Heizungsauslegung

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Mortimer

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Moin!

Wir sind kurz davor einen Vierseitenhof für eine Hofgemeinschaft zu kaufen. Das Wohnhaus hat 22 Zimmer auf 400qm. Für die Kostenkalkulation befasse ich mich derzeit mit dem Heizsystem. Da wir dort auch 3ha Wald hätten, ist klar, daß nur ein Holzvergaserkessel mit Solarunterstützung in Frage kommt.

Nur ein kleiner Teil des Hauses ist bisher mit einer Zentralheizung ausgestattet. Die Rohrverlegung ist absolut dilettantisch. Also steht eine komplette neue Verrohrung an. Dazu noch die Heizkörper und der Kessel.

Zunächst mal die Eckdaten des Hauses:
Fachwerkhaus Bj. 1870
Ziegelausfachung mit dickem Lehmputz
Weitgehend alte Holzfenster mit Einfachverglasung
ca. 22 x 10m Grundfläche.

2 Vollgeschosse
Unbeheizter Dachboden
Lehm/Stroh-Decken
Die einfach verglasten Fenster sollen auf Kastenfenster umgerüstet werden.
Der Boden des Dachbodens soll mit OSB belegt werden. Dabei soll eine kleine zusätzliche Dämmung (ca. 6cm) verbaut werden. Ansonsten soll das Haus original erhalten bleiben.

Jetzt stehe ich vor der Frage, wie ich die Leistung von Kessel und Heizkörpern sowie die Dimensionierung und den Verlegeplan der Verrohrung auslegen soll. Der Kessel wird sich außerhalb des Hauses ca. 6m von der Südost-Ecke befinden. Zur Nordwest-Ecke ergibt sich also ein Weg von 6 + 10 + 22m. Für das Obergeschoss kommen weitere 3m hinzu. Oben und unten befinden sich an der Nord- und Südseite jeweils 5-6 Zimmer. Die Giebel sind auf der einen Seite durch den Torweg, auf der anderen Seite durch ein Nachbargebäude Wind- und Wettergeschützt.

Welche Heizleistung (Kessel) benötige ich insgesamt für dieses Wohnhaus?

Wie gestalte ich die Verlegung und Rohrquerschnitte? Bisher sehe ich 4 Stränge. OG und EG jeweils Nord und Süd. Also 6 + ca. 18 m = 24m (EG Süd) bis zu 6 +3 + 10 + 18 = 37m (OG Nord).

Welche Heizleistung muß ich für die Heizkörper je qm einplanen?

Beim Material für die Verrohrung schwanke ich zwischen Kupfer und Alu-Verbundrohr. Als alter Schlosser bevorzuge ich Kupfer. Aber auch Alu-Verbundrohr scheint –nicht nur preislich- Vorteile zu haben.

Jetzt bin ich gespannt auf Tipps und Antworten. Bitte keine Verweise auf den lokalen Meisterbetrieb. Die Motivation zum Selbermachen liegt nicht im “Geizistgeilfaktor“ sondern darin, daß wir UNSER Haus SELBST sanieren wollen. Wir sind gerne bereit bei der Umsetzung auch für professionelle Beratung und Unterstützung zu bezahlen. Aber die Arbeiten wollen wir so weit wie vertretbar selbst ausführen.

LG André
 
Werkzeuge

1. Pläne

2. u-Wert der Aufbauten in u-wert.net berechnen. Ist und "möglich". Es gibt dort auch einen Wärmebedarfsrechner, mit dem man den Jahresverbrauch abschätzen kann.

3. Heizlast raumweise mit Danfoss Danbasic V (kostenloser download) abschätzen. Mit diesem Programm kann man auch abschätzen, wie grosse Heizkörper man braucht, und was der Wasserdurchsatz der Heizkörper ist.

Zum Projekt:

- Hat es einen Keller ? Kellerdecke sollte gedämmt werden.

- Boden des Dachbodens sollte so gut wie möglich gedämmt werden, 6 cm sind zu wenig. OSB oben ist nicht ideal, das dampfdichte Material sollte auf der warmen Seite sein.

- Bei einem Holzvergaser sollte man auch einen Pufferspeicher einrechnen, damit man nicht zu häufig einheizen muss.

- Aussen balkensichtig oder verputzt ?

