Innenputz über feuchtem Granitnaturstein

Diskutiere Innenputz über feuchtem Granitnaturstein im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Das Haus ist ca. 500 Jahre alt, die Mauern sind aus grob gehauenem Naturgranitstein aus den Königshainer Bergen. Sie sind feucht. Ich möchte...
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fraulupi

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Das Haus ist ca. 500 Jahre alt, die Mauern sind aus grob gehauenem Naturgranitstein aus den Königshainer Bergen. Sie sind feucht. Ich möchte (auch) durch "gesunden" Putz das sicherlich einsmals bestehende Gleichgewicht des Hauses wieder herstellen. Ich wollte gern einen dicken Lehmputz aufbringen und hatte die Idee, zusätzlich Heizschlangen zu verlegen. Davon wurde mir abgeraten, da der Taupunkt damit nach innen gezogen würde. Statt dessen wurde mir Kalkputz empfohlen. Ist der Lehmputz grundsätzlich ungeeignet? Ich dachte an die feuchtigkeitsregulierende Wirkung des Lehms. Oder ist die Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehemen (aber ja auch wieder abzugeben) in diesem Fall eher ungeeignet? Was sind die Eigenschaften eines Kalkputzes? Ich bitte um Hilfe, damit ich die beste Entscheidung treffen kann. Vielen Dank an alle im Voraus.
 
Feucht - Warum?

Hallo

Grundsätzlich ist ja Lehm nicht schlecht und einfach und gut zu verarbeiten.

Wie soll aber der Taupunkt nach innen wandern wenn Sie ein eHeizschlange reinlegen wollen?
Das sollte mal der Superberater erläutern!

Kalk ist auch grundsätzlich nicht schlecht - ist der edlere, qualitativ einfach bessere von beiden und bauphysikalisch macht er mehr mit.
Es solte allerdings ein "guter" sein.

Es steht nämlich oft Kalkputz drauf aber die Beimischungen und Beimengungen die dann da drinnen sind, machen ihn über Jahre zum Kalkzementputz …

Ich würde erst mal ergründen, warum die Wand feucht war oder ist.
Was ist den auf der Aussenseite drauf?

Wenn Heizung mal an Temperierung denken:
www.thermische-bauphysik.de

Es ist m.E. Lehm und Kalk machbar!

