Hydraulischer Kalk als Außenputz in Thailand

Diskutiere Hydraulischer Kalk als Außenputz in Thailand im Forum Farben & Stuck im Bereich - Hallo Forum, wir sind eine Gemeinschaft in Thailand, die gerade dabei ist, alternative Bauweisen für die Tropen zu erproben. Wir haben aus Lehm...
C

Christian20

Beiträge
12
Hallo Forum,

wir sind eine Gemeinschaft in Thailand, die gerade dabei ist, alternative Bauweisen für die Tropen zu erproben. Wir haben aus Lehm einen Dom erbaut und wollen diesen nun mit Kalk verputzen und haben (was hier nicht leicht ist) hydraulischen Kalk gefunden. Doch vom Hersteller konnte uns keinerlei Angabe zu Verarbeitung oder Mischung gegeben werden :-( Wir haben jetzt ein paar Versuche gemacht, den Kalk im Verhältnis 3:1 mit Sand zu mischen aber schon nach 24 Stunden entstanden starke, tiefe Risse. Da die Luftfeuchtigkeit hier sehr hoch ist, dachte ich, dass dies nicht an der zu schnellen Trocknung liegen kann, oder?
Hat jemand einen Tip, da hier in Thailand zwar viele Menschen mit uns arbeiten, die mit Zement hervorragend verputzen können, aber noch nie jemand mit Kalk gearbeitet hat. Ich wäre über jede Hilfe sehr dankbar!
Der Untergrund sind übrigens Polyethylen Säcke die mit einem Fischernetz überzogen wurden.

Viele Grüße aus der Sonne

Christian
 
Da

muß schon mehr beschrieben werden:

Wie dick wurde geputzt ?
War der Sand gewaschen - welche Körnung ?
Wurde nur angeworfen oder auch verrieben und gefilzt.

Handwerklich würde ich sagen, daß jemand, der mit mit zement putzen kann, auch ohne probleme kalkputz an die Wand bekommt.
Warum aber hydraulischer Kalk ? Weißkalkhydrat wäre eine Alternative.
 
Gerne!

Hallo Olaf,

Vielen Dank für Deine Antwort! Der Plan ist, 3 Schichten zu verputzen. Die erste ist relativ dick, da bei dieser Bauweise mit Sandsäcken sehr große Lücken sind, die erst einmal gefüllt werden wollen. D.h. an einigen Stellen ist der Putz 10 cm an den meisten Stellen aber eher 2cm. Wir haben mehrere Versuche gemacht um zu sehen, was überhaupt möglich ist: einmal mit lehmhaltiger Erde, einmal mit roter Erde, wie sie hier in Thailand zu finden ist und einmal mit Sand den sie hier auch für Zement nutzen. Ich weiß aber nicht, ob der gewaschen war oder welche Körnung. Der Kalk wurde mit der Hand angeworfen und nur ein wenig verrieben. Hydraulischer Kalk wurde mir gesagt ist bei tropischen Klima besser, da ein besserer Schutz gegen die heftigen Regenfälle. Nicht richtig?
Viele Grüße

Christian
 
mir

fehlt leider die Erfahrungen, die Ihr bereits gemacht habt.
Auf Sandsäcke ???? - Fotos wäre gut, um weitere Antworten zu bekommen.
10 cm ist zuviel, ungewaschener Sand düfte schneller zu Rissen neigen - mal ein paar Referenzflächen auf Ziegel testen zum Vergleich.
Putzen mit der Hand - Kalk ätzt !
10 cm - zu viel mit einer Schicht - Schichten bis 2 cm ev. mit Gewebe oder Gitter arbeiten. 1o cm Putz braucht auch gute Verbindung zum Untergrund - sonst mal blumps und alles liegt wieder unten - Dübel für Dämmstoffplatten testen !
Für Fotos bitte anmelden, kostet nichts und tut nicht weh !
 
