Altes Fachwerkaus gekauft - was nun ?

Diskutiere Altes Fachwerkaus gekauft - was nun ? im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo, ich habe mir vor 2 Wochen ein altes Fachwerkhaus gekauft und bin auf dieses Interessante Forum gestossen. Habe bereits Stundenlang gelesen...
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Dagmar Fischer

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Hallo,
ich habe mir vor 2 Wochen ein altes Fachwerkhaus gekauft und bin auf dieses Interessante Forum gestossen. Habe bereits Stundenlang gelesen und würde gerne folgendes wissen.
a,Wie kann man das alter eines Hauses herrausfinden.
b,Wie ich bereits gelesen habe ist eine Innendämmung mit Gipskartonplatten nicht zu empfehlen - ich weiss noch nicht was in meinem Haus verbaut ist, die Wände sind innen relativ gerade und es ist kein Fachwerk zu sehen. Muss ich falls es Gipskartonplatten sind (eventuell mit oder Ohne Styropor) diese unbedingt entfernen weil sich dahinter Schimmel sammeln kann? Es macht alles einen trockenen Eindruck.
c, Holzwurmbefall im Fachwerk habe ich entdeckt- wie ernst muss ich das nehmen - sollte ich sofort Holzschutzmittel auftragen bzw. die Frassgänge damit impfen ?
d, Das Haus ist von 2 Seiten mit Schindeln bzw. am Giebel mit Brettern verkleidet- diese sind zum Teil stark verwittert. Was ist teurer - die Schindeln ersetzen oder sie entfernen und die Gefache verputzen (habe keine Ahnung wie es generell unter den Schindeln aussieht).
Die Dielenböden sehen recht gut aus - keine großen Spalten, sie haben einen rötlichen Farbton. Worauf muss ich beim Abschleifen achten und wie sollte ich sie imprägnieren ?
Anbei ein paar Bilder - bin für jeden Tip dankbar.
 
I1631_20054210344.jpgFragen über Fragen

Hallo
a.) alte Bauakten im Landratsamt, der Gemeinde, Denkmalamt, denthrochronologische Untersuchung ...

b.) GK nicht zu empfehlen - richtig!!
ich würd alle raustun - man weiß nie was sich dahinter verbirgt!??

c.) erst schauen ob aktiv, dann schauen was es genau ist und dann nicht gleich die Chemikeule auspacken - Warmluft, etc.. kommt halt darauf an .... kann man so nicht pauschalieren

d.) kann man auch nicht so pauschal sagen - muss man ansehen: ist die Unterkonstruktion hinüber?, wie sind die Gefache darunter intakt? ... etc.????

e.) Dielen schleifen - wenns Kiefer ist, sehen Sie dann evtl. Löcher im helleren Teil des Holzes ... imprägnieren NEIN! - eher dann ölen!

FK
 
Herzlichen Glückwunsch !

