Ein Fachwerk-Experimentalhaus

Diskutiere Ein Fachwerk-Experimentalhaus im Forum Statik, Aufbau & Konstruktion im Bereich - Servus Gemeinde, ich möchte gern mal mein Projekt kurz vorstellen und hören, was ihr dazu sagt. Ich habe ein zum Abbruch freigegebenes...
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Mwalimu Johannes

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Servus Gemeinde,

ich möchte gern mal mein Projekt kurz vorstellen und hören, was ihr dazu sagt.

Ich habe ein zum Abbruch freigegebenes Fachwerkhaus erworben. Es hatte noch Plumpsklos und war bis auf den Nordwestgiebel, der komplett vermodert war, noch recht in Ordnung. Inzwischen ist der von mir abgerissen worden und wieder neu errichtet worden, zusammen mit einigen anderen Balken, wo der Wurm resp. Moder drin war.

Nun einigen Details:

1. Dach

Das Dach wurde abgedeckt und die Erker an der Nordostseite vergrößert und mit passendem Fachwerk versehen. Als Dämmung kam auf die Sparren:
-Dielenbretter mit Nut und Feder, mit der Sichtseite nach innen
-Zwei Lagen Bohlen je 5cm dick, verschraubt.
-Zur Abdichtung eine Lage OSB-platte.
-Konterlattung
-Dachlatten
-und darauf wieder die alten Biberschwanzziegel.
Das sind ca. 15 cm Massivholzdämmnung. Das entspricht bestimmt nicht dem neuesten Dämmstandard. Aber ermuntert vom Herrn K. Fischer und seinen Theorien wollte ich mal ausprobieren, ob man das nicht warm bekommt- z.B. mit Fußleisten-Strahlungsheizung.

2. Boden zwischen EG und OG

Zwischen die vorhandenen Balken 16 x 18 mit 90cm Mitten-Abstand wurden nochmals dieselben neu eingebaut. Jetzt habe ich nur noch weniger als 30 cm lichten Abstand dazwischen. Darauf wurden 5cm Bohlen verschraubt. Dadurch habe ich jetzt eine massive Holzplatte auf der ich nach Gutdünken Trennwände einsetzen kann. Auch mit den Wänden darunter im EG bin ich jetzt recht flexibel.

3. Decke zum Spitzboden

Hier kommen die 5 cm - Bohlen zwischen die Balken, so dass sie oben bündig sind. Darauf kann man dann einen Boden nach Wunsch verlegen, wahrscheinlich ein Dielenboden.

4. Außenwände im OG
Hier habe ich als Gefachung Holzstücke 5x12x25 wie Ziegelsteine vermauert und zwar mit einem Kalkzementmörtel, der 1:1 mit Sägespänen gestreckt wurde. wegen der Dämmung und der Elastizität. Darauf kommt wieder eine OSB-Platte zur besseren Abdichtung und dann eine Holz-Wandtäfelung. Dann bin ich wieder bei 15 cm Massivholzdämmung, wie beim Dach.

5. Fenster

für einige Gefache habe eine Verglasung mit 1,1 W U-Wert vorgesehen, damit etwas mehr Licht reinkommt. Auch wenn das für Puristen ein Graus ist - das Haus soll ja kein Denkmal werden. Haupsache, dass das Ganze zusammenpasst. Die historischen Fenster versuche ich zu erhalten und das 6,2mm dicke Vakuum-Glas von Pilkington mit einem U-Wert von 1,4 W einzusetzen. Einige Fenster - wenn die alten erledigt sind oder wo noch keine waren - mache ich neu aus Eichenholz, mit historischen Beschägen und Vorreibern, wie sie z.B. der Herr Milling bei seinen Fenstern verwendet.

6. Außenwände im EG
Hier wurde schon früher mal eine 12 cm dicke Wank aus Massiv-Ziegeln hinter dem Fachwerk vermauert - auch recht praktisch, wenn man außen am Fachwerk was auswechseln will, denn da liegen auch die Deckenbalken drauf. Innen kommt wieder eine Holztäfelung drauf. Ich denke, damit komme ich auf ein ähnlichen Dämmwert wie im OG (wenn man hier überhaupt von Dämmung sprechen kann.

7. Heizung
Scheitholz-Vergaserkessel plus 40 m² Vakuum-Röhren-Solarkollektor zur Heizunterstützung. Mal schauen, wie das Dach damit aussieht - nix für Puristen, hihi. Die Heizkörper werden eine 20 cm hohe Strahlungs-Heizleiste sein, die jeweils an allen Außen- und Innenwänden verlegt wird. Diese Leiste ist nur ca 3 cm dick und trägt damit kaum auf.

