Neubau Wandaufbau nach ENEV 2014

Diskutiere Neubau Wandaufbau nach ENEV 2014 im Forum Fachwerkkonstruktion im Bereich - Servus an die Fachwerker, ich lese schon einige Jahre hier im Forum mit und möchte mich erst mal für die vielen guten Informationen bedanken...
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Hopfensack

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Servus an die Fachwerker,

ich lese schon einige Jahre hier im Forum mit und möchte mich erst mal für die vielen guten Informationen bedanken.

Meine Frau und ich suchen schon seit über zwei Jahren ein schönes Bauernhaus zwischen Dresden und Bautzen, welches wir nach den alten Regeln der Kunst renovieren wollten. Leider konnten wir bisher in unserem begrenzten Suchraum kein geeignetes Objekt finden.
Ein Neubau kam bisher nicht in Frage, da uns die aktuellen „Industriebaumaterialien“ ökologisch nicht zusagen.

Vor kurzem sind wir aber auf einen Handwerksbetrieb gestoßen, welcher Zimmerei- und Lehmbauleistungen anbietet.
Nach einem sehr ausführlichen Gespräch waren meine Frau und ich uns einig, wenn Neubau dann nur in dieser Form.

Was bedeutet dies?
- Holzskelettbauweise aus unbelasteten Vollholz
- Wände in verschiedenen Lehm-/Kalkausführungen
- Holzdielen
- Wandheizung
- Wenn möglich so wenig wie möglich Kunststoffe und belastetes Material einsetzen

Das Unternehmen hat uns schon einige nützliche Informationen gegeben, da ich aber von Natur aus eher etwas skeptisch bin, habe ich mich in den letzten Wochen selber auf die Suche nach Informationen gemacht. Unteranderem wurden einige Fachbücher zum Lehmbau angeschafft.

Das größte Problem vor dem ich aktuell stehe ist die aktuelle ENEV und wie man diese mit einem „Fachwerkhaus“ vereinbaren kann.
Sprich, wie führe ich die Außenwand aus und genau hier würde ich euch um eure Hilfe bitten.

Der Wandaufbau der Außenwand soll wie folgt ausgeführt werden (Innen nach Außen)
Den Aufbau kann man so bei U-Wert.net identisch nachbilden.

1. 30mm Kalkputz
2. 60mm Holzfaserdämmplatte STEICOprotect H
3. 180mm Holzskelettbauweise mit Hanf-Stampf-Lehm Ausfachung (Vergleichbar LLS 400)
Lamba = 0,08 W/mK; c=1500J/(kh*k), Mü = 5; Dichte = 400-600 kg/m³ (je nach Verdichtung)
4. 20mm Schilfrohr
5. 60mm Lehmputz inklusive Wandheizung (Rohre)

Außentemperatur -16°C mit 80% rel. Luftfeuchte

Laut U-Wert.net kommen jetzt folgende Ergebnisse raus:
- U-Wert 0,221 W/m²K
- Tauwasser 0,53Kg/m²
- Holzfeuchte 0,0%
- Trockungsdauer 16Tage
- Phasenverschiebung 26h
- Speicherfähigkeit 285kj/m²K
- Gesamtenergie >538kwh/m²

An sich scheint der U-Wert erst mal in Ordnung.
Was ich aber nicht nachvollziehen bzw. werten kann ist die Tauwasseransammlung zwischen dem Kalkputz und der Holzfaserdämmplatte.
Kann man diese Menge vernachlässigen oder muss ich mir hier Gedanken machen?

Ich würde mich über qualifizierte Antworten freuen.

Gruß Mirko
 
Danke für den Link, ich werde mir es mal durchlesen.

Die "-16°C" habe ich mal aufgefasst für den Standort Dresden. Weiß aber leider nicht mehr woher ich das habe und wie der Fachbegriff war.

Ich bin mir aber auch nicht zu 100% sicher, welcher Wert herangezogen werden sollte. Dies entscheidet aber maßgeblich darüber, wie Stark der Feuchteeintrag ist.
 
AW Neubau

Für dieses Vorhaben ist eine Planung durch einen Bauvorlageberechtigten (Architekt) erforderlich.
Dieser kennt die Vorgaben der EnEV und wird sie entsprechend bei seiner Planung umsetzen.
Dabei muss das gesamte Gebäude und nicht nur ein Teil betrachtet werden.
Einzelaspekte im Forum zu klären ist nicht zielführend.
-16*C ist für die Lausitz ok.
 
Was soll heißen "ist ok"?

