Bauernhaus (IGB, http://forum.igbauernhaus.de/) fragen, da gibts die Rubrik "Haus sucht Retter". Und auch in der Zeitung der IGB - dem Holznagel - werden immer wieder mal Häuser zum Abbau / Translozierung angeboten.

Dazu gibts dann noch im Bereich "Bücher/Publikationen" das Buch "Ein Haus zieht um", in dem unter anderem Ludwig Fischer über die Translozierung seines Hauses berichtet.

Ich hoff' das ist jetzt nicht zu viel Werbung für die IGB... ;-)


Viel Glück bei der Suche!

Dirk

Der Haken ist,

dass dier Wiederaufbau im Rahmen der Translozierung eines Hauses baurechtlich immer als Neubau gewertet wird.
Somit greifen alle zum Zeitpunkt des Wiederaufbaus baurechtlich geltenden Gesetze, Verordnungen, Vorschriften usw. und so fort.
Folglich ist es i. d. R. unmöglich, ein Fachwerkhaus originalgetreu wieder aufzubauen! - Ausnahme: Museum

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit scheitert es bereits an der EnEV, meist auch daran, dass die Standfestigkeit nicht nachgewiesen kann (was Jahrhunderte gehalten hat, interessiert die Bauaufsicht nicht!).

Von daher ist eine Translozierung zum "Privatgebrauch" meist ein aussichtsloses Unterfangen, bzw. führt im Endeffekt zur nahezu vollständigen Überformung des Objektes.

Einfacher hat man es hingegen beim Erwerb / Bezug eines vorhandenen Hauses, denn dann genießt man relativ weitgehenden Bestandsschutz.
Aber auch hier ist Vorsicht bzw. Umsicht geboten. - Stichwort: Dämmpflicht 2012!

Mehr zu den Themen "Bestandsschutz" findet sich unter

http://www.meisinger-ingenieurleistungen.de/index.php/bauberatung/48-hd1

und "Dämmpflicht 2012" unter

http://www.meisinger-ingenieurleistungen.de/index.php/bauberatung/63-daemmpflicht-2012




in Vertretung

Dirk Meisinger

Ergänzend...

...zum Vorschreiber: Ein handwerklich sauber neugebautes FWH wird Euch wohl kaum mehr als die Hälfte einer Translozierungsaktion kosten, und birgt zudem weit weniger Risiken.

Wenn Ihr auch 'mal ganz anders denken wollt, ist auch ein Haus aus massiven Holztafeln eine individuelle und wohngesunde Alternative: www.nur-holz.com. Dazu informiere ich gern näher. Das Vorblenden eines Fachwerkes ohne statische Funktion wäre zwar nur eine (edle) Fassade, aber ergänzend ohne weiteres möglich.

Grüße

Thomas

habe

garade noch etwas gefunden zum Abbau:
http://www.fachwerkhaus-kaufen.de/index.php/demontage
(habe nichts von dieser Werbung !)

@Olaf

Du hast nichts davon, schön. Aber was genau hat der Leser von Deinem Link?

Hartmut

Wo kann man sich am sinnvollsten nach Fachwerkhäusern erkundigen, die für eine Translozierung in Frage kämen?

Hallo Herr Böttcher,
wir stehen gerne beratend zur Verfügung, denn wir haben uns auf die Bergung, Sanierung und den Wiederaufbau von historischen Fachwerkhäusern spezialisiert.
Im Angebot bzw. Zugriff über unsere Kooperationspartner bevorraten wir diverse Fachwerkhäuser in unterschiedlichen Bergezuständen, die teilweise bereits saniert sind und zum Wiederaufbau bereit stehen.
Diese Fachwerkhäuser bieten wir Ihnen grundsätzlich schlüsselfertig an, wobei durchaus umfangreiche Eigenleistungen mit eingebacht werden können.
Desweiteren bestehen etliche Translozierungs-Angebote, die wir jedoch erst dann umsetzen, wenn sich der Käufer dafür entscheidet.
Im Einzelfall ist es auch möglich, das für Sie in Frage kommende Fachwerkgebäude abzutragen, zu sanieren und Ihnen als Ausbauhaus zur Verfügung zu stellen, wobei der Umfang von Lieferung bis Ausbaustufe sehr variabel ist.
Selbstverständlich erhalten Sie von uns auch wenn gewünscht, die erforderlichen historischen Baustoffe für den Ausbau (Handformverblender, Dachsteine, Sandsteinsockel etc.)
Daneben erstellen wir schwerpunktmäßig traditionelle landestypische Rekonstruktionen von Eichenfachwerk-Häusern unter Verwendung von geborgenen historischen Baustoffen, die dem Original sehr nahe kommen und den heutigen Wohnansprüchen sowie dem neuesten Stand der Bauphysik mehr als gerecht werden.
Sie sehen,- es gibt ausreichend Potenzial und verschiedenste überdenkenswerte Alternativen.
Sie müssen also nicht weiter durch das Erzgebirge „umherstreifen“,- trinken wir lieber einen Glühwein auf dem Seiffener Weihnachtsmarkt zusammen und lassen Sie uns über altes Fachwerk philosophieren!
Viele Grüße
Deutsches Fachwerk
S&V Bühring
www.deutsches-fachwerk.de

