Passende Heizanlage für ein Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert

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Timo

Guest
Hallo liebe Community,

ich hoffe hier ein paar Tipps und Anregungen zu erhalten. Danke schon mal im Voraus. Gegen eine komplette Lösung mit Preis- und Stückliste hätte ich aber auch nichts ;-)

Ich beabsichtige ein Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert zu kaufen. Das Haus ist bis auf die installierte Elektrik und Abwasserrohre noch sehr sehr ursprünglich. Es ist keine Zentralheizung oder dergleichen verbaut, es sind noch die original Fenster verbaut (zusätzlich sind von innen noch Fenster davorgesetzt – beides einfachverglast), der original Putz/Lehm ist verbaut (und noch vorrätig), keine zusätzliche Dämmung etc. Wenn die Elektrik nicht installiert wäre, wäre das Haus quasi einer Zeitreise entsprungen. Aber genau das will ich, ich will es natürlich, ruhiger, endschleunigt …

Dennoch beabsichtige ich eine Heizanlage einzubauen. Wenn man jeden Raum des Hauses zählt, also auch die Flure etc., dann werden aktuell 4 der vorhandenen 8 Räume mit Holzöfen geheizt. Die Holzöfen sollen auch weiterhin die Hauptheizquelle bleiben, dennoch – meine Lebenspartnerin und ich sind beide Berufstätig – ist die Zeit das Haus alleine mit den vorhandenen Holzöfen zu heizen nicht vorhanden. Auch sind die Räume die nicht beheizbar sind natürlich verdammt kalt. Es sind zwar Frostwächter installiert, aber warm machen diese natürlich nicht. Was ich also suche ist eine zentrale Heizanlage die das Haus im Winter konstant bei 17 Grad halten kann, dass dann spät nachmittags wenn man von der Arbeit kommt die Räume wie Küche und Wohnzimmer zusätzlich mit den vorhandenen Holzöfen aufgewärmt werden können. Warum 17 Grad? Das weiß ich auch nicht, es hört sich so an als könnte man dann nach der Arbeit das Haus bis zum Schlafen gehen noch kuschelig warm bekommen. Bei der Heizanlage möchte ich natürlich auch Wert auf Ökologie, Nachhaltigkeit etc. setzen.

Habt ihr Ideen? Braucht ihr noch Infos? Ach ja, gibt es Alternativen zu den klassischen Heizkörpern? Denn diese würden die ursprüngliche Optik des Hauses doch verschlechtern.
 
Nachtrag

Nachtrag: Das Haus hat eine Wohnfläche von 140qm auf zweieinhalb Etagen. Dazu einen "Gewölbekeller". Die 4 größten Zimmer sind gleich und haben ca. 22qm.
 
meines erachtens

wäre hier nur eine elektroheitung mit infrarottechnik sinnvoll. eventuell wären hieruzu lediglich entsprechende kabel zu verlegen.

gruß devid
 
Grundsätzlich,

ist erst mal eine Heizlastberechnung nach DIN 12831erforderlich.

Eine Heizlastberechnung erstellt Dir der Heizungsbauer.
Kostet wohl erst mal Geld, aber nur damit kann man sagen, welches Heizsystem möglich und wirtschaftlich ist.

Eine Heizanlage zu errichten ohne Heizlastberechnung ist völliger nonsens.

Eine überschlägige Heizlastberechnung kann man jedoch auch mittels " DanBasic V "
( http://heating.danfoss.de/tools/software/#/ )
selbst erstellen.
Das setzt allerdings voraus, das man den Wandaufbau kennt, der u-Wert der Fenster bekannt ist und vieles mehr.

