Schimmel auf Lehmputz

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Henrik Preßler

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Liebe Fachleute, gestern bin von einer leidgeprüften Bauherrschaft um ein Urteil gebeten worden zu folgendem Schadensbild. Es bildet sich weisser und auch schwarzer Schimmel an der Wandinnenseite, es handelt sich um ein vor 5 Jahren kernsaniertes belgisches Bruchsteinhaus, Wandstärke ca 50 - 60 cm, Innenseitig verputzt mit Claytec LehmUnter- und Oberputz, Schichtstärke im Mittel 3 cm.Es gibt weder aussen noch innen eine Wärmedämmung. Der Befall findet sich an 2 Stellen, beidemale an Gebäudeaussenecken in der ersten Etage ( deswegen möchte ich aufsteigende Feuchtigkeit schonmal ausschliessen).Das Mauerwerk ( Mischung aus belgischem Granit und Sandstein, ist mit Trass(kalk oder Zement ist nicht bekannt)neu ausgefugt und in sehr gutem Zustand. Es handelt sich jeweils um die Kinderzimmer. Bei Entnahme von Putzproben bis aufs Mauerwerk konnte ich kein Schimmelbefall am Stroh in der Putzschicht feststellen. Für mich drängt sich die Vermutung auf das zu wenig gelüftet wird, dies in Verbindung mit neuen dichten Fenstern...
Wer hat einen Hinweis auf die Ursache ?
Es grüsst Henrik Preßler, Naturkonzept Lehmbau
 
Das sind dann wohl

die kältesten Stellen im Raum, auch noch über den Fenstern.

Vielleicht sind ja auch die Fenster schlecht eingebaut, und es gibt undichte Bereiche.

Soweit das aus der Ferne zu beurteilen ist: Kondenswasser

Grüße

Thomas W. Böhme
 
Würde ich auch sagen.

Luftfeuchtigkeit messen und die Temperatur in den Ecken. Bei einem guten Hygrometer wird auch der Taupunkt angezeigt.
Es sind wahrscheinlich auch konventionelle Heizkörper im Raum, die die Raumluft und den Staub verwirbeln!

Gruß aus Dortmund
Harald Vidrik
 
Ich stimme Herrn Vidirks Verdacht zu: wahrscheinlich kommt die

ungesunde Warmluft-Wärme der handelsüblichen Radiator-Heizkörper nie bis in die Hausecken rein. Eine sehr praktikable Lösung wäre das Umrüsten auf Heizleisten montiert entlang der Außenwände, die bei gleichen Vorlauftemperaturen wie Radiatoren funktionieren.
 
Kondensfeuchte

sollte man nicht vordergründig mit Heizleisten bekämpfen (besonders weil ich deren Wirksamkeit für Schäden unter der Decke und auch noch über Fenstern bezweifle), letztlich würden nur große Konvektoren durch kleine ersetzt. Wenn die Heizleisten in diesem Fall etwas bringen sollten, müsste man sie unter die Decke schrauben :) Vielleicht würde es dann aber in den unteren Außenecken schimmeln.

Wie schon geschrieben ist das Ermitteln der Wandtemperaturen sehr hilfreich (und das Abstellen eventueller baulicher Mängel), und natürlich richtiges Lüften.

Trotz Regen ein schönes Wochenende wünscht

Thomas
 
Bauteiltemperierung

Oftmals ist der Grund für Tauwasserbildung nicht eine objektiv zu hohe rel. Raumluftfeuchte (messen wäre auf jeden Fall ratsam) sondern die, durch die Heizkörper hervorgerufene Umverteilung der vorhandenen Feuchte (Verdunstung im erwärmten Bereich, Konvektion der warmen Luft in die anderen Bereiche des Raums, Kondensation der Feuchtigkeit im kalten Bereich). Da können sie dann noch so viel Lüften... ist dann auch wieder ungesund.

Schon eine geringfügige Temperaturanhebung um 1-2K der kalten Wandbereiche hebt die Oberflächentemperatur oftmals über den Taupunkt. Eine Umrüstung auf Heizleisten und Beheizung des Raums über die Wandoberfläche ist häufig nicht nötig (und nicht zuletzt vor dem Hintergrund der aktuellen Klimadiskussion bei ungedämmten Außenwänden auch kaum sinnvoll).
Zur geringfügigen Temperierung der Wandoberfläche sollten vielmehr die Vorlauf-Heizungsrohre genutzt werden. Statt direkt in den Heizkörper werden diese zunächst unten an den Außenwänden entlanggeführt und münden dann erst in diesen. Um den Widerstand für die Umwälzpumpe nicht zu groß werden zu lassen und eine ausreichende Wärmeabgabe zu erreichen, sollten die Leitungen nicht zu dünn gewählt werden (in schwach geheizten Schlössern & Kirchen haben sich nach H.Künzel 10W/m Heizleistung als ausreichend erwiesen, bei 20-22°C darf es sicher etwas mehr sein, Tabellen zur Wärmeabgabe von Rohren gibts im Netz oder beim Heizungsbauer). Wenn die mit Schimmel befallenen Putzflächen erneuert werden, kann man zusätzlich den Unterputz mit Blähton "magern" (1RT fetter Lehm + ca. 1-2RT Blähton), die Kapillarität bleibt erhalten, die kältesten Stellen sind dann jedoch ein klein wenig besser Isoliert als der Rest.

