Ich frage mich...
was es nicht inzwischen bei youtube gibt. "Restaurierungs"hilfen scheinen mir zumindest nicht zu den nachahmenswerten oder auch nur hilfreichen Beiträgen zu zählen.
Hier gibt es zum Beispiel wertvolle Hinweise, wie man ganz alleine den optischen wie den Handelswert einer barocken Kommode auf Bruchteile senken kann:
Man beachte die scheußlichen Furnierergänzungen! Was für eine Geisteshaltung mag wohl dahinterstehen, solch Pfusch auch noch in's Netz zu stellen? Also besser nicht youtube.
Der Schreibtisch ist aus den späten 20er/frühen 30er Jahren, furniert in kaukasischem Nußbaum, allerhöchstwahrscheinlich auf Tischlerplatte. Das Furnier wurde mit 0,5mm, max. 0,7mm Stärke aufgebracht und danach verputzt und geschliffen. Für einige beherzte Schleifgänge ist da also nicht genügend Nussbaum da! Vorsicht!
Grundsätzlich glaube ich nicht, daß ein Laie ohne Vorkenntnisse da gute Ergebnisse (ohne neue Schäden) erzielt. Da es sich aber um ein nicht hochwertiges Stück handelt, dennoch ein paar Gedanken dazu:
Zunächst sollten lose Furniere niedergelegt werden. Dazu wäre für den Laien Fischleim am praktikabelsten, weil kalt zu verarbeiten und dennoch reversibel. Mit sauberen Zulagen, Zellstoff von der Küchenrolle als Trennschicht und einer Schraubzwinge arbeiten.
Die Abnahme der Lackreste wird vermutlich mit Spiritus und einem möglichst feinen und wenig bis nicht abrasiven Flies möglich sein. Gut nachwaschen. Wie mit den sicher vorhandenen Flecken umzugehen ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Sowas löse ich durch probieren und muss hier ein Fragezeichen stehen lassen. Mehr als ein gefühlvoller Feinschliff mit 240er Korn und einem guten Schleifklotz (falls denn wirklich erforderlich!!!)sollte dem vollständig entlackten Möbel nicht zugemutet werden, um das Durchschleifen nicht zu provozieren. Immer in Richtung der Maserung schleifen.
Öle und Wachse bewähren sich auf (messer-)furnierten Flächen nicht, neuzeitliche Lacke sind später nicht ohne Probleme zu entfernen. Eine Schellackpolitur wird für den Laien wohl zu kompliziert. Übrig bleibt im Wesentlichen der Pinselauftrag (feiner Ziegenhaarpinsel) von Schellackmattine in mehreren Gängen mit Zwischenschliffen 320er Korn. Das ist nicht optimal, richtet aber wohl keine Schäden an und kann zu einem benutzbaren Ergebnis führen.
Und wenn Dir, lieber Fragesteller, schon diese verkürzte Darstellung zu kompliziert erscheint, hier der Rat, den ich schon ganz oben hinstellen wollte: Beauftrage einen Fachmann. Du hast studiert und kannst nun ein paar ganz spezielle Kunststückchen, und genauso ist das mit dem Restaurator. Neben vermittelbarem Wissen verfügt er über Erfahrung und Fähigkeiten, die nur über die Praxis aufgebaut werden können. Auch seinen Job kann nicht Fleischer, Arzt oder Ingenieur "mal so nebenbei" mitmachen.
Grüße
Thomas