Kalkputz - Unterstützung erbeten!

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D2@NbE

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Hallo zusammen,

ich würde mich sehr über eure Unterstützung freuen.

Ich habe mich die letzten Tage sehr intensiv mit dem Thema Kalkputz beschäftigt - nur muss ich zugeben, dass ich - je mehr Beiträge ich lese - immer verunsicherter werde.

Ich würde gerne ein Zimmer und einen kleinen Flur (klassischer Wohnraum aber mit eher geringer Nutzung) in unserem ehemaligen Bauernhaus mit einem Kalkputz versehen.
Ich habe mich (eigentlich) für einen selbst herzustellenden Kalkputz aus Kalkhydrat und Sand (0-2mm) entschieden (Verhältnis: 1:3). Ursprünglich wollten wir den Haga Bio-Grundputz nehmen, aber irgendwie ergibt sich für mich der Sinn des doch deutlichen Mehrpreises nicht.

Vorher befand sich ein Mix aus Gipsputz und irgendeine Art Zementputz (auf jeden Fall ordentlich hart) an den Wänden. Der Altputz wurde entfernt.

Die zu verputzenden Wände bestehen aus Kalksandstein und kleine Flächen Gipskartonplatten (um die Türen herum). Die Putzstärken bei den Kalksandsteinen liegen in den meisten Fällen bei 10 bis 15 mm, aber in einem Bereich auch bei fast 40mm (steigend von Wand 10mm bis zum Fenster 40mm). Ist halt eine alte Hütte... ;-

Wäre jemand so nett, mir mal eine erprobte Vorgehensweise / bzw. einen gangbaren Aufbau zu schildern?

Ursprünglich hatte ich es mir für die Kalksandsteinwände wie folgt vorgestellt:

1. Einen Tag vorher die Kalksandsteinwände nässen.

2. Vor dem Verputzen nochmals nässen.
Mit einem Quast und dem Wasser, welches beim Einsumpfen des Kalkhydrates entsteht - hatte hier mal gelesen, dass das Einsumpfen nicht notwendig ist, aber den Putz evtl. etwas geschmeidiger beim Verarbeiten macht.

3. Unterputz anwerfen
Welche Stärken sind in einer Lage möglich um möglichst wenig Risse zu erhalten?
Wenn ich mehrlagig verputzen muss, wann wird die nächste Lage angeworfen? Erst trocknen lassen (ca. 1 Tag pro mm), oder geht auch nass in nass/feucht?
Wie sollte ich die einzelnen Lagen für die Folgelagen vorbereiten? Anrauen?

4. Putzfläche abziehen
Kann der Unterputz evtl. schon so geglättet werden, dass kein Oberputz notwendig wird? Wenn ja, welche Methode?

5. Oberputz aufbringen (wenn nötig) - wenige mm
Wann ist der richtige Zeitpunkt? Unterputz trocknen lassen, oder geht auch nass in feucht? Vorher wieder nässen?

6. Oberputz glätten
Welche Methode eignet sich am besten (wegen späterem Farbauftrag)?

7. Eingefärbte (fertige) Kalkfarbe (z.B. Haga) aufbringen
Wann ist der richtige Zeitpunkt? Erst komplett trocknen lassen?
Wenn ich beabsichtige, ein Jute-Armierungsgewebe einzuarbeiten, wie wäre das richtige Vorgehen?

Die fertige Putzfläche darf gerne etwas rustikal aussehen, muss also nicht babypopoglatt sein. Nur abriebfest wäre schon ein Muss.

Wie kann ich die Gipskartonplatten verputzen? Idee war hier, nur eine dünne Schicht Kalkputz (den selbst angemischten) aufzubringen um eine einigermaßen ebene Fläche zu erhalten, welche von der Struktur zu den restlichen Wänden passt. Ich habe gelesen, dass es evtl. mit einem Sperrgrund oder Haftgrund gehen könnte.

Evtl. ergibt sich noch die Notwendigkeit, einen Altputz (sehr fest - mit Zementanteil) mit einer dünnen Schicht Kalkputz zu überziehen. Benötige ich hierfür auch einen Haftgrund oder ähnliches?

Ich weiß, dass es nun doch wieder ziemlich viele Fragen geworden sind, würde mich aber über praktikable Vorschläge sehr freuen.