Geht jetzt

Hallo Olaf,

Dein Riecher war richtig. Es lag am Sand. Wir haben roten Sand aus der Nachbarschaft genommen, der rissig wird. Mit dem Sand, der auch zum zementieren genommen wird geht es. Danke für Deine Hilfe!
Keine Angst: Wir haben Arbeitshandschuhe an :)
Für mehr Informationen über unsere Bauweise kannst Du hier mal nachschauen. www.calearth.org Sehr interessant!
 
Ehrlich

finde ich geil !!
Wie lange rechnet ihr mit der "Standzeit" dieser "Emergency Shelter Village Under Construction" ?
 
und

die Ausführung mit den Säcken, auf welche Erfahrungen greift Ihr da zurück. Das mit dem "Nur Lehm" scheint ja aufgrund des Klimas nicht zu funktionieren, wie Du schreibst - also habt Ihr die Bautechnik importiert. Auch beim Material Polyethylen könnte es klimatechnisch ein anderes verhalten gaben als bei Jutesäcken.
 
Technik ist einfach und funktioniert überall

Hallo Olaf,

Soory war verreist...Die Technik ist eigentlich immer gleich: 20% lehm in der Erde in gebrauchte Reissäcke, 10% Wasser dazu, in Reihe legen und mit einem stampfer stark komprimmieren und trocknen lassen. In Erdbeben Gebieten noch 5% Zement dazu wer mag. Dann geht es noch darum das ganze regendicht zu bekommen. Da nehmen die meisten Zement. Das ist in den Tropen nicht optimal. Deshalb nehmen wir Kalk, der atmet. Erfahrungen damit hat z.B Phanganearthworks.com hier in Thailand mit Meditationsdoms, aber wie gesagt mit Zement....
Eine Frage habe ich noch: Wir werden den Dom von aussen mit einem Mosaik aus gebrochenen Fliesen verzieren. Kann ich dazu auch Kalk nehmen oder ist das zu starr?

Lg aus der Sonne
Christian
 
Unterstand

Hallo Christian,
können Sie mal ein oder zwei Fotos von dem Bauwerk einstellen?

Viele Grüße
 
Euer

Danke für die weiteren Indos, da ich mit englischen Seiten mein Poblem habe :-()

Euer Plan, außen gebrochene Fliesen zu verwenden, ist kontraproduktiv zu der Absicht, Kalk statt Zement zu verwenden. Fliesen sind noch dichter als Zement.
Schilfrohr (oder ähnliches) senkrecht einbetten als Drainage in den Außenputz wäre wohl besser geeignet statt eine Iglu-Hütte aus Rest-Keramik.
 
dicht

Hallo Olaf,
mir ist schon bewusst, dass Kacheln dicht machen. Deshalb ja meine Frage, ob es etwas gibt zum verfugen, was auch atmet.
Der Grund warum wir Kalk nehmen ist in erster Linie ein ökologischer (Co2). Der Grund für das Mosaik ist vor allem, dass wir kein Dach haben und etwas brauchen, dass verlässlich gegen 3 Monate heftige tropische Regenstürme schützt. Aber ausserdem ist das ganze auch ein Gemeinschafts-Kunstprojekt.

Viele Grüße aus der Sonne
Christian
 
bild

...und hier mal ein Bild...Es ist ein Meditationsdom zur Meditation im Dunkeln. Keine Fenster, Luft über 3 Ventilatoren
 
