Putzrisse an Holzbalken mit Rippenstreckmetall

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Rosie

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rippenstreckmetall-holzbalken-trocknungszeit-i24330_201831510563.jpgHallo liebe Fachwerkhaus-Profis,

im Rahmen unserer Haussanierung wurden von unserem Stuckateur die alten Holzbalken an den Innenwänden (Fachwerk, Ausmauerung in Bimsstein) vom Altputz entfernt und mit Rippenstreckmetall versehen. Danach wurde sofort wieder zugegipst (Knauf HP100/MP75). Nach wenigen Tagen Trocknungszeit sind nun durchgehende Risse zu sehen (siehe Foto).
Was läuft/lief hierbei denn falsch?
Vielen Dank für Eure Einschätzung.
 
Putzrisse an Holzbalken mit Rippenstreckmetall

Hallo Rosie,

wie's ausschaut wurde das Streckmetall in der Mitte der Balken nicht ordentlich genug befestigt. Auf deinem Bild wirft es teilweise große Schatten. Putzträger sollten gut befestigt werden, so dass sie nicht nachgeben, wenn man mit der Hand dagegen drückt. Zumindest in so einem Fall.
Da muss der Stuckateur wohl nochmal kommen. Hat er eigentlich Erfahrung mit Altbauten?

Viele Grüße

Lehmbauer Marc
 
Innenputz

Solche Übergänge rissfrei hinzubekommen ist so gut wie unmöglich, schon gar nicht bei diesem Anfängerfehler.
Der Übergang Holz- Ausmauerung ist es der arbeitet und der wurde nicht überspannt.
Mindestens 10 cm rechts und links neben dem Holz den Putz entfernen, Putzträger auf dem Mauerwerk! befestigen, dann verputzen.
Falls die Gefahr besteht das Bewegungen im Gefachholz vorkommen zuerst eine Trennlage (Pappe, Folie o.ä.) auf die Holzoberfläche tackern.
Die Übergänge zwischen Neu- und Altputz optisch unauffällig hinzukriegen ist eine arge Fummelei.
Hier wäre Trockenputz die schnellere und billigere Alternative gewesen- und kann sie noch sein.
 
Altbauerfahrung

Ich denke auch, das der Putzträger nicht ausreichend befestigt war.
Wer hat den den Gipsputz hier vorgeschlagen?
Außerdem scheint es so, das an den Balken im Übergang zum Bimsstein und hinter dem Streckmetal stellenweise deutliche Hohlräume verbleiben.
Der Stuckateur scheint schnell und billig aber nicht gut und Fachwerkerfahren gewesen zu sein.
Den Elektriker wurde ich auch mal mit seiner Schlitzfräse Bekanntschaft machen lassen.

Mehr Glück bei den anderen Gewerken . M.Mattonet - Ingenieurbüro Bergisches Land
 
fachwerk-i24330_2018315105344.jpgHintergrundinformationen

Vielen Dank für Eure Einschätzungen - sie helfen uns auf jeden Fall weiter!

Unser Ziel ist es, auf den bestehenden Gipswänden (oder sogar Kalk-Gips-Wänden) eine neue Schicht Reinkalk-Haftputz in einer Stärke von ca. 5-7 mm aufzubringen, in die dann auch ein Armierungsgewebe gelegt wird.
Unser Stuckateur hat als Vorarbeiten nun im ganzen Haus "hohl" klingende Stellen aufgeschlagen, vom Altputz entfernt und das Streckmetall eingezogen. Damit man im gleichen Materialspektrum bleibt, hat er Gips verwendet.
Alle anderen Wände, von denen wir selbst den Altputz komplett entfernt haben, sollen mit "weber.cal 174" als Grundputz beschichtet werden.
Der Reinkalk-Haftputz soll dann auf allen Wänden aufgebracht werden.

Wir sind erschüttert darüber, dass die vorherigen Putzrisse in der Wand nur stellenweise und das unregelmäßig auftraten bzw. keine Putzrisse da waren und nun nach der Überarbeitung durchgängig auftreten. Zuvor war auf den Holzbalken nur ein Draht in Zickzack-Muster verlegt, vereinzelt gab es dickere Streckmetallstücke.

Die nun aufbereiteten Untergründe mit den durchgängigen Rissen können doch wohl eher nicht als Untergrund für den Reinkalk-Putz mit Armierungsgewebe verwendet werden, oder?

Unser Stuckateur hat uns zu anfangs gesagt, dass er ausschließlich Altbaurenovierungen macht.

