Luftkalkputz
Die Werbung bei Solubel funktioniert, keine Frage.
Die Idee ist, einen Putzmörtel mit der Festigkeit im Bereich eines Zementmörtels herzustellen ihn aber in der Gruppe PI zu belassen. Das kostet zwar einen höheren Aufwand in der Herstellung lohnt sich aber beim Marketing.
SP 20/50 erreicht laut Datenblatt nach 28 Tagen eine Druckfestigkeit (Nennfestigkeit) von 3,5 bis 4 N/mm². Da wie bei jedem Bindemittel eine (hier hydraulische) Nachhärtung erfolgt kann man nach ein paar Monaten real mit mindestens 5 N/mm² wahrscheinlich noch mehr rechnen.
Nun predige ich fast schon das beim Putz nicht das Bindemittel sondern die Festigkeit das eigentlich wichtige Kriterium ist.
Normale Luftkalkputze der Gruppe PI liegen im Festigkeitsbereich CS I, das sind 0,4 bis 2,5 N/mm². Kalkzementputz PII liegt in der Festigkeitsklasse CS II, das sind 1,5 bis 5 N/mm².
Reiner Zementputz der Gruppe PIII in der Festigkeitsklasse 3,5 - 7,5 N/mm². (Angaben beziehen sich auf werkgemischte Trockenmörtel).
Das heißt konkret:
Der "Luftkalkmörtel" von Solubel erreicht Festigkeiten die im Bereich eines reinen Zementmörtels liegen.
Deshalb funktioniert er auch im Sockelbereich.
Ein Laie würde mit Sand und Sumpfkalk diese Festigkeit nie erreichen.
Warum schafft das Solubel:
Erst mal weil sie Ahnung haben, hier gibt es eine Menge wissenschaftliches und praktisches Wissen und Erfahrung. Dann eine Maschinen- und Anlagentechnik mit deren Hilfe sie aus optimierten Rohstoffen hohe, gleichbleibende Qualität erzeugen. Das ist etwas anderes als Sand aus der nächsten Grube nach Gefühl und Schaufelanzahl in den Freifallmischer zu hauen (wie ich es mal gelernt habe).
Dann gibt es noch eine Reihe von Zusätzen wie "Carbonatisierungsbeschleuniger" und etwas verschämt mit "milden Hydraulefaktoren" bezeichnete latenthydraulische Zusätze.
Deshalb wird das Zeug so hart wie ein Zementputz, lieber Peter, nicht weil es reiner Luftkalk ist.
Es bildet sich eine CaS- Phase, Dikalciumsilikahydrat, ein Zementmineral. Das gibt es auch in Zementen. Man kriegt das also auch viel billiger mit einer halben oder ganzen Kelle Zement auf ein Mörtelfass Kalkputz hin.
Oder mit einem passenden Sockelputz der nicht von Solubel ist, dafür aber mit Zement und entsprechend billiger. Für die üblichen Anwendungen reicht der auch völlig aus.
Die Idee mit solchen Zusätzen ist nicht neu, Außenputze wurden immer schon mit latenthydraulischen Zusätzen gehärtet. Das sogar in Gebieten die weitgehend frostfrei sind.
Ich will damit nicht die Produkte von Solubel schlecht machen, das sind ordentliche Sachen die allerdings auch ihren Preis haben. Sie sind eben deshalb so gut, weil noch etwa ein Dutzend weiterer Zusätze mit drin sind, die Verabeitung, Abbindeverhalten, Porigkeit usw. steuern und damit die Arbeit des Putzers erleichtern und die Qualität erhöhen.
Das alles hat aber nur noch relativ wenig mit dem Material der Ausgangsfrage, "reinem" Luftkalkputz, zu tun.
Man sollte deshalb vorsichtig sein mit der "reinen Lehre" vom Luftkalkputz, auch im Hinblick auf ratsuchende Laien.
Hätte ich fast vergessen: Solubel erachtet einen Schutzanstrich für den fertigen Sockelputz für notwendig, leider schreiben sie nicht welchen.