Kalkputz aufgeplatzt, was nun?

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Thorben

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Hallo,

ich komme aus Schleswig-Holstein / Dithmarschen und ihr glubt gar nicht wie schwer es ist Verarbeiter für Kalkputz zu finden. Drum habe ich einen Verputzer beauftragt unseren Hausteil zu verputzen, der bisher nur mit Gips- und Kalkzementputz gearbeitet hat. Ich war der Meinung mich im Vorfeld gut informiert zu haben, somit hat der Putzer am Donnerstag einen Tubag Vorspritzmörtel VSM auf unsere Kalksandsteinwände ( Bj. 1966 ) aufgetragen, dünn aber doch flächendeckend. Der Hersteller hatte 3 Varianten, ausreichend Vornässen, Aufbrennsperre oder Vorspritz. Da der Putzer sich mit Vorspritz auskennt haben wir uns für diesen entschieden. 2 Tage später wurde dann der Hessler HP9 aufgetragen, ohne nochmals vorzunässen erst eine dünne Lage, nach leichtem Anziehen die 2te. gesamt ca. 10-15mm. Er hat den Putz mit einer Kartätsche plan gezogen, befeuchtet und mit einem Schwammbrett gerieben und dann mit so einem Breitspachtel glatt gezogen. Sah auch wirklich gut aus. Dann hat er Feierabend gemacht und ich bin bis heute morgen zur Arbeit gefahren. Als ich heut morgen in den Raum kam bekam ich einen Schock! Der Putz ist an vielen Stellen gerissen, nahezu aufgeplatzt und kling hohl! Mir fiel auf das ich den Elektroheizkörper vergessen hatte aus zu machen, aber im Nebenraum das gleiche Bild ( ohne Heizung ). Ich habe mir gleich den Wasserschlauch genommen und den Putz einmal nass gemacht, hat er auch so weggesogen. Montag kommt der Putzer und machte die 2te Haushälfte, was wurde Falsch gemacht????

Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe...
 
Unter den HP 9 darf KEINE<FRONT> Aufbrennsperre, der Tubag Vorspritzmörtel (ein Zementmörtel) der flächendeckend aufgetragen wurde wirkt nicht viel anders als eine solche Aufbrennsperre.
Also wenn schon dieser Vorspritzmörtel dann nur netzförmig.
Abgerieben wird solch Putz üblicherweise mit einem Holz- oder Kunststoffbrett, die Unsitte zum Schluss noch mit einem Breitspachtel die Fläche abzuziehen und “Chic” zu machen funktioniert zwar bei Gipsputz wunderbar, bei Kalk- und Kalkzementputzen hat dies aber zur Folge das ein Großteil der Bindemittel und des Anmachwasser an die Oberfläche transportiert wird (Sinterschicht), und die reißt dann weil viel zu fettig.
 
Kann der weitere Putz trotz Vorspritzmötel aufgetragen werden? Muss dieser dann leicht vorgenässt werden oder lieber nicht?Also verstehe ich es richtig, das wenn der Putz nur mit einem Holzbrett abgezogen wird, wahrscheinlich nicht reisst? Was mache ich nun mit der bestehenden Putzfläche?
 
@thorben

Ein Maurer, der noch keinen Kalkputz gemacht hat, wird keinen Kalkputz laut Herstelleranleitung hinbekommen. Das muss man gelernt haben und man muss Übung haben.

Für trockene Kalk-Fertigputzmischungen, die bereits hydraulisch bindende Anteile enthalten, wird es wahrscheinlich auch kein historisches Maurerwissen geben. D.h. man wird jemanden benötigen, der genau mit dem Produkt oder einem vergleichbaren ausreichend Erfahrung hat.

Meinen (Ostdeutschland) Kalk-Innenputz auf Ziegelmauerwerk haben die Maurer so gemacht, wie sie es gelernt haben. D.h. erdfeuchte Kies-Kalkhydratmischung wurde im Kieswerk bestellt und in Bigbags geliefert. Dazu noch eine kleine Fuhre Sand, weil das Kieswerk die Mischung erfahrungsgemäß zu fett (zu viel Kalk) fürs Putzen macht und einige Sack Zement als Hydraulikbinder. Dann wurde noch ein Mischer benötigt (für eine Pumpe hat es sich nicht gelohnt).

