Klosterformat im Fachwerk?

Diskutiere Klosterformat im Fachwerk? im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo, ich habe ein vierhundert Jahre altes Fachwerkhaus in einer niedersächsischen Kleinstadt, das ich zur Zeit erforsche. In den Wänden und im...
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Pablito

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fachwerk-I10804_20177281916.jpgHallo,
ich habe ein vierhundert Jahre altes Fachwerkhaus in einer niedersächsischen Kleinstadt, das ich zur Zeit erforsche. In den Wänden und im Boden finden sich sehr archaisch wirkende Feldbrandsteine im Klosterformat. Viele davon sind halbe Steine. Jetzt frage ich mich, ob diese Steine aus meinem Haus stammen können oder eher vom Umbau der nahen Kirche, die im 12. oder 13. Jahrhundert errichtet wurde. Auf der anderen Seite ist mein Grundstück auch seit dem 12. Jh. durchgehend besiedelt.

Jetzt meine Frage:
Kennt jemand einen Fall, wo ein Fachwerkhaus ähnlichen Alters und ähnlichen Typs mit solchen Kloppern ausgefacht ist? Die traufseitigen Gefache sind ca. 2 Meter breit.
 
fachwerk-I10804_201772812330.jpgKann nur ein Bild hochladen....

... deshalb ein zweiter Beitrag mit wieder nur 1 Bild. Das zeigt einen einzelnen Backstein mit Einschlüssen. Sieht für mich so aus, als wäre der Lehm direkt aus dem Boden mit der Hand geformt und dann getrocknet worden.
 
Hausforschung

Berate Dich mal mit den Hausforschern in der Interessengemeinschaft Bauernhaus (IGB e.V.). Da gibt es einige gute Leute in Niedersachsen. - www.igbauernhaus.de >Hausforschung
 
Das Haus steckt voller...

.... wiederverwendeter Materialien, vom Mittelalter an. Von der Spindel einer Spindeltreppe über den Dachstuhl bis hin zu vermutlich mittelalterlichen Feldbrandsteinen. Die Traufseiten waren sicher komplett mit Lehm und Stakhölzern geschlossen, das kann man im Obergeschoß noch so sehen. Wie der Rückgiebel ausgefacht war, weiß ich noch nicht. Und der Frontgiebel wurde wohl im 19. Jh. mit einer massiven verputzten Fassade versehen, in der noch Teile des Fachwerks existieren. Wenn, dann war der am ehesten mit gebrannten Steinen ausgefacht. Leider gibt es hier kein einziges Haus mehr, das eine bauzeitliche Fassade hat. Aber daß die Fassade meines Hauses mit Klosterformatsteinen versehen war, halte ich für extrem unwahrscheinlich. Nur: Es gibt ja immer mal wieder Überraschungen, und da das Haus mal laut Stadtarchiv die Superintendentur der Kirche gewesen sein soll, wäre so eine eher recht ungewöhnliche Ausfachung vielleicht doch im Rahmen der Möglichkeiten. Wer weiß, vielleicht waren einfach noch Steine übrig, die dann dort verbaut wurden? Nur der Wehrturm der ehemaligen Burg und die Kirche sind hier massiv gemauert und stammen aus der Zeit des Mittelalters. Beide sind kaum mehr als einen Steinwurf von meinem Haus entfernt.

Nachtrag:
Was jetzt aber wieder sehr unwahrscheinlich ist: Daß diese doch sehr rustikalen Feldbrandsteine von einem großen amtlichen Gebäude stammen. Feldbrennerei war meines Wissens ein mobiles Gewerbe: Direkt vor Ort, also da, wo der Lehm anstand, wurde eine Grube gegraben, in der dann gebrannt wurde. Das ist für eine sehr große Zahl von Backsteinen, wie sie für Kirche oder Turm mit 3m dicken Wänden nicht vorstellbar. Aber wo ist der Ursprung der Steine dann zu suchen? Hat vielleicht auf meinem Grundstück mal etwas ganz Anderes gestanden? Wenn ich im Haus mit einer Eisenstange in den Sand stoße, komme ich auf etwa 60 cm Tiefe auf massiven Widerstand. Liegt da vielleicht noch viel mehr? Steine und Felsen kommen hier geologisch nicht vor: Alles ist Schwemmsand.
 
fachwerk-I10804_2017728231530.jpgDes Rätsels Lösung ....

