Ist alter Lehm als Schüttung wiederverwendbar?

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Caro

Guest
Hallo,

bei der Renovierung unseres neuen alten (ca. 1800) Fachwerkhauses stellten wir fest, dass die Zwischendecke mit so verschiedenen Materialien gedämmt würde, wie es wohl die Verfügbarkeit und der Geldbeutel in der Vergangenheit zuließ. Teilweise fanden wir Hohlräume vor, aber auch Stroh/Lehmgemisch und Mineralwolle oder beides.
Jetzt meine Frage: wäre es eigentlich möglich, die vorhandene,feste Lehmdämmung zu entfernen,fein zu zerkleinern und als Schüttung wieder in die Decke zu bringen? Da sich oberhalb die Kinderzimmer und unterhalb Küche und Wohnzimmer befinden, wollen wir erreichen, dass die Belastung der Decke gleichmäßig ist, weniger schwingt und auch über eine angemessene Dämmung verfügt.
Da die Balkon noch gut erhalten sind, besteht auch die Überlegung, die Balken nach unten etwas frei zu legen. Hat hier wer einen Tip für uns?
 
Ich hab es gemacht

Also alten Lehm im selben Haus wiederverwendet.
Sofern er aus Bereichen kam, die nicht z.b. Wegen Durchfeuchtung oder Holzbock zurückgebaut wurden. Diesen möglicherweise belasteten Lehm hab ich auf den heimischen Komposthügel gegeben..
Den "guten" Lehm habe ich wieder eingebaut in Deckenfüllungen oder auch für den Unterputz benutzt. Die Baueigenschaften waren super, die Mischung weder zu fett noch zu sandig...die Altvorderen beherrschten ihr Handwerk .
Viel Erfolg
 
Na das klingt doch super...

...Nur wegen der Holzwurmsache bin ich mir unsicher. Es gibt durchaus einige Stellen mit (ehemaligem/inaktivem) Wurmbefall. Muss ich mir da trotzdem Gedanken machen? Prophylaktisch lassen wir vmtl eh nochmal jemanden über die Balken sehen, bevor wir wieder alles zumachen. Aber dass er sich auch im Lehm aufhält, war mir nicht bewusst.
Ansonsten bin ich eben auch dafür, althergebrachtes, fachwerktypisches Baumaterial (wieder) zu verwenden, nicht zuletzt aus Kostengründen.
Hast du den Lehm also als Schüttung stark zerkleinert und dann trocken wieder zwischen die Balken gefüllt? Das wäre zumindest mein Plan gewesen...
 
Im Lehm

Sitzt er weniger, aber wenn man zwischen den Balken arbeitet, kann schon mal die eine oder andere Puppe/Larve mit in den Lehm geraten. Aber ich hätte da nur bei Holzbock etwas bedenken.
Ich habe den Lehm eingeweicht und als nasse Masse in alle Ritzen dicht wieder eingebracht. Vorteil...es staubt nicht so, es wird zu einer festen Platte und ich hatte eine glatte Oberfläche. Quasi einen Lehmestrich alter Art. Es ist eine Schinderei, weil,das Zeugs halt nass noch schwerer ist, aber das Ergebnis hat mich überzeugt. Ich habe allerdings von oben gearbeitet...von unten nur an wenigen Stellen. Dort dann nach alter Tradition auch mit Lehmwickeln oder alternativ mit Leisten oder auch Sauerkrautplatten. Quasi als Putzträger.
 
Was ist eine Lehmdämmung?

