Dachdämmung von innen: welcher Aufbau ist richtig?

Diskutiere Dachdämmung von innen: welcher Aufbau ist richtig? im Forum Fußboden, Wand & Decke im Bereich - Guten Tag, wir renovieren ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus und die sehr verwinkelten Dachschrägen sollen nachträglich gedämmt werden. Ich mache...
F

franka

Guest
Guten Tag,
wir renovieren ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus und die sehr verwinkelten Dachschrägen sollen nachträglich gedämmt werden. Ich mache mir große Sorgen, dass mit dem neuen Einbau Kondenswasser ausfällt und die angrenzende Fachwerkkonstruktion angreift.
Folgender Aufbau ist vorhanden: Gute Ziegeleindeckung, dichte Bitumendachpappe, dann ohne luftschicht eine dichte Brettschalung 24mm, Sparren 11cm.
Der Sparren muß noch aufgedoppelt werden, damit genug Dämmung reinpaßt, gleichzeitig müssen wir soviel Platz wie möglich sparen wegen der Raumhöhe.

Nun meine Fragen:
Ersetzt die Bitumendachpappe die Unterspannbahn?
Welcher Dämmstoff ist geeignet?
Ist es ok, innen mit einer Dampfbremse (welche?) und GK zu verkleiden?
Mit wurde ein Produkt von PUREN empfohlen (diffusionsdicht, glaube ich), bei dem man die Sparren nicht aufdoppeln muß, sondern diese Platten direkt auf die Sparren aufbringen und darauf direkt die GK-Platten montieren kann. Das würde Platz sparen...

So, ich bin nun völlig verwirrt und würde mich sehr über Hilfe freuen!
Danke und viele Grüße,
Franka
 
Dachaufbau

Ich denke mal auf der Bretterlage + Bitu-Dachpappe haben Sie Konterlattung und Lattung für selbstverständlich gehalten und deswegen weggelassen ? Konterlatten sind die Latten, die im Verlauf der Sparren unter den Traglatten liegen.
Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn ich auch bei einer Neueindeckung statt der bitu-Pappe eine dafür geeignete dampfdurchlässigere Folie wählen würde.
Wenn es so ist, reicht der freie Lüftungsquerschnitt unter den Pfannen wahrscheinlich aus , die sollten nämlich von unten abtrocknen können.
Da Sparren immer so krumm sind, daß sich darauf nichts montieren läßt, geht an der Aufdoppelung kein Weg vorbei, messen Sie mal selber mit einem Bindfaden !
zu den fragen im Einzelnen
1. ja, mit der erwähnten Einschränkung, positiv ist insbesondere die Verschalung
2. Eigentlich jeder mit einer bauaufsichtlichen Zulassung, ich würde aber auch auf den sommerlichen WSchutz achten, dann bleiben Rockwool, Naturfaserdämmstoffe - teuer - und Zellulose. Zellulose wird gerne empfohlen, ich halte persönlich nichts davon. Ideal wäre Hanf, aber wie gesagt, eine Preisfrage.
3. Dampfbremse ist schon zu empfehlen.

Die ausreichende Lüftung der Räume sollten Sie nicht vernachlässigen, besonders wenn diese klein sind. Das hält die Luftfeuchtigkeit in einem akzeptablen und wohngesunden Rahmen.

Grüße
 
Mal nachsehen unter...

dem Beitrag: Dachausbau und lauter verschiedene Meinungen..., da haben wir das schonmal abgehandelt, hier in Kurzform:

1. Konterlattung ist nicht notwendig, sorgt lediglich für einen besseren Wasserabfluß bei Schäden in der Deckung, führt unter Umständen sogar zu mehr Feuchteeintrag durch Kondensation durch "Belüftung"(unterkühlte Dachfläche bei klarer Nacht)

2. Die Dachpappe ersetzt die Unterspannbahn bezüglich des Eindringens von Wasser von außen. Heutige Unterspannbahnen sind jedoch i.d.R. diffusionsoffen und sorgen so für ein Abtrocknen der eindiffundierten Feuchtigkeit aus der Raumluft. Bei eurer Konstruktion geht ohne Belüftungsebene unter der Dachpappe / Schalung gar nichts (Kaltdach). Sperrwert der Dachpappe liegt bei 40m, geforderter Sperrfaktor bei Dachpappe ist 14 (um soviele male muß die innere, raumseitig vor der Dämmung liegende Sperrschicht dichter sein), macht 560m !!! Ist normalerweise nicht erreichbar, schon gar nicht von uns Handwerkern unter den üblichen baulichen Bedingungen.