So das war's mal für Erste,

Johannes Herbst
 
Mal ganz anders...

Hallo!

Keine Ahnung was die Experten dazu sagen,ich find s der Beschreibung nach sehr interessant.

Grüße Martin
 
Fachwerkexperiment

Ich glaube die Betonung liegt hier auf "Experiment".
Interessant wäre es schon zu erfahren, wie sich die Fischer`schen Ideen in der Praxis beweisen.
Allerdings gibt es ein schwerwiegendes Hindernis:
Das Ding benötigt zwingend eine Baugenehmigung mit allen Nachweisen, also Statik, Wärmeschutznachweis nach ENEV, Schallschutznachweis, Brandschutznachweis...
Ob das meteoritenabweisende Dach und die OSB- Platte außen da durchkommt wage ich zu bezweifeln, aber das ist meine individuelle Meinung.

Warum versuchen Sie nicht Herrn Fischer zu gewinnen, Ihnen für das Gebäude eine Planung zu fertigen und die erforderlichen Genehmigungen bzw. Ausnahmen zu erwirken?
Für ihn wäre das eine gute Gelegenheit, seine Ideen einmal in die Tat umzusetzen und vorweisbare Resultate zu schaffen.

Viele Grüße
 
Experiment geglückt - Bauherr lebt

Hallo

ein paar Sachen würde ich nicht so machen (HolzstückKalkDämm)

ein paar Sachen dünner (Dach)

ein paar Sachen anders (Heizkonzept)

Gut ist: Masse machts.

Schlecht ist: Was soll der Nachbar davon denken? Oder der KaminBlockwart?

Fin dich gut: Ziviler Ungehorsam - aktiver Denkwiderstand!

Hut ab!

Allerdings würd ich mehr Planen - weniger "optimieren" (FensterZauber)
Sowas wünscht man sich: BH mit Mut und Visionen!


FK

@G. Böttcher: Tipp: Fischer selbst anrufen und mal mit ihm über seine Projekte sprechen.
 
An Georg Böttcher:

Ich mache ja keinen Neubau. Da es für das Haus auch keine Pläne gibt, und der Grundriss nicht wesentlich geändert ist, läuft das alles unter Renovierung, und die muss ja bei einem alten Haus nicht genehmigt werden. Wenn ich das Haus vermiete, dann brauche ich einen Energiepass, aber der kann ja auch nach dem Verbrauch berechnet werden. Mein anderes Haus, in dem wir wohnen (ca 280 qm Wohnfläche), brauchte im Schnitt 10 Ster (je nach Witterung 6 - 15 Ster) Holz im Jahr. Es ist auch ein so alter Schuppen ohne Dämmung aber mit einer großen Solarthermischen Anlage zur Heizungsunterstützung und mit einem Holzvergaserkessel, allerdings mit normalen Heizkörpern. Und zugegeben: Wir schalten nachts die Heizung aus. Morgens hat es dann 15-16° und nach einer Stunde heizen ist es wieder schön warm. Wenn wir durchheizen würden, dann würden wir sicher mehr verbrauchen (Hier stimme ich nicht mit Herrn Fischer überein)

Was die Statik betrifft, habe ich die tragenden Bauteile durchgerechnet. Da gibt es ja schöne Tools im Internet. Und in Bayern ist das Baurecht so, dass man auch bei privaten Neubauten alles aus Holz machen kann.

Den Herrn Fischer kann man schon dazu gewinnen. Auf seiner Website stehen dazu die jeweiligen Gebühren. Die könnte ich schon berappen, aber... Herr Fischer plant sehr ordentlich und genau und da ist dann schon alles ziemlich festgelegt. Aber genau das liegt mir nicht. Ich baue nun schon über ein halbes Jahr an dem Haus. Wir wissen um die grobe Richtung und unsere Grundsätze, aber wir (3 Laienhausbauer) haben pro Woche mindestes 2-3 Besprechungen, wie es weitergeht. Es ist wahnsinnig befriedigend, etwas auszuprobieren und zu entwickeln und es dann auszuführen.

Übrigens: Natürlich hat Herr Fischer schon genügend Nachweise erbracht, dass seine Theorie in der Praxis taugt. Nur möchte ich hier und da etwas anders machen oder sogar etwas, was sich kein Architekt traut.