Soll er die Wand für eine Min. Themperatur auslegen? Was soll das bringen?
 
Außentemperatur

@ Methusalem
Die Normaußentemperatur wird zur Heizlastberechnung benötigt.
Deutschland ist in Klimazonen eingeteilt. Und die genannte gilt für die Lausitz.
Je niedriger die Außentemperatur, desto mehr Energie wird benötigt um die gewünschte Innentemperatur zu erreichen.
 
Holzständerwand- Neubau

Die Angaben kommen mir etwas seltsam vor-
60 mm Putz innen, dann ein viel zu günstiger Lambda- Wert für den Stampflehm etc.
Ich komme, selbst bei Annahme von nur 60 mm dickem KVH, im 62,5 cm Raster, wie von Steico vorgesehen auf einen U-Wert der Wand von 0,34.
Feuchtigkeit ist bei so einem Wandaufbau ohnehin kein Problem- eher der relativ schlechte U-Wert.

Hier der link zu meiner Berechnung:
https://www.u-wert.net/berechnung/u...5&bt=0&T_i=20&RH_i=50&Te=-5&RH_e=80&outside=0

Warum nicht Statik und Gewicht für Schalldämmung als eine Funktion erfüllen und Dämmung in einer separaten Schicht.
Dann könnten schwere Lehmsteine in Gefachen eingebaut werden und außen davor eine separate Dämmschicht mit sehr guter Wärmedämmung.

Bei der jetzigen Planung ist es eher ein Zwitter.
Die korrekten Lambda-Werte sollte eure Firma euch angeben können
Andreas Teich
 
Neubau

Nach meiner Erfahrung würde das Umsetzen Ihrer Vorstellungen einen höheren Preis, Probleme bei der Finanzierung, Probleme bei der Genehmigung und ein signifikant erhöhtes Schadensrisiko bedeuten.
Der Wiederverkaufswert, egal wann ein Verkauf einmal erfolgen sollte, wird unter dem normalen Verkehrswert von Häusern vergleichbarer Größe und Baualter liegen.
Inhomogene, aus vielen verschiedenen Baumaterialien zusammengesetzte Außenwände sind zum Beispiel risikobehafteter als monolithische Wandaufbauten.
 
Ergänzung

Danke für die zahlreichen Antworten.

Vielleicht nochmal zum Grundverständnis.
Das Projekt bzw. die Idee steckt noch in den Kinderschuhen. Wir haben erst ein Treffen mit dem oben erwähnten Betrieb gehabt und ich versuche jetzt an Hand der bisher erhalten Informationen die Sache aufzuarbeiten.
Das Unternehmen bietet über Statik bis zum einreichen des Bauantrages und die komplette Baubetreuung/Organisation alles an. Schlüsselfertig wäre auch kein Problem, aber ich lege dort wo es Sinn macht doch Lieber selber Hand.

Die technischen Angaben zum Hanf-Stampflehm habe ich mir zusammen gesucht. Die Lamda-Werte schwanken von 0,08 bis 0,1W/mK. Die Angaben habe ich bei verschiedenen Lehmbauern bzw. "Lehmhändlern" gefunden, ich gehe daher davon aus, dass diese soweit stimmen.


@Herrn Teich
Schwere Lehmsteine sollten in die Gefache der Innenwände, aber dies könnte an auch gut an den Außenwändn praktizieren.
Wir haben aber das Glück, dass wir den Lehm aus einer Lehmgrube im Nachbardorf bekommen können. Wir würden daher einiges an Transportkosten sparen und natürlich kostengünstig beim "Erzeuger" kaufen. Dort gibt es aber wie gesagt nur den Lehm aus der Grube.

@Herr Böttcher
Vielen dann auch für Ihre Kritik/Einwände.
Einen monolitischen Aufbau mit Porotonsteinen hatten wir ganz zum Anfang auch in Betracht gezogen, aber konnte uns bisher nicht überzeugen.
 
Öko-Hausbau

Welche Materialien gewählt werden ist letztlich eine Frage der persönlichen Vorlieben.
Fast 100 % Öko und schadstofffrei wäre zB, Holzbalken/Fachwerk/Ständerbau mit selbstgemachten massiven Lehmsteinen oder Grünlingen auszumauern und davor eine Wand aus Strohballen zu setzen und die mit einem Kalkputz zu versehen.

