Kalkputz einlagig, Sinterschicht/Kalkfarbe

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tbart

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Bin hier schon gut fündig geworden, nur meine spezielle Frage konnte ich nicht beantwortet finden!

Ich habe eine generelle Verständnisfrage zu Sinterschichten, Kalkfarbe und Offenporigkeit von Kalkputzen:

Mir steht das Verputzen einer Kellerinnenwand (teils recht bröseliger, teils recht "normaler" Beton von 1955) bevor.

Ich will reinen Kalkputz verwenden, dazu habe ich bereits Quellen für 0/4er Natursand, gewaschen, Kalk (wohne in den östlichen Ausläufern der Alpen, hier gibts fast nur Kalk!) und Kalkhydrat mit >93% Ca(OH)2.

Es muss kein Schönheitswettbewerb sein. Einfach und flott soll es gehen, und funktional soll der Putz jedenfalls sein (Haus ist gar kein Fachwerkhaus *schäm*; aber hier sind viele kundige Leute unterwegs, deshalb komm ich hierher! Hat "kalte Füße" (Streifenfundament, keine Dämmung drunter) und im Sommer fällt mir die Luftfeuchtigkeit im Sockelbereich aus; Heizung im Sommer (billig, Wärmepumpe) soll das dann eh auch beheben).

Strukturmäßig würde mich einlagig mit 0/4er reichen.

Farblich hätte ich es, wenn möglich, gerne Kalkweiß, freskal gleich auf den frisch aufgebrachten Putz.

Jetzt aber meine Fragen:
- Bringt Filzen etwas bei 0/4er Sand? Hatte noch kein Filzbrett, ein Küchenschwamm auf einer Probestelle hat die Oberfläche rauher als vorher abgezogen gemacht, wenn geht wäre es schöner glatter, mit Spachtel bekomme ich eigentlich eine sehr glatte Oberfläche zusammen.

- Wie ist das mit der Sinterschicht und der Farbe? Wenn ich Kalkfarbe auftrage habe ich doch generell eine Sinterschicht, ist ja pures Ca(OH)2, oder nicht? Soll ich auf die Farbe verzichten, wenn ich möglichst "funktional" und feuchteverträglich bleiben mag?

- Die Wand ist großteils ziemlich rau, da alter Putz abgeschremmt wurde. Muss ich vorspritzen, mit Kalk-Zement oder nur Kalk? Ist Kalkputz aufziehen ganz Tabu, muss geworfen werden? Die großen Löcher, die ausgebrochen sind, habe ich mit 3 Sand, 1 Kalk, ein bisschen Fertigestrich "ausgeschmiert" oder ausgeworfen - kann keinen Unterschied erkennen, alles hat eine sehr gute Untergrundbindung ohne hohle Klopfgeräusche.

- Zusammengefasst: Darf ich eine recht glatte Oberfläche, mit freskal Kalkfarbe herstellen (und wie?), oder schadet das der Offenporigkeit?

Bin für alle Einblicke dankbar!
 
Die Kapillarität findet immer von der Grobpore zur Feinpore statt.

Wir wollen ja den kapillaren Effekt in Richtung von der Wand weg.

Insofern brauchst du dich nicht um die "Dichte" der Farbe zu sorgen.

Die Oberflächengestalt wirst du wohl ausprobieren müssen. Der Zeitpunkt des Ausreibens hat einen Einfluss auf die "Feinheit" der Oberfläche. Auch wirst du mit einem Holzbrett oder Filzscheibe eher grobes Korn mitnehmen, was dann bei kreisendem Abreiben diese Rillen ergibt (Reibeputz).

Was beim Glätten passieren kann ist, das du Bindemittel an der Oberfläche anreicherst und es dann zu Schrumpfrissen in der Oberfläche kommt.

Wenn der Untergrund griffig und gleichmäßig saugend ist brauchst du keinen Vorspritz aus Zement.