... könnte tatsächlich sein, daß die Steine, die ich im Haus gefunden habe, ursprünglich für den Bau des Wehrturms gebrannt worden sind. Ich bin heute dort gewesen und habe die Steine fotografiert und vermessen. Und alles paßt: Das Format und auch das Aussehen. Und es gibt viele Ziegel mit groben und kleinen Steinen drin. Ob sie beim Bau einfach übrig waren und dann von Bürgern mitgenommen wurden, um sie im eigenen Haus zu verwenden, oder ob sie bei einem Umbau des Turms angefallen sind? Jedenfalls stammen sie wohl nicht aus der Bauzeit meines Hauses um 1600, sondern sie sind sehr wahrscheinlich aus der Bauzeit des Turms, der um 1200 erbaut worden ist und somit etwa 800 Jahre alt.
Was ich jetzt natürlich immer noch nicht weiß ist, wieviele davon noch irgendwo im Haus verbaut oder verbuddelt sind und wo sie mal eingebaut waren. Weitere Forschung ist angesagt.

Das Bild zeigt ein Stückchen Außenwand am Turm.
 
Feldbrandsteine ...

... können durchaus in einen Fachwerkhaus eingesetzt worden sein. Ich hatte sie in einem Heuerhaus in den Wänden. Das war aus dem 18 Jahrhundert.

In Ihrem Fall können sie beim Wehrturm übriggeblieben sein und wurden dann in ihre Wände eingemauert, später bei einem Umbau sind sie zum verfüllen genommen worden. Nicht untypisch.
 
nun ja....

.... wenn da nur diese kleine Zeitdifferenz von 400 Jahren (zwischen dem Bau des Wehrturmes und meinem Haus) nicht wäre... :)) Aber wer weiß schon, wo sich die Steine im Dunkel der Geschichte so lange rumgetrieben haben...

Wenn es nicht das Klosterformat wäre: Feldbrand hat bis in die 1960er Jahre gegeben. Zumindest im Hunsrück: Schönes Video!

https://av.tib.eu/media/12449
 
Wer weiß das schon!

Es gibt die verrücktesten Dinge, meine Gartenterrasse z.B. besteht aus Sandsteinen vom Fritzlarer Dom, das glaubt mir keiner!
 
Nebengebäude

Jeder Wehrturm hatte auch Nebengebäude und zu einem Wehrturm gehört auch ein Hof für die Versorgung. Häufig findet man solche Gebäude noch auf den frühneuzeitlichen Karten. Baumaterial war schon immer wertvoll und wurde weiter verwendet. Manche alte Burgen dienten Jahrhunderte lang als Steinbrüche für die Dörfer in der Gegend. Mein Tipp wäre ein altes Nebengebäude aus derselben Zeit wie der Turm.

Gerade an der Wende zur Neuzeit gab es viele Nutzungsänderungen wegen wechselnder Herrschaftsbeziehungen. Damit kam auch die Notwendigkeiten zu Umbauten. Und bei dem Alter von 400 Jahren gibt es viele Kriege. Bauernkriege, Religionskriege und etwas später der dreißigjährigen Krieg.
 
Nebengebäude?

Nebengebäude im Wortsinne hatte der Turm nicht. Er war Teil einer mittelalterlichen Burg, die aber längst nicht mehr existiert. Und das waren Fachwerkgebäude. Und da sind wir wieder bei der Eingangsfrage: Gab es Fachwerk, das mit Feldbrandsteinen im Klosterformat ausgefacht war? Mein bisheriger Kenntnisstand ist, daß Klosterformat nur in massiven Gebäuden verbaut wurde, mit 1,5 cm breiten Fugen und dann natürlich auch in Kalk gesetzt.
An einigen Steinen finden sich Reste vom Kalk. Von wann der allerdings ist?
 
Thema: Klosterformat im Fachwerk?
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