Salzbelastete Wände

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Karlheinz Schuppert

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Salzbelastete Wände begegnen einem vor allem bei Renovierungsarbeiten von ehemaligen Stallgebäuden ja ständig. Allerhand Nitrate, Sulfate usw. tummeln sich hier in den Gemäuern. Doch wie kommen diese Gesellen eigentlich in die Wand? Über die Stalluft die warm ist und eine hohe Luftfeuchtigkeit hat? Oder über Tierkot der direkten Kontakt mit Wänden hat? Wie tief können sie eindringen, und ist die Eindringtiefe von der Materialart abhängig? Ich bitte hierzu um Hilfe damit ich meinen Renovierungshorizont erweitern kann.

Grüße aus Hohenlohe
 
Über die Gülle der Tiere gelange die Salze ins Mauerwerk und breiten sich dort aus.[img 19371]

Je kapillarer der Baustoff ist um so schneller geht das natürlich.
Da Salz auch aus der Luft Feuchtigkeit aufnimmt, nehmen diese Ausbreitungen erheblich größere Ausmaße an als die der "klassischen" aufsteigenden Feuchte.


Grüße
Oliver Struve
 
Ein wenig Chemie ist auch noch dabei: Aus dem Harnstoff im Urin wird Ammoniak und daraus durch Oxidation Nitrat. Da alle Nitrate leicht löslich und sehr beweglich sind, wandern die mit dem Kapillarwasser in die Mauern und halten dort die Feuchtigkeit fest.
Früher war der Kalksalpeter, das sind die Ausblühungen an solchen Mauern, Hauptquelle für die Herstellung von Schiesspulver.
 
Salzbelastung in Mauerwerk

Jegliches Salz wird nur in wässeriger Lösung transportiert. Dadurch, daß alle Salze Wasser anziehen (damit sie sich lösen können), halten sie die Feuchtigkeit auch fest. Wie die Salze entstehen, wurde durch vorstehende Beiträge schon beschrieben. Wie sie sich verteilen, wurde ebenfalls angedeutet: über den gesamten Wandquerschnitt in allen kapillar wirksamen "Adern".
Feuchtigkeit steigt aufgrund der Adhäsion (der Bindekraft zwischen Baustoffoberfläche und dem Wasser) in engen Spalten, Gängen und Klüften ("Kapillaren") beliebig hoch, bis es durch andere Kräfte (elektromagnetische Felder, Erdanziehung, ...) gebremst oder durch Erwärmung in Gas umgeformt wird (verdunstet).
Wo das Wasser verdunstet, bleibt das Salz in kristalliner Form zurück. Die meisten Salzkristalle sind vielhundertfach größer als das Volumen der Salzlösung. Durch die Kristallisation infolge Verdunstung wird die Kapillarstruktur des Baustoffes zuerst gefüllt und, wenn der Platz nicht mehr reicht, gesprengt. DARUM ist es erforderlich, die Salzzufuhr zu beenden. Das geht nur durch den Einbau einer absolut wasserundurchlässigen, absolut kapillar-UNwirksamen Schicht: verklebte Bitumenpappe, Kunststoffbahn, Edelstahlplatten, Glasplatten, gesinterte (verglaste) Keramik und ähnliches, und ist zumeist nachträglich schier undurchführbar (und teuer).

Um die Schäden durch Salzkristallisation zu mindern, sind folgende Maßnahmen zu treffen:
1.
Entsalzung durch trockenes Beseitigen von Ausblühungen und zerstörten Bauteilen (Putz, Fugenmörtel).
2.
Entsalzung durch "Auswaschen" (siehe unten!)
3.
Beseitigung der Belastungsquelle (Jauchegrube, Mistlager ...)
4.
Minderung der Feuchtigkeitszufuhr
5.
Minderung des Feuchtetransportes
6.
Verbesserung des Dampfabgabevermögens der Baustoffe (um die Aufsteighöhe des Wassers zu vermindern)
7.
Vergrößerung des Porenvolumens der Baustoffe im Verdunstungsbereich

Die Kombination mehrerer der oben genannten Maßnahmen muß anhand des örtlichen Befundes und der Baustellen-Begleitumstände entwickelt werden.

