An Herrn Böhme
Hallo Herr Böhme!
Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Ich denke auch wenn Zürcher geringste Feuchte- und Dichteunterschiede festgestellt hat, ist das kein wirkliches Thema für Praktische Holzanwendung. (Abgesehen davon, dass viele wissenschaftliche Untersuchungen nicht zu seinen Erkenntnissen kommen.)
Dann werde ich auch nicht mehr lange auf dem Thema Mondholz reiten und mich im Folgenden zu Wintereinschlag und Normen äußern. Nur noch ein Zitat dazu:
„Da die natürliche Schwankungsbreite der Holzeigenschaften groß ist, sollte nicht nach geringfügigen, sondern nach gewichtigen Unterschieden gesucht werden.“ Bues in:
www.forst.tu-dresden.de/Technik/fn/Mondholz/Mondholz.html
Nun zum Wintereinschlag:
In meiner ersten Wortmeldung habe ich bereits angeführt, dass der Wintereinschlag aus Gründen sinnvoll ist, die nicht direkt mit der Eigenschaft des Baumes im Winter zu tun haben. Ich stimme Ihnen in so weit zu, dass besonders hochwertige Sortimente besser im Winter geschlagen werden sollten, da die Gefahr von Lagerschäden sonst zu groß ist. Für „Wald-und Wiesenbauholz“ gilt das nicht. Dort ist nur wichtig, wie gut und schnell mit dem Holz nach dem Fällen verfahren wird. Wenn das Holz noch lange im Wald liegt, sind Farbänderungen, Rotstreife, Bläue, Insektenbefall usw. natürlich eher an Sommergefällten Holz anzutreffen. Das liegt jedoch nahezu vollständig an den anderen Randbedingungen, die der Sommer mit sich bringt sowie am sorgfältigen oder eben nicht sorgfältigem Umgang mit dem Holz, nur völlig unrelevant (Stichwort Quellungszustand der Zellulose für Pilzangriff) an Holzeigenschaften.
Überlieferung macht hier ein richtiges Bild, weil früher die technischen Möglichkeiten nicht gegeben waren das Holz wirklich schnell aus dem Wald zu holen und zu den verschiedenen Poltermöglichkeiten sogar in den letzten Jahren noch neue Forschungserkenntnisse hinzkamen, die früher nicht zur Verfügung standen.
Mein Fazit dazu: Die richtige, schnelle Aufarbeitung des Holzes ist entscheidend. Ich stimme Ihnen dahin zu, dass im Winter Fehler bei der Aufarbeitung nicht so schnell das Holz schädigen wie im Sommer.
Jetzt möcht ich mich noch zu Ihrem letzten Satz äußern.
Auch ich mag Holz und halte es für einen ganz außergewöhnlichen Werkstoff, der auch vordergründig nicht technische Qualitäten hat. Selbst die sind jedoch irgendwie technisch zu fassen, wie z. B. Die „Berührungswärme“. Die Varianz des Natuprodukts macht seine optische Attraktivität aus. Bei meiner Schwärmerei für das Holz darf ich aber nicht vergessen dass es richtig verwendet werden muss. Das ist bei einem inhomogen Naturbaustoff sogar besonders wichtig. Und hier bin ich bei „eher tabellarischen und normtechnischen Betrachtungen“. Ich habe oft Probleme mit dem, was in Normen steht und finde manches kritikwürdig. Dennoch haben die Normen einen wissenschaftlichen Hintergrund, selbst wenn er manchmal neben anderen Interessen steht. Gerade was die Dauerhaftigkeit von Holz angeht, bauen die Normen letzlich auf Auswertung empirischer, dennoch wissenschaftlicher, Versuche auf. Natürlich ist das wichtigste Werkzeug zur Beurteilung der gesunde Menschenverstand und unser spezielles Fachwissen sowie unsere Erfahrungen. Wenn ich im Forum Angaben zu Normen mache, denke ich, dass sie dahin gehören. Ich arbeite hauptsächlich als Gutachter. In meiner täglichen Praxis sehe ich was passiert, wenn unbedarft mit Holz umgegangen wird. Und Regeln, die aus gutem Grund in Normen stehen (übrigens sind das oft Regeln, die außerdem durch Erfahrungen bestätigt sind), missachtet werden. Oft genug ist dann nämlich „das Kind in den Brunnen gefallen“. Der unsachgemäße Umgang mit Holz schadet sogar dem Image von Holz. Das kann uns beiden nicht recht sein.
Also.
Normen sind nicht alles, oft seht aber schon viel sinnvolles darin, das beachtet werden sollte. Außerdem geben sie Möglichkeiten und Maßstab Planungsvarianten zu vergleichen.
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass im Bauwesen etliche Normen und Vorschriften bauaufsichtlich eingeführt sind oder als Gesetz bzw. Verordnung bindend sind. Selbst wenn ich mit den Inhalten nicht einverstanden bin, sollte ich den Laien, der eine Frage stellt, darauf hinweisen. So lassen sich auch legale Wege entwickeln die Vorschriften auszulegen oder begründet davon abzuweichen.
Ebenfalls holzige Grüße
Ihr Ulrich Arnold