Innendämmung im Fachwerkhaus

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S.Kost

Guest
Wir haben ein Fachwerkhaus von 1723 und wissen nicht was für eine Innendämmung wir verwenden sollen. Das Haus hat Außenwände in der Stärke von 15 cm. Die Gefache sind teilweise mit altem Lehmputz und teilweise mit Ziegelsteinen aufgefüllt.
Wir haben schon einige Fachleute gefragt welche Innendämmung geeignet wäre und die unterschiedlichsten Antworten erhalten:
1) Mineralwolle mit Gipsfaserplatten
2) Perlite
3) Lehmunterbau mit Hanfmatten
4) Wärmeputz .....

Wie sieht es mit der Verlagerung des Taupunktes aus? Was muss beachtet werden

Kann uns jemand sagen welche Innendämmung für unser Haus geeignet ist?
Wir wollen mit der Innendämmung die Holzkonstruktion der Außenwände erhalten und ein
natürliches Raumklima schaffen.

Vielen Dank für Eure Antworten,

S.Kost
 
08.10.04

wurde das Thema unter anderem schon von Martin Helden angesprochen. Ihr seid mit eurer Lehm- und Ziegelausfachung natürlich besser dran wie Martin Helden. Die Aussagen bezgl. der Innendämmung gelten aber genauso.
Das Thema wurde aber schon öfter angesprochen. Ich habe das Wort Innendämmung einmal in die Suche eingegeben und gleich 6 Seiten gefunden. Also fleißig lesen, dann fallen Dämmstoffe wie Mineralwolle u.ä. schon von vorne herein weg.
Wenn dann noch Fragen sind ...!

Gruß Fred Heim
 
Schlüssiges Dämmkonzept erforderlich

Hallo Sabine
Aus der Ferne kann man nur schlecht raten, welche Innendämmung am sinnvollsten für Ihr Fachwerkhaus ist.
Grundsätzlich gilt es die Werte der EneV einzuhalten (Energieeinsparverordnung). Andererseits kann es auch gefährlich für eine Fachwerkkonstruktion sein, es mit dem Dämmen zu übertreiben. Kritisch sind vor allem die Anschlüsse/Eckbereiche/Wärmebrücken/evtl. erforderliche Dampfbremsen (Tauwasserausfall!).
Es ist nicht sinnvoll die Außenwanddämmung für sich zu betrachten, sondern die Dämmmaßnahmen sollten konzeptionell überdacht und geplant werden.
Bitte unterschätzen Sie die Folgen der Dämmmaßnahmen für Ihr Fachwerkhaus nicht, vor allem was die Gefahr von Folgeschäden durch fehlerhafte Planung und Ausführung betrifft. Ziehen Sie am besten einen bauphysikalisch erfahrenen Planer (Architekt/Statiker/etc.) hinzu und lassen Sie sich beraten.
Schöne Grüsse aus Höchstadt/Aisch.
 
Fachwerk-Innendämmung

... eine Modernisierungsaufgabe, die in der Vergangenheit durch ungeeignete Wandaufbauten wohl zu den meisten Totalschäden überhaupt geführt hat!!! - Also bitte guuuut darüber nachdenken, was in der Wand so alles passieren könnte!!

Mineralwolle mit Gipskarton fällt - zumindest für mich -wegen bauphysikalischer Unverträglichkeit aus!!

Zum Thema Perlite haben wir in unserem Forum auf der IGB-Seite (www.igbauernhaus.de) unter "Forum" - "Bautechnik" - "Perlite ..." bereits eine ganze Reihe interessanter Beiträge zum nachlesen ... einen Kommentar erspare ich mir daher an dieser Stelle :eek:)

Lehmunterbau mit Hanfmatten klingt schon mal ganz gut, weil der Lehm in der kritischen Tauwasserebene nach meinem Dafürhalten schlichtweg unverzichtbar ist, weil er die Problemzonen entschärft ... aber wie werden dann die Hanfmatten oder -platten vollflächig auf den Lehmunterbau gebracht? ... was kommt dann als raumseitige Abschlußebene?
Für das natürliche Raumklima (dafür braucht man unter anderem viel Speichermasse) müßten dann wohl die inneren Wand- und Decken-Bauteile herhalten.