- Eine leichte Innendämmung und Wandheizung würde ich hier nicht ausschliessen. Wandheizung hat den Vorteil, mit tieferen Vorlauftemperaturen zu funktionieren, was besser zu den langen Heizleitungen und der Solarunterstützung passt.

- Verrohrung: Wir haben die Querverbindungen (gedämmt) im Keller, und sichtbare Steigleitungen zu den Heizkörpern.
 
Heizungsplanung

... und die Umsetzung in die Realität lässt sich nicht mit ein paar Klicks im Internet erledigen.
Dazu bedarf es einer sinnvollen Planung aufgrund von Kenntnissen der Örtlichkeiten.
Es gibt Fachleute, die Laien bei solchen Vorhaben baubegleitend unterstützen.
Z.B. einen Energieberater in der Umgebung ansprechen.
U.U. gibt es für die Heizungsanlage, die Beratung und die Baubegleitung Fördermittel.
 
Eigenleistung vs. Fachleute

Für ein anständiges Konzept sollten die erwähnten Werkzeuge mindestens reichen. Zumindest entwickelt man auf diese Weise ein Gefühl für den Wärmebedarf usw, und findet dann vielleicht doch noch Gelegenheiten für bessere Dämmung.

Die Dimensionierung der Leitungen habe ich unserem Heizungsbauer überlassen, aber meine Dimensionierung der Heizkörper war in Ordnung.
 
Heizungsplanung

Hallo André,

400m² Wohnfläche ist schon sehr ordentlich. Bei einem Dämmstandard „1950“ ist dann schon eine ordentliche Anlage erforderlich, die vernünftig geplant werden muss.

Hier machten diese Planungen früher oft die Außendienstler des Großhandels. Machen sie jetzt aber nicht mehr um die Firma „Schwarzbau“ nicht mehr zu unterstützen.

In deinem Objekt werden dann mehre Wohnungen sein, dafür ist ein Wärmenetz mit Übergabe für die einzelnen Wohnungen erforderlich. Da gehört dann auch ein Wärmemengenzähler dazwischen. (Ich wollte ursprünglich darauf verzichten, aber mein Heizungsbauer war da „Gott sei Dank“ anderer Meinung). In jeder Wohnung ist dann auch ein Brauchwasserboiler erforderlich. Mit einem Frischwasserzähler kann dann auch der Wasserverbrauch sauber abgerechnet werden. Genauso gehört in jeder Wohnung ein Stromzähler.

Sie werden es vielleicht nicht für nötig halten. Brauchen sie auch nicht. Wenn es in 2 Jahren den ersten Streit gibt, werden sie aber froh sein, alles auseinander rechen zu können.

Holzvergaserheizung kann man einbauen. Die Holzbereitung kann in Arbeit ausarten. Ich schlage deshalb eine Hackschnitzelheizung vor. Da lässt sich auch Kopfholz aus dem Wald besser verheizen.

Solarkollektoren können im Sommer die Warmwasserbereitung übernehmen und in der Übergangszeit die Heizung unterstützen. Das kann sich rechnen, wenn ich die dadurch eingesparte Energie mit dem Preis für Gas berechne.
Hackschnitzel kosten mir aber nur die Hälfte des Gaspreises. Wenn ich mit dem Preis dann weiter rechne, werden sich die Solarkollektoren nicht rechnen. Also keine zwei Systeme einbauen!!!

Sie können sich dafür aber Fotovoltaik aufs Dach packen, wenn es optisch nicht zu sehr stört.

Viel Erfolg wünscht
Heinz-Josef
 
Da bin ich ja schon ein gutes Stück weiter

Moin!

Zunächst einmal besten Dank für die hilfreichen Antworten.

Für die Dämmung der oberen Geschoßdecke hab ich mich inzwischen für 120mm Seegras und 28mm Fichtenbohlen entschieden.

Die Dämmung der Außenwände wollte ich eigentlich vermeiden. Je mehr ich mich damit befasse, desto mehr reift der Entschluss, es doch zu tun.