3. Daher: mindestens 2cm dicke Lüftungsebene unter der Schalung einplanen, die an First und Traufe belüftet wird. Alles andere ist "bauphysikalischer Wahnsinn..."

4. Die "Kaltdach"-Konstruktion ist heute vielen Planern und Handwerkern unbekannt, da sie nur noch den Aufbau mit diffusionsoffenen Folien kennen. Sie war jedoch bis vor einigen Jahren die Standartvariante, als die entsprechenden Baustoffe noch nicht zur Verfügung standen und es (wie bei euch) keine Alternative gab. Darum nicht wundern, wenn der Auftragnehmer eurer Wahl sie nicht kennt...

Gruß Frank
 
Ich bevorzuge

ebenfalls die Kaltdachkonstruktion, bin allerdings der Meinung dass die Luftschicht unter der Schalung min. 4 cm stark sein muss, um eine funktionierende Unterlüftung zu gewährleisten.
Dann folgt in meinen Konstruktionen eine vergütete Holzweichfaserplatte. Die Sparren werden aufgedickt, von innen mit einer Dampfbremse abgedeckt (z.B. ProClima DB+) und die Sparrenzwischenräume werden mit Zellulose ausgeblasen.
(eine Prinzipskizze ist in meinem Profil zu sehen, allerdings ohne Verschalung)
Gerade von den Zelluloseherstellern werden auch Dämmungen ohne Hinterlüftung angeboten. Diese müssen aber im Einzelfall und vor Ort betrachtet werden. Wie gesagt, die unterlüftete Variante ist mir lieber und bietet ein höheres Maß an Sicherheit bzgl. der Feuchteproblematik.
 
Nochmal ich...

Eine Dampfbremse braucht ihr dennoch, es reicht jedoch ein geringer Sperrwert bzw. ihr verwendet eine feuchteadaptive Dampfbremse. Mit dieser stellt ihr dann auch gleich die geforderte und erforderliche Luftdichtigkeit her...

Nochmaliger Gruß
Frank

p.s.: Überlegt doch auch, ob ihr nicht in zwei Schritten dämmt:
1. dünne, hinterlüftete Zwischensparrendämmung, evtl. noch 2cm Weichfaserplatte über die Sparren...
2. irgendwann Dach abdecken, Schalung entfernen, ehemaligen Lüftungsquerschnitt auffüllen, Unterdach aus bituminierter Weichfaserplatte, Konterlattung und Lattung....
 
Feuchteadaptive Dampfbremse oder Hinterlüftung

Hallo Franka,

die Schalung mit Bitumendachbahn ist eine stabile Konstruktion, die Wasser von oben gut und dauerhaft abhält.
Das Problem ist eher Wasser von unten in Form von Dampfdiffusion. Da die Bitumenbahn fast dampfdicht ist, muss entweder
1. die von unten kommende feuchte Luft seitlich abgeführt werden, oder
2. es muss der Dampfeintritt von innen verhindert werden.

Zu 1. kann _unter_ der Schalung eine Lüftungsebene eingebaut werden, die durchdiffundierende feuchte Luft abführt. Dazu können plattenförmige Dämmstoffe verwendet werden, diese sollten mindestens 4 cm Abstand unter der Schalung bleiben. Problematisch ist die Ausbildung ausreichender Lüftungsöffnungen an Traufe und First bei Denkmälern (Hab ich auch kein Patentrezept).

Zu 2.: Theoretisch müsste mit einer absolut dichten Dampfsperre gearbeitet werden, die alledings in der Praxis fast nie richtig funktioniert (Anschlüsse, Durchdringungen etc, Beschädigungen beim Bau...) Die dann mit der Luft eingedrungene Feuchtigkeit kann weder oben noch unten "wieder raus" und sammelt sich langsam in der Dämmung.
Seit einigen Jahren werden von der Baustoffindustrie für diesen Fall sog. "feuchteadaptive Dampfbremsen" empfohlen, die zum einen den Eintritt von Dampf bremsen, aber andererseits bei Wasser in flüssiger Form eine gewisse Abtrocknung noch ermöglichen sollen. (z.B. Isover Vario KM). Dabei hat man den Vorteil, dass der gesamte Hohlraum zwischen den Sparren gedämmt werden kann, z.B. mit Zelluloseflocken, die sich den unterschiedlichen Sparrenabständen anpassen.

Beste Grüße

Marc Sattel
 
Thema: Dachdämmung von innen: welcher Aufbau ist richtig?
Zurück
Oben