Naturkeller bauen
Hallo Guido,
anscheinend bist Du von Deinem Betonkeller nicht abzubringen, nun, es ist deine Entscheidung.
Eine Planung samt Statik brauchst du trotzdem dafür. Die Abdichtung der Decke, wenn Sie wie Du vorhast als Betondecke zu fertigen (die Hourdis ändern am System und den physikalischen Eigenschaften nichts), sollte besonders sorgfältig geplant und ausgeführt werden. Solche Betonfertigteildecken für einen Keller zu nehmen, halte ich übrigens für keine gute Idee, es sei denn, es sind speziell entwickelte Teile. Das Problem ist die Expositionsklasse und das Maß der Betondeckung, die für Innenbauteile völlig anders sind als im Außenbereich. Daher wäre ich mit Elementen aus dem Innenbereich sehr vorsichtig.
Eine Drainage würde ich nicht empfehlen. Die Idee, den Keller wieder mit bindigem Material zu verfüllen, ist besser. Falls etwas Wasser durch Unterströmen des Fundamentes eindringen sollte,kannst Du es über einen Pumpensumpf herausschaffen. Die Gefahr eines hydraulischen Grundbruchs dürfte wohl nicht anstehen.
Als Bodenaufbau empfehle ich Dir: 20 cm Schotter/Splitt- gemisch oder Kiessand auf gewachsenem Boden, darauf Gehwegplatten oder Ziegelflachschicht trocken auf Knirsch verlegt.
Hier noch meine Anmerkungen zum nächsten Glaubenskrieg über Baumaterialien:
Kalkmörtel ist für Gewölbe hervorragend geeignet, da er einen niedrigen E- Modul hat. Wenn das Gewölbe nach dem Aufmauern nicht korrekt verfüllt und belastet wird, kann sich die Drucklinie des Bogens verschieben, sie wird z.B.flacher, wenn die Belastung im Scheitel zu hoch wird. Dadurch entstehen Verformungen im Gewölbe, beim genannten Fall reißt der Scheitel innen und im unteren Drittel reißt das Gewölbe außen, wenn Materialien mit zu hohem E- Modul wie Klinker und Zementmörtel verwendet werden.
Weiche Ziegel und weicher Mörtel verformen sich und stecken solche Belastungen besser weg, natürlich muß die Tragfähigkeit insgesamt aber gegeben sein.
Bei diesem konkreten Fall eines Gewölbekellers würde ich trotzdem wie vorgeschlagen zu hydraulischem Mörtel oder zu Kalkzementmörtel greifen. Kalkmörtel wird im Gewölbe lange Zeit brauchen, um zu carbonatisieren. Solubel gibt selber eine Carbonaltisierungszeit von 80 Tagen für 2 cm Putz an. Der hinweis von Florian Kurz, früher hätte man auch mit Luftkalk´gearbeitet ist zwar richtig, aber die Bedingungen sahen etwas anders aus. Die Mörtelschläger waren im Mittelalter eine anerkannte Facharbeitergruppe, aus erdfeuchtem Sand und Branntkalk trocken gelöschten, erdfeuchten Mörtel herzustellen war eine Kunst, auch das Vermauern solcher erdfeuchten Mörtel mit Stützkörnung.
Normaler Luftkalkmörtel, aus dem Sack angemischt und mit der heute üblichen Konsistenz trägt ein schlankes Gewölbe nicht, es sei denn, ich nehme mir zum Aufmauern Zeit und ziehe nicht nach 3 Tagen die Schalung.
Ja, und die alten Römer:
Wenn es schnell gehen sollte und wenn sie im Feuchten oder Nassen bauen mußten, verwendeten sie auch hydraulische Mörtel oder Trass- und Puzzolanzemente.
Bei Großbauten wurde manchmal regelrecht in Beton geschwelgt.
Viele Grüße
Georg