Eine Frage habe ich noch an Herrn Mattonet: Was haben Sie denn genau gemeint mit dem Elektriker?
 
Elektriker

Zitat : "Eine Frage habe ich noch an Herrn Mattonet: Was haben Sie denn genau gemeint mit dem Elektriker?"

Man kann sicher darüber diskutieren ob es sinnvoll ist die Kabelführung so zu verlegen aber mit der Schlitzfräse jeden Balken der da ist, erst mal zu schwächen, zeigt schon eine gewisse Dickfälligkeit der tragenden Struktur gegenüber.
Er hat es ja dann auch anders gemacht aber erst mal mit der Schlitzfräse schon durchgezogen.
 
Elektriker

Hallo Herr Mattonet,

danke sehr für Ihre Erläuterung zu meiner Frage und Ihren Hinweis bezüglich des Anfräsens des Balken.
Die Frage, ob man Balken anfräsen soll, ist sehr sensibel - so sehen wir das auch. Nachdem wir aber den Rohboden geöffnet hatten und in den 10 m langen durchgehenden Deckenbalken Ausfräsungen von ca. 4 x 4 cm für die alten Wasserrohre entdeckt haben, sind wir auch verblüfft gewesen.
Die Altbaurenovierung hat sich für uns als sehr abwechslungsreich hinsichtlich der Erfahrungen und vorher festgelegten Grundsätze gezeigt.
 
Einschätzung unseres Stuckateurs

Nach Rückfrage bei unserem Stuckateur wurde folgende Begründung für die Risse genannt: Der Haft-Gipsputz ist wohl seitlich zu schnell abgetrocknet, weil der angrenzende Altputz die Feuchtigkeit angezogen habe. Zudem hätte sich wahrscheinlich Wasser an der hohen Stelle des Streckmetalls, das in dem Fall wie eine Rinne fungiert, gesammelt. Dies habe zu einer erhöhten Spannung im neuen Gipsputz geführt und dadurch den "gewollten" Riss verursacht.

Unser Stuckateur hat versichert, dass er bei allen Altbauten bisher so vorgegangen und der Riss nichts ungewöhnliches sei. Er wäre von den Bauherren auch noch nie darauf angesprochen worden.
Da im nächsten Arbeitsschritt das Armierungsgewebe mit dem Reinkalk-Haftputz aufgebracht wird, würde der Riss optisch abgedeckt werden und auch nicht durch den neuen Kalkputz durchdrücken.

Könntet Ihr uns bitte Eure Erfahrungen dazu mitteilen? Danke sehr.
 
fachwerk-i23152_201831513364.jpgGipsputz jeder Art ist nicht der ideale Verputz für Holzbalken. Gips zieht Feuchtigkeit, speichert sie lange und gibt sie nur langsam wieder ab. Wenn ein Kalkputz erfolgen soll, warum werden die Balken dann nicht auch in einem Kalkputz verputzt? Die Ausführung mit Streckmetall ist unzureichend und eine Trennschicht zwischen Holz und Putz fehlt ebenfalls. Aber das grösste Problem sehe ich nicht in den Rissen, mit diesen kann man im Notfall noch leben, aber Gipsputz auf Holzbalken würden wir nicht ausführen. Im Bild ist zu sehen wie Fachwerk zum verputzen vorbereite werden sollte. Gipsputze erziehlen eine höhere härte als reine Kalkputze. Luftkalkputze sind nicht anfällig für Risse da sie Bewegungen in der Wand ausgleichen können. Daher hatten sie vorher keine Risse im alten Kalkputz.
 
Gips drunter und Kalk drauf?

Wer putzt denn solchen Schwachsinn heute noch?
Und dann auch noch in einem Fachwerkgebäude?
Die fachlichen Betrachtungen der Wittenberger Werkstätten tragen wir vollends mit.
Man hätte auch Streckmetall komplett verzichten und mit 8 mm Heraklithstreifen arbeiten können und dann komplett im Kalksystem oder auch mit Lehmprodukten.
Ihr Gipser ist leider der Zeit weit hinterher und wenn er dazu noch äußert, dass es bisher seine Kundschaft nie bemängelte, stelle ich mir die frage:
Was bedient er denn da für Kundschaft??

Vollflächige Glasfasergewebeeinlagen sind auch erfolderlich!
 
Danke für die Beiträge

Vielen Dank für Eure Beiträge - sie haben uns sehr weitergeholfen, die vorliegende Situation besser einschätzen zu können.
 
Thema: Putzrisse an Holzbalken mit Rippenstreckmetall
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