No risk, no fun...

Johannes Herbst

NB: Also, Ich versuch mal, wegern der allgemeinen Nachfrage ein paar Bilder vom Haus reinzustellen... heute frisch geschossen...
 
An Florian Kurz

Hallo hier ein paar Kommentare zu Ihrer Antwort, jeweis nach >>>

ein paar Sachen würde ich nicht so machen (HolzstückKalkDämm)
>>> ich weiß, da tut man normalerweise Holzfaserdämmung rein. Oder wieder Ziegelsteine und dann Innendämmung. Aber ich hatte grade eine Haufen Holzabschnitte, eine Palette mit Mörtel und Sägespäne.... Und massives Holz passt doch irgendwie zum Rest. Früher hat man halt zum Bauen das genommen was da war ...

ein paar Sachen dünner (Dach)
>>> die Sparren halten es aus, Mein Nachbar hat ein Sägewerk und das Massivholz kostet mich dort weniger als Dämmung aus dem Baumarkt.

ein paar Sachen anders (Heizkonzept)
>>> Naja, das war so: Für die Volks-Solaranlage gibt es beim Preis von 12000 Euro 5000 Euro Zuschuss von der BAFAG. und da sind dann schon 2000 Liter Pufferspeicher dabei. Und das System ohne Frostschutz wollte ich schon immer mal ausprobieren, vor allem weil ich die Schwachpunkte meiner alten Solaranlage kenne. Und den Holzvergaserkessel sah ich im Räumungsverkauf für 2000 Euro. Und auch für den gibt es 1000 Euro Zuschuss von der BAFAG. Und da ich schon selber einen habe mit guten Erfahrungen... Jaja, so halten sich die Häusles-Kraddler über Wasser - mit Sonderangeboten und Rabatten...

Gut ist: Masse machts.

Schlecht ist: Was soll der Nachbar davon denken? Oder der KaminBlockwart?

>>> Also, die Nachbarn sind alle Fans von uns. Jeden Tag kommt jemeand vorbei und findet das gut, was wir machen. Sie halten uns die Daumen, dass wir vorm Schnee noch alles einigermaßen gut zukriegen. Das Haus ist übrigens das alte Hirtenhaus und alle sind froh, dass es erhalten bleibt. Es ist nicht nur ein Experiment, sondern das wird bestimmt schön, sagen fast alle....

>>>Naja, der Schlotfeger will Bürgermeister werden. Dashalb kann man mit ihm fast über alles reden...

Fin dich gut: Ziviler Ungehorsam - aktiver Denkwiderstand!

Hut ab!

Allerdings würd ich mehr Planen - weniger "optimieren" (FensterZauber)
>>>
OK, Glas im Gefach ist Geschmackssache. Aber wir wollten mehr Licht. Und wir machen das dezent. Wenns fertig ist, gibts Fotos. Und das Vakuumglas ermöglicht halt die alten dünnen Fensterrahmen. Die Alternative wäre Einfachverglasung. Oder Verbund- oder Kastenfenster. Und das ist einfach die doppelte Arbeit... auch für die Hausfrau..

>>> Also danke´für die Ermunterung,

Johannes Herbst

Anscheinend geht hier nur ein Bild pro Beitrag, also verteile ich die mal...
 
Sehr kreativer Umgang mit der Materie

Wäre es möglich, das Du hier mal ein par Fotos des Projekts und deren Bauphasen einstellst?

Warum nimmst Du keinen Lehm mit Sägespäne zur Vermauerung Deiner "Holzziegel"?

Deine Aufbohlungen sollten trocken und genau gearbeitet sein, am besten auch mit Fälzung und kreuzweise verlegt.

Mit handwerklichen Grüßen
ollerich

Ups...die vorhandene Palette Mörtel kam als Antwort vor der Frage. Ich würde Lehm in Zukunft trotzdem vorziehen.
 
An ollerich

Servus ollerich,

Kommentare zu deiner Antwort nach >>>

Wäre es möglich, das Du hier mal ein par Fotos des Projekts und deren Bauphasen einstellst?
>>> Ich kann fast alles - aber mich nicht aufraffen mal zu fotografieren. Immerhin habe ich mir schon mal nen Foto gekauft - mal schauen, wo der ist. Muss wahrscheinlich meine mitarbeitende Tochter beauftragen....

