Interesse an alter Mühle

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m-hle-nachbar-geb-ude-i27812_202129204735.jpegHallo, wir sind per Zufall beim Spaziergang auf eine alte Mühle gestoßen. Nach einer ausgiebigen Google Maps Suche sowie Recherche haben wir herausgefunden, dass es sich um eine Mühle aus dem 17. Jahrhundert handelt. Ein Nachbar erzählte uns dann, dass die Mühle bereits seit den 90ern leer stehe. Als wir uns auf den angrenzenden Feldwegen die Gebäude anschauten, sah man direkt, dass Löcher im Dach des Wohnhauses sind und auch so alles ziemlich heruntergekommen aussieht. Kein Wunder, wenn 30 Jahre keine Pflege stattgefunden hat. Da es eine alte Mühle ist, liegt sie natürlich direkt an einem kleinen Fluss. Meine Frage wäre nun, ob jemand von euch Erfahrung hat und sagen kann, ob man davon die Finger lassen sollte. Der Nachbar sagte uns auch, dass die Gebäude nicht am Strom/Wasser/Kanal angeschlossen seien. Das hört sich im ersten Moment alles schaurig an und auch unbezahlbar. Da ich aber eine Träumerin bin und wir ein Haus in Alleinlage suchen, können wir nicht wählerisch sein. Wir wollen uns aber auch nicht grenzenlos verschulden. Unser Maximalbudget liegt bei ca. 600.000€. Aber, ob man damit hinkommt? Anbei ein Foto.

Ich freue mich über Rückmeldungen und Einschätzungen. Ohne Bausachverständigen geht eh nichts.

VG Francis
 
Sieht schnuckelig aus

Hallo,

Für Spinnereien reicht das Foto, für was Fundiertes etwas mager:

Bei dem Leerstand und Löchern im Dach rechnen sie mal mit einem neuen Dachstuhl mit Eindeckung zwischen 70 und 100t€, dazu Sanierungskosten von ca. 1000 bis 2000€/m² zzgl. Außenanlage und Erschließung, Realistische Eigenleistungen im gößeren Umfang beeinflussen natürlich auch das Budget nachhaltig. Das was sichtbar ist könnten so um die 100m²/Ebene sein.
Kein Stromanschluß halte ich für unwahrscheinlich, es geht aber auch ohne, z.b. durch eine Kombi aus BHKW und Photovoltaikanlage. In Zeiten der Dekarbonatisierung kann ein BHKW auch mit Pflanzenöl betrieben werden , wobei der gute Finanzminister Eichel dieser Technik frühzeitig mit seiner Steuer zur Förderung regenerativer Energien gerade auf einheimisches Pflanzenöl den Garaus gemacht hat. Es soll aber noch enthusiasten geben, die sich damit beschäftigen und funktionieren tuts auch.

Kanalanschluß kann evt. auch durch eine Kleinkläranlage ersetzt werden, Untere Wasserbehörde und Wasserversorger fragen.
Vielleicht mal Kontakt zur unteren Denkmalschutzbehörde aufnehmen und dort nachfragen ob die das Objekt kennen oder Denkmalschutz besteht. Das Objekt steht vermutlich im Außenbereich, der für privilegegierte Nutzungen vorgesehen ist . Reine Wohnnutzung könnte rechtlich problematisch sein oder auch Bestandsschutz aufgrund langen Leerstands erloschen, Andererseits könnte auch ein öffentliches Interesse bestehen, wenn das Objekt wieder einer Nutzung (auch evt. Wohnnutzung ) zugeführt wird, z.b. bei Gebäude von kulturhistorischem Wert. Dann gibts jedoch oft wieder Ärger mit dem Denkmalschutz wenn man Photovoltaik aufs Dach setzen möchte.... .

Machbar ist so etwas, aber keinesfalls einfach, starke Nerven sind dabei fast wichtiger als Geld (Jedenfalls bei eurem Budget)
Dann, Eigentümer recherchieren und um Genehmigung bitten Auskünfte einholen zu dürfen bzw. abklären ob überhaupt ein Verkauf an euch in Frage kommt.

