Lehmputz auf Kalkputz?

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Tine

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Hallo,

wir sind gerade am generalrenovieren des nächsten Raums (mühsam ernährt sich das Eichhörnchen). Momentan bin ich dabei den scheusslichen Zierputz der Vorbesitzer runterzukloppen. Darunter kommt ein Sammelsurium von verschiedenen Putzen zum Vorschein: Kalk-Sand-Putze aus verschiedenen Epochen (teilweise in 5 und mehr Schichten gekalkt) und Gipsputz (an manchen Stellen zum Ausbessern vor Aufbringung des Zierputzes). Wenn nun alle losen Stellen entfernt sind, geht das, dass wir darauf mit Lehmputz neu Verputzen können oder müsste dazu der ganze Putz entfernt werden? Wenn möglich, wie muss dann der Kalk-Sand-Putz vorbehandelt werden?

Grüße von
Tine
 
Hallo, es reicht, wenn man alles, was lose ist, entfernt. Der Rest kann bleiben. Manche sagen, man soll vor der Weiterbehandlung alle Wände gut durchnässen, wir haben das nicht gemacht und ziemlich feuchten Lehmputz aufgetragen, runtergefallen ist bis jetzt noch nichts. Grüße Annette
 
Normalerweise genügt es, die wirklich losen Teile zu entfernen. Im Sinne des Bauwerksschutzes würde ich aber auch alles abschlagen, was nach Gips oder Zement aussieht. Lehmputz haftet fast auf jedem Untergrund, man kann inhomogene Grundlagen aber auch mit mineralischen Anstrichen festigen (ich glaube Kieselsäure oder so). Beim Aug´ftrag in mehreren Schichten und einer Grundschlämme hält Lehm aber allemal, zumal mit einer Armierung aus Jute ö. ä. Schon mal über eine Schilfmatte als Putzträger nachgedacht?
 
warum Schilfrohrmatten?

Hallo Günter, erstens, für innen ist es ja wirklich Geldverschwendung, denn die Teile sind ja nicht grade billig, zweitens, schon mal den Putz wieder von Schilfrohrmatten abgeschlagen? - Geht ziemlich einfach und problemlos und ich hätte da fast Angst, dass wenn ich einen Nagel in meine Wand schlage, um ein Bild aufzuhängen, dass mir dann alles wieder runterbröselt... :) Lehm auf Lehm tuts doch auf alle Fälle und der klebt ohne Ende. Grüße Annette
 
Hi Annette: Das schreibte ich ja. Lehm pappt immer und überall, sogar auf der Mütze und in der Unterhose. Nur: Wenn einer noch wenig Erfahrung mit Lehmputz hat, tut er sich mit der Schilfmatte leichter, weil die einen einheitlichen Untergrund bietet. Ich musste von meinen Mansarden an einigen Stellen den alten Lehmputz von einem Schilfgeflecht klopfen. Das hat 200 Jahre gehalten und mich 200 Liter Schweiß gekostet. Lehm und Schilf hatten so ein richtig zähes Gewerk gebildet. Es kommt auf den Putz an ...
Gruß Günter
 
Hallo Anette, hallo Günter,

bevor ihr euch jetzt kloppt von wegen Schilfmatten pro und kontra - eben genau diese Frage: bringt es etwas (ausser bessere Haftfähigkeit) in Bezug auf Isolierung, Lärmschutz, Wohnklima etc. wenn Schilfmatten zwischen Lehm- und Kalkputz sind?

Interessierte Laiengrüße von Tine
 
Wir kloppen uns nie, schmeißen höchstens mit Lehm. Die Schilfmatten bringen, weil luftig, ein bisschen Wärmedämmung; um richtig zu dämmen, müssten sie aber schon mindestens 5 cm dick sein. Ich dachte aber an einfache Schilfmatten als Putzträger lediglich zur Arbeitserleichterung. Wer keine Erfahrung im Umgang mit Lehm hat, erlebt frustrierendes, wenn der zu dünne Lehmputz von der wand läuft oder der zu dicke Putz an der Kelle kleben bleibt; da hilft die Matte. Beim Lärmschutz helfen nur massive Stoffe, nicht aber luftige wie Schilf; eher im Gegenteil. Ich habe in meinem Fachwerkhaus die doch arg gerupften Innenseiten der Außenwände erst mal mit reinem Kalkputz zugebuttert, dann 2cm Schilfmatte, nochmal Kalkputz und wieder 2 cm Schilfmatte; darauf kommt dann 3 cm Lehmputz in zwei Lagen und die Wandheizung. Hier wirkt das Schilf vor allem als Wärmedämmung. Ist aber keine Glaubensfrage - viele Wege führen ans Ziel (ich kenne Puristen, die dämmen bei 14 cm Fachwerk gar nix).
Gruß gf
 
Hallo Günter,

das mit dem "kloppen" war nur im Spaß gemeint. ;-)..... Nun aber noch eine andere Frage: wie dick bzw. dünn soll denn so eine Lehmputzschicht sein um a) ohne Schilfmatte und b) mit Schilfmatte optimal zu halten bzw. für einen Laien noch verarbeitbar zu sein?