Unterstand

Hallo Christian,
Eure Bemühungen in allen Ehren aber die Eigenschaften des gewählten Materials passen nicht mit den konstruktiven und klimatischen Anforderungen zusammen.
Die Bauweise, eine Mischung zwischen Lehmschlauch- und Lehmbrottechnik, ist gut geeignet.
Das trifft auch für die Form zu, allerdings weiß ich nichts über die erforderliche Kapazität und die Hochwassersicherheit.
Das heißt: passende Technik, machbare Form, falsches Material für diesen Zweck.
Lehm:
Lehm eignet sich auch bei hoher Luftfeuchtigkeit als Baumaterial. Er ist nicht geeignet bei unmittelbarer und langeinwirkender Beregnung und dauernder kapillarer Belastung. Flüssiges Wasser ist Gift für Lehm.
Der magere Lehm in den Säcken wird sich in jeder Regenzeit mit Wasser sättigen, nur das Gewebe hindert ihn am auseinanderfließen bzw. fortspülen. Das führt weiterhin zu einem erheblichen Stabilitätsverlust des eingesetzten falschen Gewölbes. Dem hätte man mit einer einfachen Bewehrung entgegenwirken können: Bambusstäbe oder korrosionsgeschützte Bewehrungsstäbe, die nach jeder Schicht in jeden zweiten Sack mindestens zwei Lagen tief eingetrieben werden.
Was kann man jetzt noch gegen die falsche Materialwahl unternehmen:
System boots and cap:
Sockelbereich vor Spritzwasser, kapillarer Feuchte und Hochwasser schützen; klassischerweise mit einem gemauerten Natursteinsockel aus Quadern, der auf einem Feldsteinfundament steht. Das geht nicht mehr, der Bau steht schon.
Oberflächen konstruktiv vor Schlagregen schützen. Das geht durch ein Dach oder durch eine wasserunempfindliche Oberfläche- in diesem Fall eine Beschichtung mit Putz:

Jeder Putz, der einigermaßen wasserdicht ist wird von den quellenden Säcken aufgesprengt, da er starr bzw. fester ist als der Untergrund. Dem kann man nur begegnen indem der Putz so dick ist das er wie eine eigene Schale wirkt und sich selber trägt. Dazu muß er wiederum bewehrt werden. Professionell wäre das mit einer Spritzbetonummantelung zu bewerkstellingen.
In Eigenleistung mit mehreren Lagen hydraulischem Kalkputz bzw. Zementputz auf einer Maschendrahtbewehrung. Es sollten schon 3-4 Lagen sein, um eine Mindestdicke von ca. 5-8 cm zu erreichen. Die Oberfläche sollte mit Glättkellen möglichst glatt gespachtelt werden damit Wasser schnell ablaufen kann. Es wird immer noch Wasser eindringen, aber es werden nur kleine Mengen sein. Das mit den Kacheln sehe ich eher als Gestaltungsgag und Spielerei an. An der Gesamtsituation wird sich nicht viel ändern.
Zum Schluß noch folgende Empfehlung von mir:
Nehmen Sie das Ding als Prototyp bzw. Erprobungsträger. Mit den gewonnenen Erkenntnissen können Sie den nächsten ohne die Mängel des ersten bauen. Das betrifft vor allem die Materialwahl.

Viele Grüße

p.s. warum mauern Sie das Ding nicht einfach aus örtlich verfügbaren Steinen?
 
Technik

Hallo,

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Der Hintergrund dieser Technik ist von einem iranischen Architekten Kalil Gibrahim. Die ganze Sache ist bis 7.0 der Richterskala im Laborversuch getestet Erdbebensicher. Der Erddom steht auf einem Steinsockel. Die ersten 3 Reihen sind mit Kies gefüllt. Auch Fluterprobt sind die Bauten in den USA weshalb man solche Erdsäcke als Hochwasserschutz nimmt. Und durch die enorme dicke der Wände gibt es einen 12 Stunden Wärmetauschzyklus, d.h. wenn es draussen am heißesten ist, ist es drinen am kühlsten und umgekehrt. Und wenn ich die Erde unter meinen Füßen zum bauen nehme, dann kann ich so eine Konstruktion in 6 Wochen für 500 Euro plus Fenster und Türen bauen. Das ist für Thailand extrem interessant und wird viel Leid lindern bei den jährlichen Hochwasser Desastern etc.
Aber sie haben recht, es ist das allerwichtigste, dass Wasser von den Säcken auf Dauer fern bleibt. Der Kalkputz wird, schon um die Struktur der Säcke auszugleichen sowieso sehr dick werden. Die Frage ist jetzt nur, was ich benutze um die Kacheln anzubringen und ob es etwas gibt, was absolut dicht ist aber atmet.