Als ich das Haus auf dem Bild sah, dachte ich sofort an den Vogelsbergkreis :), erst dann las ich die Ortsbezeichnung "bei Lauterbach".
Ich stamme aus Schlitz, ging in Lauterbach zur Schule und mein Bruder hat in Willofs ebenfalls ein altes Fachwerkhaus. Die Bauart ist mir also sehr vertraut und weckt "Heimatgefühle" !
Zu deinen Fragen :
a) Im Gemeinde- oder Stadtarchiv nach alten Plänen und Unterlagen fragen.
Im VB-Kreis sind oft Sprüche und Jahreszahlen an den Schwellenbalken des 1. OG'S angebracht worden. Ist da irgendwas zu sehen ?
Notfalls ein dendrochronologisches Gutachten erstellen lasse, ist aber teuer.
Anhand des "Balkenbildes" würde ich als Laie vermuten, dass der Tei links bis zur Haustüre älter ist und nach rechts ein Anbau erfolgte. Rechts sind die Balkenabstände größer und die Hölzer selber schwächer dimensioniert.
Da man im ländlichen Bereich in dieser Gegend zu allen Zeiten sparsam mit Schmuckformen war , lässt sich alleine vom Bild her nicht viel anderes sagen. Ich vermute mal, dass es zwischen 1700 und 1800 erbaut wurde (der linke Teil). Aber wie gesagt, ich bin LAIE !!!!
b)
In welchem Zustand ist denn das Haus im Inneren ? Ist es "frisch " renoviert oder Zustand wie zu Omas Zeiten ?
Die größten Renovierungssünden wurden in den 70er und 80er Jahren begangen.
Gipskartonplatten erkennt man leicht am hohlen Klang, oder du bohrst einfach mal mit einem Schraubenzieher in der Wand herum. Gk-Platten würde ich auch lieber entfernen. Falls igendwo Styropor auftaucchen sollte, dann bitte unbedingt entfernen !!!Ebenso bei allen sonstigem "modernen" Dämmstoffen (Glaswolle etc.)
ideal wäre es, wenn du in der Wand auf Kalkputz, Lehm, Stroh und Schilf stoßen solltest.
Diese Materialien sind auch uneingeschränkt zur Neurenovierung zu empfehlen!
c) Holzwurmbefall : Erst mal zurücklehnen, beobachten und abwarten !
Die Balken wurden früher frisch und mit Rindenanteilen verbaut, es ist daher völlig normal, dass Balken im Randbereich Wurmgänge aufzeigen. Normalerweise wird nur feuchtes Holz geschädigt. Normalerweise reichen physikalische Maßnahmen zum Holzschutz aus, d.h. die Balken müssen trocken sein und bleiben, Feuchtigkeit muss abtrocknen können.
d)
Holzschnindeln und Verbretterungen sind absolut ortstypisch bei euch und vor allem auch der Witterung angepasst ! Nicht ohne Grund sind im Vogelsbergkreis die Häuser meist auf 1-2 Seiten verkleidet. Ob darunter Schäden sind, kann man natürlich nur sehen, wann man die Schindeln abnimmt. In der Regel wurden die Häuser aber schon von Anfang an damit verkleidet, also sollten zumindest keine witterungsbedingten Schäden darunter sein.
An unserem Haus mussten wir nach 5 Jahren freiliegendem Fachwerk auf der Giebelseite leider feststellen, dass die "Oldies" früher nicht umsonst den Giebel mit Schiefer verkleidet hatten (das ist der bei uns im Taunus übliche Baustoff). Die Gefache waren einfach nicht dicht genug und der Putz fiel wieder runter.Mittlerweile haben wir den Giebel auch wieder verschiefert.

Die Dielenböden : die ochsenblutrote Farbe ist meist verdammt zäh und es bedarf vieler (teurer) Schleifbänder, um diese zu entfernen.Wenn der Boden in gutem Zustand ist, lohnt es sich aber. Da solltest du dich an eine Firma wenden, die Parkettschleifmaschinen verleiht bzw. diese arbeiten durchführt. Auch beim Selberabschleifen sind die Kosten nicht zu unterschätzen ! Für Schleifbänder und Maschinenausleihen haben wir 1992 über 500 DM bezahlt, um unsere knapp 15 qm große Küche abzuschleifen....und das ist sicher nicht billiger geworden. In anderen Räumen sind wir daher zu neuen Dielen übergegangen, das war günstiger und weniger arbeitsaufwendig. Freunde von uns haben die roten Dielen einfach gelassen wie sie waren und gebohnert.

Ich würde mich an deiner Stelle auf jeden Fall mal in Lauterbach oder Alsfeld bei der Denkmalbehörde (keine Angst, die beißen nicht !) umhören nach Fachbetrieben, die sich mit Fachwerk bzw. Lehmbauten auskennen und mal jemanden kommen lassen, der dir praktische Tipps geben kann.

Mich würde jetzt natürlich unheimlich interessieren, wo genau das Haus steht (Und stammst du auch aus der Gegend?) Wenn dir das nicht zu persönlich ist, würde ich mich über eine Auskunft sehr freuen....
Mein Herz hängt doch immer noch sehr an der Gegend, merke ich gerade.....

Viele Grüße aus dem Taunus !
Claudia
 
Hallo Dagmar :eek:)

Heeeerzlichen Glückwunsch zu dem tollen Haus :eek:).