Mein eindeutiger Favorit ist immer wieder eine Leichtlehm-Innenschale - und die möglichst in Stampflehm mit Holz- und Strohhäcksel. Ich arbeite jetzt seit 12 Jahren mit diesem Material und wohne auch seit 10 Jahren in meinem Haus mit diesem Wandaufbau - und mir ist bislang noch kein besserer Kosten-Nutzen-Kompromiss untergekommen. Das Raumklima ist genial und (@ Fred Heim :eek:)) an entsprechenden Neubauten habe ich auch die Einhaltung der geltenden EnEV nachweisen können.

Das Schönste dabei ist, daß sich die Technik wie kaum eine andere für Eigenleistung eignet (siehe Foto) und die Wand im trockenen Zustand auch noch allerbeste Auszugseigenschaften hat. Da kann man zur Not auch Küchenoberschränke mit Spaxschrauben dranhängen.

Mit Leichtlehmsteinen geht's zwar auch, aber die haben nicht diese Auszugsfestigkeit.


Wichtig ist bei dem ganzen Spiel, darauf zu achten, daß die kapillare Leitfähigkeit über den gesamten Wandquerschnitt gewährleistet ist, damit die Kondensfeuchte nicht nur über Verdunstung, sondern insbesondere auch über den Transport durch die Kapillaren schnellstens in alle Richtungen verteilt wird und wieder aus der Wand verschwinden kann.


... ich könnte noch stundenlang weiterschreiben ... ist halt mein Lieblingsthema :eek:)))) ...


Im Übrigen ist die Aussage von Thomas Leyh unbedingt ernst zu nehmen!

Herzliche Grüße aus Wolfenbüttel

Stefan Haar
 
...über was auch nachgedacht werden kann, als alternative zu o.g. richtigen äusserungen sind hwl-platten ("sauerkrautplatten"), diese, satt in mörtel verlegt, funktionieren bei einer dicke von bis zu 8cm aus bauphysikalischer sicht(rechnerisch) je nach ausfachung gut. erfahrungen aus historischer sicht gibt es dazu aus hessischen forsthäusern, die schon vor ca. 100 jahren auf diese art und weise von innen gedämmt wurden. (ohne schäden). habe dies selbst schon geplant und eingebaut. steht aber gerne als frage im raum.
gr.
christian bernard
 
EnEv + Denkmal

Zitat von oben : Grundsätzlich gilt es die Werte der EnEV einzuhalten"!
Bei einem Denkmal gilt das natürlich nicht!
Hier sind Ausnahmen möglich und wahrscheinlich (Taupunkt!) technisch auch notwendig.
Gruß
Siegfried
 
Perlite

Hi,

Zitat:
Zum Thema Perlite haben wir in unserem Forum auf der IGB-Seite (www.igbauernhaus.de) unter "Forum" - "Bautechnik" - "Perlite ..." bereits eine ganze Reihe interessanter Beiträge zum nachlesen ... einen Kommentar erspare ich mir daher an dieser Stelle :eek:) Zitat ende.

Wenn ich dort nachlese das Perlite nur dämmt, weil es eine Schüttung ist und dadurch Hohlräume entstehen die Dämmen, und kein wiederspruch kommt, weis ich das ich nie mehr dieses Forum betreten werde.