Erste Lektion: ein Maurer allein kann keine nennenswerte Fläche Kalkputz herstellen. D.h. es kamen 4 Mann. 2 Maurer und 2 Hilfskräfte.
Der bessere der beiden Maurer nässt mit dem Quast einmal kurz vor und wirft den eher dünnflüssig angerührten Mörtel bis zu 15mm in einer Schicht an die Wand und zieht das ganze mit der Kardätsche glatt. Dass muss so schnell geschehen, dass er eine zusammenhängende Fläche von Ecke bis Ecke fertig hat, bevor der Putz so weit angezogen hat, dass er sich nicht mehr gut reiben lässt. Je nach Größe der Fläche ist das eine extrem anstrengende Tätigkeit, so dass der Maurer für nichts weiter Zeit hat und bei allen Handreichungen von den Hilfskräften bedient wird. Eine Hilfskraft steht dabei überwiegend am Mischer und die Zweite trägt die fertige Mischung dahin, wo der erste Maurer sie benötigt.
Fürs Reiben mit dem Reibebrett ist der zweite Maurer zuständig. Der Putz kann gerieben werden, wenn so ein leichtes Kunststoffreibebrett nicht mehr am Putz kleben bleibt. Dann muss die Fläche so zügig glatt gerieben werden, dass es nicht erforderlich ist, dass der Putz erneut nass gemacht werden muss, da er sich dabei entmischt. D.h. auch der zweite Mauerer hat durchgehend mit dem Reiben zu tun. Wieviel Arbeit er hat und wie gut das Ergebnis wird, hängt entscheidend vom Geschick des ersten Maurers ab. Das ganze machen die 4 Leute etwa 1,5 bis 2h am Stück, dann ist erst mal Erhohlungspause angesagt.

Zur Mischung: Bei mir kamen auf 1 Mischerfüllung 9 Schaufeln von dem erdfeuchten Kalkputz, 3 Schaufeln Putzsand, 1 Schaufel Zement.

Wenn ich einen anderen Hydraulikbinder als Zement gewünscht hätte, dann hätte ich den selbst besorgen müssen. Habe aber kein grundsätzliches Problem mit Zement und habe mich deshalb auf die Erfahrung der Maurer verlassen.

Wie man aus einer Trockenmischung einen gescheiten Kalkputz machen soll, kann ich nicht sagen. Nach meiner Erfahrung lässt sich mit Kalkmörtel der trocken angerührt wird, nicht gut putzen, da der Kalk innerhalb der ersten 24h viel Wasser bindet. Hat man Kalkydrat vorher eingesumpft oder lässt die erdfeuchte Mischung aus Sand und Kalkhydrat abgedeckt wenigstens 24h ruhen, dann ergibt sich ein geeigneterer Putzmörtel.

Sobald eine Mischung aber bereits hydraulisch bindende Anteile enthält, muss sie innerhalb von ein paar Stunden verarbeitet werden. Da solche Kalkputzmischungen angeboten werden, muss es ja irgendwie funktionieren. Allerdings kann ich mir da gut vorstellen, dass tendenziell zu wenig Wasser im Putz ist, so dass es eher zu Rissen und Ablösungen kommen kann, als wenn der Kalk vor dem Putzen ausreichend Zeit hatte genügend Wasser zu binden.
 
Kalkputz ist keine Hexerei. Auch kein reiner Kalkputz!

Wenn die Maurer wirklich gelernt haben, können Sie auch einen Kalkputz selbst anmischen...

@Erwin...das, was Deine Maurer gemacht haben ist von der Mischung her schon ein recht harter Kalkzementputz...das ist zwar an sich nicht schlimm, aber eben von einem reinen Kalkputz ein ganzes Stück entfernt. Ich kenne keinen Maurer, der früher gelernt hat, eine fertige Mischung zu bestellen.

Ich putze auch viel selbst und bin dabei allein und bekomme die Wände auch ordentlich hin. Was ich auf jeden Fall empfehlen kann - die Kalkputzmischung ruhig lange im Mischer drehen lassen...wenn ich eine Mischung mit der Karre hole, bereite ich die nächste Ladung gleich vor, denn wird der Putz deutlich "cremiger"...läßt sich gut verarbeiten und steift dann an der Wand auch nicht so schnell an.
 
Fertige Mischungen gabs früher natürlich nicht, aber so wie mir die Maurer sagten, wurde der Kalk vorher eingesumpft.

Das Kieswerk, das heute die erdfeuchte Mischung liefert arbeitet auch mit eingesumpftem Kalk. Also in sofern fast noch das selbe wie früher nur etwas bequemer.