Ich habe die Heizlast ohne Dämmung der Außenwände mit U-Wert.net und DanBasic berechnet. Bei U-Wert.net komme ich auf 43KW, bei Danbasic auf 35KW. Mit dem U-Wert-Rechner habe ich dann mal eine Innendämmung der Außenwände mit 50mm Holzfaserplatten gerechnet. Die Energieersparnis liegt bei 30%. Das würde natürlich ernsthaft lohnen. Der U-Wert der Außenwände käme dann sogar unter 0,65 und wäre damit durch die kfw förderfähig.

Optimal scheint in Verbindung mit der Außendämmung tatsächlich eine Wandheizung zu sein.

Welche Materialen und Schichtstärken sind hier erprobt? Wie erfolgt die Befestigung der Heizrohre?

Ich habe mal recherchiert und nehme eine Leistung von 60W/qm an. Das Haus hat viele Fenster. Entsprechend verbleibt bei den meisten Räumen viel zu wenig Fläche für die WH an der Außenwand. Blöderweise haben viele Zimmer auch noch 2 Türen, so daß ich, wenn ich die WH auf Innenwände baue auch die Türzargen ändern müßte. Jetzt habe ich überlegt, in die Innenwände nur Nuten zu fräsen. Eine klare Antwort, ob und wie das funktioniert habe ich nirgends gefunden.

Geht das? Ggf. wie?

Die Verrohrung durch den Keller ist leider nicht möglich, weil es nur 3 kleine Vorratskeller gibt. Theoretisch könnte ich die Rohre über den Dachboden führen. Im OG könnte das Sinn machen. Aber ist es sinnvoll, Rohre vom DG ins EG zu führen? Wenn ich auf die Außenwände ohnehin eine Wandheizung baue, könnte ich die Rohre natürlich gleich mit verlegen.

Eine Energiekostenabrechnung ist nicht beabsichtigt. Dies würde die Mitbewohner der Einheiten mit Giebelwand und Nordausrichtung benachteiligen. In der Hofgemeinschaft wird das Brennholz ohnehin gemeinschaftlich gemacht werden.

LG André
 
Verrohrung

Sollte möglichst nicht einer Berg- und Talbahn entsprechen, sonst kann man das System praktisch nicht entleeren.

In unserem Haus war während dem Leerstand die Heizung stillgelegt, und der am tiefsten gelegene Heizkörper ist geplatzt weil er nicht entleert werden konnte.

Ich würde mir neben der Wandheizung auch konventionelle Heizkörper ansehen, einfacher. Der Holzvergaserheizung sind die höheren Vorlauftemperaturen ziemlich egal, keine Brennwertheizung. Wichtig ist ein ausreichend grosser Wärmespeicher bei der Heizung damit man nicht zu häufig nachheizen muss.

Nachdem das Haus nicht voll unterkellert ist, könnte man im EG einen Graben für die Querverbindungen ziehen ?

Das ganze scheint mir zum alles selber machen eine Nummer zu gross. Vielleicht könnt ihr mit einem Heizungsbauer einen guten Mittelweg mit partiellen Eigenleistungen finden.
 
Heizsystem und Außendämmung

Wenn der Holzvergaser verwendet werden soll, wären auch wie schon vorgeschlagen, normale Plattenheizkörper verwendbar.
Ich würde die als Ventilheizkörper nur mit einer Platte und hohem Strahlungsanteil verwenden- die Verrohrung nur über den Fußleisten auf Putz verlegt- wenn euch das optisch nicht zu sehr mißfällt.
Das spart Energie und viel Arbeit.
Falls ihr die Elektroinstallation auch komplett erneuert könnte ein Installationskasten statt Fußleisten für alle Rohre und Kabel hergestellt werden, sodass Stemmarbeiten entfallen können.

Außendämmung kann bei größeren Dämmstärken zB mit Stegträgern, Holzfaserplatten und Zellulosedämmung oder einem anderen Dämmstoff hergestellt werden- dabei können Fenster und Türen ohne aufwendige Konstruktionen außen in der Dämmebene montiert werden, was optisch und dämmtechnisch günstig ist-dabei möglichst die Blendrahmen überdämmen. Auf diese Konstruktion können einfach Holzverkleidungen angebracht werden.
Bei dicken Außenwänden, schönen Fassaden oder häufiger Abwesenheit oä Bedingungen kann Innendämmung, ggf mit Wandheizung sinnvoller sein.

Andreas Teich
 
Thema: Heizungsauslegung
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