Warum nimmst Du keinen Lehm mit Sägespäne zur Vermauerung Deiner "Holzziegel"?
>>> das mit dem Lehm ist mir erst heute beim Stöbern gekommen. Allerdings, so weit kann ich gar nicht wegsein vom wahren Weg - auch die Sauerkrautplatten (Heraklith) sind ja aus Zement und Holz. Was ich mich frage ist, wie das Schwindverhalten von Lehmsägespänen, Kalkzementsägespänen und das ganze zusammen mit Holzklötzen ist.

Deine Aufbohlungen sollten trocken und genau gearbeitet sein, am besten auch mit Fälzung und kreuzweise verlegt.
>>> naja, das Dach ist schon fertig "aufgebohlt" 2 x 250m². Und das Holz war eben so, wie es kam vom Sägewerk ich habe meistens um die 15% Feuchtigkeit gemessen, aber manchmal wars eben mehr. Und ein paarmal hat mir's reingeregnet. Aber es geht ja mal um Speichermasse und ein bisschen Luft dazwischen ist dann halt für die Dämmung. Damit's dicht ist liegt ja die OSB-Platte mit Nut und Feder drüber, die auch noch an den senkrechten Stößen mit der Konterlatte überdeckt ist.

Bin grade dabei, das Wetterbrett (Ortgang) zu gestalten, damit die 15 cm Holz plus Lattung plus Ziegel abgedeckt sind. Bei uns in der Gegend gab es früher das Zickzackbrett unter den Ziegeln, das will ich auch so machen.

Danke für deine Tipps,

Johannes Herbst
 
Experimentelle Energie

Deine Holzziegel hören jedenfalls auch nie auf, zu arbeiten.
Und Lehm tut das genauso wenig.
Wegen dieser anhaltenden Flexibillität, halte ich den Lehm als Mörtel, für die auf lange Sicht bessere Wahl.
Ich will damit aber nicht sagen, das Dein Kalk/Zement/Späne-Mörtel nicht funktioniert.
Aber wenn die Palette mal alle ist, gibt es ja vieleicht noch ne olle Lehmkaute in der Nähe, oder ausgebauten Lehm aus dem Bestand.

Mit handwerklichen Grüßen
ollerich
 
an ollerich II

Das mit dem Lehm mach ich bestimmt, auch wegen dem Vergleich. Nur mal die Frage: Wie fett darf der Lehm sein, wenn er mit Sägespänen gemischt werden soll? Kann man den einfach so fett aus der Tongrube nehmen? oder muss er mit Sand abgemagert werden?

Und wenn mir mal die Holzklötze ausgehen - wie sieht die Sägespan-Lehmmischung für ein ganzes Gefach aus?

Grüße,

Johannes

NB.

Hier mal die Holzziegelklötze
 
Wie mager ist fett

Der Lehm aus der Grube ist in jeder anders und bedarf individueller Mischung/Aufarbeitung.
Der Lehm aus dem Bestand hat hingegen in aller Regel eine optimale Zusammensetzung, da waren die Altvorderen ja schon mal dran.
Wenn Dir die Holzklötze ausgehen, wären Lehmsteine eine Alternative, wenn Du keine Gefachfüllung mit Stakung und Strohlehm ausführen willst, was ich durchaus nachvollziehen kann.
Wenn der "Selbermacher" einer ist, kann er die Steine auch selbst herstellen. Das ist aber auch nicht ohne, ich meine arbeitsintensiv.
Allerdings dürfte die Ausführung Lehmgefach und OSB-Beplankung außen Konfliktpotential bieten.
Da wäre eine Holzweichfaserplatte mit N+F vorzuziehen.

Zur Konsistenz/Mischungsverhältnisse:
Ich schreib jetzt hier keinen Roman auf Annahmen der Grundzusammensetzung und deren Variablen.
Deswegen zwei Buchtipps:
1. Lehmbaufibel
Herausgegeben von der Forschungsgemeinschaft Ländliches Bau- und Siedlungswesen, Hochschule Weimar von 1947, 1993 nachgedruckt in der Hausdruckerei der HAB
2. Lehmbauregeln
Herausgegeben vom Dachverband Lehm e.V., 3. Auflage 2009, erschienen bei Vieweg+Teubner, ISBN 978-3-8348-0189-0

Mit handwerklichen Grüßen
ollerich
 
Experimentator

>>> ich weiß, da tut man normalerweise Holzfaserdämmung rein. Oder wieder Ziegelsteine und dann Innendämmung. Aber ich hatte grade eine Haufen Holzabschnitte, eine Palette mit Mörtel und Sägespäne.... Und massives Holz passt doch irgendwie zum Rest. Früher hat man halt zum Bauen das genommen was da war ...
Falsch: Früher hat man das genommen, was richtig war!
Dieser Glaube: Die Alten waren dumm - und wir "Ausgebildeten" sind es nicht, ist nicht mehr als ein Glaube!
Es zählt : Masse, keine Gehirnkrämpfe!