Die "reine" Kalklehre hat es nie gegeben und wird es nie geben. Es geht im Wesentlichen immer um hydraulisch bindende Anteile. Eine harte Mischung kann ich bei mir auch nicht feststellen. Der Putz ist schon ein relativ empfindlicher Bröselkram, den man leicht wegkratzen kann, wenn das mal irgendwo erforderlich ist. Kalkputz ohne jegliche hydraulische Anteile (hydraulischer Kalk oder Trass oder Zement oder...) macht wohl kaum jemand. Das wird den meisten einfach viel zu lange dauern, bis sich da eine halbwegs ausreichende Festigkeit einstellt.
Mit Zement kennen sich wenigstens die meisten Maurer gut aus und können abschätzen, wie fest der Putz je nach zugegebener Menge wird.

Bevor ich den Maurern bei mir zugesehen habe, dachte ich auch, dass ich irgendwie schon ganz ordentlich putzen könnte und da nichts besonderes dran wäre.
Wenn man unendlich Zeit hat und die Flächen klein sind, dann geht das auch irgendwie. Fläche durch Setzen von Putschienen verkleinern ist ein Ausweg, wenn man allein ist und nicht so die Routine hat.

Wieviele qm kannst du denn, nachdem du die Mischung gemacht und an Ort und Stelle getragen hast, im Stück anwerfen bevor die Mischung alle ist oder dich die Kräfte verlassen, bevor du ohne nachnässen zu müssen mit dem Reiben durch bist?
 
Früher hat man auf der Baustelle den Brandkalk gelöscht. Heutzutage wird meist Weißkalkhydrat verwendet, der dann noch gesumpft wird...es spricht ja auch nichts gegen diese Fertigmischung, aber wenn Deine Maurer sowieso noch selbst dazumischen, hätten sie die Fertigmischung gar nicht gebraucht, sondern auch machen können. Wenn ich mir Deine Mischung anschauen, wird die bei etwa 9:2:1 liegen (Sand:Zement:Kalk)...laut meinen Mischungstabellen liegt das genau im Bereich des Kalkzementputzes.

Ich mache auf eine große Mischerladung für den Unterputz 18 Teile Sand, 5 Teile Weißkalkhydrat und 1/3 Teil Zement - nach meinen Proben reicht mir das vollkommen aus.



Maurer, die sowas verarbeiten können, können auch reinen Kalkputz...ich würde bei beiden entpsrechend vor- und nachbehandeln.
 
Klar könnten die Maurer Kalkhydrat ausreichend lange vorher einsumpfen und dann die Mischung selbst herstellen.
Aber in meiner Gegend gibt es ein Kieswerk, das für seine ausgezeichnete Putzsandmischung bekannt ist und eine Anlage hat, um erdfeuchte Mischung aus Sand und eingesumpftem Kalkhydrat herzustellen. Die Tonne davon kostet ab Kieswerk 22 Euro netto. Wenn man die Bigbags mit Folie abdeckt, kann man die Mischung bestimmt ein Jahr lang verwenden.
Da fahren auch die Selbermacher für Kleinmengen hin. Hänger am PKW, Folie rein, unter das Förderband fahren und rechtzeitig anhalten, bevor der Hänger zusammenbricht.
 
...bei dem Preis würde ich auch da hinfahren :)

Au swelcher Gegend bist Du denn?
 
Genügt es denn wenn ich die losen Stellen der bisher verputzten Wand entferne und diese erneuern lasse? Der Rest sieht soweit gut aus und macht einen festen Eindruck...
 
...ich würde den Putzer erstmal auf die baustelle beordern und fragen, was er dazu meint.

Man wird die nachgeputzten Stellen nachher sicherlich erkennen, solange man nicht die ganze Fläche nochmal überarbeitet.
 
Auf den Grundputz

kommt ja noch ein Feinputz, da habe ich eigentlich keine Angst das man es sehen kann. Die Fläche ist jetzt natürlich recht glatt, diese muss für den Feinputz dann wieder mit einem Rabott aufgerauht werden oder kann man dort direkt weitermachen?
 
@Thorben

Bevor du irgend etwas machst, müsste es einen Hinweis geben, was bei dir falsch gelaufen sein könnte. Da fehlt mir leider jede Erfahrung für das von dir verwendete Produkt und den Sandstein als Untergrund.