Florian Kurz
www.slow-house.de
 
Innenputz

Es kommt nicht sosehr auf die Art des Putzes an sondern wie Sie heizen und lüften.
Putze können nur kurzfristig auftretende Feuchtigkeitsspitzen in der Raumluft puffern. Je nach Art des Putzes geschieht das schneller oder langsamer, mehr oder weniger. Sie können Kondensat weder verschwinden lassen noch dafür sorgen das es stets nur in eine Richtung, nämlich nach draußen, wandert. Deshalb ist es letztendlich egal ob Kalk- oder Lehmputz.
Selbst kleinere Beimengungen von Weißzement, latenthydraulischen Stoffen oder Anhydrit wie in modernen Innenputzen üblich ändern daran nichts.
Ich demonstriere das an einem willkürlichen Beispiel:
Wir nehmen wie bei ihnen massive, gut wärmeleitende Wände, klassische Heizkörper und einen kalten Winter.
Jemand spart fleißig Heizenergie.
Dazu dreht er abends wenn er aus dem Wohnzimmer geht die Heizung zusätzlich zur Nachtabsenkung noch herunter bevor er schlafen geht. Lüften ist für ihn überflüssig, wer ein paar Stunden in seinem eigenen Mief saß riecht den nicht mehr.
In der Nacht kühlen sich die gut wärmeleitenden Wände langsam ab. Langsam deshalb weil die große Masse thermisch träge ist. Irgendwann fällt die Innentemperatur der Wände unter den Taupunkt. Die in der Raumluft reichlich vorhandene Luftfeuchte beginnt zu kondensieren, immer an den kältesten Oberflächen des Raumes. Das waren früher einfachverglaste Fenster, in unserem Fall wird das die Außenwand sein. Hier speziell die kälteren Bereiche an den Wärmebrücken und hinter Möbeln.
Was passiert bei dichtem, hartem Zementputz mit geringem Porenraum: Zuerst wird die Wandfarbe, dann die Rauhfasertapete und dann der Tapetenleim feucht. Der Putz nimmt kaum Wasser auf, jedenfalls in den ersten ein bis zwei Stunden. Je tiefer die Raum- und damit die Lufttemperatur fällt, je mehr Kondensat fällt aus. Die Tapete wellt sich, löst sich ab. Gut kapillar leitende Putze leiten dann die Feuchte schneller nach innen und lagern sie ein, die Oberfläche hat nicht diesen massiven Feuchtebefall. Dafür ist die selbe Feuchtemenge relativ gleichmäßig im Putz verteilt, denn das Wandmaterial ist bei Ihnen wasserdicht und nimmt nichts auf. Kalk- und Lehmputze kaschieren also Kondensatfeuchte, zumindestens am Anfang. Die Tapete wellt sich dann ein paar Tage später, wenn diese Putze mit Feuchte gesättigt sind.
Wie kommt das Wasser wieder raus?
Unser Bewohner kommt abends ins Wohnzimmer und dreht erst mal die Heizung auf, hoffentlich lüftet er auch mal durch. Die Raumluft erwärmt sich durch Konvektion relativ schnell, die oberflächliche Feuchte verdunstet. Unser Freund sitzt vorm Fernseher und denkt es ist warm- seine Außenwand ist es jedenfalls noch nicht. Dabei produziert er fleißig Luftfeuchte. Schon ist die Raumluft wieder auf einem hohen Feuchteniveau, wenn nicht wieder gelüftet wird. Der Prozess wiederholt sich, wenn nicht für Abhilfe gesorgt wird.
Bei Zementputz kann die auf der Oberfläche konzentrierte Feuchte schneller wieder verdunsten, bei Kalkputz dauert das etwas länger.
Also: Sie müssen dafür sorgen das mehr Feuchtigkeit aus der Raumluft entfernt wird als zur gleichen Zeit hineinkommt.
Kalk- und Lehmputze verzögern das maximal etwas, das Problem bleibt.
Ursache sind die modernen, dichten und gut gedämmten Fenster, die weder Luft einströmen lassen noch als Sollkondensationsfläche dienen. Dann gab es früher in jeder Wohnung ein oder mehrere Öfen, die wirkten durch den Kamineffekt wie Zwangslüftungen.
Ohne diese beiden Faktoren sind moderne Wohnräume eher mit gasdichten Bunkern vergleichbar, nur das sie Fenster haben.
Heizen Sie deshalb Ihre Wohnung regelmäßig durch, vor allem bei dicken Außenwänden, so steigt die Oberflächentemperatur.
Lüften sie regelmäßig, das bisschen kalte Luft erwärmt sich schnell und die Verdunstungsrate steigt.
Ein paar Grad höhere Raumtemperatur, ein paar cm mehr Abstand zwischen Sofa und Wand und ein paar Minuten länger oder öfter Lüften entscheiden zwischen feuchten verschimmelten oder trockenen Wänden und nicht ob der Sumpfkalk mit handgeschlagenen Stämmen der Hainbuche gebrannt oder ob der Lehmputz von barfüßigen Jungfrauen bei Vollmond gestampft wurde.
Daran ändert auch eine (bei ihnen übrigens ziemlich deplazierte) Außendämmung nichts. Sie ändert nur die Menge an Heizenergie, nicht die Notwendigkeit von Heizen und Lüften an sich.

Viele Grüße
 
Die Risse...

...da im Mauerwerk haben eine nähere Begutachtung verdient... nicht das die Ecke noch den Sittich macht.

Gutes Gelingen,
sh
 
Sicherlich...

wäre eine Innendämmung solo nicht unproblematisch.

Setzen Sie hingegen eine Holzweichfaserplatte in Lehm an die Wand, und bringen darauf Wandheizung und Lehmputz, bekommen Sie ein schönes Wohnklima ohne Taupunktprobleme.

Wenn's dann an die Fußböden geht, komme ich gerne auf einen Baustellentee vorbei.

Grüße

Thomas

@ Sebastian
Erstens hast Du recht, und zweitens finde ich "den Sittich machen" schlicht göttlich :)
 
Innenputz

Klar wäre Innendämmung eine Möglichkeit, die Bauteilinnentemperatur zu erhöhen und damit Kondensat zu vermeiden. Allerdings nur wenn die Heizung auch eingeschaltet ist.

Viele Grüße
 
Innendämmung, Wandheizung, Lehmputz

Thomas hat den Weg aufgezeigt...