>>> die Sparren halten es aus, Mein Nachbar hat ein Sägewerk und das Massivholz kostet mich dort weniger als Dämmung aus dem Baumarkt.
ISt ein Argument - Ist ja auch nicht schlecht - aber im Gesamtsystem nicht notwendig.

ein paar Sachen anders (Heizkonzept)
>>> Naja, das war so: Für die Volks-Solaranlage gibt es beim Preis von 12000 Euro 5000 Euro Zuschuss von der BAFAG. und da sind dann schon 2000 Liter Pufferspeicher dabei. Und das System ohne Frostschutz wollte ich schon immer mal ausprobieren, vor allem weil ich die Schwachpunkte meiner alten Solaranlage kenne. Und den Holzvergaserkessel sah ich im Räumungsverkauf für 2000 Euro. Und auch für den gibt es 1000 Euro Zuschuss von der BAFAG. Und da ich schon selber einen habe mit guten Erfahrungen... Jaja, so halten sich die Häusles-Kraddler über Wasser - mit Sonderangeboten und Rabatten...
Von DEM rede ich ja nicht - das wird sich mit der Zeit selbst regeln!
:)

>>> Also, die Nachbarn sind alle Fans von uns. Jeden Tag kommt jemeand vorbei und findet das gut, was wir machen. Sie halten uns die Daumen, dass wir vorm Schnee noch alles einigermaßen gut zukriegen. Das Haus ist übrigens das alte Hirtenhaus und alle sind froh, dass es erhalten bleibt. Es ist nicht nur ein Experiment, sondern das wird bestimmt schön, sagen fast alle....
>>>Naja, der Schlotfeger will Bürgermeister werden. Dashalb kann man mit ihm fast über alles reden...
Glück gehabt!

Allerdings würd ich mehr Planen - weniger "optimieren" (FensterZauber)
>>>
OK, Glas im Gefach ist Geschmackssache. Aber wir wollten mehr Licht. Und wir machen das dezent. Wenns fertig ist, gibts Fotos. Und das Vakuumglas ermöglicht halt die alten dünnen Fensterrahmen. Die Alternative wäre Einfachverglasung. Oder Verbund- oder Kastenfenster. Und das ist einfach die doppelte Arbeit... auch für die Hausfrau..
m.E. verstehen Sie das Wort: Planen in meinem Sinne nicht ganz.
Oft "glauben" Sie mehr, als Sie wissen.
Dieses "trial & error" ist m.E. nicht erst zu nehmen.

Sie sollten das GANZE als GESAMTSYSTEM verstehen: "Das Ganze ist mehr als die blosse Summe der Einzelteile!" und "Eine Kette ist so stark, wie das schwächste Glied!"

>>> Also danke´für die Ermunterung,

Bitte, gerne!

FK
 
Experimentalhaus

Hallo Johannes,
grundsätzlich habe ich nichts gegen Versuche neue Bautechniken zu testen; nur durch Versuch und Irrtum kommt man weiter. Da Sie sich frei von den Fesseln beruflicher Erfahrung und den Zwängen der Regeln der Technik und Baukunst bewegen können Sie frisch drauflosbauen. Vertragsrechtlich gesehen nennt man diese Stufe "nach den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft".
Hier wäre statt Wissenschaft der Begriff Intuition vielleicht besser.

Allerdings verweise ich Sie noch mal MIT ALLEM NACHDRUCK auf die Bayrische Bauordnung. Schauen Sie sich die ersten Zeilen des zweiten Abschnittes betreffs der Genehmigungsfreiheit an.
Dann sollten Sie sich mit den Artikeln 15 bis 19 des ersten Abschnittes einmal auseinandersetzen.
Unwissenheit schützt nicht vor Schaden!
Da wird ihnen auch kein Bürgermeisterspezl aus der Patsche helfen können.
Zuletzt noch ein Hinweis auf ihre Versicherung. Als Bauherr sind Sie, Ihre Angehörigen und eventuelle Helfer gegen Arbeitsunfälle bei der Bau- Berufsgenossenschaft zwangsversichert. Allerdings müssen Sie dafür zahlen!
Genaueres erfahren sie übers Internet.