Was mir aus meiner geringen Erfahrung mit Kalkputz an deinem Bericht merkwürdig vorkommt:
* der Auftrag in 2 Schichten für insgesamt 15mm Putzdicke
* Schwamm- statt Reibebrett
* Glattziehen mit Spachtel

Ob etwas davon ursächlich für die beschriebenen Probleme ist, weiß ich nicht.

Der Hinweis im Hessler Datenblatt zum HP9, dass ausreichend vorgenässt und keine Aufbrennsperren verwendet werden sollen, könnte darauf schließen lassen, dass der Mörtel viel Feuchtigkeitsnachschub aus der Wand benötigt. Wenn da eine Aufbrennsperre oder ein kaum saugfähiger Untergrund wäre, dann reicht das Anmachwasser diesem Mörtel allein vielleicht nicht aus, um sicher rissfrei abbinden zu können. Ist aber alles nur eine Vermutung.

@joerjen
Das Kieswerk ist in Charlottenthal in der Nähe von Krakow am See in MV
 
@Thorben

Du redest schon die ganze Zeit von einem Innenputz oder?

Was soll denn da als Feinputz noch kommen?

Was sollten des Schwammbrett und die Spachtelaktion, wenn da noch eine Putzschicht kommen soll?

Klingt langsam sehr danach als wenn du zu viel Geld hättest.
 
Die Risse kommen wahrscheinlich daher, dass der Putz einfach nicht genügend Feuchtigkeit zur Verfügun hatte...hinzu kommt das Glattziehen...aber das muß Dir der Putzer sagen können!
 
Der Grundputz ist mir noch zu grobkörnig, es kommt noch der Hessler HP90 dünn als Feinputz drauf. Ja mal schauen was der Putzer morgen sagt... Das macht schon Sinn was du das schreibst, vielleicht sollte man den Untergrund ( Vorspritz ) doch etwas vornässen...
 
Ich habe ja vorher mit dem Kollegen vom Kalkwer telefoniert. Dieser sagt Vornässen, Aufbrennsperre oder Vorspritz aufbringen. Er sagte wenn 15mm Putz in einer Lage aufgebracht werden, läuft der Putz wieder von der Wand, deshalb in 2 Lagen aufbringen.
 
@Thorben
d.h. die Fa. Hessler hat dir die Aufbrennsperre telefonisch empfohlen obwohl in ihrem Datenblatt etwas anderes steht?

Aufbringen in zwei Lagen war sicher so gemeint, dass zweilagig angeworfen wird. D.h. erste Lage anwerfen, je nach Saugfähigkeit des Untergrunds kurz warten, zweite Lage anwerfen, kurz warten, mit Kardätsche abziehen, Fehlstellen ggf. nochmal nachwerfen.

Deinen Bericht hatte ich so verstanden, dass 2 Schichten nacheinander aufgebracht wurden.

Jetzt ahne ich auch, was da schief gelaufen sein könnte. Wer noch keinen Kalkputz gemacht hat, dem fehlt das Gefühl für das richtige Timing und die Konsistenz der Mischung. Wenn das Timing nicht stimmt, dann zieht man mit der Kardätsche oder beim Reiben den Putz teilweise wieder von der Wand und erzeugt die Hohlstellen und wenn man nicht genug Wasser in die Mischung macht, weil man mit der dünnflüssigen Pampe nicht klar kommt, dann ist zu wenig Wasser im Mörtel und es entstehen die Risse.

War bei mir auch ein Aha-Erlebnis, was sich der Maurer für eine dünnflüssige Brühe anrühren ließ, die nur bei richtigem Schwung und schnellem Arbeiten überhaupt an die Wand zu bringen ist.

Edit: Risse wegen zu wenig Wasser stimmt wohl eher nicht. Dann kann der Putz nur nicht richtig aushärten. Risse beim Kalkputz entstehen wohl eher, wenn die Mischung zu fett ist, d.h. zu viel Kalk im Verhältnis zum Sand.
 
Nein es wurden 2 Lagen an einem Vormittag aufgebracht.
Ja der Kollege vom Kalkwerk sagte alle 3 Varianten führen zum Ziel. Kalksandstein zieht natürlich auch extrem stark und viel Wasser, vielleicht hat er uns deshalb dazu geraten. Ich werde morgen Früh erneut Rücksprache mit ihm halten.
 
Thema: Kalkputz aufgeplatzt, was nun?
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