Ach ja - ich werde dieses "Projekt" nicht alleine angehen. Ein "Helfer" mit Erfahrung an der Kelle (aber ohne Erfahrung mit Kalkputz) wird mich tatkräftig unterstützen.

Vielen Dank im Voraus!
Dirk
 
Innenputz

Ich empfehle Ihnen statt mit Kalkputz erst einmal mit Lehmputz anzufangen, das ist weniger gerfährlich und einfacher.
Fall Sie mit Kalkputz arbeiten wollen:
Man merkt wirklich das Sie sehr viel gelesen haben; es bringt nur nichts all das das ohne Wissen warum anzuwenden.
Ehe man praktische Tipps geben kann stellen Sie bitte ein paar (richtige) Fotos von der Wand ein.
Zum Untergrund: Gipskarton und Mauerwerk in verschiedenen Stärken verputzen zu wollen geht nicht bzw. nur mit Bewehrung. Ein Ausgleichsputz PII auf Gipsuntergrund geht auch nicht. Deshalb sind Fotos wichtig.
Dann sollten Sie sich darüber im Klaren sein das eine Fernanleitung via Internet zum Erlernen des Putzerhandwerks mal so auf die Schnelle nicht funktioniert.
 
fachwerk-I5905_20151027194930.JPGInnenputz Kalk

Guten Abend Herr Böttcher,

vielen Dank für die prompte Rückmeldung.

Selbstverständlich haben Sie Recht und Bilder sind natürlich hilfreich - an den nun von mir eingestellten Bildern sollte hoffentlich ersichtlich sein, wie in etwa der Bestand ist.

Ich habe mich in meinem ersten Beitrag leider etwas missverständlich ausgedrückt. Die Übergänge von Kalksandstein auf Gipskarton sind nicht in einer Flucht, sondern eher "Vorsprünge" , bzw. "Umrandungen" von Türen. Diese Gipskartonplatten sollen nach Möglichkeit lediglich auch nur dünn übergeputzt werden - ich nenne es mal eine Art "Dekorputz".

Natürlich lässt sich ein Handwerk, egal welcher Art, nicht via Internet erlernen - das ist auch nicht meine Ambition. Wie bereits erwähnt habe ich einen erfahrenen Putzer an meiner Seite, nur leider nicht mit Erfahrung im Kalkputz. Aber das grundsätzliche Rüstzeug sollte gegeben sein. Meine Vorstellung ist es aber, ihm bestmöglich informieren und "unterstützen" zu können - also ihm die notwendigen Schritte und Vorgehensweisen vorgeben zu können.

Mein Ziel ist auch nicht die perfekte Wand.

Weitere Bilder folgen ....
 
fachwerk-I5905_20151027195736.JPGInnenputz Kalk

Ein weiteres...
 
Es gibt von Kreidezeit einen Kalkhaftputz,
der geht auch für GK, zur genauen Verarbeitung
das Produktdatenblatt beachten.
Da es ja keinen bündigen Übergang zwischen
Ziegelwand und GK gibt, würde ich zuerst die
Wand verputzen und danach die GK mit dem
Haftputz.
Gruß Jan
 
Kalkputz

Die Fotos sagen eine Menge aus, damit kann ich etwas anfangen:
Als Vorarbeit die zu putzenden Flächen noch mal gründlich von Staub und losen Teilen reinigen!
1. Foto Kalksandstein:
Gründlich vornässen, ein paar Stunden später Kalkputz einlagig aufziehen, Stärke ca. 10 mm. Nach Bedarf vorher zu tiefe Fugen auswerfen.
1. Foto Tür:
Den Gipskarton an den Übergängen sauber nachspachteln und schleifen, vor dem Putzen der benachbarten Wände abkleben.
Keine Strukturputze o.ä. aufbringen, die Flächen sind dafür viel zu klein. Optisch sieht das sonst nicht gut aus. Einfach streichen.
2. Foto Ziegelwand:
Vornässen, Kalkzementputz als Vorputz zum Egalisieren, nach ein paar Stunden Kalkputz als Deckputz.
3. Foto, Fenster:
Fenster abkleben, Innenfensterbank einsetzen. Der Rest wie oben- Vorputz, Deckputz
4. Foto:
Den Trockenbau abkleben.
Fugen etwas tiefer auskratzen, vornässen, Vorputz, Deckputz. Mit dem Vorputz die Unterschiede im Lot an den Übergängen zum Gipskarton, der Decke und der anderen Wandecke angleichen. In der Fläche braucht es keinen Ausgleich von mehreren Zentimetern. Zum Ausgleich mit dem Vorputz in zwei oder drei Lagen arbeiten wenn erforderlich.
Den Gipskarton sauber spachteln, schleifen, streichen. Keinen Strukturputz o.ä.

