Dünner Ausgleichsputz (+Gewebe?) auf verputzter Fachwerkwand

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Stefan Weiland

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Ich möchte mit einer möglichst dünnen neuen Putzschicht die unebene, teilweise gerissene und aufgebrochene alte Putzschicht ausgleichen. Oberste Schicht soll ein Dekorputz werden.

Grundlagen: Fachwerkkonstruktion mit vorgesetzter Klinkerfassade (1913), Innenputz ist rauher, welliger Lehmputz und darüber ein glättender sandiger Kalk?-Gips?-Putz (Innen- und Aussenwände).

1) Welche Putze sollte ich zum Spachteln bzw. Ausgleichen nehmen? (evtl. Reinkalkputz?)

Um zukünftig neue Risse auszuschließen könnte auch ein Gewebe (z.B. Gittex oder Maxit) vollflächig mit eingearbeitet werden.

2) Wie dünn kann neue Putzschicht minimal sein damit nichts mehr reißt oder sich die neue Putzschicht vom Untergrund trennt? (Putz/ Gewebe/ Putz)
3)Welcher Putz wäre hier angebracht?

Viele Dank für Eure Hilfe, Stefan
 
Enttäuschung

Leider muß ich Ihnen als Fachmann und aus eigener Erfahrung heraus (Besichtigung bei einer Vielzahl gleichlautender Situationen!)mitteilen, daß Ihre Vorstellung der Renovierung so keinen Erfolg bringt.
Warum?
Sämtliche mineralischen Putze halten auf Lehm nur mechanisch!
Ist nun aber diese Haftung hinüber, so hilft auch keine Überarbeitung mit nachfolgenden Materialien und Geweben.
Sie werden nur Freude haben, wenn Sie die Putzflächen komplett vom alten Oberputz befreien und nachfolgend z.B. mit einem faserarniert Lehmdünnputz überarbeiten.
Bei Bauteilübergängen, die ebenfalls Lockerungen bzw. gar keinen Lehmauftrag haben, sollte dies erst einmal hergestellt werden. Schilfrohr- oder auch dünner Haraklithputzträger aufgebracht, etwas Lehmgrundputz incl. Gewebeeinlage (grobmaschig!!) und durchtrocknen lassen. Anschließend wie bereits erklärt verfahren.
Grüße und gutes Gelingen.
 
neu auf alt - hart auf weich?

Beim Putzaufbau ist immer zu beachten: niemals hart auf weich.Als Faustregel ( von weich bis hart)kommt erst Lehm-, dann Kalk-, dann Kalkgips und Gips-, danach Kalkzement- und Zementputz. Da aber früher oft am Bindemittel gespart wurde, kann ein Laie nicht erkennen ob ein Putz die notwendige Härte besitzt. Um eine weiche Wand verputzen zu können befestigt man einen Putztäger zB. Streckmetall durch nageln (vorsicht - Gefach kann beschädigt werden) oder dübeln. Wichtig ist, daß freiliegende Hölzer vom neuen Putz durch zB. Bitumenpapier getrennt werden. Dieser Aufbau kann dann neu verputz werden.Der neue Putz soll nicht zu hart gewählt werden, damit er auftretende Spannungen abfangen kann.Vorhandener Kalkputz kann mit einer vorherigen Grundierung und Kalkglätte (Weber & Boutin ) überabeitet werden. Die Auftragsdicke ist jedoch begrenzt. Vorhandene Risse zu beurteilen ist schwierig. Armierungsgewebe ist bei Zugkräften gut. Bei Verwendung von Kalk oder Zement als Bindemittel muß das Gewebe alkalibeständig sein. Setzrisse sind gesondert zu behandeln, da hier große Kräfte auftreten können. Die Härte des Dekorputzes muß abgestimmt werden.
 
Bitumenpapier ???

Hallo Friedhelm Bongen,

damit wäre ich vorsichtig - kann u.U. zu Feuchtestaus führen.

Gruß aus BS

Bernd
 
Gegenbetrachtung zur Fa. Bongen

In den normalen Putzaufbausituationen von monolitischen Bauten ist diese Lösung bestimmt funktionsfähig und fachlich machbar und üblich.
Doch im Lehmbau bzw. bei vorgefundenen Lehmbaukonstruktionen ist einiges anders und sollte auch anders definiert werden.
Ein Entkoppeln der Holzbauteile mittel Bitumenpappe ist kritisch, denn gerade der Baustoff Lehm beschehrt dem natürlichen Holzschutz enorme Vorteile.
Entkopple ich also nun durch den Streifen Bitumenpappe das Holzbauteil und überspanne es nachher zur Putzhaftung noch mittels metallarmierung, dann entsteht an den Außenkanten der Bauteile ein Aufwölben der Putzschicht (durch Trocknungsvorgang hervorgerufen!).
Bei Holzbauteilen muß natürlich ein Putzhaftträger aufgebracht werden, der am besten aus 70-stengeligen Schilfrohr bestehen könnte. Darauf einen Lehmgrundputz mittels Glasfasergewebe (grobmaschig!!) und durchtrocknen lassen. Danach kann dann ein Lehmoberputz oder auch ein Kalkputz (Reinkalk-, Muschelkalk- oder Sumpfkalkputz) aufgetragen werden.
Bringt man aber auf eine Lehmkonstruktion metallische Putzträger auf, so muß mit späteren Durchrostungen bzw. Rostflecken in der Putzoberfläche gerechnet werden (hängt mit den mechan. Beschädugungen an den Verzinkungsflächen durch die Montage ab!), da die Lehmkonstruktion sehr stark diffussionsfähig ist und ständig Feuchtigkeit speichert und puffert, um diese dann in die eine oder andere Richtung schieben (ablüften!) zu wollen.
Verschiedenste Schadbilder sind durch uns schon zu begutachten gewesen und immer wieder ergab sich der selbe Tatbestand: Metallische Putzträger - Rostbildungen.
Auch ist bei Lehmkonstruktionen darauf zu achten, daß die Kalkputzsysteme in die Lehmflächen homogen einmassiert ausgebildet werden, da die in ihrer Materialstruktur wesentlich härter ausragierenden Putzebenen, nur mechanisch auf den lehmflächen halten.

Auch ist eine Betrachtung hinsichtlich der metallischen Flächenbelegung sinnvoll, denn die nachfolgenden Installationen (Elt, Kommunikation) können zu strahlungserhöhenden Belastungen führen.

Soweit meine Betrachtungen zu Aufbaulösungen auf Lehmuntergründe und ein gesegnetes Wochenende vom lehmbauer Udo.
 
Thema: Dünner Ausgleichsputz (+Gewebe?) auf verputzter Fachwerkwand
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