Pilze im BigBag

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LehmHandWerk

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I186_3115_200481913530.jpgWer hat damit Erfahrung und derartiges schon einmal erlebt, wenn er den BigBag öffnet und derartige Erscheinungen gucken dich an. Und dazu steht auch noch der Bauherr nebendran und stellt seine Fragen dazu!
 
Becherling

Hallo Herr Mühle,

dieses Bild habe ich im Lehmbau leider schon öfter sehen können. Es handelt sich um einen Pilzbefall mit Becherlingen.
Klasse: Schlauchpilze (Ascomycetes)
Ordnung: Pezizales

Die hier erkannbaren Fruchtkörper können 0,5 – 10cm breit, halbkugelig, schüssel- oder schalenförmig, im Alter flach ausgebildet sein. Die konkave Innenseite kann orange- bis scharlachrot oder gelborange und vollständig von der sporenbildenden Fruchtschicht (Hymenium) überzogen sein. Die Außenseite dagegen ist blasser, weißlich bis blaßrötlich und mehlig – körnig bereift, der Rand ist wellig gebogen, gelappt oder auch eingeschnitten, der Fruchtkörper sitzt stiellos auf, die Basis ist meist zusammengezogen.

Vorkommen:
Mai – Oktober, im milden Westeuropa auch bis Januar, gesellig, oft gedrängt und in großer Zahl auf Waldwegen, Böschungen, naturbelassenen Plätzen, - außerhalb des Waldes auch auf der nackten, besonders lehmigen Erde, neben Stümpfen oder lagernden Stämmen.

Leider können die Sporen und zum Teil auch Fruchtkörper bei der Lehmgewinnung für Bauzwecke mit eingeschleppt werden. Bei günstigen Bedingungen kommt es dann zum Auskeimen und den dargestellten Wachstumsformen. Becherlinge verursachen keine nennenswerten Schäden am Bauholz, sind aber bei einem Befall am Bauwerk ein Indiz für zu hohe Baustofffeuchten, die natürlich auch den Befall durch andere Pilzarten begünstigen.
Der Becherling stirbt bei entsprechender Austrocknung ab, wird der Baustoff aber wieder durchfeuchtet, können die Mycelien und Sporen wieder auskeimen.

Um den Lehmbau nicht unnötig in Verruf zu bringen und auch um unnötige Qualitätsdiskussionen mit der Bauherrschaft zu vermeiden, ist es daher ratsamer, mit Becherlingen befallenes Lehmmaterial nicht zu verbauen.

Mit freundlichen Grüßen

Holger Schmidt-Schuchardt
 
Frage an Herrn Holger Schmidt-Schuchardt

Guten Tag Holger Schmidt Schuchardt
ich habe mal einige Fragen zu ihrer Aussage mit den Pilzen
1. zu ihrer Antwort:
Der Becherling stirbt bei entsprechender Austrocknung ab, wird der Baustoff aber wieder durchfeuchtet, können die Mycelien und Sporen wieder auskeimen.
Ist das mit der Austrocknung wie beim echten Hausschwamm mit der trocken starre gleichzusetzen?
2. dar Pilze überall gegenwärtig sind, stellt sich die Frage wie kann man das ausschließen das in ein Lehm Produkt ein solcher Pilz vorhanden ist?
3. ich habe von dem Lehmbau Hersteller Claytec eine Aussage bekommen das dieser Pilz nach der Trocknung des Lehm-Putzes nichts mehr aktiv ist!
Nun meine Frage wie stehen Sie dazu?

Ich hoffe Sie beantworten mir meine Fragen denn diese interessieren mich brennend.

Mit zimmerlichem Gruß
Andreas VOLLACK
aus Hann. Münden
 
Den kenn ich doch...

ss wuchs eine kleine Kultur in meinem Dachboden nach einbringen des Holzleichtlehms. Natur Pur :)
Mittlerweile ist von denen aber nix mehr zu sehen, da die Schüttung fast komplett trocken ist.
 
"Untermieter"

Hallo Udo,

nach dem ich bei uns im Flur den alten Belag aufgenommen
hatte, lag der lehmige Untergrund frei. Ich war richtig erschrocken, als ich eben diese Gesellen in mehreren Exemplaren auf dem Boden fand. Die sahen irgentwie aus wie Nudeln. Der Rand vom Fruchtkörper klappt später aus und es entsteht eine "ebene" Fläche von der aus dann die Sporenwolke abheben will. Die Pilze waren nur wenige Wochen aktiv. Jetzt kommt nichts mehr nach. Weil ich mir nicht zu helfen wußte, hab ich die nur abgesammelt und die oberste Bodenschicht entfernt.
 
Antwort zu den Fragen von Herrn Vollack

Hallo Herr Vollack, Hallo Herr Mühe,

die Becherlinge verhalten sich wie andere Pilze auch. Wenn die Entwicklungsbedingungen, Feuchtigkeit, Temperatur, Nährstoffe vorhanden sind, können sich die Pilze sowohl aus vorhandenen Mycelien als auch aus den Sporen entwickeln.
Wenn Lehmmaterial austrocknet, kann man davon ausgehen, daß nach einiger Zeit auch das darin gewachsene Pilzmycel abstirbt, wenn es nicht mehr genügend Feuchtigkeit vorfindet. Zur Zeitdauer der sogenannten "Trockenstarre" habe ich für den Becherling leider keine Angaben, da es sich bei dieser Pilzart nicht um einen gravierenden Holzschädling handelt. Zu den Entwicklungsbedingungen dieser Pilzart habe ich auch in den mir bekannten Nachschlagwerken leider keine Aussagen gefunden.

Wie erläutert, stirbt das Mycel unter ungünstigen Entwicklungsbedingungen im Lehm ab. Das Problem bleiben aber, die trotzdem noch vorhandenen Sporen, die bei erneuter Durchfeuchtung des Lehmmaterials wieder auskeimen können, wie ich leider aus eigener Erfahrung schon an historischer Baussubstanz feststellen mußte.

Aus meiner Sicht bleibt es daher bei meiner Empfehlung, befallenes Lehmmaterial konsequent auszutauschen.

Ein allgemeiner Hinweis an dieser Stelle:
Die Befallsgefahr ist auch abhängig von der Zusammensetzung des Lehms. Ich konnte an verschiedenen Bauvorhaben beobachten, das es offensichtlich Lehmzusammensetzungen gibt, die einen Pilzbefall fördern und andere Lehme, die das Pilzwachstum direkt hemmen. Das hängt offensichtlich mit bestimmten Inhaltsstoffen-Mineralien und dem ph-Wert der jeweiligen Mischung zusammen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen hier weiterhelfen und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Holger Schmidt-Schuchardt
 
Thema: Pilze im BigBag

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