Die große, konventionelle Rundumsanierung (Innenisolierung, Außendämmung....) mag dieses Problem garantiert beseitigen, kostet aber ein vielfaches und verursacht womöglich auch neue Schäden.

Trotz allem sollten sie die Fassade gründlichst nach evtl. Rissen absuchen, nicht daß doch irgendwo der Wind Regenwasser ins Gemäuer treibt...

Gruß Frank

p.s. reine Kalkfarbe ist im Gegensatz zu heute gewonnenem Lehm (saurer Regen) alkalisch, das mögen Pilze nicht... als flankierende Maßnahme???
 
@Herrn Böhme zur Heizleisteninfo:

Es müssen keine Heizleisten an die Decke geschraubt werden, da sich vor der Außenwand nach kurzer Anwärmzeit ein Wärmeschleier bildet.(unsichtbar, ist jedoch durch Infrarotaufnahmen bewiesen.) Dieser Wärmeschleier ist für die Strahlungswärme-Übertragung verantwortlich. Somit bleiben die Wandoberflächen trocken,Schimmelpilze können nicht überleben, sofern die Außenwände wirklich trocken ist und keine kapillare Feuchtigkeit zieht.
 
Schleierhaft, dieser "Wärmeschleier"

Wodurch genau soll sich die warme Luft, die von einem kleinen Radiator (Heizleiste) aufsteigt, von der warmen Luft unterscheiden, die von einem großen Radiator (konventioneller Heizkörper) aufsteigt? Denn es handelt sich hier um keinen Schleier, der da vor der Wand hängt, sondern um jede Menge bewegte Luft. Sicherlich, in jedem der beiden Fälle erwärmt die aufsteigende Luft auch geringfügig die Wand (Luft ist kein guter Wärmeleiter!); daß das aber ca. 2,5m über der flachen Heizleiste noch nennenswerte Wirkung zeigt, bezweifle ich nach wie vor.
Möglicherweise wird die Verteilung warmer Luft im Raum ja etwas besser, trotzdem sollten statt willkürlicher und kostspieliger Umbauten, die nur an Symptomen kitten:

-eventuelle bauliche Mängel aufgespürt und beseitigt werden (da gefällt mir der Vorschlag von Frank Holberg ganz gut, den Lehm an dieser offensichtlich besonders kalten Stelle abzumagern)
-das Lüftungsverhalten überprüft werden (ca. dreimaliges Stoßlüften täglich, vor und nach dem Schlafen und tagsüber jeweils nur 3-5min, aber mit völlig geöffneten Fenstern, am besten über Eck)
-das Fenster nachts ein klein wenig offen halten, also Spaltlüftung (Fensterhebel in eine Mittelposition zwischen offen und geschlossen, wo das Fenster noch nicht aufgeht, sich aber doch schon 3-4mm öffnet). Vermutlich sind diese Probleme erst nach dem Einbau der neuen Plastefenster aufgetreten.

Luftige Grüße

Thomas
 
Gleiches Problem!

In meiner Verwandtschaft tritt genau das selbige un d leidliche Thema auf!
Lehmverputz, 2-lagig.
Und nun nach drei (3) Jahren beginnt in den schlecht zirkulierenden Außeneckbereichen (hier zwar im Erdgeschoßbereich!), eine Schimmelpilzengtwicklung.
Zur damaligen Zeit empfahl ich eine ringtemperierende Leitung in den Putz zu integrieren und an die bestehende Konvektorheizung anzubinden, doch dies kam nicht zum tragen.
Nun ist aber genau zu diesem damaligen Gedanken dieser Sachverhalt eingetreten und wir werden dort eine nachträgliche Veränderung vornehmen.
Bauteiltechnische Betrachtungen sind unbedingt von Nöten und auch von hoher Sachrelevanz.
Lehm ist nun einmal auch kein Allheilmittel!

Grüße Udo
 
wenn man nicht genau sieht ...

sollte man den Schleier lüften ...