MfG
Fritz
 
Mein Senf

Ich möchte auch noch etwas Senf hinzugeben:
- Thomas Leyh's Aussage, dass die EnEV einzuhalten ist, gilt auch im Denkmalschutz. Kann ich die Werte aus Denkmalschutzgründen nicht erreichen, kann ich eine Ausnahme erwirken.
- Stefan Haar, dass mit diesen Wandaufbauten die EnEV eingehalten werden kann, bezweifele ich nicht. Allerdings sind die Wandstärken gerade bei Stampflehm verhältnismäßig groß. Gerade aus diesem Grund ist es sinnvoll das Gesamtgebäude einschließlich Gebäudetechnik zu betrachten, wie Thomas Leyh erklärt hat, da hierdurch evtl. geringere Dämmwerte bei den Wänden erforderlich werden. Die Mindestwerte nach DIN 4108 sollte man allerdings in jedem Falle einhalten, ist weiter auch kein großes Problem.
- Mit Holzweichfaserbauplatten kann die Wanddicke stark verringert werden. Außerdem berechnen mir die Hersteller der Platten die Dampfdiffusion im Einzelfall und gewährleisten die Sicherheit der Konstruktion, was hier natürlich besonders wichtig ist, da wir von den vorgeschriebenen Berechnungen nach DIN abweichen müssen um die Qualität dieser Materialien erfassen zu können.

Bei uns in NRW müssen diese Berechnungen übrigens von saSV für Schall und Wärmeschutz erstellt oder geprüft werden. Meines Wissens nach dürfte dass auch in den übrigen Bundesländern der Fall sein, oder??

Gruß an alle Fred Heim
 
@Fritz:

... Sorry! - habe die Beiträge eben nochmal nachgelesen - zum Thema Perlite ist in der Serie doch nicht soviel drin, wie ich in Erinnerung hatte und auch bei Fachwerk.de bleiben sicher diverse halbrichtige Aussagen unkommentiert ...

Natürlich sind Perlite infolge der Luftporen im Material nicht nur in geschütteter Form wärmedämmend, sondern auch noch in Verbindung mit einem geeigneten Bindemittel. Logischerweise reduziert sich dadurch aber der Dämmwert der Schicht. Allerdings verbessert sich auch die kapillare Leitfähigkeit nachhaltig.

Ein Forum wird eine fachliche Beratung am Objekt nie ersetzen können - es kann aber die schlimmsten Fehler vermeiden helfen.

Gleichzeitig sehe ich mein Motto "Nicht alles Geschriebene gleich glauben, sondern lieber selbst logisch nachdenken und hinterfragen!" wieder einmal bestätigt.



Der Hinweis von Fred Heim ist wichtig!! - und gibt mir die Gelegenheit, noch einmal auf die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung eines Sanierungsobjektes (nicht nur in energetischer Hinsicht) hinzuweisen.

Unsere alten Häuser sind einfach von den Rahmenbedingungen her zu individuell, als daß man sich guten Gewissens mit einem Bauteil nach dem anderen auseinandersetzten könnte. Wäre dies der Fall, dann gäbe es längst ein empfehlenswertes Buch in dem alle Patentrezepte drinstehen.

Grundlage für ein optimales Sanierungskonzept kann immer nur eine gründliche Bestandsanalyse sein - das fängt mit einem sorgfältigen Aufmaß und der Erstellung von Bestandszeichnungen an! - Darauf aufbauend entwickelt sich dann das Nutzungs- und Sanierungskonzept und damit dann über das Abwägen der verschiedenen Konstruktionsvarianten (auch in Hinblick auf die finanziellen Möglichkeiten) auch das Energiekonzept.

Die optimale Lösung aus technischem, gestalterischem UND historischem Blickwinkel wird normalerweise nicht zu bezahlen sein. Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile - gefragt sind in der Regel die bestmöglichen Kompromisse.


@Fred Heim: Zu Prüfung der Berechnungen: in Niedersachsen reicht die Erklärung des Verfassers der technischen Nachweise. Diese werden dann bei entsprechendem Qualifikationsnachweis nicht mehr geprüft.
 
Thema: Innendämmung im Fachwerkhaus

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