Schnitzerei und Ornamentik

Diskutiere Schnitzerei und Ornamentik im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo Leute, eine Kurze Frage in die Community, welche die vom Zimmermann eingeschlagenen "Bilder, Runen und/oder Symboliken etc" betrifft. Kennt...
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Jörn3

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Hallo Leute,
eine Kurze Frage in die Community, welche die vom Zimmermann eingeschlagenen "Bilder, Runen und/oder Symboliken etc" betrifft.

Kennt Ihr Nachschlagewerke und Bücher, die sich mit der Bedeutung der eingeschlagenen oder geschnitzten Ornamentik beschäftigt?

Vieles an Bildchen liegt ja auf der Hand, warum die Meister sie eingeschlagen haben, aber manche tauchen immer wieder auf und ich kann mir nichts drauf reimen.
Falls also jem. ein Buch o.ä. kennt, das Dieses erläutert bitte Meldung machen.

Danke und einen handwerklichen Gruß,
Jörn
 
Das was Sie meinen

werden vermultich Nummerierungen und Stockzeichen sein.

Diese Zeichen haben selbst bei Archeologen schon Fragen aufgeworfen.

Die Zeichen werden eingeteilt in:

I Fortlaufend
I/ Eins eine Rute Fortlaufend
I// Eins zwei Rute fortlaufend etc.
dazu kommen Stockzeichen in Form von Waagrecht gestellten Dreiecken.

Die Zeichen sind eine Hilfestellung und Logische Abfolge der Bauteile für Zimmerer und werden heute noch praktiziert.

diese sind auch regional verschieden.
 
fachwerk-I3461_20161124131815.JPGAbbundzeichen

Das was Sie sicher meinen sind Numerierungen mit denen die Zimmerer die einzelnen Hölzer beim Richten des Tragwerkes zuordnen konnten. Der Zuschnitt (die Zurichtung) der im Wald vorbereiteten (bewaldrechteten) Hölzer für das Tragwerk erfolgte auf dem Abbundplatz, einer waagerechten Plattform die aus Platzgründen manchmal ein Stück entfernt von der Baustelle lag. Wenn alle Einzeilteile fertig zugerichtet waren wurden sie einzeln auf die Baustelle transportiert und dort wie ein Ikea- Schrank zusammengebaut (aufgeschlagen). Damit nichts durcheinander kam kennzeichneten Sie die Einzelteile mit einem Zeichensystem.
Beispiel:
Die Höhenzeichnen erhielten die Benennung "Pick", dargestellt als Viereck. Zwei Picks bedeutete zweites Stockwerk über dem Erdgeschoss. Die Wände in den Stockwerken die parallel zur Frontmauer verlaufen hießen "Rut", ein schräger Strich bzw. Kerbe. Die Wände die senkrecht zur Frontmauer verliefen nannte man "Ausstich"
es gab noch weitere Zeichen wie Halbmonde, spitze Winkel...
Die Bezeichnungen waren regional unterschiedlich. Ich beziehe mich hier aus das Holzbaubuch von Adolph Opderdecke.
 
fachwerk-I19232_20161125174043.jpgSchnitzerei und Ornamentik

Danke für die Antworten, aber die Balkenbezeichnungen "Picks, Abbunde oder Nummerierung" meine ich nicht, sondern Zierschnitzungen, die die Bedeutung der Häuser gerade in der Spätgothischezeit mit Prunkschnitzungen (Altstadt Höxter z.B.) zusehen sind. Ehren, Rondelle, fächerarteige Rundverzierungen, gedrehte Zöpfe... welche aber nicht sofort als eindeutiges "Bild" zu erkennen sind.

Oder sollte es Zufall sein das die Meister quer durch Deutschland schemenhaft die gleichen "Bildchen" benutzten?!

(Das angehängte Bild soll jetzt nichts spezielles zeigen, aber symbolisieren was ich mit meiner Frage meinte)

Könnt Ihr mir jetzt besser folgen;)

Grüße!
 
Keltische Knoten

oder ähnliche Verzierung hatten oft religiös/kultischen Charakter. Diese findet man weit verstreut, verschlungene Drachen oder Schlangen als Symbole der Kraft und des Lebens. Ähnlich könnte es mit den von Ihnen gemeinten Ornamenten sein. Vor allem Runen hatten orakelhafte Bedeutungen, wie der Name Gud-Run noch ahnen läßt als Wahrsagerin der germanischen Stämme. Als Literaturtip fällt mir jetzt nur "Das große Lexikon der Symbole",von Fritz Glunk, erschienen bei Gondrom-Verlag, ISBN 3-8112-1264-8 ein.
 