Viele Grüße

Christian
 
Soweit

ich mich entsinnen kann, war der Iran eine recht trockene Gegend, im "tropischen" Thailand steht doch genung "Blattmasse" zur Verfügung, kann man denn nicht aus Blätter+Lehm eine Außenabdichtung zusammensetzen, die erst zum Schluß den Kalkputz erhält.
Es gab ein Beispiel in der DDR - wo die Umsetzung einer Bauweise aus einer ähnlichen Region in die DDR massive Probleme brachte - die großen Außenkacheln an den Häuser der damailigen Stalinallee - die Fugen waren zu wenig/klein, um die höhere Luftfeuchte ins "Freie" zu entlassen, sie lockerten sich.
 
Unterstand

Beißen sie sich nicht so verkrampft an den "atmenden" Wänden fest.
Wände atmen nicht.
Bei den klimatischen Bedingungen in Thailand braucht man Kondensat, hohes Dampfdruckgefälle und Frostschäden nun wirklich nicht zu fürchten.
Wo ich langsam verunsichert werde:
Zuerst dachte ich das sei ein Unterstand für Tropenstürme.
Jetzt erfahre ich das die Konstruktion als erdbebensichere Bauweise für den Iran gedacht war- eine völlig andere Klimazone (ein Iglu ist übrigens bedingt durch seine Bauweise auch erdbebensicher und "atmet").
Als Schutzbauwerk bei Erdbeben geht der nicht durch, wie wollen Sie wissen wann ein Erdbeben kommt damit man sich vorher verkriechen kann?
Dann taucht noch der Begriff: "Meditationsdom zur Meditation im Dunkeln" auf.
Ich vermute jetzt das dies wohl die eigentliche Bestimmung ist, ein Tütchen zu qualmen und darüber nachzudenken warum es so wenig Liebe unter den Menschen gibt...

Falls ich mich irre hier noch eine Idee von mir:
Wenn er als Schutzraum für Tropenstürme gedacht ist dann kann man sowas (es gibt mittlerweile Wettervorhersagen) gemeinsam an einem Tag aufbauen und nutzen. Da ist es egal ob der Lehm nassregnet, die paar Tage hält das Ding.
Danach wird es rückgebaut.
Dann ist das mit den kiesgefüllten Säcken des Sockelbereiches auch kein Problem mehr, im Dauerzustand wäre das ein Schwachpunkt. Ein paar Löcher oder Risse im Sack und der Kies fließt aus.

Viele Grüße
 
@ georg

die Architekt ist aus dem Iran - die Hütten stehen in Thailand .... siehe Überschrift.
 
Unterstand

Genau das ist ja das Problem.
Da werden gedankenlos Bauweisen aus völlig anderen Klimazonen übernommen und dazu gleich noch die Begründungen zur Haltbarkeit. Und dann noch das Loblied auf die Wärmespeicherfähigkeit- was soll das in Thailand?
Wüste bzw. Steppe, lieber Christian, ist nicht tropischer Monsumgürtel.
Oder hast Du schon mal erlebt das es in Thailand nachts kälter als 0 C wird wenn es tagsüber mehr wie 40°C sind?
 
kommunikation

Sehr geehrter Herr Böttcher,

Ich habe mich an dieses Forum gewand, um Informationen über das Verputzen mit Kalk zu erhalten. Anstatt dessen wird mir Gedankenlosigkeit vorgeworfen und ich im Nebensatz als kiffender Meditationshippi diffamiert.... Ich fürchte sehr, dass wir sehr gegensätzliche Auffassungen von Kommunikation haben.

Wenn es Ihnen also weiterhin um die Technik geht empfehle ich die Lektüre über Earthbag Construction in den Tropen, die man frei hier herunter laden kann http://naturalbuildingblog.com/simple-earth-buildings-for-the-humid-tropics/
Weiterhin ist Doni, Kaki, Hunter - Tips und Tricks of Earthbag building ein hervorragendes Buch um die Technik kennen und beurteilen zu können, vor allem ihre Anwendung in verschiedenen Klimazonen von Kanada bis in die Tropen.

Und falls hier noch jemand im Forum ist, der mir die Frage beantworten kann, ob ich mit Kalk auch verfugen kann wäre ich sehr dankbar!
 
Thema: Hydraulischer Kalk als Außenputz in Thailand
Zurück
Oben