Hinterlüftung vom Wandaufbau abhängig
Nutzungsbedingt entsteht in den Innenräumen (z.B. durch Atmung) Feuchtigkeit, die auf dem Weg der Dampfdiffussion - des Dampfdruckausgleichs in der Regel über den Außenwandaufbau (z.T. natürlich auch durch Lüftung) abgeführt wird.
Konstruktionsbedingt kann auf der Wandaußenseite unter bestimmten Wetterbedingungen Tauwasser enstehen, das aus dem Zwischenraum zwischen Schalung, Dämmung und Außenwand abgeführt werden muß, weil sonst die Dämmung durchfeuchtet wird und ihre Dämmwirkung verliert.
Bei Bekleidungen aus Brettern kann deshalb nur dann auf eine Hinterlüftungsebene verzichtet werden, wenn:
- der vorhandene Innenwandaufbau die Wasserdampfdiffussion weitgehend einschränkt, d.h. solche Materialien vorhanden sind, die die Wasserdampfdiffussion verhindern - in der Summe wird von diesem Wandaufbau ohne Nachweis ein sD-Wert von > 10 m gefordert.
- hinter der Brettverkleidung als Pufferzone ein Hohlraum von mindestens 20 mm Tiefe verbleibt! Diese Pufferzone darf dabei durch die Lattung der Unterkonstruktion unterteilt sein.
- die Außenanstriche der Brettverschalung nur einen geringen Wasserdampfdiffussionswiderstand haben! Dünnschichtige Lasur- und Dispersionsanstriche mit einem sD -Wert < 0,5 m erfüllen diese Anforderung und entsprechen damit auch den Empfehlungen für die Beschichtung nicht maßhaltiger Bauteile.
Eine Verwendung stärker filmbildender Lacke oder Lackfarben wird für nicht maßhaltige Bauteile im allgemeinen nicht empfohlen und entspricht auch nicht dem Stand der Technik.
- Die Abführung von Wasserdampf erfolgt außerdem noch durch die Fugen der Profilbrettschalung, da diese nie völlig dicht sind. Auch nach einem Anstrich öffnen sich diese Fugen durch Quell- und Schwindbewegungen des Holzes wieder. Im Hohlraum hinter der Bekleidung wird durch den auf die Fassade einwirkenden Winddruck oder Windsog der Luftwechsel und damit auch die Wasserdampfableitung sichergestellt.
Der Verzicht auf eine Hinterlüftung ohne genaue Kenntnis des Wandaufbaus und der einzelnen Materialien ist also immer mit einem Risiko behaftet.
Wenn Sie schon über eine neue Bekleidung nachdenken, sollten Sie aus meiner Sicht an dieser Stelle nicht auf die Hinterlüftungsebene verzichten.
Mit freundlichen Grüßen
Holger Schmidt-Schuchardt