Durch und durch durchdacht
Liebe Schlossherrin,bei einer Energieeinsparung von 73,9%! würde ich gerne einmal in die Berechnung sehen. Wenn dann noch Fenster und das Dach angegangen werden befinden Sie sich locker im Bereich eines Energieüberschusses – und das alles "nur" mit einer 80er PUR-Innendämmung? Das kann kaum sein.
Ausschließlich die Innendämmung der Außenwände dürfte kaum mehr als 20-30% Einsparung bringen. Das ist etwas abhängig vom Gebäude. Vor den Wänden stehen als Maßnahmen Fenster, Heizkessel und Dach. Richtig gemacht kann man hier am meisten den Energieverbrauch senken. Den Kostenansatz sollte man aber nie aus den Augen verlieren. Was nützt eine Maßnahme die sich erst in 30 Jahren rentiert?
Meiner Auffassung nach sind Polyurethanschaumplatte als Innendämmung in Altbauten zumeist ungeeignet.
Die benannte Platte iQ-Therm ist eine PUR-Hartschaumplatte und ist per se in gewisser Weise (µ= ca. 27 (vergl: Kalkzementputz µ= ca. 35)) diffusionsfähig. Hier liegt bei dem meisten Platten auch das Problem, dass einmal durchdiffundierte Feuchtigkeit an der bisherigen Innenseite der Außenwand den Taupunkt erreicht, als Kondensat ausfällt und dort verbleibt.
Die benannte PUR-Hartschaumplatte aber wirbt aber mit kapillarem Feuchtetransport, einer Eigenschaft, die PUR-Hartschaumplatten gewiss nicht besitzen. Laut Herstellerangaben wird die Polyurethanschaumplatte mit regelmäßigen, senkrecht zur Oberfläche stehenden Lochungen versehen. Diese Lochungen sind werksseitig mit einem speziellen, hoch kapillaraktiven mineralischen Material verfüllt, was das genau ist vermag ich nicht zu sagen.
Montiert werden die Polyurethanschaumplatten mit dem Systemkleber iQ-Fix. Dieser besteht aus 20-40% Weißzement und 60-80% Quarzsand (µ= ca. 35). Wenn es zu einem Kondensatausfall kommt, dann in dieser Ebene. Die vorgenannten Lochungen sollen – so verstehe ich das – das Kondensat wieder zurück zur Raumseite transportieren, wo die Feuchtigkeit dann von der Raumluft aufgenommen werden soll. In wie weit die verfüllten Lochungen hierzu ausreichen, bzw. wo hier die Transportgrenzen liegen sollte man beim Hersteller einmal anfragen.
Verputzt wird mit dem Systemputz IQ Top, den ich jetzt einmal wegen der werksseitigen Einordnung unter der DIN 1164 zu den Zementputzen zähle, lasse mich aber gerne aufklären. Der Putz wird zweilagig verarbeitet. Einmal als Haftgrund für die Glasfaser-Gewebearmierung iQ-Tex, die dann wieder mit iQ-Top eingebettet wird. Also ein durch und durch durchdachtes System.
Geglättet wird dann mit iQ-Fill gestrichen mit iQ-Paint, einer Dispersionsfarbe, so der Hersteller. Wie es mit der Gewährleistung steht wenn auch nur ein Stoff nicht aus dem System ist bleibt zu erfragen. Jetzt würde mich einmal der Quadratmeterpreis für das Ganze interessieren.
Ich lese: "Dämmen wollen wir, jedoch muss alles im Kosten- Nutzenverhältnis stehen..." Neben den Vorkehrungen /Problemen beim zukünftigen Aufhängen von Oberschränken, Bildern, Regalen müssen auch sämtliche an den Außenwänden befindlichen Fußleisten, Fensterbänke, ggf. Stuckprofile, Steckdosen, Lichtschalter, etc. versetzt werden.
Zumindest für meinen Altbau wären dies nicht die Stoffe aus denen meine Träume sind.
Gruß aus Wiesbaden,
Christoph Kornmayer