Viele Grüße
 
An Florian Kurz

Nochmal Servus,

Habe mir mal Ihre Website angeguckt. Schön zu lesen und mit einem guten Anliegen. Kunden, die nicht so in der Materie drin sind, sind bei Ihnen bestimmt gut beraten.

Sie haben auch eine Philosophie für ihre Tätigkeit - das hat mich angeregt, mal über meine nachzudenken und sie auszudrücken. Ich denke nämlich schon, dass ich eine habe, auch wenn alles nach wildem Experimentieren aussieht.

Bestimmt haben früher die Menschen als Baumaterial das genommen, was richtig war... Wenn sie es sich leisten konnten. Wie Sie schon sagten, die alten Baumeistern haben die Erfahrungen ihrer Vorfahren aufgenommen und weiterentwickelt.

Nun möchte ich aber mal behaupten, dass die meisten Häuser auf dieser Welt nicht von Baumeistern gebaut worden sind oder werden, da eben viele das sich gar nicht leisten können. Die haben auch nicht viel Wahl bei den Baumaterialien. Da heißt es: das nehmen, was da ist und es sinnvoll einsetzen.

Auch mein Hirtenhaus ist ein Beispiel dafür. Für einen Hirten baute die Gemeinde mit ihren Kleinbauern bestimmt kein Luxus-Apartement. Und so kam auch alles rein, was billig war. Bestimmt kein Mondphasenholz. Und es war nicht mal Arbeitskraft da, die insektenzerfressene Rinde von den Balken und Brettern abzumachen. Auch die Dacheinblechung war Murks - ebenso wie die Ausfachungs-Reparaturen im letzten Jahrhundert.

Nochwas zum Thema: Nehmen was gut ist: Was ist denn schlecht daran, wenn man versucht, das was vor Ort da ist, zu verwenden? Auch wenn es noch niemand vorher gemacht hat? Auch hier kommt eben darauf an, was man daraus macht.

Auch höre ich irgendwie heraus, dass ich keine Plan habe. Falsch. Ich habe sehr genaue Vorstellungen gehabt als ich anfing, hab viel gezeichnet und geschrieben. Meine Vorstellungen hätte ich zu einem Planer bringen können, und der hätte geplant. Dann wäre ich aber festgelegt gewesen, und die Sache hätte mich mehr als dreimal soviel gekostet wie auf meine Weise.

Indem ich mich durch den Bau gearbeitet habe, sind viele kleine Details und einige größere anders - und besser geworden. Auch hätte mich die Zusammenarbeit mit einem profesionellen Planer viele Nerven und Diskussionen gekostet. Und wahrscheinlich wäre ich bei einigen Dingen eingeknickt und hätte mich zu einigen Sachen überreden lassen, die ich gar nicht wollte. Das ist mir schon bei meinem alten Haus passiert.

Aber so wie ich es jetzt mache, garantiert mir zwar keine Sicherheit, aber eine ungeheuere Freiheit. Und dazu sind wir Menschen doch berufen: Frei zu sein, und unsere eigene Wege zu gehen...Und ich darf jetzt das alles mal ausprobieren, was ich schon immer mal machen wollte...Was will man mehr?

Johannes

Schaun mer mal. ob sich ein Bild ranhängen lässt... Ja, aber das hatten wir schon. Und löschen lasst es sich anscheinend nicht. Also, auf ein Neues...
 
Noch ein Bilder-Versuch:

Diesmal die Straßenseite mit den schon vorhandenen Gauben. Und die Nordseite mit dem kompletterneuerten Giebel.

Johannes
 
Danke für die Einsichten(Bilder)

Hallo Johannes

Waren die Schleppdachgaupen neben der Satteldachgaupe auch schon im alten Bestand vorhanden, oder war das Deine Idee?
Ich frage, weil ich das so noch nicht gesehen habe.
Sieht aber von den Proportionen her richtig gut aus und wirkt stimmig.