Selbstgemischter PII (Kalkzementputz):
Auf ein Mörtelfass Kalkputz kommen eine bis zwei Kellen voll Zement.
Das Einsumpfen von Weißkalkhydrat bringt nicht viel, man kann sich die Manscherei sparen. Die Geschmeidigkeit hängt auch vom Sand ab, der sollte nicht zu scharf sein.
Gewebearmierung ist nicht erforderlich, schon gar nicht mit Jutegewebe.
Den fertig ausgeriebenen, angetrockneten Kalkputz frescal mit Weißkalkschlämpe (ein paar Kellen Weißkalkhydrat in einem Eimer Wasser aufgerührt) streichen. Das erhöht die Abriebfestigkeit und spart Farbe beim späteren Malern.
Fenster und Türen in den Räumen geschlossen halten.
 
Kalkputz

Super, vielen Dank - das hilft mir doch schon sehr weiter und bringt Ordnung in meine geplantes Vorgehen.

Ein paar kleine Detailfragen stellen sich mir noch.

Wenn es notwendig wird, beim Vorputz zweilagig oder mehr zu arbeiten, wie sollte die untere Lage vorbereitet werden? Leicht anrauen?

Welches wäre die "beste" Möglichkeit, den Deckputz zu glätten (bevor die Weißkalkschlämpe aufgebracht wird) und für die spätere Malerei vorzubereiten?

Bzgl. der Fensterbank - hier planen wir eine Massivholzfensterbank zu nehmen (vermutlich Eiche). Wäre das kein Problem, die vorher einzusetzen und dann anzuputzen?

Den Kreidezeit Kalkhaftputz werde ich mir später mal für ein anderes Projekt bei uns im Haus anschauen...
 
Innenputz

Die Reihenfolge hatte ich angegeben:
"3. Foto, Fenster:
Fenster abkleben, Innenfensterbank einsetzen. Der Rest wie oben- Vorputz, Deckputz."

Die Oberfläche wird mit einem Reibebrett abgerieben.
Die Vorbereitung zum Auftragen des Vorputzes habe ich auch angegeben:
"Als Vorarbeit die zu putzenden Flächen noch mal gründlich von Staub und losen Teilen reinigen!"
Grundierung o.ä. ist nicht erforderlich.

"Vornässen, Kalkzementputz als Vorputz zum Egalisieren..."

Da steht nichts von Aufrauhen. Vorputz wird aufgetragen um Unebenheiten aufzufüllen (tiefe Fugen...) und um die Oberfläche gleichmäßig saugend und rauh einzustellen. Er wird mit der Kelle aufgetragen, Überschüsse werden mit der Kelle wieder abgenommen.
 
Kalkputz

Moin Herr Böttcher!

Die Reihenfolge hatte ich schon verstanden. Vielen Dank.

Mir ging es hierbei eigentlich um den mehrlagigen Auftrag.

"Zum Ausgleich mit dem Vorputz in zwei oder drei Lagen arbeiten wenn erforderlich."

Ob und wenn wie die jeweils untere Putzlage vorbereitet werden sollte? Hatte häufig etwas davon gelesen, mit einem Besen leicht anzurauen. Darum wollte ich vorsorglich noch einmal nachfragen.


Also Ihrer Meinung nach kein Problem, die Fensterbank vor dem Verputzen einzusetzen? Holz+Feuchtigkeit+Kalk?
 
Putzen

Mann, Sie halten mich ganz schön auf Trab! Ich muß nämlich am Rechner auch Geld verdienen.
Eine Fensterbank kann man abkleben.
Wenn ich einen Ausgleichsputz mit der Kelle auftrage brauche ich nichts aufrauhen. Ein Kellenputz ist rauh genug.
 
Thema: Kalkputz - Unterstützung erbeten!
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