Wenn sie den historischen Lehmschlag in der Deckenfüllung oder Lehmwickel meinen, lassen sie diese bzw. alles was fest ist, drin. Dieser dichtet auch die Decke nach unten ab. Sonst rieselt es vermehrt. Weitere Funktionen sind, Auflast um das Schwingen der Decke zu vermindern und Schallschutz gegen Trittschall. Das geht nur durch Masse.
Miwo ist modern bringt aber nix außer Wärmedeämmung und Faserbelastung in der Atemluft, denn die drüberliegenden Bodenbeläge wirken beim drüberlaufen wie eine Luftpumpe , die die Fasern durch die Ritzen bläßt.
Wärmedämmung ist zwischen beheizten Geschossen unnötig, es sei, es handelt sich um abgeschlossene Wohneinheiten.
Packen sie evt. noch Gehwegplatten in die Decke um Gewicht reinzubekommen, das sollte die Schwingung reduzieren. Wieviel Auflast nötig ist kann ihnen ein Statiker ausrechnen.
Der Sand und "Dreck" auf dem Lehmschlag hat übrigens auch eine Funktion. Er dient als Auflast und Schüttung um Dielen schwimmend verlegen zu können.
Wenn es denn sein muß kann dieser auch durchgesiebt werden. Die toten Mäuse, Glasscherben, Knochen, etc. entsorgen, spannende Fundstücke heraussammelen und den Rest wieder einbauen. die fundstücke in derartigen Füllungen können viel über die Historie des Hauses und auch Umbauten verraten.
Weitere Möglichkeit wöre die Decke auszusteifen mit OSB-Platten . Hr. Böttcher hat den Umbau einer Decke zum Plattenbalken, oben unter Lesestoff, gut beschrieben.
Holzwurmlarven überleben nicht im Lehm.
Sollten die Balken bei einem späterem Umbau erst verputzt worden sein, trifft dies wahrscheinlich auch auf die Deckenfelder zu. Die Altvorderen hatten große Fähigkeiten neue Lehmschichten auf Untergründe aufzutragen auf denen eigentlich nichts haften kann, z.B. marginal angespitzte Decken mit dicker Kalk- oder Leimfarbe drauf.
Bevor sie die Balken im Romantiklook freilegen, vergewissern sie sich dass die Felder nicht gleich mit runterkommen. Balken freilegen und reinigen ist eine enorme Sauerei. Viel Spaß dabei!
Weitere Problem könnte sein, das die alten Balken vermutlich mit Baumkante verbaut wurden . In der Baumkante tummelten sie die meisten Insekten, schleifen sie diese an oder unvorsichtig ab, werden die Massen an Frassgängen erst sichtbar. Manch einen stört es vielleicht.

Achten sie drauf, das sie keine Holhräume zwischen Bodenbelag und Lehmschlag bekommen, das wäre sonst ein Prima Resonanzraum für Luftschallübertragung.

Gruß
det
 
Hallo und vielen Dank erstmal für die ausführlichen Antworten...

...Ich glaube, ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Die Decke im ersten OG haben wir bereits entfernt. Sie war aufgrund ihrer Beschaffenheit und weil sie einfach so hässlich war, nicht tragbar. Sie bestand aus Gipskarton auf Holzlattung/-Rahmen, die wiederum eine Art Zierrahmen aus dünnen, in Seniorenapricot gestrichenen Leimholzplatten (ähnlich der Rückwände von Möbeln) hatte. Also haben wir sie runter gemacht, wobei die Lehmdecke zum Vorschein kam. Bis dahin sind wir davon ausgegangen, dass es da nochmal eine Schicht Lattung dazwischen gibt, war aber nicht so. Wie durch ein Wunder, hält der Lehm (noch). Daher die Überlegung, ihn herauszunehmen und vielleicht doch die Balken frei zu legen.

Und der zweite Grund: es ist eben nicht so, dass der Lehm überall ist, sondern nur über einem Teil des 1. OG. In den anderen Teilen liegt nix oder Miwo. Und die kommt raus, bzw. ist schon draußen.

Und da wir gern überall das Gleiche in die Decke/Boden machen wollen, kam ich auf die irrwitzige Idee, ob wir den komprimierten Lehm nicht zerkleinern und gleichmäßig überall verteilen, anstatt neue, teure Schüttung zu kaufen. Zur Wärmedämmung hätten wir das Ganze oberhalb der Schüttung mit Holzfaserplatten o.ä. ergänzt. Da sind wir noch unsicher.

Komische Idee oder machbar?
 
Thema: Ist alter Lehm als Schüttung wiederverwendbar?

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