Gruß
Det
 
Checkliste der weiteren Schritte

Lieber Det,
vielen Dank für deine wertvolle Rückmeldung. Wir als Neulinge sind zwar mit Lehmputz und Fachwerk vertraut (haben selbst in einem Fachwerkhaus gewohnt und bereits einige Videos geschaut und an Seminaren teilgenommen), doch habe ich das Gefühl, dass man hier nie auslernt. Ich bin sehr dankbar, dass es diese Plattform hier gibt!
Natürlich ist mein nächster Schritt Kontakt zu der Familie des Mühlenanwesens aufzunehmen. Allein das wird eine ausgiebige Recherche. Detailliertere Fotos kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht online stellen, da ich a) keine habe und b) erstmal Kontakt zur Familie brauche, um Nahaufnahmen machen zu dürfen. Es kann auch sein, dass sehr viele Emotionen an diesem Anwesen hängen und ein Verkauf gar nicht zur Debatte steht. Es muss einen Grund geben, warum das Haus 30 Jahre lang leer stand.
Nächste Schritte sind dann vermtulich:
1) Besichtigung 1: Schauen, ob wir es uns überhaupt vorstellen könnten, dort zu wohnen, Frage nach dem Gefühl
2) Besichtigung 2: mit Sachverständigen aus dem Bereich Strom, Wasser, Bau, Handwerk, Denkmalschutz, ggf. Stadt - um den Schaden abschätzen zu können, um Kosten abschätzen zu können. Vermutlich wäre es besser, mehrere Termine auszumachen, um ein Durcheinander zu vermeiden.
3) Entscheidung, ob wir es durchziehen wollen
4) Banktermin
5) Kaufabwicklung (Notar etc.)
6) KfW einbeziehen sowie Förderrichtlinien beachten
7) Sanierung kann beginnen
...
Was mir jetzt noch nicht ganz klar ist: Bei welchem Schritt muss ich mit meinem Nutzungskonzept überzeugen? Und vor allem: wen? Die Stadt? Die untere Denkmalschutzbehörde? Beide? Ich stelle mir unter anderem vor, ein Mühlencafé zu eröffnen, ggf. eine kleine Ferienwohnung und einmal im Jahr ein Hoffest, um der Öffentlichkeit Zugang zu gewähren und die Mühle wieder aufleben zu lassen. Vorrangig wollen wir darin aber "nur" wohnen.

Gibt es zu der obigen Checkliste wichtige Ergänzungen, die ich nicht auf dem Schirm habe?

Ich wäre sehr dankbar, wenn wir auch hier in den Austausch gehen könnten oder ich einen Verweis auf einen anderen Forumsbeitrag bekomme :)

VG Francis
 
Mühle nutzen

Sofern ihr euch das Projekt, Lage, Räumlichkeiten etc nach äußerer Besichtigung zur Wohnnutzung vorstellen könnt:

Zuerst Eigentümer herausfinden und Näheres zur Mühle und zur bisherigen Nutzung in Erfahrung bringen.
Dann rechtliche Bedingungen beim Bauamt erfragen.

Anschließend Denkmalamt konsultieren, um deren Möglichkeiten und ggf Einschränkungen zu erfahren.

Wenn das zu einem grundsätzlich positiven Ergebnis geführt hat würde ich den baulichen Zustand und die Sanierungsmöglichkeiten von einem Sachverständigen untersuchen lassen.
In jedem Fall wird viel Eigenleistung und Organisationstalent notwendig sein,
um die Kosten im Rahmen zu halten.
Ihr könnt auch bei der IG Bauernhaus nachfragen, wieweit die euch unterstützen können.