Nicht vernachlässigen sollte man das Entsalzen (oben 1 und 2), denn es ist eine Möglichkeit, ohne weitergehende "Flurschäden" möglicherweise erträgliche Zustände über eine ausreichende Zeit herzustellen.

Ausblühungen werden keinesfalls genäßt, sondern mit Staubsauger oder Handfeger, notfalls mit Bürste und Kehrschaufel beseitigt in den Hausmüll oder auf den Komposthaufen.

Tiefergehende Entsalzung (siehe oben 2) geht nur mit Feuchtigkeit und salzfreiem Belag: "Opferputz". Wenn nicht die Oberflächendekoration besondere restauratorische Maßnahmen erfordert, wird lediglich ein breiig angerührter Lehmputz aufgetragen. Hierzu eignet sich jeder mineralisch saubere Grubenlehm. Das Material soll keine dauerhafte Bindung eingehen mit dem Untergrund, ansonsten könnte man auch mageren Kalksandputz verwenden.
Das Mauerwerk (ggfls. mit Verputz) wird nach der Trockenreinigung vorgenäßt, und der Opferputz wird so naß wie möglich aufgetragen.
Das Anmachwasser dringt in den hinterliegenden Putz bzw. das Mauerwerk ein und löst dortige Salze. Durch Belüftung und Erwärmung verdunstet das Wasser in der ca 2 cm starken "Opferputz"-Schicht. Dabei zieht es die Salze aus dem ursprünglichen Wandbaustoff heraus in die Verdunstungszone, also in den eigens hierfür aufgebrachten Opferputz. Sobald dieser wasserarm abgetrocknet ist, wird er abgekratzt und auf den Komposthaufen entsorgt, notfalls in den Hausmüll.
Diese Prozedur wird wiederholt, bis man eine ausreichende Minderung des Salzgehaltes im Ursprungsbaustoff erzielt hat.

Je besser die Entsalzung durchgeführt wird und je besser der Zutritt weiterer Feuchtigkeit gebremst wird, desto länger wird der Erfolg der Sanierungsmaßnahme anhalten. Absolute Werte gibt es nicht.

Markwart Lindenthal, Dipl.-Ing., Architekt.
 
es

gibt aber auch Baustoffe, die schon eine geringe Menge Salze enthalten und die beim Verbauen schon ausblühen. So sind die Wieneberger Ziegel aus Hainichen bekannt dafür gewesen, nach einer Durchnässung großflächig Ausblühungen zu zeigen. Aber auch die U-Schalen nach der Betonage des Ringankers.
Selbst im Mauersand kann Salz vorkommen.
 
Gülle

Hallo Herr Schuppert,es geht um den direkten Kontakt zwischen Gülle und Wand. Eine "Luftübertragung ist nicht möglich. Der oft jahrzehntelange Kontakt von tierischen Exkrementen und Wänden ließ die Wände versalzen.

... noch ergänzend zu der durch die Salzbelastung im Mauerwerk gehaltenen Feuchtigkeit - wie von Herrn Paulsen beschrieben - entstehen die sichtbaren Ausblühungen an den Wandoberflächen in jenen Phasen der oberflächlichen Abtrocknung.
Wenn Raumluft und/oder Witterung es zulassen trocknet die äußere Wandschicht mit Luftkontakt etwas ab, Wasser verdunstet und lässt die transportierten Salze an der Oberfläche oder kurz darunter zurück. Wenn die Aufnahmekapazität von Putz oder Mauerwerk innerhalb der "Poren" erschöpft ist, kann es zu Absprengungen aufgrund des Salzdruckes kommen.
Die weiter oben angeführte "klassische aufsteigende Feuchte" gibt es in einem normalen Wand nicht, bzw. nur begrenzt, und auch nur, wenn diese mit den Füßen im Wasser steht. "Klassisch" sind allenfalls die verbauten falschen Materialien, nicht die Feuchtigkeit.