Im Detail muss das ausgearbeitet werden, kein Haus gleicht dem anderen...

Weder mit noch ohne Wandheizung wird sich bei Lehmputz der Taupunkt wesentlich "negativ" verschieben.

Zur Temperierung: Es gibt m.W. bis heute keine vergleichenden Untersuchungen zur Wirksamkeit von einem solchen System im kleinen Bereich unter Realbedingungen... einfach gesagt: Vorher-Nachher unter Langzeitbedingungen...

sh
 
Innenputz

Hallo,

vielen Dank für die vielen Antworten.
Feucht - Warum? Lieber Herr Florian Kurz, speziel diese Ecke hatte mal in der Zeit, in der das Haus leer stand, sehr viel Regenwasser abbekommen. Das Fallrohr der Dachrinne war auseinander verschoben und das Wasser lief genau an der Ecke an der Stelle, wo das Fachwerk aufsetzt, hinein. Diese Ecke war bis zur Decke mit schwarzem Schimmel bedeckt, der allerdings nur in der Tapete und der darunter liegenden geleimten Wandfarbe war. Außerdem befindet sich auch noch außen am Haus genau an dieser Ecke eine Schleuse. Ich habe mir auch schon Sorgen wegen der Risse gemacht (der Sittich, schöner Ausdruck ;). Die Risse sind genau an den Stellen, an denen die neuen Fenster eingebaut wurden, also Granit Fuge Ziegelstein, entstanden. Ich habe seit ein paar Wochen Gipsplomben gesetzt, die bis jetzt noch alle heil sind, weiß aber auch nicht, wie lange ich das beoachten sollte.
Der Großteil der Fenster im Haus sind alte Doppelfenster, und das soll auch so bleiben. Geheizt wird mit Kachelöfen. Allerdings hatte meine Großmutter zwecks ihres Alters eine Nachtspeicherheizung einbauen lassen, die aber zur Zeit nicht genutzt wird. Beim Heizen jedenfalls hat sie immer gespart, zum Teil nur noch einen Raum beheizt. Ich weiß aber auch noch von früher, dass es schon immer ein Kampf mit den nassen Wänden war. Innen sind deshalb z.T. Ölsockel gemalert worden, oder unter der Tapete war Alufolie flächendeckend geklebt, oder auch Pressspanplatten von innen an der Wand, um das Elend nicht zu sehen.
Das Haus ist nicht unterkellert. Die Fugen zwischen den Granitsteinen sind ziemlich groß und auch hinüber, und der Königshainer Granit sieht so gelb aus wie Sandstein und ist auch nicht so fest. Der Putz außen ist an manchen Stellen ja schon komplett ab, und man kann sogar den Granit an manchen Stellen nur mit dem Finger abbröseln, wenn ich das mal so formulieren darf. Also nehme ich an, dass er auch Wasser ziehen kann. Generell möchte ich den Außenputz sowieso entfernen.
Die Heizschlangen in der Wand waren hauptsächlich für die Trockenhaltung der Wand gedacht, nicht um die Räume zu beheizen.
Lieber Herr Georg Böttcher, vielen Dank für diesen wundervollen Satzt. "Ein paar Grad höhere Raumtemperatur, ein paar cm mehr Abstand zwischen Sofa und Wand und ein paar Minuten länger oder öfter Lüften entscheiden zwischen feuchten verschimmelten oder trockenen Wänden und nicht ob der Sumpfkalk mit handgeschlagenen Stämmen der Hainbuche gebrannt oder ob der Lehmputz von barfüßigen Jungfrauen bei Vollmond gestampft wurde." ...Ich habe Tränen gelacht. Ausreichend lüften und kräftig heizen, das mache ich schon, und ich habe nach wie vor die Wunschvorstellung, dieses Haus mit möglichst natürlichen Techniken wieder ins Gleichgewicht bringen zu können.
Lieber Thomas, die Fußböden sind mit Sicheheit auch noch fällig, man tritt zu Weilen recht weich und sanft in die Dielung ;) Danke auch für die Vorstellung der Variante mit der Holzweichfaserplatte.

Vielen Dank Ihnen allen für die regen schnellen Meinungen und Hilfen.
Liebe Grüße
Angelika
 
Thema: Innenputz über feuchtem Granitnaturstein

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