Mehr Bilder helfen weiter
 
weitere wichtige Infos

Lieber Herr Teich, liebes Forum,

leider habe ich schlechte Nachrichten. Die Mühle zählt zum sogenannten Außenbereich/Außenlage und ist nicht erschlossen. Somit ist es wohl nur Privilegierten, wie Landwirten, Förstern, Gartenbau etc. möglich ein Bauvorhaben zu beantragen und dort auch selbst wohnen zu können. Dadurch, dass die Mühle seit 30 Jahren nicht bewohnt ist und der Leerstand eingetroffen ist, wird man auf ein Wohnrecht mit entsprechendem Nutzungsplan nicht mehr hinwirken können. Zumal eine Erschließung sicherlich viel viel Geld kostet. Ich finde es nur so schade, dass sich die Mühle nun ihrem Schicksal hingeben muss und man dem Zerfall zuschaut bzw. bereits lange tut. Es tut in der Seele weh. Ich fürchte, dass ich hier nicht weiterkomme. Ich bin Geisteswissenschaftlerin, da werde ich nicht groß mit Agrarwissenschaften und einem landwirtschaftlichen Betrieb brillieren können.

Sehen Sie noch Möglichkeiten? Ich habe unter diesem Link:
https://www.gesetze-im-internet.de/bbaug/__35.html

Baugesetzbuch (BauGB)
§ 35 Bauen im Außenbereich
Absatz 4, Punkt 4 Folgendes gelesen:
4. die Änderung oder Nutzungsänderung von erhaltenswerten, das Bild der Kulturlandschaft prägenden Gebäuden, auch wenn sie aufgegeben sind, wenn das Vorhaben einer zweckmäßigen Verwendung der Gebäude und der Erhaltung des Gestaltwerts dient,

Aber vermutlich bringt uns das auch nichts. Oder? Ich dachte immer: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Viele Grüße
Francis
 
Nutzungskonzept + Vorgespräche

Das die Situation so ist, wie Sie sie schlußendlich beschrieben haben, wäre auch meine Vermutung gewesen.

Bevor Sie intensivere Überlegungen zum Kauf und der erwünschten Umnutzung/dem Umbau anstellen, sollte Sie -beginnend mit den planungs- und baurechtlichen Zusammenhängen inkl. dem Denkmalschutz - klären (lassen), ob das, was Sie sich an dieser Stelle und mit dieser Immobilie erhoffen, überhaupt möglich, zulässig oder genehmigungsfähig ist. Das kann ein Architekt mit Erfahrung aus dem Bauen im Bestand in Vorgesprächen mit der Baubehörde in Erfahrung bringen. Ggf. sind in dieser Lage auch weitere Behörden wie die Untere Wasserbehörde, die Landschaftsbehörde etc. involviert.

Sollte sich so eine für Sie positive Perspektive ergeben, müssen Sie sich von diesem erfahrenen Fachplaner einen ersten, überschlägigen aber realistischen Kostenrahmen für Instandsetzung/Sanierung/Umbau nennen lassen. Vielleicht auch dies bereits im 1. OT mit dem Fachplaner. Manche Vorhaben sind dann bereits an dieser Stelle beendet.

Wenn das so vorkalkulierte Budget zzgl. einem Puffer von 20-30% für Überraschungen jedweder Art von Ihnen prinzipiell finanziert werden kann, könnten Sie den Fachplaner/Architekten mit einem Vorentwurf/Nutzungskonzept beauftragen, der dann auch die Grundlage für eine Bauvoranfrage sein wird .

Für dieses Projekt werden Sie einen längeren Atem und sehr wahrscheinlich ein Budget benötigen, das über dem von Ihnen genannten liegt, inkl. dem Grundstückskauf.
 
Liebe ist irrational...

...Bauentscheidungen sollten es nicht sein.

Sie haben die Ausnahmebestimmung zwar gefunden, aber zur Rettung dieser alte Mühle, müssten Gemeinde, untere Baubehörde, Denkmalschutz, Ver-/Entsorgungsverbände sowie Eigentümer und Nachbarn an einem Strick ziehen. Dann bräuchte es noch einen engagierten Planer und eine fähige Handwerkerclique - die beide zu Freundschaftspreisen tätig werden. Sie als Orts-(?) und Bau (!)-Fremde mit einem beschränkten finanziellen Hintergrund werden da kaum die Truppenteile erfolgreich hinter sich vereinen können. Zwar werden Sie viele erste "positive Rückmeldungen" erhalten, aber wenn es dann ans Eingemachte geht?