Die schleierhaftigkeit der Temperierungen oder Heizleisten kann evtl erhellt werden wenn man sich die sancal-Seiten durchliest o.Ä.
Die Heizleisten funktionieren optimal, wenn die Temperaturen der Vorläufe nicht zu hoch ist ... wenn die Temperaturen erhöht sind reisst der Warmluftschleier ab und bewegt sich von der Wand weg und wird zur "Warmluftwalze" die man von den üblichen Konvektoren kennt ...

Vielleicht wird's so anschaulicher?

DasThema Schimmel und Lehm ist ein weitverbreitetes - Wie ich schon oft geschrieben habe sollte man die Bauteile nicht Teil für Teil "optimieren" und nicht an die Systeme oder Abhängigkeiten dabei denken - es ist halt nicht nur die Frage: Lehmputz oder nicht sondern betrifft dann noch die Heizung, die Lage des Hauses, und zig weitere bauliche Parameter ....

und das Argumment: mangelhafte Lüftung ist so ein Placebo-BlaBla - ein Haus muss auch funktionieren, auch wenn man nicht "drei mal am Tag Stoßlüftuung" macht ... da stimmt dann was nicht - so oder so!

schönes Wochenende

FK
 
Vermutlich hat ja aber

das Haus auch ohne 3maliges Stoßlüften besser funktioniert - bis neue und dichte Fenster reinkamen.

Und was sollte man gegen richtiges Lüften sagen? Schließlich muß man ja nicht im selbst produzierten Mief ersticken!

Grüße

Thomas
 
herr Schillberg und Herr Kurz

das mit den Heizleisten und dem Warmluftschleier interessiert mich brennend. Wo finde ich hierzu mehr Informationen?

Vielen Dank
 
Schimmel auf Lehmputz

Liebe Antworter, vielen Dank erstmal für die zahlreichen Äusserungen zu meiner Frage, ich bin schwer begeistert in welch kurzer Zeit so viele brauchbare Infos zusammen kommen: weiter so ! Es grüsst Henrik Preßler
 
Allgemein gehaltene Behauptungen

und Verschwörungtheorien reichern die Seite von Sancal an.

Meine Glaubensfähigkeit überfordert die Seite bei Weitem.

Es fehlen hingegen nachvollziehbare Beweise, warum z.B. die nach vorn abgegebene Warmluft vor der Wand einen "Wärmeschleier" bilden soll; warum diese Luft im Aufsteigen ihre GESAMTE Energie an die Wand abgeben soll ("Inzwischen ist messtechnisch nachgewiesen, dass Heizleisten reine Strahlungswärme sichern und damit ein natürliches Raumklima entsteht." - leider wird das nicht weiter ausgeführt) etc.

Wer in Sachen Heizung unbedingt etwas ANDERES haben muß (als Selbstzweck) ist hier trefflich bedient. Der Rest läßt vermutlich die Finger davon und entscheidet sich auf Basis des gesunden Menschenverstands und der Physik für eine tatsächliche Strahlungsheizung.

Grüße

Thomas
 
Glauben oder Realität

Sie schreiben: "leider wird das nicht weiter ausgeführt"
dann sollten Sie weiter lesen
evtl auch auf der Seite:
http://clausmeier.tripod.com/

und wenn Sie auf der Suche nach "Beweisen" sind - untersuchen Sie bitte mit Hilfe der Physik die Unterschiede zwischen Strahlung und Konvektion aufzuarbeiten und vergleichen Sie dann das mit den "landläufigen Meinungen" über Heizung und Heizen ....

Was wäre denn Ihrer Ansicht eine 100% ige Strahlungsheizung?

Bin gespannt!

FK
 
@ FK

also habe ich bei Sancal noch 'mal das gleiche nachgelesen und nichts neues dazu gefunden. Ich habe mir auch den streitbaren Professor Meier in Kürze angeschaut, aber nichts zum Thema gefunden. Nun ist die Seite recht informationsreich, wo genau ist denn die Laudatio auf die Heizleisten verborgen?

"untersuchen Sie bitte mit Hilfe der Physik die Unterschiede zwischen Strahlung und Konvektion aufzuarbeiten und vergleichen Sie dann das mit den "landläufigen Meinungen" über Heizung und Heizen ...."

Wozu nochmal, daß haben ganz erfolgreich schon andere getan. Ich habe keinen Zweifel daran gelassen, daß ich Strahlungswärme für die vorteilhaftere Heizungsart halte.

Aufgrund der vagen Geschichten auf der Sancal-Seite fehlt mir jedoch auch jenseits gegenteiliger praktischer Erfahrungen jeder theoretisch fundierte Ansatz, Heizleisten für eine nennenswerte Quelle für Strahlungsheizung zu halten. Mit Sicherheit sind sie keine Alternativen zu echten Flächenheizungen.