Viele Grüße
Hanno
 
Wandheizung ist die perfekte Lösung

Hey Timo,

dass Du ein Problem mit Heizkörpern hast, kann ich verstehen. Sie sind nicht nur hässlich, sondern auch die reinste Energieverschwendung. Warum mit Vorlauftemperaturen von 60 Grad die komplette Raumluft erwärmen, wenn man mit rund 30 Grad Wand oder Decke erwärmen kann?
Devid hat recht: Infrarot ist die Lösung, auf gut deutsch: Strahlungswärme. Aber ich denke, dass bei den steigenden Strompreisen eine elektrische Heizung wenig Sinn macht. Die Leitungen müsstest Du ohnehin einputzen - dann kann es auch eine wassergeführte Heizanlage sein. Wenn Ihr sowieso mit Holz heizt, würde ich einen einfachen Holzkessel oder eine Brennwerttherme nehmen. Die Heizrohre werden auf den Wänden verlegt und mit Lehm eingeputzt. Die erwärmte Wand strahlt Euch dann an - fühlt sich ziemlich angenehm an.
Eine Heizlastberechnung wie von Hanno empfohlen ist aber jedenfalls sinnvoll. Dann wisst Ihr, wieviel Energie Ihr benötigt und wie groß der Kessel sein muss. Was die Heizflächen angeht: Das System kostet nicht viel (etwa 10 bis 15 Euro je Quadratmeter Wandfläche, ohne Putz), deshalb würde man sinnvollerweise alle freien Flächen damit belegen. Das erwärmt auch die Gebäudehülle und schützt damit die Bausubstanz.
Dafür brauchst Du aber Zeit - das Biegen der Rohre ist nicht mal eben gemacht. Und der Putz muss mehrlagig aufgebracht werden und pro Schicht trocknen. Die schnelle Alternative wären vorgefertigte Heizelemente. Lattung auf die Wände, Dämmung dazwischen (Dämmung ist so oder so empfehlenswert), Platten draufgeschraubt, miteinander verbinden, zwei dünne Putzschichten, fertig. Wir bei WAKA haben die in zwei Varianten: Als magnesitgebundene Holzwolleplatte oder als Lehm-Hanf-Platte. Beides vollökologisch und - wichtig bei Fachwerkhäusern - sehr leicht. Da liegt der Quadratmeter Heizfläche jedoch bei 100 Euro. Kannst Du Dir ja hier mal anschauen: www.wakatherm.de
Wenn Du Dich für Wandheizung entscheidest oder noch Fragen hast, melde Dich doch einfach bei uns. Wir schauen uns dann das Gebäude an und entwickeln die beste Lösung. Dann gibt's auch die gewünschte Preis- und Stückliste ;-)

Lieben Gruß, Martin
 
grundsätzlich

halte ich von einer innendämmung rein garnichts, da diese aus physikalischer sicht (zieht den taupunkt richtung innenwand) nicht gut ist. sollte hier tauwasser im bereich innendämmung/außenwand anfallen...gute nacht!!! dies war der grund warum ich von einer wandheizung abstand genommen habe. und eine wandheizung ohne dämmung ist nonsens.

gruß
 
Taupunkt

Martin was sagst du denn dazu??

P.S. Danke für die Antworten, werde später ausführlicher schreiben.
 
Dämmung vs. Wandheizung

Hallo Timo,

heimwerker hat hinsichtlich des Taupunkts physikalisch gesehen recht, aber die Konsequenzen sind meines Erachtens übertrieben.
Es gibt zwei Möglichkeiten zu dämmen: von außen oder von innen. Letztere ist ein seit Jahrzehnten praktiziertes Verfahren. Natürlich kann man da auch Dinge falsch machen, die zu dem von heimwerker beschriebenen Problem führen können. Aber man kann es bei Einhaltung der Herstellervorgaben und mit erfahrenen Handwerkern eben auch richtig machen. Vielen Hausbesitzern ist es jedenfalls gelungen.
Und "Wandheizung ohne Dämmung" ist nicht unbedingt Nonsens. Die Funktion bleibt erhalten, nur die Energiebilanz ist davon beeinflusst. Die Frage, ob mit oder ohne Dämmung und, wenn ja, in welcher Dimension, stellt sich aber bei allen Formen der Innenraumerwärmung. Auch ein Holzofen in einem ungedämmten Raum wäre aus dem Blickwinkel Nonsens...
Soweit, mit Gruß, Martin
 
@ devid

Du hast geschrieben:

Meines Erachtens, wäre hier nur eine Elektroheizung mit Infrarottechnik sinnvoll. eventuell wären hier zu lediglich entsprechende Kabel zu verlegen.

Ich kann wohl Deine Abneigung gegen eine Innendämmung teilweise verstehen, doch dann erlaube mir bitte die Frage, wie Du auf solch eine Empfehlung kommst.

Die Infrarotheizung ist mit Abstand die teuerste Heizart bei niedrigem Dämmstandart.

Guggst Du:
www.energieheld.de/heizung/elektroheizung/infrarotheizung#vorteile-nachteile

Viele Grüße
Hanno
 
Flächenheizungen

Ich glaube Flächenheizungen sind tatsächlich die eleganteste Lösung für Altbauten. Allerdings trägt das je nach Bauart auch ganz schön auf, was zumindest im Fensterbereich bei kleinen Fenstern (wie früher üblich) dann schon sehr unschön aussehen kann.

Es ist auch keine kleine Investition, denn man muss ja möglichst große Wandflächen mit der Heizung ausstatten.

In meinem Haus möchte ich später in ferner ferner Zukunft im Erdgeschoss eine Fussbodenheizung und im Obergeschoß eine Wandflächenheizung einbauen. Im EG vielleicht auch kombiniert. Zusätzlich möchte ich aber auch wieder einen Kachelofen einbauen, da Kachelöfen aus meiner Sicht unschlagbar sind.

Da würde auch meine Empfehlung hingehen. Sofern ihr euer Holz günstig beziehen könnt und fit genug seid um euch die Arbeit damit zu machen wäre das durchaus eine günstige Alternative.