Wir sind ja fast Nachbarn :eek:)

Wir haben ein dendrochronologisches Gutachten machen lassen. Von einer Firma aus Nidda-Ulfa. War ein Geschenk, was das kostet, weiß ich nicht. Aber unser Haus ist jetzt fast 300 Jahre alt und irgedwie erinnert mich das Haus bei Euch an unsres...

Wegen Holzwürmern macht Euch mal nicht zu viel Gedanken. Die sind sicher längst tot. Keine Panik.

Zum Thema Schindeln: es ist eigentlich schon besser, wenn das Fachwerk verkleidet ist, dann ist es halt geschützter gegen Schlagregen, beispielsweise. Aber ich denke, das könnt Ihr Euch nach und nach noch überlegen, was Ihr da macht. Uns fallen auch immer wieder neue Sachen ein. Die Traube in Nidda ist ja auch verschindelt - da könnte man mal fragen, wer sowas überhaupt noch macht. Ist aber bestimmt net billig, mit Holzschindeln *säg, säg*.

Wir hatten auch Ochsenblut auf den Dielen und haben 2 Zimmer geschliffen. War garnicht schwer. Insgesamt waren 200 Euro dann weg (rund 40 qm). Eigentlich recht billig, aber vorgestern hat mir einer gesagt, seine Firma würde 10 Euro pro qm verlangen und er wäre Fachmann :eek:/ na ja, bin da ja etwas skeptisch, zumal er mir gesagt hat, so wie ich das gemacht hätte, wär das überhauptnet richtig gewesen (und kein Fachmann würde das so machen) aber wenn Interesse besteht, könnte ich Euch ja vielleicht "vermitteln". Zumindest darf der jetzt bei uns die Treppe abschleifen :eek:).

Wie man seine Dielen dann später behandelt, das ... na ja, da gibts verschiedene Ansichten. Wir haben Hartwachsöl genommen, allerdings schlürft der Boden (die alten Dielen) das Zeugs irgendwann weg und in der Küche und im Wohnzimmer siehts mittlerweile schon ziemlich heftig aus (kann auch mit am Hund liegen, der kann sich ja leider net die Pfoten sauber machen ;o). Das Schlafzimmer hingegen, wo wir fast nur strümpfig rumlaufen, sieht noch so schön aus wie am ersten Tag. Die Treppe wird also nicht hartwachsgeölt. Ich werde da mal was anderes testen.

Grüße aus Nidda Annette
 
Holzschindeln

gibt es hier : Alfred Merz
Schindelfabrikation
36369 Lautertal-Meiches

Die stellen sogar noch "handgespaltene" her. Also nix mit "säg, säg", Annette ;-).Aber eine Mordsarbeit ist es zweifellos und deshalb vermutlich nicht billig.

Unsere neuen Dielenböden haben wir übrigens in den Kinder-und Schlafzimmern mit ganz popeligem Acryllack gestrichen, bisher völlig problemlos.In der Küche benutzten wir speziellen Parkettlack.
Im Wohnzimmer habe ich Eichenparkett verlegt, dieses wurde gewachst und geölt und sieht seit 5 Jahren top aus, obwohl der Raum stark genutzt wird und wir drei wilde Rabauken haben.

Claudia
 
fast alles geschrieben....

