Rollschicht

Werte Damen und Herren,
bezüglich von Rollschichten im Fundamentbereich sehe ich bei allen Altbauten ( Vorpommern) immer Backsteine unter den Fachwerkschwellen, die hochkant gestellt sind und mit der Kopfseite nach außen zeigen. Vor vielen Jahren hat mir das mal ein Bauingenieur, von dessen Wissen ich viel halte, mit dem Herstellungsprozeß der Backsteine erklärt.
Da dies schon lange her ist weiß ichs nicht mehr richtig.
Das wurmt mich.
Irgendwie muss das mit den Kapillaren im Stein zu tun haben. Werden die durch das Formen/Pressen des Tons ausgerichtet?
Ich vermute mal, dass Fachleute dafür vor allem Töpfer, Maurer und Baukeramiker sind.
In welchen Gegenden werden die Rollschichten auch so gemauert?
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Schneidewind
Fachleute für diese Frage

Rollschicht

Hallo Ralph,
ich vermute das hat mit der Herstellungstechnologie der Ziegel zu tun. Bei Klinkern bzw. Backsteinen für Sichtmauerwerk wurde eine Schmalseite und ein Kopf bei handgeformten Steinen nachbearbeitet, um eine schöne, glatte Ansicht zu erhalten. So wurden nach dem Antrocknen und dem Ausformen (wenn die Grünlinge "lederhart" waren) die Flächen z.B. mit einer Messerklinge und Wasser oder Tonschlämpe nachgeglättet.
Die Ziegelrohlinge aus der Strangpresse haben herstellungsbedingt je eine glatte und eine rauhe Schmalseite. Die Breitseiten sind immer, egal ob handgeformt oder aus dem Strang geschnitten, rauh und porös. Das ist gewollt; der Mörtel soll sich in den Lagerfugen gut im Stein verkrallen können. Deshalb wurden zum oberen Wandabschluß die glatteren, dichteren Schmalseiten nach oben gedreht, da sie der Witterung ausgesetzt sind. Die Stoßfugen werden zu einer oder beiden Seiten nach außen leicht eingetieft, damit das Wasser besser ablaufen kann und nicht auf den Fugen stehenbleibt.

Viele Grüße

Rollschicht

Danke für die ausführliche Auskunft, Georg.
Ich hab nämlich schon einen Anschiß kassiert, weil ich hier im Forum mit Halbwissen geprahlt habe.
Jetzt würde mich ja noch interessieren, ob es möglich sein kann, dass die Kapillaren des Steins durch die Strangpresse " ausgerichtet " werden. Und in welchen Gegenden Rollschichten verbreitet sind.
Und ob es ein statischer Mangel ist, wenn die Schwelle um 1-2 cm nach außen über die Rollschicht übersteht (Stichwort: Konstruktiver Holzschutz)
Mit freundlichen Grüßen
Ralph

Die Sinterschichten von Backsteinen, in der Regel an je eine Läufer- und Kopfseite, weisen bedingt durch die Produktion und den Brennvorgang eine geringere Kapillarität auf als die unbesinterten, das sind vor allem die großen Flächen der Steine.
Die Alten waren nicht dumm, darum haben sie Rollschichten auch als oberen Abschluss auf frei bewitterte Mauern oder als Außenfensterbänke, Treppen und der gleichen verbaut.


Grüße
Oliver Struve

Rollschichten

Das die äußeren Bereiche eines Ziegels/Backsteins etwas dichter sind ist verarbeitungsbedingt. Beim Strangpressen entsteht hier zusätzliche Reibung durch die Wand des Presswerkzeuges und mehr Druck. Beim Handstrichziegel warf der Ziegler oder Ziegelschläger den Lehmbatzen mit Schwung in die Form und drückte die Masse in den Ecken/Kanten nach damit die Form gut ausgefüllt wurde. Auch das schaffte an den Außenflächen eine bessere Verdichtung. Dazu kamen noch Nachbearbeitungen der geschalten Flächen falls erforderlich.

Viele Grüße

es

gab/gibt aber auch entsprechend Formklinker, die eine gebrochene Ecke haben, so daß die vordere Flucht bei der Rollschicht eigentlich eine Schräge war.
Der techn. Vorteil der dichteren Flanken wurde mit dem der geometrisch exakteren Ecke verbunden, die die handgeformten Ziegel auf der langen Kante nicht so formgenau waren.
Als Mauerabschluss oder als Fensterbank ist die Rollschicht in vielen Gegenden von Deutschland anzutreffen. Manchmal wurde eine Rollschicht aber auch nur als Verziehrung verwendet(z.B. Industriearchitektur).
Zum wirksamen konstruktiver Holzschutz (Tropfkante) müsstest Du wohl so weit vorrücken, dass es dann statische Problem geben könnte.
Da wären solche abgeschrägten Formklinker wohl ebenso geeignet. Ich sehe eher die Gefahr in der Kapillarwirkung der Fuge zwischen Holz und Auflager. Da gab es diesbezüglich hier schon mal Streit, ob eine untergelegte Pappe mehr schaden als nützen würde.