In meiner ungedämmten Altbauwohnung habe ich einen neuen Kachelofen errichtet und der braucht jetzt im Winter ca. 25 kg Kohle alle 2,5 Tage. Ich feuere den grundsätzlich nur abends an und nach 24 h habe ich immer noch mind. 19° in der Bude. Gut, ich wohne im 2. OG eines geziegelten Mehrfamilienhauses, das kann natürlich bei Fachwerk anders aussehen - ist aber sicher auch abhängig vom Ofen.

Ich habe auch einen normalen Kaminofen, aber der speichert halt keine Wärme und der wird nur genutzt um Wohnküche / Bad mal zu überschlagen. Da bei mir vor der Sanierung schon eine Gasheizung eingebaut war, habe ich diese belassen, nutze sie aber nur für warmes Wasser und wenn ich mal zu faul bin Holz oder Kohle zu schleppen.

Zu DDR Zeiten war übrigens in meinem Haus ein Kachelofen eingebaut, der 5 Räume umfasste, das fand ich auch nicht so doof.

An eurer Stelle würde ich mir das auf jeden Fall genau überlegen. Wenn ihr so wenig wie möglich eingreifen wollt, ist ein Kachelofen (oder andere Ofenarten mit Speicher) sicher die stilechteste Variante.

Zwei Nachteile gibt es allerdings:

1.: im Winter verreisen / tagelang abwesend sein ist dann aufgrund der Frostgefahr sicher ein Thema
2.: Da Kachelöfen meist mitten im Haus stehen (wo auch die Schornsteine stehen) ist es in der Anheizphase manchmal etwas unangenehm, da ja die warme Luft (Ich habe eine Kachelofen-Luftheizung) dann an den Aussenwänden abkühlt und man das Gefühl hat es zieht. Wie sich das bei reinen Kachelöfen oder Grundöfen verhält, kann ich nicht sagen. Das hält sich aber wirklich in Grenzen.

In der Wartung, im Aufbau und im Unterhalt wird so ein Ofen jedenfalls mit Abstand günstiger sein als alles andere.
 
Das ist keine einfache entscheidung

Bezüglich der heiztechnik. Von den Kosten her darf man natürlich nicht nur die reinen Heizkosten betrachten. Man muss natürlich auch die ganze anlagentechnik, installationsaufwand, Wartung, Platzbedarf, erneuerungskosten, reparaturen, etc. Berücksichtigen. Grundsätzlich sind die Heizkosten von stromheizungen aktuell teurer als die der Heizungen mit fossilen brennstoffen. Wenn man die geplante Heizungsanlage nur als sekzndärheizung (vlt nur 30 % oder weniger des wärmebedarfs) nutzt, kann es unter Umständen eine halbe Ewigkeit dauern bis die mehrheizkosten bei Elektroheizung die kosten von fossilen Heizanlagen aufgefressen haben. Für eine sekundärheizung würde iCh den Aufwand so gering wie möglich halten. Bei der innendämmung muss in der Regel eine dampfsperre aufgebracht werden. Diese muss dicht sein! Sonst sifft das tauwasser vermutlich hinter der Isolierung. Die Isolierung wird nass und dämmt nicht mehr. Was daraus alles resultieren kann, kann man sich vorstellen. Eine Konvektions- oder strahlungsheizung verliert bei ungedämmten Wänden wesentlich weniger energie, als eine wandheizung die direkt auf der ungedämmten wand installiert ist. Desto größer die materialdichte, desto besser die wärmeleitFähigkeit ! Es gibt in Bayern einen sehr erfahrenen Architekten, wenn es um eine WirtschaftLiche, sinnvolle sanierung/Renovierung von Altbauten geht. Bei so einem Projekt kann sich ein Honorar für eine Beratung sehr lohnen. Des weiteren muss der Architekt natürlich für seine beratungsleistung haften. Gruß
 
@ devid

Du schreibst:
......... Man muss natürlich auch die ganze anlagentechnik, installationsaufwand, Wartung, Platzbedarf, erneuerungskosten, reparaturen, etc. Berücksichtigen.

Daher wiederhole ich mich gerne.

""Grundsätzlich ist erst mal eine Heizlastberechnung nach DIN 12831erforderlich.""

Hast Du dir mal die Arbeit gemacht, eine Heizlastberechnung für dein Heim zu erstellen ?

Ich habe mir die Arbeit für unser derzeitiges Projekt gemacht ( sowohl für das ungedämmte, wie auch für das Innengedämmte Haus ), da wir ebenfalls vor der Frage standen welche Heizung wir einbauen sollen.

Jeder seriöse Energieberater / Architekt wird Dir von einer IR-Heizung in einem ungedämmten Fachwerkgebäude abraten.

Viele Grüße
Hanno
 
Thema: Passende Heizanlage für ein Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert
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