Hallo Sabine,
das ist ein gutes Arbeiten, weil Du Deine Antwort nummeriert hast.
zu 1. rein subjektiv betrachtet: Im Innenbereich würde ich mir von keinem reinreden lassen, da hat die Institution "Denkmalpflege" (die ja meist auch nur redet und Vorschriften produziert, aber bei Zuschüssen gar einsilbig wird) verloren. Wenn mir also der Sandstein aus schon genannten Gründen nicht gefallen würde, würde ich das Vorhandene dokumentieren (die Platten vielleicht etwas tiefer eingraben und somit am Fleck belassen) und genannten Dielenboden darüber bauen. Das ist aus meiner Sicht kein leichtfertiger Umgang mit historischer Bausubstanz; letztlich sind die Häuser für die Menschen da und nicht der Mensch eine Staffage für etwas unveränderlich Altes als Wert an sich. Ihr habt ja auch keinen intakten Sandsteinboden, sondern sammelt fleißig, um wieder einen herzustellen. Mein Dreijähriger spielt am liebsten in der Küche, auf dem Fußboden.
Und in den allermeisten Fällen ist es ja durchaus möglich, Erhaltenswertes mit Wohnkomfort zu verbinden - das ist ja mein Beruf.
Nun kann man ja den Sandstein trotzdem schön finden und als Boden wieder einbauen wollen - vieleicht gibt es einen unbeheitzten Bereich anderswo im Haus?
Wenn er unbedingt in der Küche sein soll, würde ich den Boden temperieren. Auf der empfohlenen Liaverschüttung (gut verdichtet) zunächst einen Heizestrich legen und darauf in Mörtel die Platten, auch die Fugen mit einem Kalkmörtel gut geschlossen. Aufgrund der großen Masse wird das System freilich etwas träge, aber eine Fußbodenheizung bzw. -temperierung sollte ohnehin durchgängig betrieben werden. Kombiniert Ihr das mit etwas Wandheizung, wird's trotzdem eine gemütliche Küche.
Meine erste Wahl für eine Küche wären breite (wie gewachsen) und dicke (4-5cm) Eichenbohlen, mit Ästen und ggf.ein paar kleineren Rissen, geölt. Das wäre dann auch ein anderer Anblick als die 100%ig cleanen lackierten Parkettdielen aus der Folie.
zu 2. Ausgehend von der enormen Saugkraft sächsischen Sandsteins vermute ich einfach, daß es um größere Mengen des Terpentinanteiles geht - deshalb "ausgießen"
zu 3. Das ist eher eine prozentuale Sache. Ich kenne halt deutlich mehr Leute, die mit Terpentin Probleme haben (auch sehr gut gereinigtem); als mit Citrusschalenöl. In der Vergangenheit kamen viele Probleme mit Citrusschalenöl von unzulänglicher Reinigung und Pestiziden in den Schalen. Heute stehen für erschwingliche Preise 5-fach gereinigte Citrusschalenöle aus ungespritztem Vertragsanbau zur Verfügung. Die abdestillierten Aromastoffe landen in bekannten Citruslimonaden.
Aber natürlich hast Du recht, es gibt Menschen, die auch auf solches Öl allergisch sein können, wie auch auf Erdbeeren, Nüsse, Rotwein...
zu 4. Schichtdicke meint den ja vermutlich Zentimeter-tiefen Eintag in den sehr porösen Sandstein.
zu 5. Absolut ungeeignet habe ich nicht geschrieben, nur mögliche Probleme genannt. Eines ist eben der z.T. hohe Eiweißanteil des unbehandelten Öles, je nach Herkunft und Pressung. Die (gering enthaltenen) Sikkative halte ich in diesem Zusammenhang für vernachlässigbar, letztlich ist auch der Stein ein Mineralgemisch mit Schwermetallanteilen, außerdem sind sie ja fest gebunden und könnten allenfalls im Staub aufwirbeln. Außerdem wird in Leinölverarbeitungen ja nicht nur über die Sikkative, sondern auch über Vernetzungen (Standöl) eine schnellere Trocknung erreicht.
Zu 6. Topfkonservierer sind lt. Deutsches Lackinstitut "Stoffe, die das Schimmeln und Faulen von Dispersionsfarben und Dispersionslacken im Gebinde verhindern." In (Natur)Ölfarben sind diese meines Wissens nicht enthalten, gute Naturfarben sind volldeklariert.
Eiweißanteile werden bei der Weiterverarbeitung des Leinöls entfernt, bei weiterverarbeiteten Ölen wie Hartölen besteht somit keine Schimmelgefahr. Natürlich schimmelt es ohnehin nur bei verstärkter Feuchtigkeit.
Soweit (fast hätte ich geschrieben: in Kürze
Grüße
Thomas