Es ist also wie im Leben: die "große Liebe" geht selten gut!

(Kopf hoch, weitersuchen!)
 
Versuch macht kluch

oder wer nicht fragt bekommt auch keine Antwort. In den Ämtern sitzen nicht nur Betonköpfe und die grundsätzliche Tendenz einer Antwort auf die Frage ob oder ob nicht, sollten sie vorab auch ohne Fachplaner klären können.
Die Ausnahmetatbestände haben sie ja gefunden. Der 35 ermöglicht mehr als es der Wortlaut des Gesetzes vermuten läßt.
§35 Absatz 2 i.V.m. Abs.4 Nr.1 und Nr. 4
Dadurch das es sich um ein alte Mühle handelt könnte das Vorhaben durchaus teilprivilegiert sein. Eine nette Übersicht zum Verständnis , wenn auch vom Repetitor finden sie hier:
https://www.juracademy.de/baurecht-...en-einfacher-bebauungsplan-aussenbereich.html

Ein Blick in die Bauakte insbeondere die Teile , die seit Jahrzehnten im Archiv schlummern, hilft auch weiter die Bedeutung des Objektes zu erforschen.

Gruß
Det
 
Aufgeben ist noch lang keine Option

Lieber Mühlen-"Beirat" :),
vielen Dank für die vielen Rückmeldungen zu unserem Vorhaben. Auch, wenn ich gestern ein wenig entmutigt war, da die Mühle noch nie erschlosen war, werde ich trotzdem noch dran bleiben. Ich denke, dass die Erschließung und die damit verbundenen Kosten mit ein Faktor sein werden, ob es sich lohnt zu kämpfen oder nicht. Ich schätze mit den ganzen to do's, haben wir nun eine neue Freizeitaktivität, denn Zeit braucht man, um am Ball zu bleiben und auch bestimmte wichtige Personen zu überzeugen. Ich bin nicht ortsfremd, aber auch nicht bekannt wie ein bunter Hund bzw. mit keinem der behördlichen Mitarbeitenden per Du oder Ähnliches. Deswegen werde ich hier von Null beginnen müssen, aber das ist nicht weiter schlimm, da mir sowas Spaß macht und ich dadurch neue Menschen kennenlerne. Zudem arbeite ich im öffentlichen Dienst und kenne mich mit den Strukturen aus. Ich warte nun erstmal auf die Antwort der Stadt, dann sehen wir weiter.
Sobald ich etwas Neues habe, melde ich mich hier. Danke für den Rat und danke für dieses wertvolle Forum. Ich werde mich auch nochmal ausführlich im Gesetz einlesen, danke für den letzten Hinweis dazu.

Es bleibt also spannend. Wie immer in diesem Metier!
VG Francis
 
Überhaupt zu kaufen?

Moin, wirklich spannend, aber ich würde als allererstes klären, ob das Anwesen überhaupt zu kaufen ist. Manchmal sind die Eigentumsverhältnisse so diffus, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist.
Bei deiner Beschreibung, was ihr so vorhabt kam mir eine Immobilie in den Sinn:
Schau bei immowelt unter 2vr4q4w
Ich hab nix damit zu tun, ist nur zufällig in der Nähe.
 
Noch viele Fragezeichen

Hallo,
nein, ich weiß nur, dass es in den 90ern Mal verkauft werden sollte. Aber warum es nicht passiert ist, weiß ich nicht. Wie gesagt: Das hier ist nur ein Erstes vorfühlen auf fachlicher Ebene. Wenn die Familie nicht verkaufen möchte, dann habe ich das zu akzeptieren.

LG Francis
 
Thema: Interesse an alter Mühle
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