aber vielleicht ein paar Anmerkungen zu den VortexterInnen:
1. "Holzwürmer" müssen nicht unbedingt alle tot sein, abwarten und beobachten ist bei den holzzerstörenden Insekten auch mitunter schwierig. Es kommt auf die Gattung des Insekts an und die im Schädigungsbereich gegebenen Lebensbedingungen. Selbst bei nicht bei mehr aktiven Befall bleibt festzustellen, wie weit die Hölzer noch statisch belastbar sind. Das festzustellen schafft am besten ein Fachmann, respektive Sachkundiger/Sachverständiger für Holzschutz, versierter Zimmerer o. ä..
2. Gespaltene Schindeln sind deshalb besser, weil dabei die Holzzellen geschlossen bleiben und nicht wie bei den gesägten schräg und großflächig geöffnet werden. Das erhöht die Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse und macht die Holzschindel langlebiger.
3. Vorgehängte Fassadenverkleidung muß man mitunter schon öffnen um dahinter liegende Bauteil besser beurteilen zu können. Wenn bei Ihnen zwei Seiten seit langem schon verkleidet sind, spricht das aber eher auch für eine praxisbezogene konstruktive Holzschutzmaßnahme. Es werden wahrscheinlich die Wetterseiten sein, die das dahinter liegende Fachwerk gegen die Witterung schützen.
4. Dendochronologische Untersuchungen stützen sich auf aus dem Fachwerk gezogenen Bohrkernen. Die typische Jahresringabfolge des Bohrkerns wird mit Vergleichstabellen für die Holzart aus der Region abgeglichen. Es ist also darauf zu achten, dass Bohrkerne an den Stellen gezogen werden, die a) aus nicht sanierten Ursprungsbauteilen stammen und b) nicht aus Zweitverwendungen noch älterer Holzbauteile herrühren. Also auch eher eine Sache für Profis.
Grüße aus Leipzig von
Martin Malangeri
 
Hallo alle zusammen,

erstmal vielen Dank na alle für die schnelle Hilfeleistung. Ich versuche mich gerade im Bereich Fachwerk fachkundig zu machen und bin froh ein so tolles Forum mit so vielen Hilfsbereiten Menschen gefunden zu haben.
Das Haus steht im Vogelsberg Gemeinde Lautertal. Ich habe am Freitag erfahren das es unter Denkmalschutz steht. Ich weis auch schon das ich somit einiges von der Steuer absetzen kann. Hat jemand Erfahrung was man beachten sollte bzw. was ist absetzbar und was nicht ?
Desweiteren würde mich interessieren ob jemand Erfahrung mit einer Heizleisten Heizung hat und welche Heizungsanlage man dafür am besten nimmt- ich habe erfahren das diese Heizung eine sehr hohe Vorlauftemparatur braucht damit es warm wird.
Desweitern habe ich gestern ein Problem im Keller entdeckt, das mir bei der ersten Besichtigung (mangels Licht und fürchterlich kalt) nicht aufgefallen ist.
In einem der Keller (Haus hat 2 Teilkeller einer links neben Einganstür , der andere ganz rechts und nur von der Scheune zugänglich) ist es nass, das Holz das in der Decke verarbeitet ist, ist nass wie ein Schwamm und das meiner Meinung nach nicht erst seit gestern. Darunter liegt ein Querbalken mit vielen Holzwurmlöchern (Foto anbei) der wohl weil er freiliegt trocken geblieben ist. Mir ist klar das ich die Ursache so schnell wie möglich finden und abstellen muss aber was mache ich mit den nassen sich schon etwas schwammig anfühlenden Balken ? Kann man die austauschen oder kommt dann die Decke bzw. der Boden des darüberliegenden Raumes mit runter ? Wer macht so etwas, bzw. kann man selber etwas machen. Bin für jeden Tip dankbar.
 
hallo dagmar !

wo könnte das wasser herkommen ? liegen in der nähe alte wasser-oder heizungsrohre ? regnet es rein ?
erstmal müsste man natürlich die quelle der feuchtigkeit finden und abstellen.
und irgendwelche balken von unten rausnehmen, ohne dass dann von oben was runterkommt, geht nicht. da wäre ich doch sehr vorsichtig und würde mal einen zimmermann kommen lassen, zumindest kann der dir sagen, was du entfernen kannst und was nicht.
seid ihr denn generell selbermacher oder werden die arbeiten an firmen vergeben ?

denkmalschutz : zuschüsse werden evtl. vergeben, wenn du sie VOR beginn der arbeiten beantragst, also würde ich, wie schon gesagt, erstmal kontakt mit denen aufnehmen und ein beratungsgespräch vereinbaren.
unser haus steht nicht unter denkmalschutz , wir haben uns aber freiwillig an die behörde gewandt und viele gute tipps bekommen.

gruß, claudia
 
Thema: Altes Fachwerkaus gekauft - was nun ?

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