Lernbereite Grüße,
Tine
 
Da sich der Lehm am besten in mehreren Lagen auftragen lässt, ist nahezu jede Dicke zu erreichen. Das geht also von 5 mm bis theoretisch 50 cm. Bei der Schilfmatte, die natürlich in Putz gebettet werden solte (ich reite das Pferd bis es tot umfällt) kann man mit einer dünneren Schicht arbeiten: Ordentlich einschlämmen und dann eine Lage Lehmputz, je nach Material so 2 bis 5 mm dick. Beim direkten Putzen auf die Wand bekommt man alleine schon wegen der Unebenheiten unterschiedliche Putzstärken; also: erste Lage in die Tiefen Löcher, zweite Lage zu egalisieren drüber, dann die letzte Schicht ... Ruft mal den Udo Mühle an, Lehmpapst seines Zeichens hier im Forum und sehr auskunftsfreudig. Und hebt noch einen Batzen Lehm auf, falls die Annette euch mal besucht (Kicher) ...
Gruß Günter
 
ooooch

Lehm ist doch auch was für Laien, meine Lieblingsbeschäftigungen bisher beim Sanieren waren Boden abschleifen und Wände "streicheln", also verputzen. Wenn man zu dünnen Lehmputz auf die Schilfrohrmatten schmiert, dann stellt man am besten nen Eimer drunter, das läuft nämlich runter... In der Regel werden die Wände, wo es eine Außenseite gibt, also die Außenwände, die werden mit Schilfrohrmatten gedämmt (man kann auch anders dämmen ich weiß), so wie es auch der Günter schon beschrieben hat. Um die Innenwände zu begradigen kann man aber auch "nur" Lehm aufputzen. Man kriegt das richtige Mischungsverhältnis ziemlich rasch raus, finde ich, wenn man sich mit dem Zeugs erstmal auseinandergesetzt hat. Wichtig ist, erstmal alles, was die nicht vor 200 Jahren auf die Wände gemacht hätten, runterklopfen. Aller Beton- und Gipsputz und was da noch so drauf ist. Wir haben das letztes Jahr tatsächlich 5 Wochen lang Tag für Tag gemacht. Keine Angst vor Lehm, ist wirklich ein toller Baustoff *mitlehmschmeiss* ;-). Ich finde Schilfrohrmatten halt einfach zu teuer, um sie zu "verplämpern". Außerdem ist das erstens doppelter Aufwand (weil erstmal Lehm auftragen, Matten zuschnipseln, wieder Lehm...) und dann habt Ihr unter Umständen gleich mehrere cm Wandaufbau mehr (Türen nicht vergessen). Bei nem Fachwerkhaus braucht man eh jeden Cent und man muss sich wirklich überlegen, wo man den jetzt am besten investiert :). Mein Lehm hat übrigens noch nie so an der Kelle geklebt, dass er nimmer runter wollte. Aber da sind ja auch keine Pferdeäpfel drin *grinsgrins*. Und klopfen tun wir uns niiiiiiiiiiiiiie, höchstens mit Sektkorken rumschießen. Grüße Annette
 
Putzaufbau mit Lehm

Mischmauerwerke und demzufolge auch Mischputze (wenn gründlich auf Grundfestigkeit untersucht worden ist!!)können problemlos mit mind. 2-lagigen Lehmputz überarbeitet werden. Dabei ist aber grundlegenst darauf zu achten, daß in die erste Lage mit einem Armierungsgewebe zu arbeiten ist, um Rißbildungen aufgrund der unterschiedlichsten Untergrundgegebenheiten zu minimieren. Nach Durchtrocknung der ersten Lage anschließend die Oberputzlage aufbringen und überarbeiten. Danach mittels Lemfarbe, Baumwollbeschichtung oder farb.Finishputz endbehandeln. Grüße vom Lausitzer Lehmbauer.
 
Thema: Lehmputz auf Kalkputz?

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