Dabei würde nur das Holzgerüst benötigt werden- am besten gleich mit Dach bestellen, damit man sofort im Trockenen den gesamten Ausbau machen kann, der sich ggf auch alleine ausführen läßt.
Statt verputzten Strohballen kann die Dämmung auch mit Hanf, Zellulose, Wolle, Holzfaserplatten etc erfolgen.
Dabei kann problemlos auch Passivhausstandard erreicht werden.
Fast alles wurde schon gebaut und genehmigt

Andreas Teich
 
Fachwerkneubau

Das dem Chef der Firma bei der Aussicht auf so einem Auftrag schon der Sabber aus dem Mund läuft kannman sich denken. Formbarer Bauherr, Leistungen die preislich kaum vergleichbar sind und deren Höhe mit dem Ökoargument begründet werden können- das lockt natürlich. Er wird Ihnen deshalb in dieser Phase alles versprechen nach dem Motto: Kann alles, weiß alles macht alles, kostet aber bisschen weil Öko.
 
Bei

Bei der Bodenplatte und Abdichtung nach unten hört es dann auch schon wieder auf mit Öko.
Seid Ihr denn bereit, für so ein Haus 50 bis 100% Aufpreis zu zahlen?
Habt Ihr überhaupt schon ein paasendes Grundstück? Die Suche danach gestaltet sich manchmal schwieriger als das anschließende Bauen!
 
Guten Morgen Herr Teich,

genauso haben wir uns das vorgestellt.

Holzskelettbauweise inklusive Dach durch das oben erwähnte Unternehmen erstellen lassen, somit steht erstmal der gröbste Teil im trockenen. Das ausfüllen der Gefache würde dann von Oben nach Unten ausgeführt, damit die Last schon langsam auf die Konstruktion drückt. Spannungs- und Setzungsrisse sollen so minimiert werden.

Die Lehmsteine selber herstellen ist auf jeden Fall eine gute Idee! Ich werde mich zur Herstellung belesen. Tipps sind gern gesehen.

Bei der Außenwand halte ich die HANF-Stampflehm-Ausfachung nach wie vor für eine brauchbare Lösung. Wenn ich mich recht erinnere hat das erwähnte Unternehmen einen Zwangsmischer und eine Fördermaschine (Fachbegriff?). Somit ist man deutlich schneller bei den Ausfachungen der Wände (Zeit ist Geld!) und man hat eine gleichbleibende Zusammensetzung.

Um noch mal auf Herrn Böttcher zurück zukommen, er hat definitiv Recht damit, dass ein monolitischer Wandaufbau weniger risikobehaftet ist als ein „Verbundsystem“. Meiner Meinung arbeiten aber auch Kalkputz, Holzfaserdämmplatte, Holzkonstruktion und Hanf-Stampflehm sehr gut miteinander, deswegen auch der Ansatz in dieser Richtung, obwohl ich auch eher ein Freund des monolitischen Wandaufbaus bin. Aber wie überall, gibt es Vor- und Nachteile, diese müssen halt nur in einem tragbaren Verhältnis stehen.

Was die Probleme bei der Genehmigung angeht, dort vertraue ich mal auf das „beauftrage“ und ausführende Unternehmen, dafür gibt es ja die Verträge. Als größtes Fragezeichen sehe ich aber die ENEV-Vorgaben, deswegen bin ich aber auch hier, um mich vorher schlau zu machen, ob die Vorschriften überhaupt sinnvoll erreicht werden können oder ob das Unternehmen mir hier einen Bären aufbindet.

Zum Thema Finanzierung und Wiederverkaufswert, diese Kritik ist durchaus angebracht. Deswegen soll Eigenleistung nur dort erfolgen, wo es wirtschaftlich überhaupt Sinn macht. Eigenleistung wird ja leider nicht so gut angerechnet wie bezahlte Dienstleistung, diese Erfahrung mussten wir schon im engeren Familienkreis machen, deswegen werde ich dort auch besonders drauf achten.
Der Wiederverkaufswert wird ja durch mehrere Faktoren bestimmt. Standort, Infrastruktur, Energiebedarf etc. Ich denke, dass diese ökologische Bauweise im Zukunft aber immer mehr gefragt sein wird. Wir werden natürlich auch moderne Stilelemente aufnehmen um auch dort auf Höhe der Zeit zu sein.


Ich möchte aber nochmal auf meine Ausgangsfrage zurück kommen.
Hier nochmal ein etwas angepasster Wandaufbau.

