@ Fred Heim
Hallo,
bin zwar kein ausgewiesener Putzexperte, sondern nur praktizierender Laie. Insofern einfach nur mal logisch gedacht.
Zur Frage Trasskalk als Spritzbewurf. Die zusammenfassende Antwort vorab: Theoretisch ja - Praktisch nein.
Leider betrachten viele den Trasskalk mit seinen vielen positiven Eigenschaften als "zementfreie" Mörtel-Alternative. Hier liegt ein elementarer Denkfehler vor, den Trasskalk bildet beim Abbinden die gleichen Calciumverbindungen wie Zement. Physikalisch wird von Trasskalk auch die gleiche Druckfestigkeit erreicht.
Trotz dieser chemischen und physikalischen Verwandtschaft wäre es aber umgekehrt genauso falsch, Trasskalk einfach als Austauschprodukt für Zementmörtel zu betrachten.
Die Frage kann auch nicht isoliert beantwortet werden - also unabhängig vom jeweiligen Putzuntergrund, auf den ich oben bereits hingewiesen habe. Entscheidend ist das Putzsystem als ganzes. Wegen der Komplexität des Themas möchte ich hier auf weitere Details verzichten.
Die wesentlichen Unterschiede: Trass ist kein selbständiges Bindemittel, sondern braucht zum Abbinden zwingend das Vorhandensein von Kalk. Dann kann er aber auch im Gegensatz zu Kalkmörtel neben der carbonatischen Erhärtung auch unter Wasser (hydraulisch) aushärten - wie Zement.
Dieser Abbindeprozeß dauert bei Trasskalk jedoch wesentlich länger als bei Zement und muß in dieser Phase ständig feucht gehalten werden. Dieser Prozeß dauert je nach Stärke des Auftrags von mindestens 4 Wochen bis zu mehreren Monaten.
Ein weiterer Nachteil ist, daß Trass ein wesentlich stärkeres Schwindverhalten hat, daß sich ebenfalls über längere Zeit hinzieht.
Diese beiden Aspekte sprechen m.E. dagegen, Trasskalk als Spritzbewurf einzusetzen, da die notwendigen Berechnungen auf der normalen Baustelle nicht angestellt werden (können). Im Zweifel habe ich dann zwischen Putzgrund und Unterputz eine unkontrollierbare Zeitbombe.
Abschließend: Trasskalk ist keine genau definierte Mischung und es fehlt dafür m.W. auch eine entsprechende DIN. Der Trass-Anteil kann zwischen etwas über Null und max 55 m% schwanken. Dementsprechend unterschiedlich kann dann auch der skizzierte Abbindeprozeß verlaufen mit unterschiedlichen, erreichbaren Druckfestigkeiten. Im Handel erhältliche Trasskalkmörtel weisen i.d.R. den Anteil und die Art des Trass-Zusatzes (Bims, Pozzoulane, Ziegelmehl etc.) nicht aus. Für den normalen Anwender ist es dann eine Wundertüte, in der zwischen Placebo-Effekt und Über-Dosierung alles möglich ist.
Also: Wenn es denn unbedingt ein Spritzbewurf sein soll, dann ist es auf der (normalen) Baustelle ökonomischer und sicherer, gleich einen Zementmörtel zu verwenden.
Morgendlicher Gruss aus BS
Bernd