Kalk einsumpfen
Hallo Martin,
normales Weißkalkhydrat vom Baumarkt ist sicher billiger und einfacher zu händeln aber wenn es denn sein soll.
Ich habe als Lehrling noch kalksumpfen mit Stückkalk gelernt. Dazu wurde eine Kalkbank, eine schräge Holzrutsche mit drei Seitenbrettern, gebaut und am Rand einer Grube aufgestellt. Der Stückkalk kam auf die Kalkbank und wurde mit Wasser aus dem Schlauch überbraust. Dabei bläht sich der Branntkalk durch Wasseraufnahme regelrecht auf, zerplatzt durch die Spannungen in kleinere Brocken und zerläuft dann zu milchigen Brei. Der Kalkbrei wurde mit einem umgekehrten Holzrechen oder einem Schieber in die Grube geschoben, die restlichen Brocken vorsichtig weiter besprüht bis sie sich ganz aufgelöst hatten. Man musste dabei aufpassen das man nicht zuviel Wasser nahm, sonst sank die Temperatur zu stark ab und ungelöschte Brocken wurden in die Grube gespült, der Kalk wurde ersäuft. Nahm man zu wenig Wasser verdampfte es infolge der heftigen exothermen Reaktion, auch das ergab Bröckchen ungelöschten Kalkes- der Kalk verbrannte.
Der gelöschte Kalk lagerte in der Grube, wobei sich oben eine Schicht klaren Wassers mit einer Sinterhaut absetzte. Der Kalk war fertig wenn das Wasser aufgenommen,verdunstet bzw. versickert war. Dann wurde die oberste, verschmutzte Schicht mit der Schaufel abgeschält und der Kalkteig konnte mit dem Spaten abgestochen werden.
Wenn du kleinere Mengen ansetzen willst funktioniert das auch im Holzfass oder Plastebottich. Gehe mit der selben Technik vor: in einem separaten Bottich ein paar Stücke Branntkalk legen und aus einer Gießkanne vorsichtig mit Wasser überbrausen bis sie zerfallen und sich auflösen. Vorsicht, es können Temperaturen über 100°C entstehen! Menge und Geschwindigkeit musst du durch Probieren selber rausfinden. Den fertigen Kalkbrei dann in das Lagergefäß umfüllen und so chargenweise weitermachen. Wenn Du alles richtig gemacht hast entsteht der gewünschte Fettkalk.
Branntkalk ist gefährlich, Schutzhandschuhe oder mindestens eine Schutzcreme, Gummistiefel und Schutzbrille sollten es schon sein. Falls doch Kalkspritzer in die Augen gelangen: Zum Spülen und Neutralisieren immer etwas Säurehaltiges in der Nähe stehen haben. Selter ist gut, Bier geht auch, am besten geht Cola.
viele Grüße