Stuck aus Gründerzeit freigelegt -> Wie geht es mit der Farbe weiter?

Liebe Forum-Mitglieder,

wir haben einen Stuck von mehreren Schichten Dispersionsfarbe und Leimkreidefarbe befreit. Hat insgesamt ca. 2 Wochen gedauert.
Werkzeuge waren:
* Abbeizer (Scheidel SG94 mit wenig Geruch und doch stark in der Wirkung), dick aufgetragen und mit Folie abgeklebt und über Nacht einwirken lassen
* Dampfereiniger (mit langem Dampf-Schlauch,1500Watt, 1.5Liter Wasserbehälter-)
* Akku-Wasser-Kärcher mit relativ geringerm Druch zum Klarspülen der Leimfarbe, mit Wasserauffang-System (Klebeband-Malerfolie + Plastikbox)
* weiche Bürsten mit kurzen und langen Borsten.
* Eimer zum Waschen der Brüsten.
* Malerfolie mit Kleberband
* Maske, Augenschutzbrille, weißer Maleranzug, Gummi-Handschuhe zum Schutz vor Abbeizer-Spritzern

Hervorgetreten ist ein bräunlicher Gründerzeit-Stuck, mit einigen weißen Stellen, mit schwarzen Betonungen und einigen abgebrochenen Stellen und Rissen. Wir haben jetzt die Orginalschicht freigelegt vom ersten Bewohner.
Erst ist ganz schön und die Strukturen (Jakobsmuscheln, Rocallien, Rosen) sind wieder sichtbar geworden.

Aber der Zustand der Farboberfläche ist aber nicht befriegend (siehe Foto):
* auch nach mehrmaligen Spulen gibt es einen leichten Grauschleicher von der Leimkreidefarbe
* Es gibt weiße Bruchstellen
* Es gibt weiße Flickstellen von Alabaster-Gips (geschlossene Löcher zur Wand und zur Decke
* Das Braun am der Fensterseite ist sehr dunkel und fast schmutzig
* Das Braun gegenüber dem Fenster ist ein helles schönes braun.
* Es gibt schwarze Linienbetonungen, die nicht deckend sind.
* Jedes Element variiert in seiner Farbe und auch mal Stellen, wo keine Brauner Lack mehr ist.

Jetzt meine Fragen
1. Mit welche Farbe sollten wir den brauen Farbton bei den Flickstellen wieder herstellen? Ist Leinfirnis, Schelllack, eine Lasur oder eine braun-gemischte Acryl-Farbe die richtige Wahl? Oder eine andere Farbsorte.
2. Kann man den grauen Schleicher von Restkreide beseitigen und die Stuckfarbe wieder anfeuern? Wenn der Stuck feucht ist, sieht er viel besser aus.
3. Bekommt man den Stuck insgesamt wieder einheitlicher?
4. Wenn alle Stricke reißen, dann würden wir den Stuck weiß spitzen. Gibt hier eine Empfehlung für das Vorgehen? Welche Spritzmaschine? Welche Farbsorte?

Vielen Dank vorab für Eure Ratschläge.

Farbe

Ohne den weiteren Bauzusammenhang der originalen Raumausstattung zu kennen würde ich anhand der Bilder und des Stils vermuten, dass die farbigen Reste keine Farbe waren, sondern Grundierungen. Stuck wurde in den Regel (je nach Gestaltungsziel) vor den farbigen Überarbeitung mit einem Sperrgrund behandelt. Die schwarzen Linien sehen für mich wie die Reste von Anlegeöl für Vergoldungen oder Versilberungen aus. Holzimmitat aus Stuck im Rokokostil ist mir noch nicht bewusst untergekommen.

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Sicherlich...

...hat so mancher in die Jahre gekommener Manta-Fahrer noch ein paar Dosen goldenen Sprühlack zu liegen. Dann würde es nicht nur prächtig, sondern auch noch günstig :-(

Nun gut, von der Clownerie der Fa. Böhme wieder zum Thema, auch ich sehe in dem dunklen Ton des Stucks eher die Reste von Grundierung für einen deckenden Anstrich.

Grüße

Thomas

Theoretisch

ist es keine dumme Idee, den Stuck mit Farbe sprühend farblich zu gestalten, um die feinen Details nicht wieder mit einem Pinselauftrag zuzuschmieren. Ich würde aber trotzdem - um Kunststoffispersionsfarben oder Lacke zu vermeiden - lieber eine echte Kreidefarbe und einen weichen Pinsel verwenden und den Stuck mit einer dünnen Hautleimlösche isolieren.

Frage Kreidefarbe

Hallo Restaurette,

was bitte ist eine Kreidefarbe ?

Mit farbigen Grüßen aus Kiel

Umgangssprachlich:

Geleimte Wandfarbe, also Kreide mit Zellleim. Geht im Gegensatz zu gesprühtem Gedöns oder Acrylfarbe auch wieder ab.

Grüße

Thomas

Welche Farbe?

Danke für die bisherigen Rückmeldungen von DieRestaurette und Restauratio GmbH:

Ich fasse zusammen:
1. Die schwarzen Betonungen könnten Vorbereitung für Goldfarbe gewesen sein.
-> Beim Entfernen hatte ich keine Gold oder Silverfarbe gesehen.

2. Das Braun scheint eine eine Grundierung zu sein für einen deckenden Anstrich.
-> Der erste älteste Anstrich auf dem Braun war eine Kreidefarbe, die sich relativ gut abwaschen lies.

3. Neuen Farbe entweder sprühen oder Kreidefarbe streichen:
-> Wir hatten auch an Kreideleimfarbe gedacht. Ein Stuckateur meinte, damit das ganze deckend wird, braucht man eine relativ dicke Farbschicht, die die Struktur wieder abdeckt. Er empfahl eine Farbe ohne Füllstoffe und diese spritzen und nicht streichen. Vorher grundieren.

4. Kreideleimfarbe (geleimte Wandfarbe) geht wieder ab:
-> Das stimmt allerdings. Wir hatten uns auch überlegt, was in 100 Jahren sein wird, wenn jemand wieder alle Farben runterbringen will. Dispersionsfarbe geht schlecht ab. Nur mit Chemie.

Wir sind noch am überlegen, was nun zu tun ist. Welche Farbe die beste ist.

Ich habe nochmal ein Bild aus einer anderen Ecke angehängt.

LG

Mit dem Spritzen von Kreidefarbe...

...habe ich nun gar keine Erfahrung. Mit scheint aber wahrscheinlich, daß da der Laie mehr falsch machen kann, als wenn er sich ganz konventionell den Pinsel greift.

Insgesamt halte ich, auch nach den notwendigen Reparaturen, den Einsatz einer füllenden Farbe für vorteilhaft...da man ja wohl kaum alle Kleinstschäden reparieren will. Über partielle Vergoldungen würde ich nachdenken.

Grüße

Thomas

Farben

Man kann zwei mal dünn mt einem Pinsel arbeiten. Das deckt dann meist auch ausreichend.
Als Alternative zu Kreidefarben fällt mir sonst nur hochwertige Künstleracrylfarbe ein. Aber nicht die Bastelware. Die Künstlerware ist alterungsbeständig, lichtecht und hochpigmentiert. Z.B. Golden Fluid Acrylics. Die gibt es auch in 375 ml Flaschen. Die wird auch von Restauratoren viel genutzt.