Die "Kellenwurftechnik" bewirkt durch den dabei entstehenden Unterdruck eine gute Haftung an den Untergrund die durch die "Saugwirkung" des Putzgrundes weiter verstärkt wird. Dies ist zunächst wichtig da sich erst durch die Carbonaisierung dauerhaft am Untergrund verfestigt.

Der Mörtel kann bedingt auch auf hinreichend egalisierten Untergrund auch aufgezogen werden.

Für die gute Haftung ist jedenfalls eine gute Konsistenz erforderlich und der Zuschlag sollte auch einen ausreichenden Feinanteil haben, auch darf der Mörtel nicht in zu dicker Lage aufgebracht werden.

Eine gute Konsistenz erreicht man durch kräftiges Mischen von Kalk und Sand. Durch das Aufbrechen der Kalk-Agglomerate setzt eine "Verflüssigung" des Mörtels ein, so das zunächst zurückhalten Wasser hinzugegeben werden sollte.

Ein ausreichender Feinanteil im Zuschlag füllt die Zwischenräume des gröberen Korngerüstes auf und sorgt so für mehr Festigkeit.
Oft verschneidet man "Putzsande" 0/2 und 0/4 mm hälftig miteinander um so eine "Sieblinie" mit ausreichenden Feinanteil zu erhalten.

Ob der Sand gut geeignet ist kann man mit dem "Knödeltest" praktisch prüfen.

Lässt sich aus dem feuchten Sand, mit den Händen ein Knödel formen, der ausreichend zusammenhält, sollte er gut geeignet sein.

Das Mischungsverhältnis liegt irgendwo zwischen 1:3 bis 1:4. Du wirst also fünf bis sieben Säcke (25kg) Kalkhydrat für einen Kubikmeter Sand benötigen.

Ideal ist wenn jedes Korn von Bindemittel umhüllt ist, so das ein sehr plastischer Mörtel entsteht. Der Kalkbedarf richtet sich demnach nach der spezifischen Oberfläche des Sandes. Die wird mit feinerem Korn größer.

Im Gegensatz dazu wird ein geringer (magerer) Kalkzusatz für sandende Putze sorgen, da nicht alle Körner in die Matrix eingebunden werden. Zuviel Bindemittel vermindert hingegen wieder die Festigkeit und führt zu Schwundrissen, da das Bindemittel beim abbinden schrumpft.

Die Stärke der einzelnen Lagen betreffend beachte die "Dreikorn-Regel".

Um einen besonders porigen Anstrich zu gewährleisten kannst du eine Kalkschlämme streichen (1RT Sumpfkalk, 0,5 RT Marmormehl, 2,3 RT Wasser).

In den frischen Putzauftrag gestrichen, lässt sich die Oberfläche noch leicht dressieren und auffüllen.
 
Innenputz

Den Knödeltest kannst Du Dir bei gewaschenem Sand sparen.
Ungewaschender Sand 0-2 lässt sich besser handhaben. Der gewaschene 0-4 wird kaum an die Wand zu kriegen sein.
Den Putz 1: 3 mit Weißkalkhydrat und Sand 0-2 mischen, weiche bis flüssige Konsistenz. Mit der Kelle anwerfen, mit dem Kellenrücken andrücken und verschlichten. Nach dem Anziehen/Antrocknen mit einer Malerbürste und etwas Wasser die Nasen und Grate verschlichten. Ein paar Stunden später mit Weißkalkschlämpe (Wasser + Weißkalkhydrat) streichen.
Falls die Wand zu feucht ist and das Anziehen zu lange dauern könnte etwas Zement untermischen.
 
fachwerk-I23143_201821164732.jpgDanke schon einmal für die Antworten!

Die Sache mit dem gewaschenen Sand habe ich hier aus dem Forum, nicht zuviel Mehlanteil ist da auch gestanden.. Offensichtlich gibt es hier viele Philosophien!