Gruß aus Wiesbaden,
Christoph Kornmayer
 
… oder [img 22536]

… im Anmachwasser (aus dem Brunnen)




Kurze Aufklärung zum Bild.

Hier haben die Kollegen Maurer die Wand aus Hartbrandklinkersteinen nach dem Verfugen fleißig abgesäuert (Unsitte).
Mit dem abspülen haben sie es aber nicht so genau genommen, das hat dann der Regen gemacht…
jedenfalls wo er hin kam.
 
Das soll jetzt kein "Thread-hijacking" werden

An dem Problem werkel ich schon eine ganze Weile.

Unser Haus ist etwa 250 Jahre alt und wurde bis vor fünfzehn Jahren noch als Bauernhaus genutzt. Vor etwa 8 Jahren wurde es renoviert, vor 6 Jahren haben wir es gekauft.

Auf der Skizze ist auf der linken Seite der Hausflur, auf der rechten Seite ein Hauswirtschaftsraum, der ehemals der Tierhaltung diente. Auf der Hausflurseite hatten wir (in dieser Reihenfolge) eine muffelnde Holzpaneelwand, eine feuchte Rigipswand samt schwarzschimmeliger Holzunterkonstruktion und den ursprünglichen Sand-Putz (mit dem Handfeger) entfernt, da sich herausstellte, dass die Wand feucht ist.

Seit dem blüht Salpeter aus und sprengt so nach und nach auf einer Höhe von 1,2m bis 1,8m die Ziegel.

Ein "Salpeter auswaschen" halte ich bei einem solchen Tränkungsgrad für nicht mehr möglich, zumal die Wand im natürlichen und dementsprechend feuchten Sandboden steht. Die "Wasserzufuhr" von unten stoppen wäre wohl nur mit meterweisem Austausch der unteren Ziegelreihen gegen Betonfundament von der Hauswirtschaftsraumseite aus möglich. So könnte das Sichtmauerwerk bestehen bleiben, wenn es dann in der Folge irgend wann mal ganz trocken ist.

Alternativ ein kontrolliertes Ausblühen über einen sehr offenporigen Kalkputz auf der Flurseite (kein Sichtmauerwerk mehr), der alle paar Jahre erneuert werden müsste.

Ich bin mir da selber noch nicht so ganz schlüssig, was es werden wird.
 
Vielen Dank

für die zahlreichen Antworten zur Entstehung Salzbelasteter Wände und die Grundregeln zur Sanierung derselben. Nun ist mir die ganze Thematik verständlicher. Ich habe noch eine Wand einer ehemaligen Stallung zu sanieren. Während der letzten gut 30 Jahren stand diese nicht in direktem Kontakt mit Gülle oder Kot. Wenn eine Luftübertragung nicht möglich ist sollte hier während dieses Zeitraums keine Salzeinlagerung stattgefunden haben, was davor war weis ich leider nicht. Denke ich werde die Wand erst mal mit besagtem Opferputz verputzen und schauen was passiert. Anschließend mal den Endputz dran und ne Wandheizung dazu. Für weitere Tips bin ich nach wie vor dankbar.

Grüße und Danke an alle!
Karlheinz Schuppert
 
Mauersalze

Das wichtigste bei dieser Problematik ist es wohl, zu erkennen das Feuchtigkeit und Salze im Mauerwerk unmittelbar zusammenhängen! Auf diese Erkenntnis können dann wirkungsvolle und nachhaltige Entsalzungsmaßnahmen geplant und durchgeführt werden.
 
Thema: Salzbelastete Wände

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