Aber der Professor schreibt etwas anderes Interessantes (und damit kommen wir zum Ausgangspunkt der Frage zurück):

"Das ”undichte Fenster” ist die einzige kostengünstige und überschaubare Konstruktion, um einen Feuchtestau der Raumluft zu vermeiden – eine uralte Lüftungsvariante.
Sogar die ”Industrie” hat sich darauf eingestellt: Sie bietet ”undichte” Dichtungen an (Noppen auf dem Dichtungsband), empfiehlt Lüftungsschlitze im Rahmen (auch mit Staudruckbremse) oder entfernt lapidar nur wieder die Lippendichtung. Gegenüber dem in den Verordnungen geforderten ”Fugendurchlaßgrad” bedeutet dies ein Salto Mortale rückwärts – Schizophrenie im konstruktiven Denken.
Warum eigentlich kann man zum Lüften nicht einfach das Fenster aufmachen – frische Luft und die Verbundenheit zur Außennatur läßt dies am wünschenswerten erscheinen."

Schön, nicht?

Frische Luft kann man auch haben, indem man hinausgeht. Und ganz genau das tue ich jetzt. Stahlungswärme (100%) von Mutter Sonne. Was die letzte Frage beantwortet.

Grüße

Thomas
 
Da habe ich doch...

...die "Aktuelle Seite" vom Meister Eisenschink entdeckt und damit eine Sammlung wundervoller Zubettgehgeschichten für Fans der Heizleiste. "Und da sagte die kleine heiße Heizleiste zur großen, kalten Wand..." Zur Sache, Thomas, das steht da natürlich nicht.

Dafür aber das: "Die Strahlenwärme der Heizleisten ist selbstverständlich blitzgeschwind regelbar. Eine Heizleistenanlage für ein Eigenheim hat einen Wasserinhalt von gut 30 Litern. Die heizt der Kessel minutenschnell auf, und ebenso schnell ist das bißchen Wasser abgekühlt, wenn weniger Heizwärme gebraucht wird. Die schnelle Aufheizzeit im Vergleich zu allen anderen Heizsystemen war vor 40 Jahre eine der besonderen Auffälligkeiten der Heizleistentechnik."

An anderer Stelle vermerkt der Meister richtig
"Temperaturstrahler sind alle festen Körper, das heißt nur Gase strahlen praktisch nicht."

Blitzgeschwind wird nicht mal das Wasser warm, daß die Heizleisten zum Leben erwecken soll. Die dann erwärmte Luft strahlt aber nicht. Dank des mysteriösen Wärmeschleiers, der sich sogar hinter Schränken bilden soll, streicht nun die Luft an der Wand entlang und erwärmt diese (aus meiner Sicht langsam, Stein leitet die Wärme ja auch sehr gut ab).

Wenn es im Raum schnell warm wird, ist das ein sicheres Zeichen dafür, das es hier nur - um warme Luft gehen kann.

An anderer Stelle polemisiert der Meister gegen Wandheizungen, die wären zu träge. Dabei versucht er mit seiner Heizleiste doch lediglich (mit wesentlich weniger Erfolg), ebenfalls die Wand zu erwärmen. Der Wärmeschleier strahlt ja eben nicht.

Mich erstaunt, daß der selbe Florian Kurz, der dem Forum so herrliche Wortschöpfungen wie die "trällernde Ökolobby" geschenkt hat und gegen Herstellerangaben latent mißtrauisch ist, immer wieder nur auf die Herstellerseite von Sancal verweist. Glaubst Du das denn wirklich???
In benannter Frage 21 wird allerlei behauptet. Warum das aber so sein soll, bleibt offen.

Warum also gibt die Luft, die sich zum Erwärmen durch Lamellen quälen muß, ihre Wärme freiwillig und vollständig während des Aufsteigens über 2,5 oder 3m an die Wand ab (zu 100% wohlgemerkt, so wird's behauptet). Was sollte sie bewegen, nach vorn aus der Heizleiste auszutreten und dann doch direkt an der Wand aufzusteigen?

Konkrete Aussagen dafür sind auf der sancal-Seite nicht zu finden. Allenfalls wird nebulös auf "Messungen" verwiesen.

Grüße

Thomas
 
Auf Grund

dieser nebulösen Informationen und weil ich die gleichen Gedankengänge wie Thomas W. Böhme habe, hatten wir uns auch für die Wandheizung entschieden, die ich auch bei meinen Kunden schon einige Male zu deren Zufriedenheit eingebaut habe.
Was ist jetzt aber eigentlich am Objekt passiert?
Haben Messungen schon irgend etas ergeben?
Info wäre nicht schlecht.

Gruß aus Dortmund
Harald Vidrik
 
Thema: Schimmel auf Lehmputz

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