Gud-Run ;)

...aaah, jetzt kommen wir der Sache näher! Vielen Dank, für den Post. Für so Querverweise wie "Gud-Run" bin ich auch immer sehr dankbar.
Interessiere mich da auch für Bedeutungen von Sprichworten und Namensentstehungen.
 
Fassadenschmuck

Man sollte in solche Verzierungen nicht gleich irgendwelche geheimnisvolle Bedeutungen hineininterpretieren.
Die meisten Fachwerkbauten in der gängigen Stockwerkbauweise die noch existent sind stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, später gab es im Historismus Fachwerk als Modewelle.
Die Handwerker die so etwas herstellten konnten oft kaum schreiben und lesen und ihr Lesestoff reichte über die Bibel und ein paar Zeitungen nicht hinaus. Von Kelten hatten sie keine Ahnung, auch von deren ornamentaler Symbolik. Man kopierte das was man sah oder der Baumeister auf Wunsch des Bauherren vorgab. Das war der allgemeinen Mode unterworfen. So kamen barocke Zierformen in Mode, dann die des Rokoko, später welche im Empire- Stil und im Klassizismus. Ab dem 19.Jahrhundert gab es Handbücher und Kataloge mit Ornamentvorlagen aus denen sich der Bauherr etwas aussuchen konnte. Das war im Historismus Usus, es ging quer durch alle Baustile.
Dieses Abkupfern spiegelt sich auch in solchen Verzierungen wieder, die Schöpfer ließen sich, wenn es keine konkreten Vorlagen gab, von bereits Gesehenem inspirieren.

Das auf dem Foto nennt man Füllung, ein abgegrenzter Bereich wird ausgeschmückt.
Den Schmuck nennt man begrenztes Flächenornament. Es besteht aus sehr einfach gehaltenen Schmuckbändern, zwei stark vereinfachten Ornamenten und mittig einer Kartusche, das ist die oval eingerahmte Fläche. Damit wurden Namenszüge oder Wappen eingerahmt, die hier ist für Namen gedacht. Sie ist weder beschriftet noch mit Heraldik versehen, die Fläche ist lediglich mit einer Damaszierung gefüllt.
Wenn man hier überhaupt von Stil sprechen darf tippe ich auf nachempfundene Elemente des Empire wie die Nameskartusche und die Ornamente die wohl von Ornamenten in Papyrusblütenform inspiriert wurden. Die Bänder sind garantiert nicht keltisch oder nordisch, die schlingen sich einfach nur herum und erinnern eher an einfache mittelalterliche Formen von Initialen.
Ich tippe vom Entstehungszeitpunkt her auf die Mitte des 19.Jahrhunderts.
 
fachwerk-I19232_2016112818842.jpgFassadenschmuck

Nabend,
vielen Dank Herr Böttcher, dass war schon ein teiferer Einblick in die Thematik des Fachwerkschmuckes. Einiges davon ist mir schon geläufig.

Wobei immernoch meine Frage ungeklärt ist, ob es wohl Verbindungen in den Symbolen gibt und ob es darüber Nachschlagewerke oder zusammengetragenes Material gibt?

Hier noch ein "Symbol" welches immer wieder an Fassaden auftaucht, diese habe ich jetzt wieder am alten Webereimuseum in Gieselwerder gesehen und mal Fotografiert
 
Ornamentik

Literatur gibt es genug, z.B. F.S. Meyer: Handbuch der Ornamentik.
Wie gesagt man sollte nicht versuchen etwas in dieses Bild hineinzuinterpretieren wie das Symol der Midgardschlange, das Unendlichkeitssymbol oder ähnliches esotherisches Zeug.
Selbst wenn solche Zeichen mal in vorchristlicher Zeit eine Bedeutung hatten heißt das noch lange nicht das der Zimmerer der sie abkupferte was über deren Bedeutung wußte und wenn doch musste er verdammt vorsichtig sein um nicht mit schwarzer Magie in Verbindung gebracht zu werden. Die Zunftregeln in der Zeit waren außerordentlich streng und die Leute unglaublich religiös. Wenn dann galt nur christliche Symbolik. Also am besten von Kirchen abkupfern, da gab es genügend Ornamentschmuck.
 
Schnitzerei und Ornamentik

Vielen Dank für die Hilfe erstmal, ich werde weiter forschen. Es interessiert mich ungemein, was die Auslöser für die Schmückung waren.

Handwerklichen Grüß an Alle!
 
Thema: Schnitzerei und Ornamentik

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