sorry

ein teil der Frage war: Wo kann man sich am sinnvollsten nach Fachwerkhäusern erkundigen, die für eine Translozierung in Frage kämen?

Verschiedene Aussagen

Liebe Forumsmitglieder,

ersteinmal vielen Dank für die antworten auf meine Frage. Allerdings bin ich mir ziemlich unsicher geworden, was die Translozierung betrifft, vorallem aufgrund der teilweise gegensätzlichen Antworten. Einmal scheint ein solchen Vorhaben nicht ungewöhnlich für Privat und auch machbar, dann wieder wird das Einhalten der EnEv bzw. die generelle statische Abnahme in Frage gestellt. Unabhängig, welches Haus ich bauen möchte, in jedem Fall soll ein großer Eigenanteil beigetragen werden, da ich auch dadurch den Mehrkosten eines Lehmbaus entgegenwirken will. Ein fertig zerlegtes und nummeriertes Fachwerkhaus wäre für mich wahrscheinlich schon wieder zu Preisintensiv. Vielmehr war mein Gedanke ein Haus kostenlos zu "Entsorgen", sprich den Abriss zu übernehmen inkl. Antrag etc. und dafür die Fachwerkkonstruktion selbst zu nummerieren und abzubauen. Insgesamt hat mein Hausbau noch Zeit, auch hier war oder ist es mein Plan, schon im Vorfeld (die nächsten 4-5 Jahre) in aller Ruhe und Gründlichkeit etwa die Balken vorzubereiten ggf zu erneuern oder auch Lehmsteine/ Blöcke herzustellen.
Soweit erstmal,

Lars

Haus kostenlos entsorgen

Ob du jemanden findest, dessen Haus in so gutem Zustand ist,das es woanders wieder aufgebaut werden kann und du es umsonst bekommst,wage ich zu bezweifeln.
Realistisch ist es ,wenn man handwerklich begabt ist,sich die Grundlagen der einzelnen Gewerke in 4-5 Jahren anzueignen die für einen Fachwerkwiederaufbau nötig sind.
In der Zeit wirst du dir auch die benötigten ,Maschinen und Werkzeuge besorgen können.
Rechne mal für die ganze Sache locker zehn Jahre ein.
Die ganze baurechtliche Geschichte kann ich da gar nicht überblicken.
Wenn ich mit meinem Haus mal fertig bin ,hab ich das quasi auf der Stelle transloziert;-)
Deine Motivation find ich gut,es landen genug alte Hütten im Container....meistens sind die dann aber fratze und du bräuchtest wohl eher ein paar solcher Häuser.

Gutes gelingen!

Martin

In unserer Stadt ...

... habe ich innerhalb dieses Jahres den Abriss von drei Fachwerkhäusern im Zustand hervorragend bis leidlich sanierungsfähig mitbekommen. Alle diese Häuser standen zuvor zum Verkauf (zum Grundstückspreis) und wurden von uns eingehend besichtigt. Da die späteren Käufer ja offenbar nur am Grundstück und am Neubau eines anderen Hauses interessiert waren, hätten diese einem Abriss und Abtransport in Eigenleistung evtl. wohl zugestimmt, allein der Zeitfaktor wäre evtl. ein Problem gewesen, denn so ein Abriss per Profi-Firma dauert nur drei Tage, wogegen eine kontrollierte Demontage mit Nummierierung der Balken etc. wohl jeglichen Zeitrahmen solcher Leute sprengen würde.

Trotzdem glaube ich eher daran, brauchbare Objekte über die reguläre kommerzielle Immobilienschiene oder ZVG-Termine zu finden als über fachwerkspezifische Netzwerke, zumal wenn die Kosten noch eine Rolle spielen.

Nachdem Fachwerkhäuser inzwischen längst als chic gelten, gibt es auch immer mehr Anbieter, die irgendwelche Bruchbuden mit Bling-Bling-Renovierung völlig überteuert an die wohlhabende Klientel am Rande der großen Städte und Ballungsgebiete zu verticken versucht, vorzugsweise über entsprechende Portale.