Das kann ich von den Schleppdachgaupen auf der anderen Seite leider gar nicht behaupten.
Die erscheinen für ein Wohnhaus überdimensioniert, weil für 3 Stück zu breit und vor allen Dingen bis zur Traufwand gezogen.
Kleine Schleppdachgaupen halten normalerweise gebührenden Abstand von der Außenwand und beginnen erst ab Brüstungshöhe.
Nur bei Wirtschafts/Gewerbegebäuden findet man Traufständige Gaupen zum Einbringen der Wirtschaftsgüter in die Lagerebenen.
Falls ich da falsch liege und Gaupen dieser Art bei Dir oder anderswo durchaus so vorkommen, kannst Du (könnt Ihr liebe Mitleser), mir gerne den Horizont erweitern.

Gab es da im Bestand überhaupt welche?
Ansonsten Experimentalhaus....

Womit wir beim nächsten Thema wären.

Sollten die 2 Gaupen der einen Seite, sowie die 3 auf der anderen Seite nicht schon im Bestand vorhanden gewesen sein, oder die 3 zumindest nicht in dieser Größe, wird das Bauvorhaben zu einem eben solchen und ist damit keine "Renovierung" mehr und dann ist es genehmigungspflichtig.
Ob die erteilte Abbruchgenehmigung Dich dabei vor den "Pflichten" rettet, wage ich zu bezweifeln.
Wahrscheinlich eher nur so lang, bis es "einer von denen" mitkriegt, was Dir erspart bleiben möge.

Ich hab das leider schon mal erlebt, das es einen nach 10 Jahren intensiver "Renovierungen" noch erwischt hat.
Das wurde richtig eklig und guter Rat teuer.

Mit handwerklichen Grüßen
ollerich
 
Experimentalbau

der Weise weiß das er nichts weiß, der Nichtweise weiß nicht das er nichts weiß.

von einem alten Griechen

p.s. Hinterher werden sie wissen was sie nicht gewußt haben
 
Antwortsversuch

Sie schreiben:

Sie haben auch eine Philosophie für ihre Tätigkeit - das hat mich angeregt, mal über meine nachzudenken und sie auszudrücken. Ich denke nämlich schon, dass ich eine habe, auch wenn alles nach wildem Experimentieren aussieht.
Dazu zitiere ich eine chinesische Gleichung:
Ein Frosch aus einem Tümpel fragt eine Meeresschildkröte: Wie groß ist das Wasser in dem du dich aufhältst? Unendlich! antwortet die Schildkröte! Darauf der Frosch: So wie bei mir!

Bestimmt haben früher die Menschen als Baumaterial das genommen, was richtig war... Wenn sie es sich leisten konnten. Wie Sie schon sagten, die alten Baumeistern haben die Erfahrungen ihrer Vorfahren aufgenommen und weiterentwickelt.
Man hat immer das genommen, was vorhanden war UND sich auf Erfahrungswerten bewährt hat - Wenn sie es sich nicht leisten konnten haben sie nicht bauen können.
Hatten auf jeden Fall keinen pseudo philosophischen Überbau - sondern nur das Bedürfnis ein Dach über dem Kopf zu haben. Dann kam das Denken der Nachhaltigkeit (nichts nur für sich zu machen, sondern auf Generationen ausgelegt)

Nun möchte ich aber mal behaupten, dass die meisten Häuser auf dieser Welt nicht von Baumeistern gebaut worden sind oder werden, da eben viele das sich gar nicht leisten können. Die haben auch nicht viel Wahl bei den Baumaterialien. Da heißt es: das nehmen, was da ist und es sinnvoll einsetzen.
Baumeister gab es in der Hinsicht, dass es noch Handwerker gab!

Auch mein Hirtenhaus ist ein Beispiel dafür. Für einen Hirten baute die Gemeinde mit ihren Kleinbauern bestimmt kein Luxus-Apartement. Und so kam auch alles rein, was billig war. Bestimmt kein Mondphasenholz. Und es war nicht mal Arbeitskraft da, die insektenzerfressene Rinde von den Balken und Brettern abzumachen. Auch die Dacheinblechung war Murks - ebenso wie die Ausfachungs-Reparaturen im letzten Jahrhundert.
Und diese schlampigen Teile haben dann 200 Jahre überlebt, was man von heutigen ENEV- und Gesetzgebäuden m.E. nicht erwarten kann!

Nochwas zum Thema: Nehmen was gut ist: Was ist denn schlecht daran, wenn man versucht, das was vor Ort da ist, zu verwenden?
Gar nichts ist schlecht daran. Man sollte bloss nicht das Hirn dabei ausschalten!
Auch wenn es noch niemand vorher gemacht hat? - Das ist so ein stolzes: Ich bin "Do it your selfer" und hab immer recht - ist ja meins! Bin der grosse Entdecker neuer Bauteile etc.
Allerdings sollte man auch das Rad nicht immer wieder erfinden und dann sich wundern, dass es das ja schon gibt oder bei anderen Sachen sich dann nicht wundern, dass es in die Hose geht!
Auch hier kommt eben darauf an, was man daraus macht. - Der Spruch gehört der Beton Lobby!