Den Knödeltest - darauf hab ich geachtet - besteht das testweise einmal geholte Häufchen sehr gut, obwohl ich mir beim Verarbeiten in der Tat mehr Haftung gewünscht hätte. Vielleicht wäre das mit höherem Feinanteil besser.

Die lokale Schuttergrube hätte auch noch:
"Wellsand 0/1 ungewaschen: Feinverputz, hinterfüllen von Gasleitungen, Sandkistensand"
"Bruch - Mauersand 0/2 ungewaschen: Verlegen von Platten in Sandbetten und Fugensand"

Soll ich davon etwas zum Verschneiden wählen?

Die Neigung zur Rissbildung wird überall diskutiert - das kann ich gar nicht nachvollziehen.
Ich habe vorsichtig in Lagen angefangen, die tiefen (bis 8cm) Löcher auszuwerfen. Weil das so gut gegangen ist, bin ich mutig geworden, und habe an ein paar Stellen in einem Gang gefüllt, oben sogar mit der Spachtel abgezogen, weil ich wissen wollte, was möglich ist (sonst immer rauh gelassen, um bessere Haftung beim Putzen zu garantieren). Das ist jetzt 3 Wochen her, klingt schön satt, nicht ein einziger Haarriss oder gar Größeres!
Das war mit 0/4mm Estrichsand, Kalk, genaueres weiß ich nicht, ist ein Rest von vor 5 Jahren. Oft wird hier geschrieben, dass großes Korn für weniger Risse sorgt, das wäre evtl eine Erklärung.

Die Wand ist gar nicht mehr feucht, ich muss ganz schön viel befeuchten. Unter Beton stellt man sich heute was anderes vor :)

Wenn ich also bei meiner gewünschten Glätte nach Abziehen mit Spachtel, verwaschen mit Bürste oÄ keine Probleme mit Rissen habe, und einfach freskal drübermale, ist auch die Offenporigkeit, und somit der Grund warum ich Kalkputz verwenden will, gewährleistet, sehe ich das richtig?
(Wenn Risse entstehen, ist die Offenporigkeit wohl mehr als gewährleistet :) )

Dann klingt das ja alles halb so wild.

Der Test von vor 10 Tagen (siehe Bild) ist ja generell gut geworden, etwas feiner hätte ich es gerne.
 
fachwerk-I3461_20182117025.JPGInnenputz

Meine Anleitung gilt für einen PINSELPUTZ.
Wenn Sie im Keller einen Glattputz haben wollen dann werden Sie wohl zweilagig arbeiten müssen und eine Menge mehr Zeit investieren. Erfahrungsgemäß schrubbeln Laien mit Ihren Glättkellen ewig auf der Oberfläche herum und kriegen Sie trotzdem nicht glatt- da kommt es zu Versinterungen weil das Bindemittel nach oben massiert wird.
In meinem Kellerbüro ist auch Pinselputz an der Wand, aus Bunakalk und hergestellt von Lehrlingen. Steht über 60 Jahre und mir reichts für mein Büro.
 
Wenn es um die Kornverteilung im Mörtel geht empfiehlt sich die Lektüre des Fachartikels von der Interessengemeinschaft Bauernhaus, da sind auch passende Sieblinien abgebildet.

https://igbauernhaus.de/unsere-themen/bautechnik/sand/ohne-sand-nichts-los.html

Wenn du eine "feine" Oberfläche haben möchtest kannst du feineren Sand nehmen. Die Empfehlung mit 0/2 mm passt da gut.

Letztlich wird das auch durch die beabsichtigte Putzstärke bestimmt. Oder du machst einen mehrlagigen Verputz mit entsprechenden Aufwand.

Wegen der Verarbeitung und auch der Rissproblematik, ist generell ein Blick in die "Kalkregeln" empfehlenswert.

https://www.baubiologie.de/downloads/kalkputzregeln.pdf
 
Thema: Kalkputz einlagig, Sinterschicht/Kalkfarbe
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