Außen: Temperatur -16°C; 80% rel. Luftfeuchte
1. 30mm Kalkputz
2. 60mm Holzfaserdämmplatte STEICOprotect H
3. 240mm Holzskelettbauweise mit Hanf-Stampf-Lehm Ausfachung (Vergleichbar LLS 400)
Lamba = 0,1 W/mK; c=1500J/(kh*k), Mü = 5; Dichte = 400-600 kg/m³ (je nach Verdichtung)
4. 20mm Schilfrohr
5. 60mm Lehmputz inklusive Wandheizung (Rohre)
Innen: Temperatur 20°C; 50% rel. Luftfeuchte

Laut U-Wert.net kommen jetzt folgende Ergebnisse raus:
- U-Wert 0,244 W/m²K
- Tauwasser 0,52Kg/m²
- Holzfeuchte 0,0%
- Trocknungsdauer 16Tage
- Phasenverschiebung 24h
- Speicherfähigkeit 288kj/m²K
- Gesamtenergie >577kwh/m²

Der U-Wert ist durch den geänderten Lambda-Wert natürlich nicht mehr so günstig, um überhaupt in die richtige Richtung zu kommen, musste die Wandstärke erhöht werden. Der Feuchteinfall ist immer noch vorhanden, ist er nun vernachlässigbar oder nicht?


Gibt es einen grundlegenden Denkfehler bei diesem Wandaufbau? Was gilt es besonders zu beachten?

Gruß Mirko

PS: Anbei mal als Vergleich ein monolitischer Wandaufbau. Ob dieser jetzt sinnvoll aufgebaut ist, stell ich mal in Frage.


Außen: Temperatur -16°C; 80% rel. Luftfeuchte
1. 30mm Kalkputz
2. 365mm Poroton T9
3. 20mm Schilfrohr
4. 60mm Lehmputz inklusive Wandheizung (Rohre)
Innen: Temperatur 20°C; 50% rel. Luftfeuchte

Laut U-Wert.net kommen jetzt folgende Ergebnisse raus:
- U-Wert 0,213 W/m²K
- Tauwasser 0,52Kg/m²
- Holzfeuchte 0,0%
- Trocknungsdauer 16Tage
- Phasenverschiebung 26h
- Speicherfähigkeit 279kj/m²K
- Gesamtenergie >521kwh/m²

Im Ansatz erscheint dieser Wandaufbau sinnvoller.




@Methusalem
Nein, ein passendes Grundstück ist noch nicht da, bzw. ist es noch nicht spruchreif. Deswegen möchte ich mich vorher schlauch machen um nicht dann auf Grund von Zeitdruck überschnellte Entscheidungen zu treffen. Das der ökologische Gedanke nicht zu 100% umsetzbar ist, ist uns bewusst und wir werden dies auch nicht auf Biegen und Brechen erzwingen. Kosten-Nutzen muss in einem gesunden Verhältnis stehen.


@Herr Böttcher
Wie schon gesagt, wir sind gerade in der Findungsphase und Hinterfragen natürlich die Aussagen des Unternehmens und glauben diese nicht Blauäugig. Wir haben bereits eine relativ offene Kalkulation gesehen und diese sah im groben und ganzen erst mal tragbar aus. Wir werden uns natürlich auch mit Kunden der Firma in Verbindung setzen um herauszufinden wie glaubwürdig sie sind.
 
Mich

würde mal der Name des beauftragten Unternehmens interessieren?

Grüße
 
Vorerst nicht notwendig!

Spielt das Unternehmen eine Rolle?

Ich bin da etwas vorsichtig irgendwelche Namen zu veröffentlichen. Ich habe bisher keine positiven oder negativen Erfahrungen mit dem Unternehmen gemacht und ich möchte nicht, dass durch eventuelle Missverständnisse ein Eindruck entsteht der nicht der Wahrheit entspricht.

Wir sind nur per Zufall auf das Unternehmen gestoßen, mehr als ein Kennelerngespräch ist bisher nicht erfolgt.
 
Außen: Temperatur -5°C?

In der Lausitz wird's draußen kälter, da sollte man schon die richtige Temperatur zugrundelegen. Sonst sind die Schlussfolgerung falsch.
 
Fachwerkneubau

Fangen Sie nicht mit dem Unternehmer an sondern mit einem Planer/Architekten. Den sollten Sie erst einmal suchen ehe Sie sich Gedanken machen wie dick der Kalkputz wird und ob der Kalk darin mit biologisch-dynamisch gewachsenem Mondphasenholz gebrannt und von drallen Jungfrauen eingesumpft werden muss.
 
Thema: Neubau Wandaufbau nach ENEV 2014

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