Auch höre ich irgendwie heraus, dass ich keine Plan habe. Falsch. Ich habe sehr genaue Vorstellungen gehabt als ich anfing, hab viel gezeichnet und geschrieben.
Das ist doch prima!
Meine Vorstellungen hätte ich zu einem Planer bringen können, und der hätte geplant. Dann wäre ich aber festgelegt gewesen, und die Sache hätte mich mehr als dreimal soviel gekostet wie auf meine Weise.
Das kommt wohl auf den Planer oder Berater an!
Manche soll es geben, die einfach mehr Erfahrung haben auf anderen Gebieten, die Sachen von einer Anderen Warte betrachten, oder auch schon diverse Fehler gemacht haben, von denen man dann als Bauherr ja auch profitieren könnte, wenn man wollte. Das Schulbuchwissen ist halt nur Schulbuchwissen. Es soll ja noch was anderes geben.
Wichtig ist das Verständnis des Gesamtsystems und die Zusammenhänge - das "optische" Rumgequake von Anderen, von Werbung und Schönrednern ist nicht meine Sache!
Nachhaltigkeit, Substanzqualität und Einfachheit sind mir wichtiger!

Indem ich mich durch den Bau gearbeitet habe, sind viele kleine Details und einige größere anders - und besser geworden.
Glaub ich gerne!
Auch hätte mich die Zusammenarbeit mit einem profesionellen Planer viele Nerven und Diskussionen gekostet.
Das glaube ich auch!
Und wahrscheinlich wäre ich bei einigen Dingen eingeknickt und hätte mich zu einigen Sachen überreden lassen, die ich gar nicht wollte. Das ist mir schon bei meinem alten Haus passiert.
Da fällt mir ein Professorenspruch ein: Bauen und Architektur ist angewandte Psychologie!

Aber so wie ich es jetzt mache, garantiert mir zwar keine Sicherheit, aber eine ungeheuere Freiheit. Und dazu sind wir Menschen doch berufen: Frei zu sein, und unsere eigene Wege zu gehen...
Da gibts was von einem deutschen Philosophen: "Es sind nicht alle frei, die Ihrer Ketten spotten!"
Das ist so ein End-sechziger Gefasel!
Wie viel Qualität, Substanz und Anderes bei diesem "Freiheitsgeschrei" auf der Strecke bleibt, zeigt die Geschichte.
FREI sind hier auf der Welt nur die, die Andere unterjochen und zum Arbeiten verdonnern.
Die Freiheit des einen hört bei der Freiheit des anderen auf! (oder so ähnlich von R. Luxemburg)
Freiheit ist schon wichtig - aber wenn es einfach baulicher Blödsinn ist und mehr oder Weniger nur eine Kopfgeburt mit wenig Überlebenschancen, würde ich immer davon abraten!
Was SIe dann MACHEN - ist Ihre Sache. Das sehen Sie ja ähnlich: No risk no fun!

Und ich darf jetzt das alles mal ausprobieren, was ich schon immer mal machen wollte...Was will man mehr?
Dürfen dürfen Sie doch - Hab ich es Ihnen verboten?
Ich hab Ihnen nur sagen wollen, dass ich einiges Nicht, Anders oder sonst wie gemacht hätte!

Sie sind doch auf dem richtigen Weg - die Richtung stimmt doch!
Aber verbeissen Sie sich nicht so auf Ihren "Errungenschaften" die könnten momentan auf zu dünnem Eis stehen um Stolz darauf lasten zu lassen.

FK
 
Experiment

Hallo Johannes,
die Fotos von dem betreffenden Haus bestärken mich in meiner Meinung, das dies definitiv ein Schwarzbau ist.

Viele Grüße
 
Ich stell mir mal so vor das mein Nachbar der mich auf m Kieker hat oder sonst wer, der was gegen mich hat, hier mit liest und so erfährt das ich nen Schwarzbau mach.....ist unwahrscheinlich, aber dies hier ist ein öffentliches Forum!

Spannend und mutig ist das was Du da machst!

Grüße Martin
 
Thema: Ein Fachwerk-Experimentalhaus
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